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WnMwr Tageblatt Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtraths zu Hohenstein. Dienstag, den 25. October 1887 M. 247 37. Jahrgang Pfotenhauer. Wchck-WU, MckWitz, Mti-AtllWDitz, AÄurf, -Herissiisrf, Lugas, Langtlibm, Falktii, Mtinsiiorf, Zßslkyk!!^, KÄ-T ArOtrg, llrstrulig, BttliSüorf, Rtichtnlialh, TirsWni, Mhslhliliprikl, Höttkligruil- n. Inserat« nehmen die Expedition bis Bormittag II Uhr, sowie die Austräger, desgleichen alle Annoncen-Expedilionen zu Originalpreisen entgegen. Geschäfts-Anzeiger für Erscheint jeden Wochcnlag abends siir den solgenden Tag und koste! vierleljädrlich durch die Expedilion und durch die Träger Mk. 1.05, Lurch die Post M. 1.50 srei ins Haus. gebrachte Boden gründlich umgcwandelt wird. Es empfiehlt sich die Vertiefung der Ackerkrume überhaupt stets nur vor dem Winter vvrzunchmcn. Ein Hanpt- vvrtheil besteht auch noch darin, daß vor Winter ge pflügter Acker zeitiger abtrocknct und trotzdem die Wintcrfcuchtigkeit weit länger behält als der unge- pflügtc. Gerade mit Rücksicht aus die Erhaltung der Feuchtigkeit im Frühjahre hat das Pflügen vor Winter für alle Bodenarten eine große Bedeutung. Auch zur Vertilgung der Unkräuter hat das Pflügen vor Winter einen Vortheil. Die vom Reiche cingeführtc genossenschaftliche Unfallversicherung ist selbstverständlich nicht ohne Ein fluß auf diejenigen Privatgesellschaften geblieben, welche sich gleichfalls mit der Unfallversicherung beschäftigen. Namentlich haben sic Neuversichcrungcn nur aus den Kreisen zu erwarten, welche dem Reichsgcsetzc nicht unterworfen sind. Soweit nun die Umallversicherung von einer Privatgesellschait nur als NMnzweig ge führt wird, kann dessen Verschneidung durch verdop pelte Ausbreitung anderer Geschäftszweige wett ge macht werden; Gesellschaften jedoch, die lediglich zum Zwecke der Unfallversicherung gegründet worden sind, sehen sich gezwungen, zu lignidiren. Dabei haben sie die Invaliden, wenn sich direete Abmachungen mit denselben nicht treffen lassen, durch Einkauf bei einer Rentenanstalt, z. B. der Königlich Sächsischen Alters- Doppclladungum 4 Mark erhöht haben. Zieht vollends der Winter zeitig ein, so werden wir wohl nicht so bald wieder billige Kohlen bekommen. Im oberen Erzgebirge sind infolge der im Laufe der letzten Tage erfolgten Micderschlüge an Schnee und Regen zwac die Waldbächc etwas angeschwellt worden, allein die eigentliche Calamität des Wasser mangels ist zur Zeit namentlich in allen hochgelegenen Ortschaften auch noch nicht annähernd bescttigt. Noch immer muß in sehr vielen Dörfern das Wasser in Fässern re. oft recht weit herzugeholt werden. Ein längere Tage anhaltendes stärkeres Rcgenwetter würde von den Gebirgsbewohnern als eine große Wohlthat angesehen werden. Vor Winter gepflügt, ist halb gedüngt. Die mechanische Bearbeitung des Feldes ist das wohlfeilste Mittel, um die im Boden enthaltenden Nahrungsstosfe den Pflanzen zugängig zu machen. „Vor Winter ge pflügt, ist halb gedüngt", ist ein altes Sprichwort, welches eine große Wahrheit enthält. Der in rauher Furche liegende Boden ist dadurch den Einflüssen der Witterung überlassen, Frost und Luft können unge hindert auf ihn einwirken und die chemisch gebundenen Bestnndtheile derPflanzenuahrungsstoffc löslich machen. Es gilt dieses besonders für schweren Boden. Um einen solchen Boden noch aufschlicßcnder zu machen und die für die Pflanzen unentbehrlichen Alkalien in Freiheit zu setzen, ist gleichzeitig die