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Hohensteiner Tageblatt : 17.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189201176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18920117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18920117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohensteiner Tageblatt
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-01
- Tag 1892-01-17
-
Monat
1892-01
-
Jahr
1892
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 17.01.1892
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.Er muß im Hof bleiben," erzählt sie. „Hier läuft er über alle Beete. Wie dürfen auch nichts abreißen, Papa hat cs verboten, nur Marte, wenn sie kommt, die kehrt sich nicht daran, die pflückt alle Rosen." „Wohl eine kleine, wilde Spielgefährtin auS der Nach barschaft?" „Nein, Onkel weißt du eS denn nicht? Marte ist ja unsere große Schwester. Sie heißt ja eigentlich Martina, wie die verstorbene Mama, aber das ist viel zu laug, wir nennen sie alle Marte. Sie ist schon seit einem Jahr in Leipzig, um dort Musik zu studieren." „Aber sie thut cs nicht gern," fiel der kleine Paul ein. „Das viele Ueben ist ihr langweilig, und in den Ferien schläft sie immer bis Mittag Tante Marie schilt so darüber." Wolf lachte. „Da habet Ihr wohl die große Schwester recht lieb und freut euch jedesmal auf ihr Kommen?" fragte er. Käthe zog ein Mäulchen und Paul platzte los. „Gar nicht lieb, sie bringt nie etwas Gutes auS Leipzig mit, und als sic Pfingsten in Berlin war, mußten wir ihr alles au- unserer Sparbüchse schicken." „Wir haben Verwandte in Berlin," sagte die Kleine alt klug. „Marte hatte es dort sehr gut gefallen. Alle Tage ist sie spaziere» gefahren, hat Eis gegessen und ist ins Theater gegangen. Sie mochte gar nicht mehr nach Leipzig zurück." Wolf fand es an der Zeit, das indiskrete Geplauder der Kinder zu unterbrechen. Er fragte nach Vater und Tante. „Wir wollen Tante Marie holen," schlugen diese vor, „sie ist mit Marte in der Eßstube." Doch da kam diese ihnen schon entgegen. „Dem Bruder geht eS heute leider nicht gut," meinte sie bekümmert. „Sie müssen ihn schon entschuldigen, er läßt für ein anderes Mal bitten, doch meiner Nichte möchte ich Sic vorstcllcn, gestern Abend ist sic gekommen." Im angelegentlichen Gespräch, von den fröhlich hüpfenden Kindern gefolgt, gingen sie den breiten Mittelweg hinauf. Daß HauS mit seiner Seitenfrond lag vor ihnen. In der kunstlos gezimmerten, von Klematis umrankten Veranda stand eine junge Dame in Heller, zierlicher Sommcr- toilette, beschäftigt, unter den, auf dem weißgestrichenen Garten tisch ausgebreiteten Rosen sich die schönste auszuwählen. Die schlanke, hohe Gestalt, die Kopfhaltung und besonders die langen, dunkeln Zöpfe fielen ihm auf. Wo hatte er alles dieses schon einmal gesehen? Sie wandte sich um, und er erkannte das schöne Mädchen auS dem Thiergartenrestaurant, das er an jenem Pfingstabcnd voll heimlichen Interesses beobachtete. Das also war Marte, die nicht lernen, sich nur amüsiren wollte. Sie stand einige Stu'en höher, und so kam es, daß sic auf ihn, der doch auch hochgewachscn, herabsehen konnte. Sie neigte leicht den kleinen dunkeln Kopf, und als er die Nennung seines Namens mit einer tiefen Verbeugung begleitete, steckte sie ihm eine purpurfarbene Nelke ins Knopfloch. „Aber Marte," machte die Tante erschreckt. „Nun, was habe ich wieder Schreckliches verbrochen?" lachte diese. „Bekomme ich meine Strafpredigt gleich am ersten Tage, Tantchen? Blumen sind doch dazu da, das Leben fHmücke», und dieser Gruß sollte nur bedeuten, daß der Hcrr Assri^r seine hiesige Wirksamkeit und uns nicht so feierlich nimmt. So tcMge ich hier bin, steht Guttenau im Zeichn der Frohsinns ' ' ' Wolk -E.