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Erscheint . jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Alk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm, tv Uh» sowie für Auswärts alle Austräger, detgl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Ruszdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hitttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes z« Hohenstein Nr. 107 Dienstag den 10. Mai 1892. Bekanntmachung. Trotz wiederholten Verbots sind Wahrnehmungen darüber gemacht worden, daß hiesige Einwohner an dem Bachufer Asche und Schutt abladen und dadurch den Lauf des Baches an verschiedenen Stellen ziemlich zufüllcn. Es werden hierdurch diejenigen Personen darauf aufmerksam gemacht, daß dabei Be troffene unnachsichtlich zur Anzeige gebracht und bis zu 30 M. —- Strafe geahndet werden. Gersdorf, 4. Mai 1892. Der Gemeindevorstand. Göhler. Bekanntmachung, die hiesige diesjährige Impfung betr. Donnerstag, den 12. Mai, Nachmittag 4 Uhr Erstimpfung aller 1891 ge borenen Kinder im Restaurant des Herrn RöderWer. Nachmittag 6 Uhr gleiche Impfung im Gasthof zur Linde. Die 12jährigen Kinder haben sich zur Wiederimpfung am gleichen Tage zu gestellen. Alle Eltern und Vormünder der impspflichtigen Kinder, auch der zurückgcstellten vom Vorjahre werden, bei Vermeidung des H 14 Abs. 2 des betr. Gesetzes gedachten Strafen, an gewiesen, .mit ihren Kindern in den avberaumten Impfterminen zu erscheinen oder die Be freiung von der Impfung durch ärztliches Zeugniß bei dem Termine selbst nachzuweisen. Hermsdorf, den 8. Mai 1892. Götze. Bekanntmachung. Mittwoch, den 11. dfs^ Mts. Einnahme der am 10. April fällig gewordenen Sthulanlagen in der Gemeinde-Expedition. Restanten von Schulgeld und Schulanlagen werden gleichzeitig erinnert, daß Reste bei Vermeidung executivischer Maßregeln nunmehr umgehend abzuführen sind. Hermsdorf, den 7. Mai 1892. Götze. Sächsisches. Hohenstein, 9. Mai. Das Jahr 1842, in welchem, wie vorgestern erinnert, Hamburg zum dritten Theile niederbrannte, war auch für unser Sachscnland ein verhäugnißvolles Brandjahr. Am 4. August brannte die Stadt Kamenz fast völlig nieder. Bon 600 Häusern brannten 450 nebst etwa 50 Nebengebäuden nieder und von ca. 4400 Bewohnern wurden ca. 3000 obdachlos. Vier Tage später wurden in Hartha bei Waldheim von 200 Wohngebäuden 14 derselben und eine Anzahl Nebengebäude in Asche verwandelt; 112 Personen verloren dadurch ihr Ob dachs In der Nacht vom 31. August bis 1. September brach in Sayda ein so verheerendes Schadenfeuer aus, daß von 160 Wohngebäuden nur deren 36 stehen blieben. Am 7. Septem ber wurde der dritte Theil der Stadt Oschatz durch Feuer ver nichtet. 157 Hauptgrundsiücke sammt der Kirche, sowie die dazu gehörigen etwa 2000 Nebengebäude und eine Anzahl Scheunen gingen in Flammen au". Bon 5360 Einwohnern wurden ca. 1500 obdachlos. Pachtfrei werden folgende Bahnhofsrcstaurationen: die zu Annaberg am 31. Juli 1892, die zu Großschönau, Großpost witz und Schöneck am 31. August 1892, die zu Lucka am 6. September 1892 und die zu Klingenthal, Grünhainichen, Elster berg, Herlasgrün, Leisnig, Plauen i. V. unterer Batmhos, Herrnhut, Roßwein und Ziegenhain am 30. September 1892. Die Verpachtung erfolgt auf 6 Jahre unter den bei allen Stationsverwaltungcn