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HolMemer Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag abends mr den wlgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. l.40; durch die Pest Mk. 1.50 'rei ins Haus. Gssehafts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhr, sowie für Ausw ärts alle Austräger, desgl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Abtei Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdors, Wnstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. f. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des ^tadtrathes zu Hohenstein. Nr^ Freitag, den 15^März 1889. 39, Jahrgang! Bekanntmachung. Nachstehende, im Jahre 1873 erlassene Anordnung wird erneuert und zur strengen Nachachtung in Kenntniß gebracht: Aus Grund der Zß 73, 74 der Gewerbeordnung sür das Deutsche Reich haben die Bäcker und Verkäufer von Backwaaren die Preise und das Gewicht ihrer verschiedenen Backwaaren durch einen von nutzen sichtbaren Anschlag am Verlaufslocale zur Kenntniß des Publikums zu bringen. Dieser Anschlag muß mit dem polizeilichen Stempel versehen sein und täglich während der Verkaufszeit aushüngen. Die erste Abstempelung muß binnen 8 Tagen, spätestens bis zum 27. Februar, beantragt sein und stets nach einem Zeiträume von 2 Monaten von neuem nachgesucht werden. Ferner müssen die Bäcker und Verkäufer im Verkaufsloeale eine Waage mit geaichten, ordnungsmäßigen Gewichten ausstellen und die Benutzung derselben zum Nachwiegen der Verkauften Backwaaren ohne Weigerung gestatten. Jede Zuwiderhandlung gegen diese Polizeiverordnung wird gemäß 8 148 Nr. 8 des genannten Gesetzes, welcher Geldstrafe bis zu 150 Mark und im Unvcrmögenssalle Hast bis zu 4 Wochen androht, bestrast. Hohenstein, am 16. Februar 1889. Der Stadtrat h. vr. Ebeling, Bürgermeister. Bekanntmachung. Unsere Volksbibliothek, welche nen geordnet und wesentlich vermehrt ist, bietet «nem Jeden Gelegenheit, sich an gesunder Lcctme zu bilden und zu erfreuen. Der Äbonne' AienrspreiS beträgt nur 2 Pfennige pro Band und Woche. Die Ausgabezeit ist auf jeden Sonnabenv abends 6—8 Uhr festgesetzt. Zur recht fleißigen Benutzung wird freundlichst eingeladen. Hohenstein, den 21. Februar 1889. vr. Ebeling, Bürgermeister, als Vorsitzender des Volksbibliotheksausschusses. Bekanntmachünq. Am Sonnabend, den 16. März er., ist die Registratur, das Bauamt, Standes amt und Anmeldebureau wegen nothwendiger Reinigung der Expeditionslocalitäten geschlossen. Dringende Sachen werden zwischen 8—10 Uhr und 2—3 Uhr im Kassenzimmer erledigt. Die Sparkasse ist zur gewöhnlichen Zeit während der Dienststundcn geöffnet, ebenso die Stadtkasse für die Auszahlung der Armenunterstützungen. Hohenstein, am 13. März 1889. Der Stadtrat h. vr. Ebeling, Bürgermeister. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Karl Friedrich Erdmann Schulze ein getragene Grundstück, ein Haus mit Garten, Folium 2d des Grundbuchs für Hermsdorf, bestehend aus der Parzelle 64 des Flurbuchs, nach demselben 8,7 a groß, mit 120,gz Steuer einheiten belegt und auf 6570 M. geschätzt, soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise ver steigert werden und ist der 15. April 1889- vormittags 10 Uhr als Anmeldetermin, ferner der 2. Mai 1889, vormittags 10 Uhr als Versteigerungstermin, sowie der 6. Mai 1889, vormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Rcalberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rück stände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangver hältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsfchreiberei des unterzeichneten Amts gerichts eingesehrn werden. Hohenstein-Ernstthal, am 11. März 1889. Königliches Amtsgericht. Lippold. Ä u c t i 