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Hohensttiner Tageblatt. Erscheint -jeden Wochentag abends mr den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch d,e Pop Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 1v Uh^ sowie für Auswärts alle Austräger, deSgl, alle Annoncen-Expeditionen zu Original Preisen entgegen. tzohenfteiu Ernstthal, Oberlungwitz, Abtei Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf. Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 199. Dienstag, den 27. August 1889. 39. Jahrgang. Sächsischer» Hohenstein, 25. August. Wie wir erfahren, hat die Gesellschaft Ressource hier für die bevorstehenden Wintermonate eine Reihe von Vorträgen in Aussicht genommen und unter Berücksichtigung der verschiedenen Themen thcils beliebte Redner, th-ils hervorragende Männer der Wissenschaft gewonnen. Obwohl die Ressource hauptsäch lich aus jungen Kaufleuten besteht, ist doch bei Wahl der Vor tragenden sowie des Stoffes aus reiche Abwechselung das Auge gerichtet worden, damit Jedermann aus den Vorträgen Nutzen ziehen kann und aus diesem Grunde finden diese Vor träge auch unter beschränkter Öffentlichkeit statt. Am 10. Ja nuar 1890 wird Herr Pros. vr. Falb „Ucber Wettcrtheorie" in der Ressource hiersclbst sprechen. Wir werden später noch mals auf das lobenswerthe Unternehmen des jungen, aber un gemein rührigen Vereins „Ressource", dem hoffentlich das hie sige Publikum durch rege Betheiligung dankbar sich zeigen wird, zurückkommen. Die Vorbereitungen für die Landtagswahlen haben nun mehr eine weitere Ausdehnung genommen, so daß sich in der Hauptsache bereits em Bild der "betreffenden Candidaturen ge winnen läßt. Nach den hierüber aus den einzelnen Wahl kreisen vorliegenden Nachrichten stellen sich die betreffenden Verhältnisse augenblicklich wie folgt: Dresden 2: Wieder aus gestellt Schulrath Heger (cons.). Dresden 3: Wieder aufge stellt Bürgermeister Bönisch (sortschr.). Ein Candidat der Cartell-Parteien wird vermuthlich nicht ausgestellt werden. Dresden 5: An Stelle des nach Leipzig versetzten bisherigen Abgeordneten Ingenieur Bartholomäus neu ausgestellt Geh. Rath Klemm (kons.). Leipzig 1: Wieder ausgestellt Justiz- rath Dr. Schill (nat.-lib.). Leipzig 3: An Stelle des ver storbenen Abg. Dr. Heine neu ausgestellt Hosbuchbindcr Fritzsche. Chemnitz: Von den Cartell-Parteien ist Stadtverordneten-Vor- steher Justizrath Dr. Enzmann aufgestellt. 1. städtischer Kreis: Die Verhandlungen sind noch zu keinem Abschlusse gelangt (bish. Abg. Geh. Rath Dr. Haberkorn). 3. städtischer Kreis: An Stelle des eine eventuelle Wiederwahl ablehnenden bish. Abg. Bürgermeisters Dr. Herrmann neu ausgestellt Commer- zienrath Buchwald in Großenhain (cons.). 5. städtischer Kreis: Wieder aufgestellt Geh. Hofrath Ackermann (cons.). 9. städt. Kreis: Wieder ausgestellt Commerzienrath Niethammer (nat.- lib.). 13. städtischer Kreis: An Stelle des ablehnenden bish. Abg. Commerzienrathcs Kreßner neu aufgestellt Amtsrichter Bretschneider in Burgstädt (cons.). Der von den Innungen aufgestellte Bürgermeister Bauer in Gaithain hat in dankens- werther Weise gebeten, von seiner Aufstellung abzuschen. 16. städtischer Kreis: Wieder aufgestellt Fabrikant Ullrich (nat.- lib.). 20. städtischer Kreis: Wieder aufgestellt Rittergutsbesitzer v. Trebra-Lindenau (cons.). — 1. ländl. Wahlkreis : Dem bish. Abgeordneten Gemeinde-Vorstand Bohns (freis.), der wiederum candidi.t, ist von den Conservativen Gemeinde-Vorstand Volke entgegengestellt worden. 2. ländl. Wahlkreis: Es candidirt wieder Guts- und Fabrikbesitzer Fährmann (freis.). Eine Gcgen- candidatur ist geplant, aber die Verhandlungen noch nicht zum Abschlusse gebracht. 