-^te sich, daß diese rosigen Lippen genau das äuSsptachin, was er früher seine Lebensweisheit zu nennen pflegte. Wo war diese heitere Anschauung geblieben? Er kam sich plötzlich so ernst und gereift vor. Freude, Frohsinn, Genuß! Ja, sie war dazu geschaffen, glich einem schönen, von Rose zu Rose gaukelnden Schmetterling. Er bemerkte nicht, daß Tante Marie leise seufzte. „Papa hat mir erzählt, daß Sie von Berlin hierher ge kommen sind," sagte Marte, die Stufen hinabsteigend und mit ihm zwischen den Rasenflächen auf und nieder wandelnd. „Wäre ich ein Mann und hätte mein Schicksal in der Hand, nie ginge ich von dort fort." „Ich bin ein Mann und kann doch nicht über mich be stimmen," meinte er leise lächelnd. „Dem Staat, dem man seine Dienste widmet, opfert man seine persönliche Freiheit, und legt sich dafür ehrenvolle Fesseln an. Wer, mein gnädiges Fräulein, ist überhaupt ganz frei auf Erden?" „Der, der eine Million besitzt, rief sie mit blitzenden Augen. Wenn ich denke, welch herrliches Leben meine Verwandten führen! Wie ist diese Helene beneidenSwerth! Mit sechsund zwanzig Jahren Wittwe und Besitzerin eines großen Vermögens." Er sah sie erstaunt an. „Wittwe, und das heben Sie als ein Gitttk hervor. Wenn sie nun den verstorbenen Gatten geliebt hat." ,,Ga» sticht. Das arme, adlige Fräulein nahm den stein reichen Fabrikanten nur des Geldes wegen; er war viel älter als sie. Ich weiß das ganz genau. Helene ist eine Cousine der verstorbenen Mama, auch eine geborene von Grolowski. „Nun und jetzi?" „Jetzt lebt sie in eigener entzückenden Villa, hält Equipage und wird von ihrem Schwager und Mitcrbcn, der die Fabrik weiter leitet, in ihren Liebhabereien in nichts gehindert." „Wohl der etwas in die Breite gegangene Herr mit be ginn» ndem Mondschein?" wollte er rufen, doch er biß sich auf die Lippen; unbegreiflicherweise mochte er nicht verralhen, daß er sie bereits gesehen. „Und würden Sie es auch für ein so übergroßes Glück halten, einem reichen, ungeliebten Manne anzugehörcn?" fragte er nach einer Pause. „Vor eine solche Wahl werde ich nie gestellt werden," scherzre sie. „Wer nimmt heutzutage noch ein armes Kirchen- mäusel? Tante Marie und Papa predigen seit meiner Ein segnung, daß ich etwas lernen, auf eigenen Füßen stehen muß. Aber diese ewigen Etüden und Fingerübungen sind so lang weilig! Nächstens laufe ich auf und davon." Wolf dachte an Adelheid und wollte etwas recht Ernstes, Ermahnendes diesem jungen, thörigten Kinde sagen, doch sic wann in die Nähe des Hauses gelangt und Marte rief durch ein offenes Fenster hinein: „Bitte, Tante Marie, lasse doch diaußen auf der Veranda zum Abendbrot decken; in der Eß- stube ist cs so drückend. Sie dürfen auf keinen Fall gehen, Herr Assessor," fuhr sie, ungcnirt die Hand ihm auf die Schulter legend, fort. „Wenn Sie erst einige Zeit bei uns gelebt haben, werden Sie verstehen, daß man in der Wildniß einen Fremden mit Gewalt fcsthält. Hat sich doch das Gerücht verbreitet, daß unser Doctor einen ganzen Winterabend die Uhr zurückge- stcllt hat, um einen müden, hier übernachtenden Oommis- voxageur nicht schlafen gehen zu lassen; er wäre sonst auf Selbst mordgedanken