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oder deren Raum eige^en^N^eigcn ! Nr. 302. fürMch^-^ 81. Jahrgang. Leipzig, Donnerstag den 31. Dezember 1914. Des Neujahrsfestes wegen erscheint die nächste Nummer Sonnabend, den 2. Januar 1915. Redaktioneller Teil. Allgemeiner Deutscher Suchhandlungs - Gehilfen - Verband. Dem Witwenfonds unserer Unterstützungskasse sind folgende Zuwendungen zuteil geworden: Von unserem verstorbenen Mitglied Herrn O.H. in Stuttgart als letztwilliges Vermächtnis 100.— Von der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart, ihr aus einer Streitsache ge zahlte Buße 50.— Von Herrn August Thiemann in Fa. Breer L Thiemann in Hamm i. W. aus besonderer Ver anlassung 15.50 Von Herrn Hermann Beyer in Leipzig 50.— Den freundlichen Gebern bringen wir auch hierdurch unseren herzlichsten Dank zum Ausdruck! Leipzig, 28. Dezember 1914. Der Vorstand. Otto Carhsohn. Richard Hintzsche. Wold. Egert. Einschränkung der Staatsausgaben während des Krieges. München, den 2. Dezember 1914. Wir richten an die Königlichen Zivilstaatsministerien die ergebenste Bitte, die Bekanntmachung vom 3. August 1914, soweit der Buchhandel in Frage kommt, außer Gel tung setzen oder, entsprechend den nachfolgenden Ausfüh rungen, deren mildere Auslegung anordnen zu wollen. Der Verlags- und Sortiments-Buchhandel darf sich zu den Erwerbsständen rechnen, die schon in den ersten Kriegs wochen erkannten, daß die Wiederaufnahme einer möglichst ausgedehnten geschäftlichen Tätigkeit im vaterländischen Inter esse liege. Obwohl vom Stillstand der Geschäfte am meisten be troffen, hat er sich im Vertrauen auf die Erfolge unserer Heere und die deutsche Zukunft nicht gescheut, alsbald wieder große Summen in neuen Unternehmungen anzulegen und bedeutende Kosten aufzuwenden, um die Kauflust für Bücher zu wecken und zugleich durch die Betätigung der eigenen Unternehmungslust zur weiteren Beruhigung des Publikums beizutragen. Diese Bestrebungen sind nicht erfolglos geblieben. Ein starkes Hindernis bereitet aber vor allem den Bemühungen des wissenschaftlichen Buchhandels die Haltung der Be hörden. Zu einem großen Teile verweigern diese unter Berufung auf die Bekanntmachung vom 3. August nicht nur die Annahme von Angeboten und vermeiden jegliche Neu anschaffung, sie lehnen auch die Abnahme der Fortsetzungen zu früher bestellten Werken ab. Dieses Vorgehen der Be hörden verringert an sich die Absatzmöglichkeit, sie wirkt aber, was uns noch bedenklicher erscheint, auch ungünstig auf die allgemeine Kauf- und Unternehmungslust ein. Es liegt die Folgerung zu nahe, daß der Private allen Grund habe, Aufwendungen zu unterlassen, wenn der Staat selbst sich von solchen vollständig zurückhält und es sogar für not wendig erachtet, auch die ihm schon bewilligten Gelder nicht auszugeben. Wir zweifeln nicht, daß die geschilderte ängstliche Aus legung des Erlasses nicht in der Absicht der K. Staats ministerien gelegen hat. Wir dürfen vielleicht sogar an nehmen, daß im Hinblick auf die verhältnismäßig kleinen Beträge, die bei den einzelnen Behörden auf Bücher anschaffungen entfallen, die Bekanntmachung den Buchhandel überhaupt nicht treffen wollte. Um so dankbarer wären wir für eine baldige und günstige Verbescheidung unserer Bitte. Der bayerische Buchhandel, insbesondere der Verlagsbuch handel, hat sich im letzten Jahrzehnt kräftig in die Höhe gearbeitet. Eine jede ihm durch das K. Staatsministerium zuteil werdende Förderung wird seine Weiterentwicklung unterstützen. Ein blühender Buchhandel bringt aber dem Staate nicht nur ideelle Vorteile, sondern, abgesehen von den Steuern, auch erhöhte Einnahmen aus der Benutzung der Verkehrsanstalten. Diese Eingabe legen wir gleichzeitig sämtlichen König lichen Zivilstaatsministerien vor. Eines geneigten Bescheides gewärtig die Vorstände des Bayerischen und Münchener Buchhändlervereins H. Bruckmann, C. Schöpptng, Vorsitzende. Der Buchhandel nach dem Kriege. Von Eugen Diederichs. Die Redaktion des Börsenblatts hat mich gebeten, einmal an dieser Stelle zu sagen, wie ich als Verleger schon jetzt die neue geschäftliche Lage, in die der Buchhandel nach dem Kriege kom men wird, ansehe. Wenn ich nun dieser Aufforderung folge, mutz ich vorher wegen des persönlichen Tons um Entschuldigung bit ten. Ich lege auf meine Ansichten nicht den geringsten Wert: es wird immer anders, als man denkt. Aber das weiß auch der Feldherr, der eine Schlacht leitet, und doch muß er mit gewissen strategischen Grundgedanken das Ungewisse wagen. So wird das, was ich sagen könnte, ungewollt ein rein persönliches Bekenntnis. Niemand kennt heute den Ausgang des Kampfes. Wir wissen nur, daß wir nicht unterliegen, weil wir für unsere Zukunft auf Jahrhunderte hinaus kämpfen. Wir fühlen die moralische Macht unseres Innenlebens und empfinden, daß wir nicht umsonst eine swlze Ver gangenheit haben, die uns jetzt die Hände reicht. Aber nie mand kann sagen, ob uns wirklich die geahnte Weltmachtstellung als Siegespreis in den Schoß fällt. Nur das möchte ich be horchten, daß nach dem Krieg ein größerer Ernst in uns als Volk kommen wird, daß alle, die in den Schlachten kämpften, wahrhaf ter, männlicher zurückkehren, als sie hinauszogen. Unsere so feine Jugend, die so ganz anders zu werden versprach, als die alte Generation: wie viele davon werden zurückkehren? Ich meine, alle, die zurückkommen, werden mehr das Wesentliche der Dinge sehen — und das Wesentliche ist: selbstschöpferisches, geistiges Leben, Freude an seiner Arbeit, Liebe zur heimatlichen Natur und zum eigenen Volke. Freilich, auch eine Gefahr birgt der Krieg: daß der Geschäftspatriotismus hoch kommt, daß so manche, die 1821