0 n. Nächsten Montag, den 18. März, vormittags 9 Uhr sollen bei Gott fried Kunze in Gersdorf folgende Gegenstände, als: Kleider, Wäsche, Bette«, Möbels u. s. w. aufs Meistgebot versteigert werden. Ortsrichter Ebersbach. A « c t i 0 n. Nächsten Dienstag, den 19. März, vormittags 9 Uhr sollen bei Carl Friedrich Bahner in Gersdorf Nr.. 87 folgende Gegenstände, als: Kleider, Wäsche, Betten, Möbels, eine Wäschmangel, ein Strumpfstuhl Nr. 22, 2nädlig, 18 Zok breit u. dcrgl. m. aufs Meistgebot versteigert werden. Ortsrichter Ebersback. Sächsisches. Hohenstein, 14. März. Den nächsten Sonntag, den 17. März, hat Rud. Falb als einen der kritischen Tage erster Ordnung bezeichnet und unter diesen wiederum denselben als einen ganz besonders ge fährlichen. Wir werden sehen, in wieweit und an welchen Orten der Erde vornehmlich sich diese Voraussagung bestä tigen wird. Das Kapitel über den Schaden, welchen die Krähen dem Wildstande zufügcn, erfährt durch nachstehenden Fall wiederum «ine Bereicherung. Am vergangenen Freitag wurden auf einem benachbarten Jagdrevier der sächsischen Schweiz drei Krähen angetroffen, die über einen ausgewachsenen Hasen hergefallen waren, ihm die Augen auSgehackt und denselben auch im Ucbrigen derb zugerichtet hatten. Der Hase lebte zwar noch; doch zog man es vor, ihn vollends zu lödten, damit er nicht noch längeren Qualen ausgesetzt war. Vom 1. Avril ab werden auf dem Hauptbahnhof Chem nitz dirccte einfache Fahrkarten nach Liegnitz über Freiberg- Görlitz auLgegeben und zwar in 2 Sorten, giltig nur für Per- soncnzüge und gültig für alle Züge. Gleichzeitig gelangen auch über dieselbe Route Rückfahrkarten nach Breslau, 5 Tage und zu allen Zügen giltig, zur Einführung. Man schreibt aus Chemnitz: Ein eigenartiger Streitfall bezüglich einer ärztlichen Honorarforderung ist in den letzten Tagen vor dem hiesigen Landgericht zur Entscheidung gebracht worden. Während der Typhuscpidcmie, welche vor nunmehr einem Jahre hier zum Ausbruch kam, erkrankte die Frau eines hiesigen Kommerzienrathes und Fabrikbesitzers, eines mehrfachen Millionärs, am Typhus in seiner schwersten Form. Die be handelnden Acrztc hatten die Patientin bereits aufgegebcn und in dieser schlimmen Lage wandte sich der Kommerzienrath an einen als sehr tüchtig bekannten, aber wegen seiner Hinneigung zur arzncilosen Naturheilkunde eine gewisse Sonderstellung ein nehmenden Arzt. Der Millionär iw seiner Aufregung bat den Doctor, die Frau herzustcllen, koste es, was es wolle; er soll sogar die Acußcrung gethan haben „selbst wenn cs sein halbes Vermögen koste". Dem Arzt gelang es, die Frau vollständig wieder hcrzuftellen. Er übermittelte darauf dem Fabrikherrn eine Rechnung über 20,000 Mk. Dem Letzteren schien diese Summe zu hoch, er erklärte sich nur zur Zahlung von 5000 Mk. bereit, die auch erfolgte. Damit nicht zufrieden, beschritt der Arzt den Weg der Klage und das Gericht entschied nun in zwei Jrstanzen, daß der Kläger nach der Aerzte-Taxe höch stens zur Forderung von 3000 Mk. für die Behandlung be rechtigt sei. — Natürlich erregte der eigenartige Fall und seine Entscheidung in den Kreisen, in denen er bekannt wurde, all gemeines Aufsehen. In dem bekannten Heller'schen Millionen-Proceß — die Getreidehändler Gebrüder Heller in Dresden waren wegen Steuerhinterziehung bekanntlich zu einer Gesammt-Geldstrafe von über 500,000 Mk. und Tragung der Proceßkosten ver- urtheilt worden — hatten die Beklagten jetzt den Gnadenweg beschritten; nach der den Genannten zugegangenen Eröffnung hat hierbei eine Aenderung der Strafe aber nicht erfolgen können. Die Einlagen zur Königlichen Altersrentenba.rk in Dresden (Landhaus, König Johannstraße) vertheilen sich in ziemlich ungleichmäßiger