verfallen, meinte er später zu seiner Entschuldig ung." (Fortsetzung folgt.) -rchfisch«». Hohenstein, 16. Januar. Ein Borkommniß eigener Art trug sich io vorvergangcner Nacht hier zu. Eine Hebamme, die schon viele Jahre ihres Amtes waltet, wurde nämlich in dem Augenblicke von der Welt gerufen, als sie eben einem kleinen Kinde beim Eintritt ins Leben bchülflich war. Ein Schlag hatte ihrem Leben ein Ende gemacht. Tagesordnung für die am 16. Januar a. c., Nachmittags 3 Uhr, im VerhandlungSsaale der Königl. Amrshauptmann- jchast Glauchau stattfindende 1. diesjährige öffentliche Be- zirkSauSschuß-Sitzung: 1. Geschäftliche Mittheilungeu. 2 DiS- pensationSgcsuche in DiSmcmbrationssachen a) Hunger'S in Gersdorf, b) Kämpf's in Hohndorf, c) Kunz'S in Zwickau, cl) Prüstcl's in Jerisau, o) Hcrold'S in Gersdorf, k) «schaar- schuh'S daselbst. 3. Gcmeindclandv:rkaus in Oberwiercn. 4. Die Einführung der Tuchschuh- und Pantoffelsadrikation in der Bezirksanstalt Lichtenstein als Hausindustrie. 5. Des p. Heimer in Gähsnitz Schankerlaubniß-Gesuch. 6 Des p. Kühn in Ziegelheim um Schankerlaubniß-Gesuch. 7. Die Ausstellungen und Verloosungen der G»flügclzüchtervereine. 8 Die Wahl des Gcmeindevorstands in Gersdorf. 9. DcS p. Aurich in Callnbcrg Schlächtereianlage. 10. Des p. Pösch mann in Lobsdorf Schankerlaubnißgesuch. 11. Des p. Schmieder in Grumbach Schankerlaubnißgesuch. 12. Des p. Dähne in Jerisau Schankerlaubnißgesuch. 13. Haushaltplan für die Bczirksanstalt Lichtenstein. 14. Haushaltplan sür die Lasse des BezirkLrerbandS auf dar Jahr 1892. 15. Erlaß, der im Reichsgesetze, betreffend die Abänderung der Gewerbe ordnung, vom 1. Juni 1891, den weiteren Communalver- bändcn zugewicsenen ortsstatutarischen Bestimmungen, insbe sondere über Einführung der Lohnzahlung an Eltern beziehent lich Vormünder Minderjähriger. Bei der Frage wegen Neuregulirung der Ministergehalte, so bemerkt der Bericht der Finanzdeputation der zweiten Kammer, hatte man zum Vergleich diejenigen Summen heran- zuziehen, die z. B. im Reich und in Preußen gezahlt werden. Der Gehalt eines preußischen Ministers beträgt 36,000 M. Außerdem erhält der Minister freie Wohnung oder Mieths- enlschädigung im Betrage von 9000 M. Der Staatssccretär des Reichsamts des Innern wie derjenige des Reichsamts des Aeußeren erhalten einschließlich RepräscmationSgelder je 50.000 M, der Chef der Admiralität 36,OM M, die preußischen Oberpräsidcnten je 21,OM M. und außerdem nicht unbedeutende RepräsentationSgclder, der Präsident des Reichsgerichts 25,MO M. und alle die Genannten außerdem freie Wohnung, der vom Reich besoldete sächsische KriegSrmnister erhält an Gehalt, Funktionszulage und Werth der freien Wohnung einschließlich Feuerung inSgesammt 33.900 M. Es kommt ferner in Be tracht, daß jeder Minister in der Regel nach seiner Ernennung siH zum weitaus größten Theile neu einrichten muß, um die mit seiner Stellung nothwendiger Weise verbundene Repräsen tation leisten zu können. Die Anforderungen sür die Lebens haltung der Minister sind im Allgemeinen wesentlich höhere als für andere Beamte. Die Kosten der Einrichtung und deren Unterhaltung übernimmt wie im Reiche so auch in Preußen der Staat, der den Ministern eingerichtete Wohn ungen zur Verfügung stellt. Besondere Einrichtungskosten sind für die Minister in Sachsen nicht ausgeworfen, vielmehr sind diese bei Normirung des Gehalts von 26,000 M. in dieser Summe mit berücksichtigt worden. Diese Emrichtungskosten, welchen