einzuschenden allgemeinen Verpachtungs- bedinaungcn. Pachtgebote sind bis zum 15. Mai d. I. an die konigl. Generaldirektion einzusenden. Die Begräbnitzkasse des Vereins sächsischer Gemeinde beamten hatte am 31. December 1891 einen Bestand von 1128 Versicherten mit 247,500 M. Versicherungssumme. Durch Zuwachs erhöhte sich der Bestand auf 1135 Versicherte mit 249,400 M. Versicherungssumme. Dagegen kamen 7 Ver sicherte in Abgang, so daß am 31. März d. I. 247,700 M. Versicherungssumme von 1128 Versicherten verblieb. Im ge summten Geschäftsjahre 1891/92 traten 92 neue Mitglieder zu, während 26, davon 16 infolge Ablebens, ausschieden. Im ganzen Jahre, vom 1. April 1891 bis 31. März 1892, waren 22,680 M. Versicherungssumme hinzugclreten, 5500 Mark in Abgang gekommen, so daß 17,100 M. cffectiver Zuwachs ver bleibt. Für den verstorbenen Rathsasscsfor Richter in Leipzig hat RathSaffessor Wilisch-Lcipzig den Vorsitz im VerwaltungS- tzBschnß der Kasse übernommen. / Ucber den wahren Grund der Maifeier sagt die „Sächsische Arbeiterzeitung": „Wir feiern, „weil wir den Gegnern jederzeit auf's Neue zeigen wollen, wie die Schaaren unserer Anhänger anschwellen". Noch ehrlicher ist der „Socialist", indem er schreibt: „Nicht in der Anstrebung des gesetzlichen Achtstunden- rageS in allen Ländern erwies sich die revolutionäre Bedeut ung der Maifeier. Sie liegt in jenem kecken Einbruch in die Alles umfassende Rechtssphärc der Bourgeoisie, in dem ener gischen Willen der Arbeiterklasse, der bürgerlichen Gesellschaft die Zeiteiotheilung^in Feier- und Arbeitstage nicht mehr allein zu überlassen, sowie in der Demonstration der proletarischen internationalen Solidarität im Kampfe für den Socialismus! Die Maifeier darf nicht von der bürgerlichen Gesellschaft als ein „liebliches Geläute" empfunden werden, sondern muß auf sie wirken, wie das Geheul von Sturmglocken, an deren Strängen der Glöckner Proletariat reißt. Echte revolutionäre Leidenschaft muß auS ihr sprechen, keine ängstliche Halbgluth, kein verpuffendes Strohfeuer. Alle Welt soll klar erkennen, daß die Sache kein Spaß, sondern ein politisches Erdbeben ist, unter dem der Bau der bürgerlichen Gesellschaft in allen Fugen kracht." — Die Sprache ist zu deutlich, als daß sie noch eines Commentars bedürfe. Zahlungseinstellungen. Gustav Haas, Kauf mann, Barmen. Sal. Loefer, Kaufmann, in Firma Loeser u. Goldschmidt, Berlin. A. Neumann, Branntweinbrenner, Lübeln. Anion Stegmaier, Kaufmann, Gmünd. Franz Tampe, Kaufmann, Inhaber der Firma I. de Veer u. Tampe, Köslin. F 8. Bonacker, Kaufmann, Memel. Firma Karl Walter, Offenbach. Franz Konietzko, Kaufmann, Oppeln. Paul Kaeske, Kaufmann, Spremberg. Paul Wiese, Kaufmann, Treptow a. R. Carl Wilhelm Richard Seydel, Fleischer meister, Leipzig-Anger-Crsttendorf. Traugott Friedrich Hilbert, Strumpffabr'.kant, alleiniger Inhaber der Firma: „Tr. Fr. Hilbert", BrünloS. Christian Heinrich Friedrich Voß, Privatus, Cölln a. E. Adolf August Rechter, Handelsmann, Nachlaß, Zittau. Carl August Pilz jun., Klempnermeister, Annabekg. Louise Henriette verw. Weigert geb. Bertram, Posamentir- geschästsinhaberin, Glauchau. Franz Julius Junghanns, Glasermeister, Taura (Schlußtermin 2. Juni d. I.) Friedrich Max Hofmann, Bäcker, Neukirchen (Schlußtermin 4. Juni d. I) — Aufgehoben: Julius Gottfried Voigt. Schneidermeister, Leipzig. Cornelius Esuard Lorenz, Strumpffactor, Thalheim. August Ferdinand Merkel, Oekonom, Treuen. Heinrich Her mann Wolf, Stickereifabrikant, in Firma: „Heinrich Wolf", Plauen i. V. Ernst Richard Blüher, Kaufman», alleiniger Inhaber der Firma „C. F. Blüher", Lengefeld. Das Direktorium des Kreisvereins für innere Mission in Glauchau hat eine „Wanderbibliothek in seinem Bezirke er richtet und sind j tzt 6 Gemeinden mit je einer Abtheilung ver sehen worden. Auch Hermsdorf darf sich unter diese zählen; denn vom KreisvereinS-Direktorium sind durch den beauftragten Geschäftsführer, Herrn Diaconu? Rosenkranz in Glauchau, die Abtheilung 1), bestehend aus 59 nummcrirten und gebundenen Büchern wissenschaftlichen, belehrenden und erzählenden Inhalts, dem I. Lehrer zugegangen, welchejBücher den Gemeindegliedcro, Alt und Jung M fleißigen Benutzung angelegentlichst em pfohlen werden. Nur das Beste wird den Lesern gegen ein geringes Lesegcld von 3 Pfg. für je eine Woche und Buch, es mag schwach oder stark, groß oder klein sein, geboten. Es ist nicht nur lobens-, sondern auch dankenswerth anzuerkennen, daß der Kreisverein für innere Mission durch diese Bücher Ver- edelung des Herzens, Gemüths und Willens bezweckt und Volks bildung gehoben wird. Wünschen wir nur eine recht rege Be nutzung. Am vorigen Sonntag Nachmittag 4 Uhr brannte das dem Herrn Zscherpe in Oberwinkel zugehörige Gut vollständig nieder. Ueber die Entstehung des Feuers ließ sich Bestimmtes nicht ermitteln. Der Besitzer war, wie wir hören, während des Brandes abwesend. Am Freitag wurde in Chemnitz die 21jährige Dienst magd Franziska Toyka, in Schlesien geboren, wegen ver suchten Mordes zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Die Toyka hatte ihr außereheliches Kind, welches sie zu Zieheltern gegeben, bei einem Besuche mit blauer Tinte zu vergiften ver sucht. Das Kind war dircct daraus zwar nicht gestorben, konnte aber 14 Tage lang keinerlei Nahrung verdauen und ging daun doch mit Tod ab. Zwar konnte ärztlicherseits ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der That der Toyka und dem Tode des Kindes nicht festgcstellt werden, man kam aber, gegenüber der offen eingestandeme» Absicht, das Kind tödten zu wollen, zu dem obigen Urtheil. Einen glücklichen Fang machte am Freitag die Polizei in Werda». Schon seit langer Zeit treibt in dortiger Stadt und deren weiterer Umgebung eine Diebesbande ihr Unwesen, ohne daß cs möglich war, derselben auf die Spur zu kommen. Gerade in der letzten Zeit hatten sich die Einbrüche gehäuft, und besonders die Art und Weise der jeweiligen Ausführung deutete darauf hin, daß immer ein und dieselben Verbrecher die Hand dabei im Spiele hatten. Daß es sich um meh«« Personen dabei handelte, ging aus der Masse des Gestohlenen hervor; man war hier sogar der Ansicht, daß das gestohlene Gut in manchen Fällen hatte mit dem Wagen fortgeschafft werden müssen. In der Nacht zum 30. v. M. war nun wie der ein Einbruch in einem dortigen Restaurant verübt worden, und diesmal lenkte sich der Verdacht aus bestimmten Gründen auf eine in Werdau wohnhafte Familie NamenS Fischer, die schon längst als Dicbesfamilie dort bekannt ist und gemeinhin mit dem Namen „Mausefischer's" bezeichnet wird. Eine kaum