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HolMemer Tageblatt. jeden Wochentag abends mr den folgenden M-SS nehmen die Expedition bis Vorm. 10 Uhx, Aq und kostet durch die Auslräger pro sowie fürAuswürts alle Austräger, desgl, Quartal Mk. 1.-10; durch die P. ^ s H V V alle Annoncen-Expeditionen zu Origmal- frei ins Han -. Preisen entgegen, für Hoheustein Ernstthal, Oberlungwitz, Abtei-Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Uy'prung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des ^tadtrathes zu Hohenstein. Nr. 29. Sonntag, den 3. Februar 1889. 39. Jahrgang. ZMNMMNIMMI! ! Polizeilicher Geschäftsbetrieb im Monat Januar 1889. Es sind 58 Anzeigen erstattet worden. Dieselben betrafen: Diebstahl 5, Unter suchung 1, Trunkenheit, groben Unfug und ruhestörenden Lärm 10, Hundcsperre 15, Zu widerhandlung gegen die Straßen Ordnung 8, Zuwiderhandlung gegen das wcelderegulativ 3, Zuwiderhandlung gegen das Wasserregulativ 1, Ueberschreitung der Tanzmusikerlaubniß 1, Betteln 5, Exceß 1, Concubinat 1, Verbreitung von Flugschriften 2, Sonntagsentheiligung 1, Uvglücksiälle 2, Obdachlosigkeit 1. Siftirt wurden 14 Personen, von denen 2 dem Königlichen Amtsgericht zugeführt wurden. Außerdem meldeten sich 3 Obdachlose. Strafverfügungen wurden 46 erlassen. 1 Bestrafung wurde kurzer Hand erledigt. Ferner fanden 5 Gewerbestrcitsachen ihre Erledigung. Weiter wurden 9 Arbeits-, 3 Dienstbücher, 2 Arbeitskarten, 3 Erlaubnißscheine zu gewerblichen Zwecken, 7 Gewerbeanmeldescheine, 5 Verhaltscheine, 2 Pässe, 2 Paßkarten, 8 Zeugnisse und 30 Gewerbelegitimationskartcn ausgestellt unv 18 Beglaubigungen bewirkt. Das Einwohner- und Fremden-Melvewesen in hiesiger Stadt gestaltete sich wie folgt: Als angezogen wurden gemeldet: Familien und einzelnstehende selbstständige Per sonen 14, Gewcrbsgchilfcn, Lehrlinge, Besuchsfremde, Ziehkinder 51, Dienstboten 16; in Summa 81 Personen. Die Zahl der Meldungen über Familien u. s. w., welche bereits hier setzhaft, die Wohnung gewechselt haben, belief sich auf 15, die der Gewerbsgehülfen u. s. w auf 13; in Summa 28 Personen. Als von Hohenstein fortgezogen wurden gemeldet: Familien u. s. w. 12, Gewerbs gehülfen u. s. w. 41, Dienstboten 13; in Summa 66 Personen. Reiseunterstützungen wurden an 22 Personen, welche theils mittelst ZwangS- passes in ihre Heimath gewiesen waren, theils von hier ausgewiesen sind, ausgezahlt. Hohenstein, den 1. Februar 1889. Der Stadtrat h. vr. Ebeling, Bürgermeister. Dienstag, den 12. Februar c., vormittags 19 Uhr kommen im hiesigen Auctionslocale eine Tafelwaage, eine Parthie Holzpantoffel und ver schiedene Colonialwaaren gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Kurth. Eagesgel'chi -Nr Hohenstein, 2 Februar. Deutsches Reich. Berlin, 1. Februar. Der Reichstag nahm zunächst ohne weitere Erörterung den Gesetzentwurf über die Ausführung des internationalen Vertrages zur Unterdrückung des Branmwcinhandels der Nordseesischer auf hoher See un verändert in zweiter Lesung an. Darauf begann die Fort setzung der Etatsberathung mit dem Budget der Marine. Der Abg. Richter fragte an, ob der Admiralität Näheres über das Gefecht vom 28. Dcccmber auf Samoa bekannt geworden sei. Gestern sei halbamtlich mitgetheilt worden, daß dem König von