auch ein erhöhter Unterhaltungsaufwand entspricht, werden namentlich dann eine beträchtliche Höhe erreichen, wenn die Minister, wie dies zuerst bei dem Finanzminister im künftigen Finanzacbäude der Fall sein wird, ra den Ministerien geräumige, zu R präsentationszwecken geeignete Wohnungen erhalten. Zur Vergleichung sind auch die Gehalte der Minister in Bayern herangezogen worden, die sich auf 21,OM und 21,6M M. zumeist neben freier Wohnung beziffern. Aus drücklich hervorzuhcbcn ist jedoch, daß auch in Bayern eine Neuregulirung der Ministergehalte wie der Gehalte der übrigen Beamten angcstrebt wird. Die Deputation hat auf Grund vorstehender Darlegungen die Einstellung des Gehalts der ersten Beamten des Staates mit 26,000 M. für angemessen erachtet. Reben dem Gehalt wird bei Titel 2 noch eine Wohnungsentschädigung von 40M M. in Vorschlag gebracht. Die kgl. Staatsregierung hat bei ihrer Vorlage angenommen, daß sü« die Berechnung der Pension die 4000 M. WohnungS- entschÄngung mit anrechenbar seien, so daß demgemäß in Pension gegangenen Ministern die Pension von einem Betrage von 30,000 M. künftig zu gewähren sein würde. Hiermit hat die Deputation sich nicht einverstanden erklären können. Wenn die 4000 M. Wohnungsentschädigung begründet werden unter Hinweis auf die mit der Stellung eines Ministers noth wendige Repräsentation in Beziehung auf seine Wohnungs räume, so entfällt dieser Grund von dem Augenblicke an, wo der Minister aufhört, activ zu sein. Die Deputation beschloß daher, daß nur der Gehalt von 26,OM M. bei Auswerfung der Pension in Berücksichtigung kommen könne. Die Königl. Staatsregierung hat mit dieser Abänderung ausdrücklich ihr Einverständniß erklärt. Landtag. Die zweite Kammer nahm gestern die Schluß- berathung über folgende dar Departement der Finanzen be treffende Kapitel vor: Finanzministerium, Verwaltung der Staatsschulden, Großer Garten, Forstakademie zu Tharandt und Bergakademie zu Freiberg, Land-, Landeskultur- und «ltersrentendank, Straßen- und Wasserbauverwaltung (Bericht erstatter Dr. Mehnert). Abg. Colditz (soc.) erklärte, daß seine Fraktion bei allen Kapiteln nur der Erhöhung der Gehalte bis 36M Mark zustimmen würde. — Abg. Müller-Colditz bat die Regierung eine Regelung der Kompetenz-Verhältnisse bezüglich der Aufsicht der öffentlichen Flüsse des Landes cintrclcn zu lassen. — Abg. Kintz wünschte eine Verbesserung uno Erweite rung der Hochwasserstands-Nachrichten. Bei Titel 18 deS Ka pitels „Straßen- und Waffcrbauverwaltung" waren zwei Pe titionen und zwar eine solche der Gemeinde Muckern mit Neumarkerthauscn und einer Anzahl andenr Gemeinden aus der Amtshanptmannschaft Borna und Leipzig, sowie eine Pe tition des Direktoriums des Vereins der Gcmeindevorstände der AmlShauptmannjchaft Löbau wegen Erhöhung der den Gemeinden für SchneeauSwerfcn gewährten Entschädigung zum Vortrag und zur Berathung gekommen. Die Petenten legen dar, daß der vom Staate gewährte LohnbeitragSsatz von 10 Pfg. stlr jeden Arbeiter und jede Stunde bei den gegenwärti gen Lohnverhältnisscn so geringfügig sei, daß die Gemeinden aus eigen,n Mitteln bedeutende Opfer bringen müßten, um den Anweisungen der Straßenbehöiden entsprechend das Schnee- auswcrfcn vorzunehmcn. Die Frage der Erhöhung der für SchneeauSweifen vom Staat an die Gemeinden gezahlten Beiträge ist früher im Landtage ausführlich berathen worden, und hat man schon damals Petitionen gleichen Inhalt« gegen nur 5 Stimmen auf sich