Anwendung des gebrannten Kalkes ein unentbehrliches Mittel. Der räheThvnboden wird, indem der Kalk eine Verbindung mit seinen Bestandtheilen cingeht, aufgeschlossen, und was noch merkwürdiger ist, der große Theil der darin enthaltenen Alkalien wird in Freiheit gesetzt. Im Lctvber haben die Felder in Yorkshire und Lancashire das Ansehen, wie wenn sie mit Schnee bedeckt wären. Ganze Quadratmcilen sieht inan mit gelöschtem oder na der Luft zerfallenem Kalk bedeckt, der in den feuchten Wintermonatcn seinen wohlthätigcn Einfluß auf den steifen Thonbodcn ausübt. Ein altes Sprichwort sagt ' ferner: „Für Thouboden ist Frost der beste Ackermann". Bor Allem aber ist cs nothweudig, einen solchen Boden nnch tief zu pflügcu, damit der aus der Tiefe heraus- von derTmzmusik hcimgeführt und Abends au ihrem Fenster mit ihr verkehrt. Sein Verkehr mit derselben ist, wie er meint, von Busch beobachtet worden. Er vermuthet, daß dieser auf ihn eifersüchtig gewesen. Am Abende des 2l. August hat im Pctzold'schen Gasthofe zu Bockau Tanzvergnügen stattgefunden, dem er sowohl als die Minna und Hulda Pechstein bei« gewohnt. Auch deren Bruder, Ernst Anton Pechstein, sowie Busch sind zugegen gewesen. Nachts gegen 12 Uhr begaben sich die Pcchstein'schcn Mädchen auf den Heimweg. Auf diesem schloß sich ihnen Busch an, begleitete sie bis an ihre Wohnung. In kurzer Entfernung folgte ihnen ihr Bruder und Ebert. Vor dem Hause angekvmmen, verabschiedeten sie sich von Busch sowie von Ebert, der dort auf sic zugetreten war. Letzterer will dort, in der Finsterniß die Mäd chen verwechelnd, die Hulda Pechstein mit beiden Händen vorn au den Schulden! angefaßt, sie mit dem Vornamen anredend, gefragt haben: „Minna, sind Sie es'?" und alsdann erst und nachdem er über seinen Jrrthum aufgeklärt worden, mit der älteren Schwester einige Worte gesprochen nnd sich von dem Mädchen dann verabschiedet haben. Busch war da jedenfalls in der Nähe und hat annehmbar diesen Vorgang beobachtet. Ebert hat dann seiner Versicherung nach den Heimweg angetreten, und, nachdem er wenige Schritte gegangen, den Busch getroffen. Derselbe soll nun, ohne jede Veranlassung gegen ihn geäußert haben, wie er, unverschämter Mensch, sich 14 Tuge lang in Bockau aufhalten könne, ohne sich anzumeldcn und oll gedroht haben, ihn deshalb anzuzcigen. Er — Lbert — habe unter Gebrauch eines Schimpfwortes erwidert, daß Busch ihm Nichts zu sagen habe und Tagesordnung für die Sitzung des Stadtgemeinderaths, Dienstag, am 25. Oktober, abenvs ik Nhr. Verhandlungsgegenstände: l. Die monatlichen Cassenübersichten. 2. Das aus einem hiesigen Grundstücke für die Schulcasse eingetragene sogen. Korb'sche Legat. ö. Nnthsbeschluß, die Anstellung einer Hilfskraft bei der Cassenvcrwaltung betr. 4. Die Abtretung fiskalischer Straßeustrccken an die Stadtgcmeinde. 5. Die wegen Ablauts der Wahlperiode erforderliche Neuwahl eines unbesoldeten Rathsmitgliedcs. st. Mittheiluugen. darauf habe ihm Letzterer den Hut vom Kopfe ge schlagen und sei nach seiner Wohnung zu davon ge laufen. Er sei demselben nachgeeilt, habe ihn ciugc- holt und sich nunmehr mit ihm gebalgt und geschlagen. Hierbei sei er gestolpert und ans die Kniee gefallen. Während er auf dem Erdboden gelegen, habe ihn die Wuth erfaßt; er habe sein Messer aus der Hosen tasche gezogen es aufgeklappt und nach Busch gestochen; er habe infolge der Finsterniß nicht sehen können, wohin er steche. Busch habe um Hilfe gerufen und sei ausgerissen. Er habe in seiner Wuth, die sich noch