4. ländl. Kreis: Dem bish. Abgeord neten Gemeinde-Vorstand Heinze (freis.), der von seinen Par teigenossen wieder ausgestellt worden ist, wird der conservative Gemeinde-Borstand Golbs in Nieder-Cunnersdorf entgegen- gestcllt. 5. ländl. Kreis: Wieder aufgestellt Gemeinde-Vor stand Strauch (cons.). 6. ländl. Kreis: Vermuthlich wieder ausgestellt Fabrikant Matthes (cons.) 9. ländl. Kreis: Dem bish. Abg. Privatus Philipp (freis.), der wiederum candidnt, sind bisher 2 conservative Gegencandidaten entgegen gestellt worden: Graf Brühl auf Geitersdorf und Rittergutsbesitzer Bahrmann in Tauscha. Eine Einigung ist noch nicht erfolgt, dürfte aber demnächst hoffentlich eintrcten. 12. ländl. Kreis: Vermuthlich wieder aufgestellt Gemeinde-Vorstand Frenzel (sortschr.). 14. ländl. Kreis: Wieder aufgestellt Rittergutsbe sitzer v. Oehlschlägel (cons). 15. ländlicher Kreis: Der bish. Abg. Amtshauptmann OberregierungSrath Dr. Fischer (cons? hat abgelehnt; mit dem an seiner Stelle in Aussicht genom menen Candidaten schweben die Verhandlungen noch. 31 ländl. Kreis : Wieder aufgestellt Stadtrath Jungnickel (sortschr.). Von einerGegencandidatur verlautet noch nichts'Bestimmtcs. 32. ländl. Kreis: Der bish. Abg. Fabrikbesitzer Commerzienrath Hauschild (cons.) hat abgelehnt, ein neuer Candidat ist noch nicht aufgestellt. 36. ländl. Kreis: Der bish. Spinnercibesitzcr Drechsel (cons.) hat gleichfalls abgelehnt; von einer neuen Candidat verlautet noch nichS. Im 41., 42. und 44. ländl. Kreise sind die bisherigen conservativen Abgeordneten Bürger meister Speck, Commerzienrath Breitfeld und Rittergutsbesitzer Zeidler wieder ausgestellt worden. In dem durch Günther's Tod erledigten 20. ländl. Kreise ist man, wie es scheint, noch nicht in die Wahlbewegung getreten. Im Königreich Sachsen bestehen jetzt gegen 1000 Innungen. Von diesen befinden sich 6 im Genuß der in 8 100e der Ge werbeordnung gedachten, die Beschränkung der Lehrlingshaltens auf Jnnungsmeister betreffenden Vorrechte. Ueber die amerikanischen Dienstmädchen schreibt eine Deutsch-Amerikanerin in der neuesten Nummer der praktischen Wochenschrift „Fürs HauS" das folgende: Wünscht eine ameri kanische Hausfrau, daß ihr Kindermädchen oder das Mädchen, welches bei Tische auswarten und die Hausthür für Gäste öffnen muß, große weiße Schürzen und weiße Häubchen (letz teres kommt seltener vor) trägt, so muß sie dies mit ihnen ausmachen, ehe sie dieselben miethet. Manches Mädchen nimmt eine solche Stellung nicht an, obgleich die Hausfrau die weißen Schürzen und Häubchen liefert. Man sieht drüben viele Dienstmädchen in Seiden-, Atlas- und sogar in ganzen Vclveteen-Klcidern, auch mit goldenen Uhren, Ringen, Arm bändern geschmückt. Bei Tage tragen sie ihr Haar auf un zählige Papierwickel gerollt, um sich gegen Abend nach der neuesten Mode zu frisiren. Wenn mein Dienstmädchen in Amerika die Wäsche im Hose aufhing, schmückte sie jedesmal ihre rochen, bloßen Arme mit goldenen Armbändern. Hätte ich mich darüber geärgert oder belustigt, so wäre das ihr und der Nachbarschaft lächerlich erschienen. Die Armbänder gehörten ja ihr, es stand ihr frei sie zu tragen; die Hauptsache war, daß sie in der Arbeit tüchtig war. Zum Klatschen haben die Mädcbcn dort wenig Zeit. Der in der St. Paulikirche zu Chemnitz vor einiger Zeit sestgenommene Religionsstörer ist bekanntlich ein Geisteskranker welcher aus Oberlungwitz stammt. Der Aermste leidet an religiösem Wahnsinn und hat vor einigen Wochen in Ober lungwitz und Ernstthal eine gleiche Unterbrechung des kirchlichen Gottesdienstes verursacht. Daraufhin ist er ihm Emmahospital zu Oberlungwitz zur Beobachtung untcrgebracht, alsbald daraus aber