beruhen lassen. Die Deputation war indeß auch jetzt noch nicht dazu gelangt, ihre damalige Ansicht zu ändern. Wenn auch einzelne Gemeinden durch die ihnen gesetzlich aufgegebene Stellung von Arbeitern, die in der Regel nicht zu dem Satze von 10 Pfg. für die Stunde zu erhalten sind, finanziell belastet werden, so wird diese Belastung doch sicherlich weitaus durch den Vortheil aufgehoben, daß diese Gemeinden fiskalische Straßen in ihren Bezirken haben, für deren Unterhaltung sie sonst Opfer nicht bringen. Gemeinden, die sich des VortheilS fiskalischer Straßen nicht erfreuen, wür den gewiß jederzeit gern bereit sein, die geringen Zubußen bei den Kosten des SchneeauSwerfens zu übernehmen, wenn der Staat ihnen jenen Vortheil gewährte. Hiernach beantragte die Deputation, die genannten Petitwncu auf sich beruhen zu lassen. Abg. Kökert bedauerte daS abfällige Votum der De putation. Die Gesuche um Erhöhung der für daS Schneeaus- werfen gezahlten Beiträge würden immer wiederkommen. Bei Besprechung des Titels 19, Straußen- und Brückenbauten betr., war in der Deputation eine Erhöhung dieser Position sür künftige Etats in Anregung gebracht worden. Man hatte hierbei hervorgehoben, daß auf dem Gebiete der Korrektion und der Neubauten von Straßen vielen Gemeinden, die an und sür sich schon hoch belastet seien, eine größere Unterstützung zu gewähren angezeigt sei. Der Ausbau und tue Korrektion deS Straßennetzes unseres Landes sei gegenüber dem rasch fort schreitenden Ausbau des Eisenbahnnetzes einigermaßen zurück geblieben, besonders aber erscheine es billig, die Kommunikation der nicht mit Eisenbahnverbindung bedachten Orte mehr als bisher zu erleichtern. — Abg. Horst befürwortete die Erhöhung der für Straßen-Korrektion auszusetzenden Summen. — Abg. Kockel stellte sich auf den Standpunkt der Deputation bezüg lich der daS SchneeauSwerfen betreffenden Petitionen. — Abg. Zeidler sprach sich gegen das Bepflanzen der Chausseen mit Obstbäumen aus, während Abg. Uhlemann-Görlitz hierfür ein- lrat. Abg. Uhlmann-Stollberg richtete an die Regierung eben falls die Bitte, die Forderungen für Straßen-Korrektion für die nächste EtatS-Periodc wohlwollender zu berücksichtigen. — Abg. von Polenz wünschte, daß die Strafen- und Wasserbau- Inspektion in Plauen vermehrt bezw. eine neue Inspektion errichtet werde. Berichterstatter Dr. Mehnert rechtfertigte die ablehnende Haltung der Deputation den obengenannten Pe titionen gegenüber und bat, das einstimmige Votum der De putation anzunehmen. Dies geschah. Die auf daS Departe ment der Finanzen bezüglichen Positionen wurden bewilligt. Ferner würben folgende Positionen bewilligt: Ministerium des Auswärtigen nebst Kanzlei und Gesandtschaften, Gesammt- ministerium und Staatsrath nebst Kanzlei, Kabinetskanzlei, Ordcnskanzlei, Hauptstaatsarchiv, Oberrechnungskammer, Gesetz- und Verordnungblatt (Berichterstaltcr Abg. Fritzsche). Nächste Sitzung Montag 12 Uhr; Titel deS außerordentlichen Etats, Grunderwcrb sür Anlage eines neuen VorrangirbahnhofeS und Verlegung des Haltepunktes Nicolai-Vorstadt in Chemnitz be treffend. Unter der Aufschrift „Ein Jahr nach dem Inkrafttreten der Mc. Kinley Bill" schreibt die „D. Volksw. Corr" Am 6, October 1891 war ein Jahr verflossen, seit die Bereinigten Staaten von Amerika in Gestalt der Mc. Kinley-Tarif-Bill Europa den Fehdehandschuh auf wirthschaftlichcm Gebiete hin geworfen haben. Diese Bill hat nun inzwischen ihre Wi'kung geäußert, keineswegs