Samoa der Krieg erklärt worden sei. Zur Sache selbst wolle er sich aller weiteren Bemerkungen enthalten, da er das baldige Erscheinen des betreffenden Weißbuches annehme. Red ner sprach dann noch im Allgemeinen den Wunsch aus nach ausführlicherer Berichterstattung über die Verhältnisse und Schicksale unserer Schiffe in überseeischen Gebieten, namentlich betreffs des Gesundheitszustandes der Mannschaften. Ferner fragte er an, ob die Trennung des Obercommandos von der Verwaltung der Marine geplant sei, welche sehr zu bedauern sein würde, im Laufe des Etatsjahres 1889/90 aber unzulässig sei ohne völlige Aenderung des Marineetats. Der Contre- admiral Heußner vom Bunüesrathstische erwiderte, daß weitere Nachrichten über das Gefecht von Samoa noch nicht einge laufen, auch vor Eingang der nächsten Post mit dem schrift lichen Bericht nicht zu erwarten seien. Mitte Monats dürfte dieselbe anlangen. Auf die politischen Verhältnisse der Samoa inseln näher cinzugehen, habe er keinen Anlaß. Die Gesund heitsverhältnisse auf dem Geschwader bei Zanzibar seien den Witterungsverhältnissen entsprechend. Ueber die Trennung der Verwaltung und des Obercommandos der Marine habe man Erwägungen avgestellt, die jedoch nicht zum Abschluß gelangt seien. Abg. Peters bemerkt, man hätte sich durch den Kosten punkt nicht davon abhalten lassen dürfen, auch die Namen der Nichtosficicre, welche bei Samoa gefallen oder verwundet seien, telegraphisch zu melden. Contreadmiral Heußner stellte in Ab rede, daß die Kostenfrage hierbei maßgebend gewesen sei. Bei der Forderung für den Bau von vier neuen Panzerschiffen wollte der Abg. Barth nur die erste Rate für ein Panzerschiff bewilligen, da er große Vorsicht bei der Vermehrung der Marine für geboten hielt, Herr v. Frege war dagegen der Ueberzcugung, daß die Neuforderungen mit dem Plane unserer Marine in organischem Zusammenhänge stehen und daß man die neuen Panzerschiffe nicht verweigern könne, ohne den ganzen Plan in Frage zu stellen. Auch der Vertreter des Cenirums, Herr v. Gagern, hielt es nicht für nothwendig, sogleich mit dem Bau von vier Panzerschiffen vorzugehen. Admiral Heußner vcrtheidigte die Forderung der Regierung, welche in der Com mission mit großer Mehrheit bewilligt war, mit dem Hinweise, daß das Interesse des Staates fordere, die Schlagfertigkeit der Marine möglichst schnell zu vollenden. Weil die Regierung keine Experimente machen wollte, habe sie mit dem Bau der Panzerschiffe so lange gewartet, nun aber sei man sicher, daß man sich auf dem richtigen Wege befinde. Auch die Abgg. Graf Behr und Hammacher erklärten Namens ihrer Freunde die Zustimmung zu der Forderung, während Abg. Rickert noch mals die ablehnende Haltung der freisinnigen Partei begrün dete. Der erste Panzer wurde darauf fast einstimmig bewilligt, nur die Socialdcmokraten stimmten dagegen; die drei nächsten Panzerschiffe wurden ebenfalls bewilligt. Hier bestand die Minderheit aus dem Centrum, den Freisinnigen und den Social demokraten. Der Rest des Etats wurde nach den Vorschlägen der Commission genehmigt. Nachdem noch eine Reihe kleinerer Etats die Zustimmung des Hauses gefunden hatte, war die zweite Lesung des Etats beendet. Berlin, 1. Februar. Die Budgetcommission des Reichs tages beantragt ferner, das