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Hohensteiner Tageblatt : 25.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189202257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18920225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18920225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-02
- Tag 1892-02-25
-
Monat
1892-02
-
Jahr
1892
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 25.02.1892
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scheint für diese Industrie angebrochen, cs würden jetzt die wehr Schiffchenstickmaschmen ausgestellt werden, wenn glcic die erforderlichen Räume vorhanden wären. In Plauen stehen gegenwärtig aber immerhin schon über 700 solcher Maschinen. Die Zchl der Handstickmaschincn ist dagegen von unqesäh 3000 auf etwa 16—1700 zurückgegangcn. In diesen Tage werden es 9 Jahre, daß in Plauen die erste Schiffchenstic Maschine in Gang gesetzt worden ist. Die nationallibcrale Partei in Leipzig wird aus Nnla des Ende Februar bevorstehenden 25jährigen Jubiläums ihre Bestehens für Sonn'ag den 6 März die Feier eines allge meinen ParreifestcS für Sachsen in Dresden begehen. Zur Uebernahme der Festrede im Belvedere hat sich der hessische ReichStagSabgeordnete Dr. Osann bereit erklärt; mehrere sächsische und auswärtige ReichStagSabgeordnete haben ihr Erscheinen beim Feste zugcsagt. Ein schneller und unerwarteter Tod ereilte am Sonntag den Cigarrenarbeiter Ernst Meyer in Rochlitz. Er hatte am Nachmittag die Taufe seines Kindes gefeiert und war Abends mit seinen Gevattern auf einen dortigen Saal zum Tanz ge gangen. In völligem Wohlsein war er unter den Tanzenden stöhlich gewesen, als er Plötzlich U-belkeit verspürte und be gleitet von seinen Gästen dar Nebenzimmer aussuchte. Hier ereilte ihn ein Herzschlag, der seinem L.ben ein sofortiges Ende bercitete. Die Schphmacher-Janung zu Pirna beging am 22. dsS. das 600jährige Jubiläum ihres Bestehens in festlicher Weise. Hunderte von Existenzen sind bereits den betrügerischen Manipulationen des Wechsclfälschers Richter in Dittersbach zum Opfer gefallen. Dem durch daS Fall ss ment Richter'» veranlaßten Selbstmord des Gutsbesitzers Wilyelm Geißler in Hirschfelde, der bei Richter sein ganzes Vermögen verlor, sind nun weitere Opfer, drei Bauern aus der Löbauer Gegend, ge folgt, welche sich ebenfalls wegen des Verlustes ihrer Habe entleibten. Immer weitere Kreise zieht der geschäftliche Krach, da täglich neue falsche Wechsel «»gemeldet werden. Echt ac- ceptirte Wechsel änderte Richter dadurch, daß er die Summen durch eine hinzugefügte 0 um das zehnfach- vergrößerte; zum Zwicke dieses Betrugs verwendete Richter von vornherein höhere Wechsclstempelmaiken. Den Passiven von über 1 Million Mark stehen kaum 50,000 Mark Activa gegenüber. Die Ge schäftsbücher sind in der größten Unordnung. Seit einiger Zeit befinden sich in Zittau falsche 50-Psennig- Stücke älteren Gepräge« im Umlaufe, dieselben sind mit einer großen 50, dem Münzzeichcn v und der Jahreszahl 1876 versehen. Von den echten sind sie mit bloßem Auge schwer zu unterscheiden, da sic mittelst Stanz: hcrgcstellt zu sein scheinen und im Klange, Griff und Ansehen den echten täuschend ähnlich sind. Aus Altenburg, 22. Februar, wird geschrieben: Ueber den Proceß des früheren StaaiSministers von Leipziger gegen den Socialdemokratcn Vogenitz schreibt die „Landeszeitung" Folgen des: Heute Vormittag von 9 Uhr an fand vor dem herzog lichen Schöffengericht hier die Privatklagsache des früheren Staatsministers von Leipziger, Excellenz, j tzc in Wolframs dorf (vertreten durch Herrn Rechtsanwalt Roche hier), gegen den Schriftsetzer Herrn Gustav Adolf Vogenitz hier, als ver antwortlichen Redactcur des „Wähler", wegen Beleidigung durch Artikel im „Wähler" statt. Der Beklagte war persön lich mit seinem Verlhcidigcr Herrn Rechtsanwalt Hofmann in Leipzig erschienen. Der Zuschauerraum war überfüllt, der Vor platz vor dem Schöffengerichtssaal, sowie die Trepp: zu dem selben waren von Zuhörern besetzt. Nach Verlesung des Ec- öffaungSbeschlusses erklärte der Vertheidiger, daß er den Wahr heitsbeweis anrreten wolle und benannte eine ziemliche Anzahl Personen als Zeugen. Es wurde der Beschuß verkündet, daß die heutige Hauptvcrhandlung ausgesetzt sei und zur nächsten die benannten Zeugen vorgeladcn werden. Die nächste Ver handlung wird vor Ostern schwerlich staltsindcn. Deutscher Reichstag. Berlin, 23 Februar. Der Reichstag beschäftigt sich heute mit der zweiten Lesung deS Telcgraphengesctzc». Der 8 1 des Gesetzes, wie cs an der Commission an daS Haus zurückgelangt ist, lautet: „Das Recht, Telcgraphenanlagen für die Vermittlung von Nachrichten zu errichten und zu betreiben, steht ausschließlich dem Reiche zu. Unter Tclegraphenanlagcn sind die Fernsprcchanlagen mit begriffen." Die Abgg. Bar und Gen. (deutschfreis) beantragen, den 8 1 folgendermaßen zu fassen: „Das Recht, elektrische Lei tungen zur Uebermittlung von Erklärungen und Gesprächen gegen Bezahlung im Betriebe zu haben, steht vorbehaltlich der Bestimmung des § 2a ausschließlich dem Reiche zu." Dieser § 2a lautet: „Elektrische Leitungen zur Uebermittlung von Er- ltärungen und Gesprächen gegen Bezahlung können für den auf den Bezirk einer Gemeinde beschränkten Verkehr auch von den Gemeindeverwaltungen betrieben werden." Abg. Schrader legte dar, daß das ganze Monopol verlangen nicht die Natur der Bestätigung bestehenden Rechtes habe. ES handle sich hier nicht um politische, sondern um Rechts- und Zwcckmäßigkeits- fragen. Der Redner hielt den 8 1 in seiner gegenwärtigen Fassung für vollständig unbrauchbar und bemängelte es be sonder-, daß auch alle Mittel zur Verständigung, die in Zu kunft noch erfunden wüideo, mouopolisirt werden sollten. Werve dem Reiche dieses Monopol verliehen, so liege die Befürchtung nahe, daß die Interessen anderer elektrischer Anlagen geschädigt würde. Staatssecretär von Stephan bestritt dem Vorredner, daß eine Beunruhigung im Lande durch daS Gesetz hervorge- rusen sei, und prvtestirte seierlichst dagegen, daß die Verwalt ung private Interessen schädigen wolle. Den Begriff Tele graphie bestimmte er dahin, daß herunter jede Vermittlung von Nachrichten in die Ferne zu verstehen sei, also auch die durch den optischen Telegraphen, der unter Umständen von unge heurer Bedeutung sein könne. Schließlich erwähnte er, daß diejenigen Staaten, die das Fernsprechwesen nicht verstaatlicht hätten, hinterher gezwungen gewesen seien, die Anlagen der Privatgesellschaften Mit großen Kosten anzukaufen. Der bairische Bundekcomrmffar Landmann erklärte, bas Gesetz sanctionirc nur den in Baiern thatsächlich bestehenden Zustand, der von Niemandem angefochten sei. Abg. Hammacher warnte davor, dem Gesetze eine