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1. Beilage. Sonntag, den 26. Juni 1887 Nr. 144. : Sonn- sttfinden- stellt der U> Uhr. setheilig- Hohensteiner Tageblatt. Geschäfts Anzeiger für MW-krisM, AtckugM, Mei-AtrlNWitz, kSnsSars Hnmsdorf, WWeamS, Lom, LMiilni, Zilkti, MM, KM, kchm«. AchSaz, KuNScis UWch, Tiißhi», MstnDü, KStttWiM ». Wer- lmgcgcnd )r„ Nach- ng in der cn einer :anv. Teich. Entsinnen Sie sich noch des Umstandes, daß fragte sie jetzt lauter und, wie ition hren auch cichr wie den Pen Meide in täglichem, ja stündlichem Verkehr zu leben, Kaum war die Dämmerung hereingcbrochen, stand das ihn nicht begreift oder der gar alles lächerlich Tine bereits unter der Linde; sein Herz klvpste hörbar. llec Bunde ausbedang?" es schien, zufriedener. kik umen, »eeren, gurken ofen, essel, »reu, Zink, h ver- men der sche ches Ihr Fühlen begreift, nicht mit dem Verstände, sondern mit dem Herzen. Sic müssen darauf achten, daß Ihre Frau im stände ist, rasch und geme Ihre Gedanken zu denken, Ihre Sorgen zu thcilen, Ihre Arbeit zu schützen, Ihre Liebe untzulicben! Ich wenig- tens kann mir kein größeres Unglück denken, als einen geistig begabten und verständigen Mann, der für das ganze Leben gebunden und gezwungen ist, mit einem Dine bereits unter dcr Lmdc; fem Herz klvptte hörbar, und ohne Unterlaß sah er zum Hause- empor, aus welchem Louise kommen mußte. Endlich kam sic, schön und reizend wie eine Königin. und unnütz scheint, was ihm wcrth und thcuer ist." „Das ist wahr," sagte Tine kleinlaut. „Nun also, dann sehen Sie zu, daß Sic dies alles aus Anka noch vor der Hochzeit machen. kenne ich doch aus diesen Reden, daß Sic in Wahr heit meine Freundin, meine Schwester sind." Dabei seufzte er tief. „Warum seufzen Sie?" fragte Louise weich. „Glauben Sie, daß ich glücklich mit ihr sein werde, recht glücklich?" fragte er leise und zögernd. „Ich Hosse es," entgegnete sie, „aber Sie dürfen auch den Spruch nicht vergessen, daß jeder Mensch seines Glückes Schmied ist. Sie müssen sich selbst glücklich machen, so viel Sie können. Sie sind ein Manu und deshalb haben Sie die Wahl. Wir Frauen sind da am schlimmsten daran, denn wir müssen uns wählen lassen! Hätten Sie nicht schon gewählt, so könnte man Ihnen leicht sagen: Sieh zu, daß du ein Herz findest und gewinnst, welches deinem gleich und ebenbürtig ist! Jetzt aber, da Sic bereits gewählt und sich vollends gebunden haben, jetzt ist Ihnen nur zu rathcn, daß Sie das erwählte Herz an sich zu fesseln und an sich zu schmiegen vermögen nnd das junge Bäumchen zu solchem Wachsthum bringen, wie es sür Sie gut ist nach den Bedürfnissen Ihres Herzens und Ihrer Seele." „Und wie, glauben Sie, daß dieselben bei mir beschaffen sind?" fragte er. „Ich werde Ihnen offenherzig antworten." „Ich bitte Sie darum." „Sic, Herr Tine", begann das Mädchen, „Sic sind weich geartet, daher brauchen Sie ein Weib, wcl- Ein kalter, unfreundlicher Tag brach an, der Regen goß in Strömen vom Himmel. „Der Großgalleuberg hat eine Ncbelmütze auf, das bedeutet, dog cs heute während des ganzen Lagcs regnen wird, und die Rüben sind noch auf dem Felde," so klagte der alte Kolcdcy unten im Flure, während er nach allen Wcltgegenden auslugtc. Seinem Sobue jedoch war dies trübe, düstere Wetter gerade recht. „Sie kann noch nicht fort, wenigstens heute noch nicht, und ich werde sie Wiedersehen," sagte er zu sich selbst und legte die heiße Stirn an die kalte Scheibe seines Fensters. So zerstört in seinem ganzen Wegen war er noch nie, als von gestern Abend bis heute. Alles dünkte ihm ein Traum, und doch begriff er nur zu gut, daß cs furchtbare Wahrheit sei. „Sie, nur sie allein versteht die Sprache meines Herzeus," sagte er, und sie wird und muß mein sein!" An Anka dachte er nicht. Er schrieb dem Fräulein früh morgens einige kurze Worte, mit welchem er sie beschwor, heute noch nicht abzureiscu nnd ihn wissen zu lassen, ob und wo er mit ihr allein zu reden vermöge, denn er wolle und müsse sie sprechen. Bald kam