Etatsgesetz — vorbehaltlich der definitiven Feststellung der Ziffern in Z 1 — in seinen ein zelnen Theilen zu genehmigen und den Anleihegesetzentwurs für Zwecke des Reichshecres, der Marine und der Reichseisen bahnen — mit der Aenderung der Ziffer in ß 1 statt 62,003,342 Mk. nur 61,403,342 Mk. — zu genehmigen. In der heutigen Sitzung der Budgetcommission des Reichstages wurde dieBe- rathung der das Waarenverzeichniß betreffenden Petitionen fort gesetzt, Die Commission lehnte den Antrag ab, die Petitionen, betreffend die Thonfliesen, dem Bundesrath zur Berücksichtigung zu überweisen, beschloß vielmehr in dieser Hinsicht Ueberqang zur Tagesordnung. Die Petition, betreffend die Tarifirung von Faßbodentheilen mit 1 Mk. (statt mit 20 Pfg.), wurde dem Bundesrathe zur Berücksichtigung überwiesen. Ueber die Tarifirung von Stal Holz mit 1 Mk. wurde beschlossen, zur Tagesordnung überzugehen. Dagegen wurden die Petitionen auf Erhöhung des Zilles für gebogene ungeschälte Reifenstäbc von 40 Pfg. auf 3 Mk. dem Bundesrath zur Berücksichtigung überwiesen. Das Gesuch um Zollerhöhung für Glimmer ward abgelehnt. Der neue Justizminister vr. v. Schelling, ein Sohn des berühmten Philosophen aus dessen dritter Ehe, steht im 65. Lebensjahre. Schon mit 20 Jahren trat er in den Justizdienst ein; er war längere Zeit Staatsanwalt beim Kreisgencht in Hechingen, später beim Kammerqericht, dann seit 1861 beim Stadtgericht in Berlin. Von 1866 bis 1874 gehörte er als vortragender Rath dem preußischen Justizministerium an und war im Nebenamt Mitglied der Justizprüfungskommission. Dann wurde er Präsident des Appellationsgerichts zu Halber stadt, bald darauf Vicepräsidcnt des Obertribunals, 1876 als Nachfolger Friedbergs Untcrstaatssekretär im preußischen Justiz ministerium, endlich 1879 wiederum als Nachfolger Friedbergs Chef des Rcichsjustizamts. Herr v. Schelling galt als streng conservativ. Der außerordentliche marokkanische Gesandte und dessen Begleiter, welche vorgestern hier eingetroffen sind, hatten am gestrigen Nachmittage um 3 Uhr, die Ehre, von Sr. Durch laucht dem Reichskanzler Fürsten Bismarck empfangen zu wer den. Wann der Abgesandte des Sultans von Marokko von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen werden wird, darüber sind, wie man erfährt, nähere Bestimmungen noch nicht getroffen worden. Wie das „Militär-Wochenblatt" meldet, ist Prinz Alexan der von Battenberg auf sein Ansuchen von dem bisherigen Dienstverhältniß als ü la, suite des Regiments des Gardes du Corps und des hessischen Dragonerregiments Nr. 24, stehend, ausgeschieden. Die„Nordd.AUg.Ztg." schreibt an der Spitze des Blattes: Das Rcutcr'schc Bureau meldet aus Auckland, Nachrichten von Samoa zufolge sei gegen Mataafa deutscherseits der Krieg er klärt. Ueber Vorgänge auf Samoa können ausführliche amt liche Nachrichten erst in einigen Tagen hier eintreffen, bisher beschränken sich dieselben auf fragmentarische Telegramme, welche wegen der Kostspieligkeit des Tarifs so kurz gefaßt sind, daß die Deutlichkeit darunter leidet; auch solche Telegramme brauchen durchschnittlich vierzehn Tage, um hierher zu gelangen, da die Kabelverbindung nicht bis Samoa reicht. Es ist daher bis heute nicht möglich, die Glaubwürdigkeit des obigen Rcutcr- schen Telegramms