übertriebene Bedeutung bcizumessen, und fand die Verstaatlichung des Fernsprechwesens vollständig gerecht fertigt. Die Redner der Freiconscroativcn, des CcntrumS und der Conservativen nahmen eine ähnliche Stellung zu dem Ge setze ein. Der würtembergische Bevollmächtigte von Mojer de- stärigtc das Bestehen eines gleichen TelegraphemegalS in seiner Hcimath, wie cs das Reich für sich beanspruche. Der freisinnige Abgeordnete v. Bar beantragte nunmehr für den Fall der Annahme des CommissionSbcschlusscS, dem Reich dar Monopol nur für die „entgeltliche" Vermittlung zu gewähre». Staatssecretär v. Stephan trat auch diesem Anträge entschiede» entgegen und leitete daraus große Nachtheile für die Tele graphenverwaltung her. Außerdem beschwichtigte er die Be denken, die Privatindustrie würde bei der Herstellung von Apparaten u. s. w. durch das Monopol geschädigt werden, mit dem Hinweis darauf, daß die Telegraphenverwaltung ihren vielseitigen Bedarf nicht durch Herstellung in eigener Regie be friedigen könne. Unter Ablehnung aller Anträge wurde die LommissionSfasiung vom Hause genehmigt. Auch 8 2 wurde nach kurzer Debatte nach dem Vorschläge der Commission an genommen. Morgen stehen die socialdemokratischen Anträge betr. Aufhebung der Getreidezölle und der Wirkungen des Socialistcn- gcfitzes auf der Tagesordnung. DrsrtsöxA «eich. Berlin, 22. Februar. Ueber die Vorgänge in Uganda kommen fitzt aus französischen Mission?quellen mehrfach Nach- nchtcn, die über die Niederlage der Mahomedancr Licht ver breiten. Danach hätte die Armee des König- Mwanga in Stärke von 20000—25,000 Mann, von denen 6000—7000 Mann mit Flinten versehen waren, in Unjoro die mahome- danische Streitschaar angegriffm, die mir 3000 Kriegern KabregaS nicht über 7000 Mann betrug. Es kam zu einem Gefecht, in wclchem der Feind an 200 Mann verlor und si: der Ucbermacht weichend, zurückzog. Die Engländer Ware noch gar nicht ins Treff.n gekommen. An eine weitere Ver folgung deS Feindes auf das Gebiet KabregaS war nichc zu denken, da dar Land verwüstet war. Das Lager und die n u- -mchtete Hauptstadt der Mahomedancr ist zerstört und dem Erdboden gleich gemacht worden. Die englischen Oificiere, die mit den mahomedanifchen Anführern in Unterhandlung traten, hofften die Missionare bald von der Gegenwart so schlimmer Nachbarn zu befreien, indem sie dieselben am Westufer deS Albert-Eduardsees anzusiedeln gedachten. Ob cs möglich sein wird, die mit ihren Weibern und Kmdern an 2000 Köpfe zählende Bande fortzubringen, ist zweifelhaft, und fraglich, ob sich die Mahomedancr in dem ang-wiejencn Gebiet ansiedcln und ihre Raubzüge und Sklavevjagden auigeben werden. AuZ Bukumbi, dec Station am Südufer des Victoria- Nyinzo, ist ein Bericht des Paters Löverque eingelaufen, in dem er schreibt, daß die Reise der letzten Mission-kurawane durch die deutschen Besitzungen außerordentlich glücklich verlief. Mehrere Häuptlinge seien auS freien Stücke» ihnen entgegen gekommen und hätten G.schenke gebracht, da sie an der Spitze de« Zuges die deutsche Fahne wehen sahen. Die Lage habe sich sehr vortheilhait geändert; Lieutenant Langhcld, der Sta- tionSchef von Bukoba, habe ihm gesagt, man könne jetzt mit dem Spazierstock in der Hand, ohne etwas zu fürchten, die deutschen Besitzungen durchwandeln. Der verstorbene Pater A. Schyase hat dem Briefe noch folgende Nachschrift beigefügt, wohl