wieder entlassen worden. Die geistige Störung des Un glücklichen scheint aber während seines Aufenthalts in Chemnitz bedeutend zugenommen zu haben, denn gegenwärtig „predigt" er im dortigen Stadtkrankenhause — woselbst er vorläufig untergebracht ist — fast ununterbrochen. Der Mann soll ein Anhänger des Spiritismus gewesen sein. Man sicht daraus, wohin extreme religiöse Richtungen führen können. In den letzten Tagen beabsichtigte der socialdemokratische Reichstagkcandidat für den Chemnitzer Wahlkreis, Redacteur Max Schippel cms Berlin, in den Vororten Gablenz, Nieder rabenstein, Grüna und Einsiedel, sowie in Chemnitz selbst als Redner auszutre en. Sämmtliche fünf Versammlungen sind aber auf Grund des Socialistengesetzes verboten worden. Der Vertreter der Zwickau-Oclsnitzcr Bergarbeiter beim Dorstfelder Bergarbeiter-Delegirtentag »st, da er trotz geschehe ner Abmahnung Seitens seiner Oberen dem Dclegirtcntag bei- gcwohnt, von der Arbeir abgewicsen worden. Sicherem Vernehmen zufolge hat Frau vcrw. Oberförster Beyreuther in Eibenstock, deren Mann bei Röhrmoos verun glückte und die selbst an den Wunden noch schwer darnieder liegt, vom bayerischen Staate 100,000 Mark als einmalige Entschädigung ausgezahlt erhalten. Die beiden anderen Fa milien, die des verunglückten Postdirektors und Krcissteuer- inspektors, haben ebenfalls eine sehr hohe Summe erhalten. Aus Plauen: In Zobes stahlen in dieser Woche Zigeuner von einem Felde weg Hafer; sie wurden von der Gendarmerie verfolgt, konnten aber nicht erlangt werden. Die Polizeiorgane haben mit den Zigeunerbandcn stets große Noth. So lange die Zigeuner von den Bauern noch so reich unterstützt werden, wie eS in der vergangenen Woche in einem benachbarten Dorfe geschehen, wo man denselben Heu, Klee und Hafer in großen Mengen schenkte, darf eS nicht Wunder nehmen, wenn die Horden immer und immer wieder ins Land einfallen. Ein Zigeuner sagte neulich in Chrieschwitz zu einem dortigen Ein wohner in Bezug am die Gutmüthigkeit der Vogtländischcn Bauern selbst: Die Dummen werden nicht alle! Am Donnerstag Abend spielte sich in Oelsnitz ein ergötz licher Vorfall ab. Als nämlich nach beendeter Vorstellung die im Zirkus Born thätig gewesenen zwei Elephanten vom Markt platze nach den in der Altstadt gelegenen Ställen geführt wur den, s hatte sich auch eine ziemliche Anzahl Menschen zur Be gleitung eingefunden und schritt kurz vorher auch eine in den mittleren Jahren stehende Frau, welche trotz mehrfacher Zurufe nicht zu bewegen war, aus dem Wege zu gehen, doch da machte der eine Elephant kurzen Proceß, nahm die Frau mit seinem Rüssel um die Taille, hob sie in die Höh: und setzte sie sanft bei Seite, was natürlich auf Seiten deS Publikums ungeheu res Gelächter, von Seiten der Frau aber lebhaftes Geschrei Hervorries. Auf dem letzten Wochenmarkte in Reichenbach hat die Wohlfahrtspolizei ergiebige Ernte gehalten. Nicht weniger als zwei volle Fuder Gurken, die in verdorbenem Zustande zu Markt gebracht worden waren, wurden auf Geheiß der Markt- dcputation als ungenießbar confircirt und abgefahren. Außer dem verfielen mehrere Säcke unreifer Aepfel dem gleichen Schicksal. Die Transporte lebender Gänse, welche, wie aus Frei berg gemeldet wird , jedes Jahr regelmäßig zu Beginn deS Herbstes vor sich gehen, machen sich seit einigen Tagen wieder auf unseren Bahnen bemerkbar. Auf der Linie Dresden-Chem nitz führt fast jeder Personenzug mehrere dieser Wagen schnat ternden Inhalts mit sich. Diese Wagen, von denen ein jeder 12—1500 Stück Gänse enthält, kommen zumeist aus Schlesien Seitens der Bahnverwaltung wird selbstverständlich für dir schnellste Beförderung der Gänse gesorgt; es ist aber