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,v 90, 7. Mai 1919, Redaktioneller Teil. 25' ,, erhöht; hinzu kam der 107!>ige Teuernngszuschlag <für ein halbes Jahr), und da der kräftige Zug sich noch verstärkte, so kann mau getrost noch 257, mehr Umsatz rechnen als im Jahre 181«, Das wären also 150 »00,— 25 »00,- -1 107° — ,,/k 130 000,—, Wenn der Aufschwung im Jahre 1918 dem Jahre 1917 gleichgeblieben wäre, so mutzten wir also rechnen; Die Bücher, durch die Bank um fast 1007° verteuert, »/k 200 000 — Umsatz 1914) -7 507» Aufschwung ,/k 300 000, 7 107« Teue rungszuschlag — 330 000,—, Diese Summe müßte zum min desten herauskommcn, wenn das Jahr 1918 gleich dem Jahre 1917 gewesen wäre, ja es müßte mehr heraustommen, wenn der Aufschwung von 1918 gleich dem Aufschwung 1917 hätte sein sollen: Ter reine hohe Zahienumsatz besagt nur, daß mehr Geld für Bücher ausgegeben ist, aber nicht, daß mehr Bücher gekauft worden sind. Letzteres ist nur dadurch der Fall, daß die Wissenschaft fast ganz ausgeschieden ist und die Romanlitcraiur llberwogen hat. Betrachten wir unsere Geschäftsbücher einmal genau, so werden wir finde», daß der Bar-Umsatz sich auch heute noch steigert, der Kundenumsatz (also unsere Kunden, die bei uns anschreiben lassen) ständig zurückgeht und noch weiter -,u- rllckgegangen wäre, wenn nicht noch manche gute Bestellung aus 1918 erst im Jahre 1919 hätte ausgeführt werden können. Die reinen Zahlen dürfen uns über die Güte des Bücherkaufens nicht blenden und uns Hoffnungen für die Zukunft erwecken, Kriegsgewinnler und Emporkömmlinge und solche, die mit ihrem Gelbe nichts anzufangen wissen, kaufen alles, was sie kriegen können, der richtige Bücherkäufer fehlt uns. Das Buch ist zur zeit Ware geworden und nicht mehr der Gegenstand solcher, die es schätzen und aus innerem Antrieb heraus begehren. In den übrigen Abschnitten sind sehr gute Gedanken, die wir alle beherzigen solllen und die wir hier in Bremen auch längst in die Tai umgesetzi haben. Keine Lohn- und Rabait- bcwcguug als solche will ich, aber eine Bewegung, die allen die Augen öffnen soll, die cs ernst mil der Frage nehmen, Soll der deutsche Buchhandel Höheres und Besseres erstreben, als im Frieden, so können wir das nur, wenn wir für unsere Arbeit auch den Lohn empfangen, den wir zum Leben notwendig haben, also so viel verdienen, datz wir unsere Angestellten anders bezah le;, können als im Frieden, und zwar so bezahle», datz wir auch wieder Nachwuchs erhalten aus den Schichten des denischen Volkes, die sich seit Jahren zurückgezogen haben, wett sic diese Hnngerpolitik nicht mitmachen konnten und wollten, Absatz 6, Der Verfasser begibt sich in diesem Abschnitte, ans ein Gebiet, dessen Erörterung hier zu weil sichren würde Eins wird gar zu leicht vergessen; das Buch ist ein Gegenstand, den man überall zu gleichen Preisen in gleicher Güte ,>» jeder Zeit haben kann. Der Erfolg der Reklame des einen Sorti menters stehi fast nie im Verhältnis zu den Ausgabe», Hier müßte der Verleger viel mehr mit dem Sortimenter zusammen arbeiten und würde ganz gewiß viel mehr im engeren Zusam menschluß erreichen. Wir müssen viel mehr sozialisieren inner halb der Orisvcrcine unter Wahrung der Jndividnalliäi der ein zelnen und müssen mehr als bisher mil dem Verleger znsammen- arbeiien in Bearbeitung der Presse und Reklame, Der Verleger, der mit dem Ortsverein Fühlung nimmt, darf gewiß sein, hier dankbaren Boden zu finden. Der Eigennutz mutz mehr und inehr verschwinden und Platz machen dem großen Gedanken; »Ich lebe nicht für mich, sondern für mein Volk!« Nick» um möglichst viel Geld zu verdienen, sondern um möglichst diele Menschen glücklich zu machen! Wenn in diesem Sinne künftig hin gearbeitet wird von Verlegern und Sortimentern, dann wird alles sich so regeln, daß der deutsche Buchhandel wieder die Stelle einnchmcn wird, die er haben »ruß und die ihm im denischen Volke gebührt, Treiben wir aber jene Politik, wie sie vor dem Kriege betrieben wurde und wie sic sich in einer gewissen Verlcgergrnppe gleich einer bestimmten Gruppe im Reichstag und Landiag kristallisiert Hai, so treiben wir rettungs los dem Untergänge entgegen, Tann tut jeder, was er will, um lebctt zu können, und kümmert sich nicht mehr um die Gesetze, genau wie das denlsche Volk im Schleichhandel