die letzten Zeilen, die der in weiten Kreisen bekannte Missionar nach Deutschland geschrieben hat, und welche zur Beurthcilung der Verhältnisse nicht ohne Interesse sind: „Ich erlaube mir, meine besten Wünsche denen des P. Lövesque hinzuzuiügen. Um Mißverständnisse zu vermeiden, füge ich bei, daß freilich ein guter Anfang gemacht ist. Stellenweise kann man mit Spazierstock gehen, aber eS wird doch noch einige Jahre dauern, bis der Europäer überall sicher ist. Derselbe thut gut, den Eingeborenen eine genügende Macht zu zeigen, um sie von Angriffen abzuschrcckcn. Es wird noch manche Jahre kosten, bis die Wagogo sich daran gewöhnt haben, Durch reisende nicht als Milchkühe zu betrachten. Aber, Golt sei Dank, der Anfang ist gemacht; die deutsche Flagge ist geachtet und unter ihrem Schutze hoffen wir, uns unserer Berufsarbeit ungestört hingeben zu können. Die deutschen Katholiken wer den uns hierbei nicht im Stich: lassen, besonders da alle unsere Erfolge hier zu Lande eben so sehr für das Vaterland als die Kirche sind." Leider ist Schynse bekanntlich, noch ehe eine Zeilen nach Europa kamen, gestorben. Ueber das kürzlich bei dem commandirendcn General des dritten Armeccorps v. Versen veranstaltete Festmahl, bei welchem der Kaiser erschienen war, wird nachträglich bekannt, laß dort eine überaus lebhafte und angeregte Stimmung herrschte. Der Kaiser plauderte viel und eingehend mit allen Anwesenden. Die Politik wurde bei diesen Unterhaltungen nicht gestreift. In der Gesellschaft überwog das militärische Element. Es waren nur fünf Herren vom Civil anwesend, Fürst Radolin, UntefftaatSsecretär v. Rottenburg, Geh. Rath Lindau, der Abg. Freiherr von Manteuffel und der Ober- präsidialralh v. Brandenstein. Dem Festmahl folgte eine ge- cllige Unterhaltung am Biertisch, wozu noch eine Anzahl höherer Militärs, die an dem Festmahl nicht Theil genommen lattcn, erschienen waren. Berlin, 24. Februar. Die „Rationalztg." tritt in ihrem heutigen Leitartikel für die Bewilligung der für die Erhöhung des Personalbestandes der Marine geforderten 600 000 Mark ein. Die Ehöhung entfalle zumeist auf Schiffe der eigent- ichen Schlachtflotte, sodaß eine Gefahr vorläge, welcher nur durch diese Bewilligung vorgebeugt werden könnte. Berlin, 24. Februar. Soviel hier bekannt ist; haben die Ausgleichsverhandlungen mit dem Herzog von Cumverland noch zu keinem Resultat geführt, und soll hierzu auch wenig Hoff nung vorhanden sein. Berlin, 24. Februar. Ein hiesiges Blatt weiß zu melden, daß das deutsche Spionengesetz veranlaßt wurde durch das euerliche Vorgehen Rußlands, welches angeblich ganze Trupps von Kundschaftern über die Grenze herüber entsandte und überall Anknüpfungspunkte für den Kriegsfall suchen soll; nur der Nothstand und die Hungersnoth in Rußland hätten bisher den Ausbruch eines Krieges verhindert. Trotzdem aber würden die russischen Rüstungen ununtcibiochen fortgesetzt, so daß dieselben einer langsamen, aber planmäßigen Mobilisirung grcichkämen. Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. Februar. Die „Volkrprcsse", das Organ der oppositionellen Sociaidcmokraten, »ordert die Arbeiter auf, am 1. Mai, der auf einen Sonntag fällt, zur Unterscheidung von der Bourgeoisie blaue Blousen anzoziehen, hierdurch würde die Tendenz der Demonstranten sichtbar. Die Anarchisten ver breiten Aufrufe revolutionären Inhalts, mehrere der Anführer sind in Hast genommen worden. Italien. Venedig, 24 Februar. Die Arbeiterinnen in der hiesigen königlichen Tabaksfablik haben die Arbeit niedcrgelegt. Die Streikenden verlangen Stücklohn, Gleichstellung der drei Ar- beitcikategorieen und bessere- Material, da der Ausbruch von Unruhen befürchtet wird, ist die Fabrik militärisch besetzt worden. Belgien. Brüsicl, 24. Februar. Der Crar soll ungeordnet haben, daS hier erscheinende russische osficwse Blatt, Nord" künftig in Form des „Figaro" auSzugebcn. Krankreich. Paris, 24. Februar. Am späten Abend wurde eine Mi- nistcrltste bekannt, welche Rouvier ausgestellt hätte und die folgende Candidaturen enthält: Ribot, Freycinel, ConstauS, Bourgeois, Etcnne, Develle, Roche mit ihren früheren Porte feuilles; Loubet für die Justiz, Bourdeau für die Arbeiten, Regnat oder Kasimir Pericr für die Marine. Die Differenzen mit Constans sind bcigelegt. Paris, 24. Februar. Nachdem die Combinalion Spuller- Friycinct als annehmbar erschienen ist, wird Carnot da» Präsidium d,s neuen CabinetS Rouvier anbictcn. Alle diese Versuche stellen sich indessen nur al- Versuche heraus, Frryciuct den Weg zur Rückkehr auf seinen Posten zu bereiten. Paris, 24. Februar. Von den gestohlenen 380 Dynamit- l Patronen sind nur 59 ausgcfunden worden. Der größle Theil ist bereits nach Spanien und Belgien -xpedirt worden. Auch wurde festgestcllt, daß eine geheime Ladung Dyaamiipatronen nach Antwerpen ging. Der Haupturheber des Diebstahls, der anarchistische Erdarbeiter Chalbert ist verhaftet, verweigert aber jede Auskunft. Vermischte». Der gegen die Deutsche Bank verübte Millionenbetrug beschönigte am Montag die 3. Strafkammer der Landgerichts 1 zu Beilin. AuS der Untersuchungshaft wurde der 44jährig. Kau'mann Johann Friedrich Hermann Schwieger Vorgefühl«, der beschuldigt war, in Gemeinschaft mit dem Buchhalter Eduard- Frank die Deutsche Bank um nicht weniger als 3 220 558 M. 59 P». geschädigt zu haben. Frank ist flüchtig geworden nid der hinter ihm erlassene Steckbrief ist ohne Erfolg gebliebc . U ber die raifinirtcn Fälschungen, durch die Schwieger, v >r Allem aber Frank ihre Gaunereien zu verdicken wußten, ist seiner Zeit schon Mittheilung gemacht worden. Schwieger u d Frank spcculirten an der Börse auf eigene Faust in Rub l- notca, wozu sie den durch ihre Fälschungen erlangten Crek it der Deutschen Bank benutzten. Zuerst hatten sie Glück und verdienten bis zum September 1890 im Ganzen 146 332 M. Dann aber wandte sich das Blatt; um den Verlust einzuholen, nahmen die beiden Verbrecher zu immer kühneren und groß artigeren Speculativnen ihre Zuflucht, die aber stets mißglückten. Im Juli kam eS zum Krach, bei dem es sich herauSstellte, daß die Bank um die obengenannte enorme Summe geschädigt war; die Accionäre hatten einen Verlust von 1100 000 M. ru tragen. Schwieger wiederrief in der Verhandlung sein G - ständniß und behauptete, Franks Spekulationen für reelle G - schäfte gehalten zu haben. Angesichts des BcweiSmaterial« half ihm sein Läuqnen aber nichts; er wurde zu vier Jahren Gefängniß und 3000 Mk. Geldbuße verurtheilt. Ueber die Verurtheilunz eines Bankbeamten wegen Kasscn- diebstahls und Erpressung in Ratibor wird unterm 21. d. M. von dort Folgendes gemeldet: Gestern wurde vor der Straf kammer des hiesigen Landgerichts gegen den 31 Jab-e alten zweiten Beamten und Buchhalter der Zweiganstalt a < „Schle sischen Bankvereins" in Lcobschütz, Eduard Wallony !