aus Auckland mit Sicherheit zu bcurtheilcn, jedenfalls ist es nicht wahrscheinlich, daß eine „Kriegserklärung" im völkerrechtlichen Sinne „deutscherseits", also doch von Sei ten des dortigen Lonsuls oder commandirenden Osficiers er folgt sei, einmal, weil kein Auftrag zu einer solchen erthcilt worden ist, dann aber auch, weil es mr das deutsche Reich in Samoa an einem Gegner fehlt, welchem völkerrechtlich der Krieg erklärt werden könnte. Als solcher ist rechtlich nur der Souverän des Landes denkbar, gegen welches Krieg geführt werden soll, sicherlich aber wird Deutschland nicht dem befreun deten König Tamasese Krieg erklärt haben; sein Gegner Ma taafa ist aber deutscherseits und soviel bekannt, überhaupt nicht als Herrscher von Samoa anerkannt derselbe kann daher auch nicht als kriegführende Macht und als Gegner angesehen wer den, mit dem das deutsche Reich Krieg führen könnte; durch eine an ihn gerichtete Kriegserklärung würde man ihn als Landesherrn anerkennen, eine solche wird daher schwerlich erfolgt ein. Es schließt das nicht aus, daß die in Samoa voryan- >ene Streitmacht des Deutschen Reichs durch einen Angriff von Seiten der Mataafa'schen Partei mit dieser im Wege der Nothwehr und Repressalie in einen Kriegszustand thatsächlich gcrathen sein könnte, der aber nicht völkerrechtliche Bedeutung und die völkerrechtliche Consequenz eines internationalen Krieges )at. Eine gewisse Analogie ist noch in neuerer Zeit an der panischen Küste vorgekommen, als karlistischerseits ein deur- cher Osficier, Namens Schmidt, erschossen worden war. ES st Niemand eingefallen, daß man deshalb der von Deutschland anerkannten und uns befreundeten spanischen Regierung den itrieg hätte erklären können; wohl aber waren unsere Schiffe lemüht, wenn auch vergeblich, an der Küste Angehörige der artistischen Streitmacht abzufangen, um au oiefen R.p.OI^u für Erschießung des deutschen Osficiers zu üben. Eben so könnte, wenn sich Gelegenheit dazu geboten hat, die deutsche Streitmacht vor Samoa ohne weitere Jn'truction lediglich in Abwehr und Vergeltung des auf sie gerichteten Angriffs Le müht gewesen sein, die Anhänger Mataafa's, wenn sie am Strand erreichbar sind, zu bestrafen. Wir wissen bisher mchi, ob dies der Fall ist, aber eine solche Abwehr der Erwiderung eines Angriffs würde immer nicht den Charalter eines deutscher seits erklärten Reichskrieges haben. Oesterreich-Ungarn. Wien, 1. Februar. Von zuständiger Seite erhält die „Neue Freie Presse" über den Verlauf des Unglücks in Mcycrling folgende Mittheilungcn: Am Dienstag wurde die angesagte Jagd abgehalten, der Kronprinz erschien nicht und ließ sich entschuldigen, da eine Erkältung cs ihm nicht möglich mache, mitzuthun. Der Prinz von Koburg und Graf Hoyos jagten allein; als sie zurückkchrten, fanden sie dcu Kronprinzen gut aussehend, die lange Nachtruhe hatte ihm offenbar sehr gut gethan; er war auch heiterer als in letzter Zeit. Es ist mir besser, sagte er, aber zu der Familientafel kam er doch nicht mehr. „Du mußt mich entschuldigen," wendete er sich bittend zu dem Prinzen von Koburg, „bringe Papa und Mama meinen Handkuß, grüße Stefanie und Liserl und mache nicht viel Aufhebens von meinem Befinden." Der Prinz von Koburg fuhr sofort nach Wien und in die Hofburg.