über alle Gesetze hinwegsiehi. In wenigen Wochen werden wir zur Ostermesse wieder zusammen sein. Möge die Versammlung getragen sein von dem Geiste, nicht wider einander, sondern für einander, zum Wähle des Ganzen! W, Hermann, Tie Redaktion des Börsenblattes pslcgi nur in Ansnahme- fällen ihre Artikel zu zeichnen, und zwar meist nur dann, wenn Rede und Gegenrede besser von einander geschieden werden sollen oder sonst ein Interesse für sie besteht, keinen Zweifel an der Herkunft einer Auslassung aufkommen zu lassen. Wie jedem Einsender rein sachlicher AlilteiluuLen das Recht znstehi,^sie rnne seinen Namen im Börsenblatt veröffentlicht zu sehen, so wird man auch der Redaktion die Mitarbeit am Börsenblatt in dieser Form zugestehc» müssen, ohne daß darin etwas anderes zu erblicken wäre als der Wunsch, zur Klärung der Meinungen beizuiragen. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter, in dem wir es geradezu als Pflicht der Redaktion ansehen, Stellung zu wichtigeren Auslassungen — und als eine solche wird man den Artikel des Herrn W, Hermann; »Wie kann der Buchhändler sich vor einer Katastrophe retten?« in Nr, 24 des Börsenblattes gelten lassen müsse», auch wen» man sich nicht mit seiner Tendenz einverstanden erklärt — in allen den Fällen zu nehmen, wo aus dem Leserkreise selbst sich keine Stimme dafür oder dagegen er hebt, Von dem Rechissatz; wer schweigt, stimmt zu, wird der jenige schwerlich Gebrauch machen, der da weiß, ans wieviel in neren Gründen »nd rein äußeren Umständen heraus oft gerade diejenigen dazu schweigen, die am wenigsien mit einem Artikel einverstanden sind. Als daher der Aufsatz des Herrn W, Her mann in Vergessenheit zu geraten drohte cs waren bereits tiienr als sechs Wochen seit seinem Erscheinen verstrichen —, haben wir im Interesse der Sache darauf zurückgegriffen, ui» eine Diskussion in Fluß zu dringen. Dabei kann cs sich für eine Redaktion gar nicht darum handeln, »Recht haben« zu wollen, sondern vielmehr das Rechte zu suchen, indem sie die Dinge von möglichst vielen Seiten aus beleuchtet und Wir kung ltnd Gegenwirkung der gemachten Vorschläge ins Ver hältnis zu einander zu fetzen sucht, Herr Hermann hat unser» Artikel in Absätze gegliedert, uni dem Leser die Übersicht darüber zu erleichtern. Wir raten, seine» Aufsatz in Nr, 24 nicht zu zerstückeln, sondern im Zusammen hangs »achzulesen. Dann wird sich ohne Mühe seine Tendenz erkennen lasse», dieselbe Tendenz, die auch skine vorstehende Ent gegnung atmet, wobei die Ausführungen über die Gemein schaftsarbeit in den Ortsvereinen ruhig beiseite gelassen wer den können. Um sie handelt es sich hier zunächst nicht, da über ihre Wichtigkeit heute weniger als je Streit besteht und wir ja gleichfalls versucht haben, in dieselbe Kerbe zu schlagen und die darauf bezüglichen Ausführungen des Herrn Hermann zu nn tcrstreichen, Ansätze zu dieser Gemeinschaftsarbeit in den Krcis- nnd Ortsvereinen waren ja auch bereits vor dem Kriege hier und da vorhanden. Es sei nur an die Schnibücherbörsc in .Han nover, an die Zusammenlegung der Zciischriftcnkoniinnaiionen in Magdeburg, sowie an die Bestrebungen des Wllrltembcrgi- schcn und Münchener Bnchhändlcrvercins, durch gemeinsame Reklame dem Buche zu größerer Bedeutung in der Öffentlich keit zn verhelfen, und andere ans demselben Geiste genossen schaftlichcr Arbeit geborene Maßnahmen erinnert. Wenn der Krieg und seine Folgen diese Saat jetzt rascher zum Reifen bringen, so können wir diese Entwicklung nur begrüßen. Hier handelt es sich um das Verhältnis zwischen Verlag und Sortiment, um die Forderungen, von denen eine Zusam menarbeit zwischen diesen beiden Berufszweigen abhängig ge macht wird, »Ich fordere«, sagt Herr Hermann in seinem vor stehenden Artikel, »erst zum Kampfe auf, wenn eben diese Ele mente, die die Katastrophe herbeiführen wollen, nicht rechtzeitig einlenken. Wenn eben jene Verleger, die jahraus jahrein, gestützt auf ihr Monopolrecht; und auf ihren Kapitalismus, glauben, sich den berechtigten Forderungen des Sortiments widersetzen zu können, so mutz eben das Sortiment sich so organisieren, datz es den Kampf anfnehnien kann, und darf kein Mittel der neuen Zeit unbenutzt lassen«, Ihre Ergänzung finden diese Ausfüh rungen in der Alternative, vor die Herr Hermann den Verlag 35Z