bei der engen Zusammenladung einer solchen Masse Thiere trotz ö'terer Fütterung und Tränkung in allen Fällen nicht zu vermeiden, daß manche dieser Thiere auf der zwei bis dreitägigen Eisen bahnfahrt verenden. Vorgestern mußte man z. B. in Hains- berg aus einem Wagen nicht weniger als 123 umgestandene Gänse entfernen. Als Nähmaschinenagent zu sungiren, ist kein besonderes Kunststück, dabei aber Angesichts der großen, in dieser Branche herrschenden Concurrenz ein einträgliches Geschärt zu machen, ist schon bedeutend schwieriger, zumal für solche, die mit der Praxis des Geschäftslebens wenig oder gar nicht vertraut sind. So erging es auch dem 1863 geborenen und bisher noch un bestraften Handarbeiter Gustav Moritz Hickel aus Ober-Neu- schönberg. Er legte Hacke und Schaufel bei Seite und ließ sich als Nähmaschinenagent designiren. Jedoch mögen die Ge- fchäftc, welche er zum Abschluß gebracht, nicht weit her und deshalb nur wenig einträglich gewesen sein. Indessen brauchte er Geld und um sich solches in Gestalt von Provision von der von ihm vertretenen Firma zu verschaffen, fälschte er auf die Namen dritter Personen eine Anzahl sogenannter Schluß scheine. Nur zu bald stellte cs sich heraus, daß die angeblichen Besteller dem Hickel gar keine Aufträge zur Lieferunb von Näh maschinen erthcilt hatten und nunmehr wurde derselbe wegen aus Gewinnsucht verübter Urkundenfälschung in Verbindung mit Betrug zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen. Vor der zweiten Fericnstraskammer des Landgerichts Chemnitz legte Hickel ein unumwundenes Geständniß mit dem Bemerken ab, daß er seine strafbaren Handlungen nn Zustande der äußersten Noth verübt habe. Es ist ihm dies zu glauben und in Be rücksichtigung dieses Umstandes erhielt er auch nur 4 Monate Gefängniß zuerkannt. In Pegau hat sich ein daselbst bedienstetes aus Groitzsch gebürtiges 14jähriges Mädchen erhängt. Sonnabend Abend vereinigten sich in Meinholds Sälen in Dresden auf Einladung der Herren Stadträthe Teucher und Carl, sowie der Herren Stadtvcroidneten Rüdiger und Gott schall eine Reihe hiesiger Bürger als Vertreter von Innungen, Corporationen, Schulen und Instituten, sowie Firmm tech nischer und commerzicller Art, um über die Ovationen zu be« rathen, welche Sr. Majestät dem deutschen K aser aus Anlaß Allerhöchst seiner Anwesenheit in unserer Residenz dargebracht werden sollen. Nachdem Herr Stadtrath Teucher die zahlreich erschienenen Herren begrüßt hatte, erklärte er, daß, voraussicht lich Allerhöchster Genehmigung, Sonnabend, 7. September ein Fackel- und Lampionzug mit daranschließender Serenade als Haupthuldigung außer dem Zapfenstreich stattfindcn werde. Die Ordnung des Zuges ist nach den jetzigen Bestimmungen die folgende: Drei Zehner-Reihen Fackelträger eröffnen den Zug, welchem ein Musikchor folgt. An dieses schließen sich die Sänger, denen zur Seite 200 Fackelträger marschiren; sodann kommt der in vier Züge eingetheilte Hauptzua, und zwar wer den auf 25 Sechser-Reihen weiße Lampions 25 Sechser-Reihen rothe folgen, sodann wieder die gleiche Anzahl weiße und auf diese ebenso viele blaue. Der Wechsel wiederholt sich vier Mal, so daß noch die Farben grün und gelb mit weiß wechseln werden. Diese vier Züge werden von etwa 8000 Mann ge bildet und von 8 Musikchören in regelrechter Vcrthcilung be gleitet, sowie von Fackelträgern eingefaßt werden. 40 Fackel träger schließen den Gcsammtzug. Herr Stadtrath Carl er örterte in der Hauptsache technische Fragen. Aus Rücksicht gegen die hohen Herrschaften ist von Pechfackeln abgesehen worden, sodaß nur Wachsfackcln zur Verwendung kommen, die Form der Lampions ist die sechseckige, ihre Farbe einfach, vcr-