glaublich? Geriebenhüt, vor Allem des Familienoberhauptes — daS, nebenbei bemerkt, trotz seines Renom^s seit Jahren als Flurwächter verwandt wird — hat die Entdeckung der Diebesbande bisher bis auf einzelne frühere Fälle zu verhindern vermocht; am vergangenen Freitag ist es endlich der Polizei gelungen, die geriebenen Spitzbuben des letzten Einbruchsdieb stahls zu überführen und sie zu thcilweisen Geständnissen be züglich der früheren zu bewegen. Es wurden vorläufig vier Personen — drei Angehörige der Familie Fischer und noch ein vierter Helfershelfer — festgenommen. In der Nacht zum Mittwoch wurde in Kirchberg von un bekannter Hand im Durchgang des dortigen Ralhhausthurmes eine mit Sprengstoff gefüllte und mit einem Exemplar des „Vogtl. Bolksbl." vom 1. März d. I. verpfropste Flasche niedergelegt, die mit starkem Getöse rxplodirte, Schaden aber glücklicher Weise nicht anrichtcte. Am Sonnabend war in der Stallung des Gutsbesitzers Stehfest in Reusa Feuer ausgekommen, durch welches das Ktallgcbäude völlig zerstört wurde. Als die Brandstifterin dieses, sowie des Stehfest'schen Scheunenbrandes in voriger Woche ist die 15jährige Dienstmagd des Gutsbesitzers Stehfest ermittelt worden. Die Thäterin war geständig und hat beide Brandstiftungen angeblich auS dem Grunde begangen, weil sie, erst seit de« 30. April in Diensten, sich nicht habe ein- gcwöhncn können. Herr Generalmajor v. Raab, Commandeur der 6. In fanterie-Brigade Nr. 64, traf am Sonnabend früh in Begleit ung eines Adjutanten mittels des fahrplanmäßigen Schnell zuges auf dem Oberen Bahnhofe in Plauen ein und fuhr daun mit einem Privatgeschirr sofort in der Richtung nach OelSnitz weiter, wie man annimmt zum Zwecke der Besichtigung des Manövergcbietes für die diesjährigen Herbstübungeu der Brigade. Die von Herrn Generalmajor v. R iab befehligte sogenannte „Schwarze Brigade", welche bei den Herbstübungen im Jahre 1888 in Plauen lag, kommt diesmal nach Oelrnitz zu liegen, mit ihr werden drei Prinzen des köaiglichen Hauses dem Vogt lande die Ehre ihres Besuches geben: Prinz Friedrich August, Prinz Johann Georg und Prinz Max Der Präsident der Dresdner Liedertafel, Herr Hofmusikalien- häudler Naumann, begab sich am Mittwoch nach Friedrichsruh, um die Wünsche Sr. Durchlaucht des Fürsten von Birmaick bezüglich des Ständchens, welches die Sänger dem Altreichs kanzler darzubrinqeu gedenken, einzuholen. Herr 1)r. Ciysander empfing Herrn Näumann und geleitete ihn zum Fürsten, der ihm in der liebenswürdigsten Weise entgegenkam und einlud, neben den übrigen anwesenden Gästen an der Frühstückstafel theilzunehmen; unter diesen befand sich auch die Gräfin Stoll berg-Wernigerode. Die Fürstin von Bismarck luo Herrn Näumann ein, neben ihr Platz zu nehmen. Der Fürst wie die Frau Fürstin nahmen wiederholt Gelegenheit, sich nach Dresden, Dresdner Verhältnissen und der Liedertafel zu er kundigen. Fürst von Bismarck sprach u. A. viel vom ver- storbcnen Kaiser Wilhelm I. Beim Abschied reichte Se. Durch laucht Herrn Näumann beide Hände und hob hervor, daß ihn der Besuch der Dresdner Sänger ganz besonder« erfreue, dieser Tag würde sür ihn ein Festtag werden. Herr vr. Crysander geleitete Herrn Näumann, auf den Fürst von Bismarck den Eindruck völliger GeistcSfrijche und blühender Gesundheit ge-