Weise auf die verschiedenen Zeiten des Jahres, und Achnliches wird auch bei den Privatanstalten dieser Art der Fall sein. Es liegt dies einestheils in allgemeinen Ver hältnissen, anderentheils in den besonderen Einrichtungen be gründet, die eine jede dieser Anstalten bezüglich der Rentenbe rechnung getroffen hat. Unter den allgemeinen Einflüssen ge dachter Art ist besonders der Umstand hervorzuhcben, daß die Coupons der StaatSpapiere am Schlüsse der Vierteljahre fällig werden. Ein Theil dieser Gelder wird von den Empfängern zu Einlagen in die Altersrentenbank verwendet, und cs muß sich daher gegen den Schluß jedes Vierteljahres hin eine Stei gerung der Einzahlungen bei der Altersrcntenbank bemerkbar machen. Hierzu kommt aber, daß im Besonderen bei der Altersrentcnbank das Interesse der Publikums für gewisse Ein lagen, welche erst kurz vor Vicrteljahresschluß gemacht zu werden vflegen, in großer Zunahme begriffen ist, nämlich sür diejenigen Einlagen, sür welche die Rente sofort beginnen soll. Dieses Interesse wird als wohlberechtigt erkannt, wenn man bedenkt, wie rasch man auf solche Einlagen hin in den Renten genuß tritt. Für jede, unter der Bedingung sofortigen Renten- aenusscs im Laufe dieses Monats gemachte Einlage zahlt die Ältcrsrentenbank bereits ani 30. Juni d. Js. die erste Vicrtel- jahresrate aus. Am Dienstag früh ist in Wolkenburg der Braumeister Haubold auf dem Malzbvdcn erhängt aufgesunden worden. Haubold wurde in letzter Zeit von seinen Gläubigern gedrängt und mag dieser Umstand wohl zu dem unheilvollen Schritt geführt haben. Von der Polizei in Leipzig wurde vorgestern Morgen ein 25 Jahre alter Handarbeiter aus Kolczo in Ungarn auf tele graphische Mittheilung der kaiserlichen Polizeidirection zu Wien, daß derselbe des Todtschlags verdächtig, flüchtig- und auf dem Wege nach Bremen sei und wahrscheinlich in Leipzig übernachten werde, in einer Herberge der Sternwartenstraße, wo man den Bezeichneten auch wirklich antraf, verhaftet und auf dem Naschmarkt in einstweiligen Gewahrsam gebracht. Der Verhaftete, der sich bereits im Besitz eines Schisf:billets zur Reise nach Amerika befand, wird vom Siuhlrichtcramte Bartfeld in Ungarn verfolgt. Außerdem fiel bei Revision einer anderen Herberge gleichzeitig ein Handlungslommis aus Königsberg, den die königliche Staatsanwaltschaft za Magdeburg wegen schweren Diebstahls und Betrugs ebenfalls steckbrieflich verfolgte, der Leipziger Polizei in die Hände. Ein Liebespaar in Leipzig, ein 20jähr. Buchhalter und eine 19 Jahre alte Fabrikarbeiterin, denen wohl unübersteig- liche Hindernisse zu ihrer Verehelichung entgegenstehcn mochten, faßten aus Verzweiflung hierüber den Entschluß, ihrem Leben ein Ende zu machen und zusammen zu sterben. Sie begaben sich ein Jedes mit einer hinreichenden Dosis Gift, Cyankali, versehen, am 12. Marz zu später Abendstunde in das Nonnen gehölz, um sich daselbst durch den Genuß des Cyankali ge meinschaftlich zu vergiften. Das unglückliche Mädchen nahm auch das Gift zu sich und war alsbald eine Leiche, während der junge Mann, hierüber entsetzt, seinerseits davon abstand und, von Gewissensangst getrieben, herein nach der Stadt eilte und in der 10. Polizeiwache in der Plagwitzerstraße über den schrecklichen Vorgang Meldung machte. Bei der alsbald im Nonnengchölz angetroffcnen Leiche des jungen Mädchens fand sich ein Bries vor, in welchem der schreckliche Vorsatz bestätigt war und die Unglückliche ihren freiwilligen Entschluß, mit ihrem Geliebten zusammen zu sterben, kund thut. Der junge Mann behauptet zwar, das Gift ebenfalls, aber wahrscheinlich nicht hinreichend, zu sich genommen zu haben, es scheint aber vielmehr, daß derselbe, von Schrecken erfaßt, hiervon Abstand