aber so, wie ihre Schöpfer cs gehofft hatten, glücklicherweise auch nicht so, wie man es in Europa und namentlich in Deutschland gefürchtet halte. Den Ersteren sollte die Mc. Kinlcy-B>ll ein verstärktes schutzMnerisches Mittel bilden, um die fremden Erzeugnisse mehr als bisher vom nordamcrikanischen Markte fernzuhalten; es ist ihnen in deß nicht gelungen, denn die Einfuhr der Union hat im letzten Fiskaljahr weiter zugcnommen. In Deutschland dagegen be fürchtete man den gänzlichen Untergang des Exporthandels nach den Vereinigten Staaten; dies ist auch nicht emgetreten. Wenn auch die deutsche Ausfuhr nach der Union einen kleinen Aus fall erlitt, so war dieser doch so gering, daß Deutschland nach wie vor bei dem Import aus der Union hinter Großbritannien an zweiter Stelle steht. Fassm wir den Jmporthandel der Bereinigten Staaten in den bclben Fiscaljahren etwas genauer in's Auge, so ist derselbe von 789,310,409 Doll, im Jahre 1889/90 auf 841,916,196 Doll, im Jahre 1890/91 gestiegen. Allerdings hat die Mc. Kinley-Bill hierbei bewirkt, daß nur die Einfuhr zollfreier Artikel zunahm, während diejenige zoll pflichtiger Waaren zurückqing; erstere stieg nämlich von 265,668,629 Doll, auf 366,241,352 Doll., letztere sank von 523,641,780 Doll, auf 478,674,844 Doll. Ueber die Hälfte der nordamerikanischcn Einfuhr kommt bekanntlich aus Europa; dies war allerdings auch nach Inkrafttreten der Mc. Kinley- Bill im Jahre 1890 91 der Fall, allein während die Einfuhr aus Europa gegen das Vorjahr absolut stieg, hat sich relativ der Antheil Europas an dem Import der Union dennoch ver mindert. Die Einfuhr aus Europa nahm nämlich von 449,987,266 Doll, im Fiskaljahr 1889/90, auf 459,305,372 Dollars im Fiskaljahr 1890/91 zu, dagegen ging der relative Antheil Europas an diesem Import von 57,01 auf 54 36 o/g zurück. Was nun das Verhalten der einzelnen europäischen Staaten hierbei betrifft, so hat sich der prozentuale Antheil an dem Import der Union aus den drei wichtigsten, nämlich auS Großbritannien, Deutschland und Frankreich vermindert, gleich zeitig har auch absolut der Import aus Deutschland und Frankreich abzenommen, deijenige aus Großbritannien aber zu- geuommen. Großbritanniens Antheil war 1880 am größten und hat sich seitdem fast ständig vermindert; Deutschlands An theil ist mit einigen Unterbrechungen bis 1890 stetig gestiegen, erlitt aber im letzten Jahre einen starken Abfall. Der Antheil Frankreichs ist seit 1883 merklich zurückgegangen, er war bis 1884 größer, von 1885 an aber kleiner als derjenige Deutsch- tandr und zwar hat sich die letztere Differenz immer mehr ver- größer». Ergiebt sich hieraus, oaß die Einfuhr der Vereinigten Staaten sich im letzten Jahrzehnt aus Deutschland am günstigen entwickelt hat, so war ooch die Rückwirkung der Mc. Km!» y- Bill auf den Import aus Deutschland verhältnißmäßig auch am stärksten. Oefsentliche Versteigerungen in den Königliche» Amtsgerichten. Donnerstag, den 21. Januar. Leipzig: Karl Otto Volgr's HauSgrundstück in Güldengossa, 1800 M. Dresden: Carl Wilhelm Heinrich Hermann Schneider'- Grundstück (Billa, Nebengebäude, Hos- raum und Garten) in Klotzsche (Ecke der Bahnhof- und KönigS- brückerstraße), 25,OM M. Cyemnitz: Emma Bertha verw. Pfüller geb. Lösfler's Grundstück (Wohnhaus mit Garten) in Gablenz, 8000 M. Grimma: Christiane Friederike verw. Bach geb. Böttger'« HauS- und GartengrundstüL iv Pomsen, 5810 -
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