gesteigert habe, ihn verfolgt und habe ihn ?vor dem Bcck'schen Hause erwischt und noch einen Stich versetzt. Wohin er steche, habe er in der Dunkelheit nicht sehen können. Es sei ihm ganz egal gewesen, wohin er treffe. Busch ist bald darnach, nachdem er wiederholt Ebert als Denjenigen bezeichnet hatte, von dem er ge stochen worden war, gestorben. Bei der vorgcnvmmcncn Besichtigung und Ocffnnng des Leichnams fand sich eine Wunde an der linken Hand und eine 7^ ein lange, von oben nach unten verlaufende Wunde an der linken Gcsichtsseite. Infolge von Venenverletzungcn ist Verblutung und der 'Tod eingctretcn. — Ebert schien nach seinem ganzen Verhalten während der Ver handlung — er weinte wiederholt — die That sehr rentcnbank in Dresden, sicher zu stellen. Letztere bietet einesthcils in ihren sosort beginnenden Altersrenten bei Kapitalverzicht hohe Rentensätze, anderntheis auch den Vvrtheil vierteljährlicher Zahlung. Für den Fall, daß im Anfänge höhere, von einem späteren Zeit punkte ab aber niedrigere Renten an einen Versicherten zu zahlen sind, wird man zwei Renten zu erwerben haben, eine sofort beginnende Zeitrenre, die bis dahin reicht, wo der zu zahlende Jahrcsbctrag abnimmt, und eine ebenda beginnende aufgcschobene Altersrente, die gleichmäßig bis ans Lebenscndc fvrtläuft. Ein schrecklicher Anblick bot sich am Donnerstag Abend in der 7. Stunde auf der Körnerstraße in Chemnitz dar. Daselbst hatcc sich ein schon längere Zeit kranker Mann in einem Anfall geistiger Störung ans semer in der vierten Etage gelegenen Wohm-ng, ohne daß es seine beiden in der Wohnung anwesen den Kinder hindern konnten, hinab auf das Trottoir gestürzt, woselbst er mit zerschmettertem Kopf und ge brochen Gliedern aufgesunden worden ist. Der Tod war natürlich sosort eingctretcn. Bor dem Schwurgerichte in Zwickau stand am Donnerstag der 22jährige Flcischergescllc Friedrich Otto Ebert unter der Anklage, in der Nacht zum 22. August d. I. in Bockau den Gemeinde-Expedienten Busch vorsätzlich gctödtet zu haben. Ebert, welcher, wie das „Zw.Tgbl." berichtet, iu Chemnitz wohnhaft war, hat sich im Monat August d. I. einige Wochen lang be- uchsweise in Bockau aufgehalten. In dieser Zeit liüste er ein Liebesverhältnis! mit der dort wohnhaften Minna Pechstein an. Er hatte dieselbe cinigcmalc Bekanntmachung. Der Restaurateur Paul Illing in Gersdorf beabsichtigt, in dem unter Nr. lül e des Brandvcrsicherungs-Catasters Nr. 157a des Flurbuchs für Gers dorf gelegenen Grundstück eine Kleinviehschlächtcrei zu errichten. In Gemäßheit 8 17 der Reichsgewcrbcordnnng vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, so weit sic nicht auf besonderen Privatrcchts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhicr anzubringeu. Glauchau, am 20. October 1887. Die Königliche A m t s h a up t m a n u s ch a f t. Merz.P. Sächsisches. Hohenstein, den 24. Ocwber. Am Freitag früh wurde im iürstlichen Walde bei Rödlitz der Flurwächtcr Fritzsch! aus Hohenstein erirorcn aufgefundcn. Fritzsche stand in der Mitte der dreißiger Jahre. Es wird gemeldet, daß der soeben ausgegebcue Bericht über den Geschäftsgang der Kohlen-Industrie des Zwickauer und Lugau-Oelsnitzer Beckens diesen cls einen recht günstigen bezeichnet. Da die kleinen Werke nach und nach ihren Betrieb einstellcn, so haben die großen Werke, fastsämmtlichActien-Unternchmungen, eincn erhöhten Absatz zu verzeichnen, so daß sie die Nachfrage kaum befriedigen können. Dieser Umstand ist wohl auch schuld, daß dieselben den Preis für die