> rdandelt, welchem zur Last gelegt wurde, in der Zeit von 1886 bis 1888 in über 60 Fällen die Kasse der Bank um erhebliche Beträge bestohlen und von dem früheren Bankvorsteher Her mann Michaelis in Neiße, welcher wegen seiner großartigen Unterschlagungen gegenwärtig hier noch in Untersuchungshaft sitzt und in kommender Woche sich vor dem Gericht zu verant worten haben wird, die Summe von 30000 Mk. erpreßt zu haben. Nachdem der Angeklagte in der Lcobschützer Filiale des Schlesischen Bankvereins seine Lehrzeit vollendet hatte, wurde er 1. April 1889 nach der Zweiganstalt Neiße verletzt, wo bekanntlich Michaeli« Vorsteher war. Noch als Wallowy in Lcobschütz war, wußte er, daß der Neißer Bankoorstand sich große Veruntreuungen zu Schulden kommen ließ, und dies benutzte er, um sich einerseits Gelder aus der Kaffe zu nehmen, die Michaelis in seiner Zwangslage ersetzen mußte — es waren dies Beträge, welche unter bissen Verwaltung standen —, anderseits um von jenem ganz bedeutende Schweigegelder zu erpressen. So forderte und erhielt Wallowy große Vor- chüsse von Michaelis, welcher ihn während seiner Dienstzeit als Einjährig - Freiwilliger vollständig aushalten, später die Wohnungsmicthe und vieles Andere bezahlen mußte. Die Schweigegelder hatten schließlich eine Höhe von 30,000 Mark erreicht. Der Angeklagte will im Ganzen von Michaelis nur 3700 Mark erhallen haben; auch stellte er die Wissenschaft von den Unterschlagungen des Vorstehers entschieden in Ab rede, indem er meinte: „Obwohl er zweiter Beamter der Bank- riiale gewesen, hätte er von den Manipulationen des Mechaelis nichts gewußt; habe dieser es doch fertig gebracht, die Re visoren der Centrale des Schlesischen Bankvereins in Breslau vierzehn Jahre lang auf das Geschicktste zu täuschen." Der Gerichtshof nahm Diebstahl in 10 Fällen und Erpressung in l Fällen an und veruriheilte den Angeklagten zu 3 Jahren Gefängniß und 5 Jahren Eqrvcilust. (E i n g e s a n d t.) Zur Frage der Sonntagsruhe im Geschäftsleben. Wie man hört, wollen der Kaufmännische Verein und der Gewcrbeverein, in unserer Stadt demnächst der Frage der Sonntagsruhe im GejchäftSlebcn näher treten und wäre nur zu wünschen, daß sich alle Gcwerbtreibendcn und Besitzer von Ladengeschäften hierfür interessiren und ihre diesbezüglichen Wünsche markircn möchten; ist eS doch geradezu eine Lebens lage für die hiesigen Geschäftsleute, welche Stunden bestimmt werden für dw Offenhaltung der Geschäfte an Sonn- und Festtagen. — In Bezug auf die erwähnte Frage dürften folgende diesbezügliche Bestimmungen und Auslassungen von allgemeinem Interesse sein. Der Begriff Handclsgcwerbe im Sinne der Vorschriften des Gesctzcs umfaßt nicht nur den Groß- und Kleinhandel, einschließlich des Hausirhandels, sondern u. A. den Geld- und Credithandel, die Leihanstaltcn, den Zcituugsoerlag, die Spcdi- tions-, Commission-- und die Handelslager. Auch die Thätig- 'cit des in den Compioircn der Fabriken, Werkstätten rc. be-- chäftigten Personals fällt darunter. Nach § 105 b Absatz 2 des G-sctzcS, dürfen Gehilfen, Lehrlinge uno Arbeiter im Handclsgcwerbe am 1. Weihnacht«-, Oster- und Pfingsttage überhaupt nicht, an übrigen Sonn- und Festtagen nicht länger als 5 Stunden beschäftigt werden-
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