die Antwort. Louise benachrichtigte ihn, daß sie heute der schlechten Wetters wegen noch nicht abrciscn würden. Tine möge abends zur einzeln stehenden Linde unter halb des Landhauses kommen, cs jedoch so cinrichten, daß ihn niemand bemerken würde. Das war ein langer Tag für den jungen Mann, trotzdem im Herbste die Tage doch so kurz sind. Ein Herz von Gold. kme Geschichte MS dein wendischen Volke von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) IX. Der Herbst war da, rascher als es unsere Bc- slmnten gedacht. Die Blätter deS wilden WeincS, welcher das smmdliche Landhaus Krals überzog, waren erst roth geworden, dann gelb, und begannen jetzt abzufasten. Die Tage waren kurz, des Morgens empfindlich kühl, des Abends feucht, die Zeit sür den Landaufent halt war vorüber. Auch lief der Urlaub des Adjunk- Iim ab, und daher setzte dieser den nächsten Tag sür Idie Rückkehr in die Stadt fest. Louise hatte Anka sagen lassen, sic käme dcs iNachmittags zu ihr, um Abschied zu nehmen, auch iTine war eingeladen, aus diesem Aulasse zu Pridan Izu kommen. I Und er kam. Die drei saßen zusammen bis zur Dümmcruug Imd plauderten. Als es dunkel wurde, sagte das Fräulein: „Weil es heute das letzte Mal ist, daß ich bei mch bin, so bleibe ich etwas länger, und damit mir später auf dem Heimwege nichts begegnet, wird wohl Herr Tine so galant sein, mich heim zu begleiten, nicht wahr?" „Mit Freuden, wenn Sie wollen, bis in die Stadt," entgegnete der junge Mann rasch und lcb- hait. „Bis zur Stadt? Ei, da wäre Auka böse," warf Louise leicht hin. „O nein, möge er dich noch io weit begleiten, nur daß er dann bald wieder zurückkommt," meinte treuherzig das Mädchen. Und so war cs in der That finster, sehr finster „Wegen Ihnen!" „Aber ich werde auch nach Ostern nicht in der Lage sein, kommen zu können." „Warum nicht? Dars ich den Grund nicht er fahren?" „Lassen Sie das. Zu crratheu werden Sie es nicht vermögen, und sagen kann ich Ihnen denselben nicht." Langsam, recht langsam schritten sie weiter. I geworden, als sich das Fräulein verabschiedete. Auka wollte deu beiden einen Knecht mitgeben, I damit er ihnen leuchte, allein Louise wollte das durch- l aus nicht zugebcu, da der Weg ihnen beiden ja be- I kamst sei, und sie sich überdies vollkommen auf ihren I Begleiter verlassen könne. „Wenn ich dich heute das letzte Mal als Müd- Ichen sehe, so sei recht glücklich!" Mit diesen Worten I verabschiedete sich das Fräulein von Anka, welche die I Freundin wiederholt umarmte uud küßte, während ihr I die heißen Thrünen über die Wangen raunen. Hierauf verließ Louise mit ihrem Begleiter das I Haus. Längere Zeit sprachen die beiden auf demHcim- I wege kein Wort. Tine war unwillig darüber, daß Louise den Ort verließ, uud sie dachte über Gott weiß was nach. „Finster ist's," sagte sie und ihre Hand drückte seinen Arm. „Gehen wir längs der Straße oder suchen wir den Steg aus?" fragte er jetzt. Längs des Steges war die Entfernung zum Land hause eine sehr kurze, die Straße cutlaug jedoch, weil selbe eiucn weiten Bogen beschrieb, brauchte man mehr als eine Viertelstunde bis zur Wohnung Louisens. „Schlagen wir die Straße ein," sagte letztere kurz. „Auch mir ist cs lieber." „Warum Ihnen?" „Weil wir länger beisammen bleiben können." Darauf schwiegen sie. Jählings blieb Louise stehen. „Erinnern Sie sich noch des Ausfluges auf den Großgallenberg und unsers damals geführten Ge spräches?" fragte sie, und der Ton ihrer Stimme klang eigcuthümlich weich. „O sehr gut. Wie sollte ich mich desselben auch nicht erinnern? An jenem Tage habe ich Sie, Fräu lein Louise, ja erst kennen und verehren gelernt." „Keine Komplimente! Von Ihnen will ich nur Offenheit. Sie wissen, daß ich Ihnen damals ver sprochen habe, zu Ihrer Hochzeit zu kommen. Heute aber muß ich mein Versprechen zurückuehmcn. Sie werden sich, wie ich hörte, im Fasching verheirathcn, ich aber werde da nicht kommen können." Dann verlege ich alles bis nach Ostern," sagte er rasch nnd entschieden." „Wegen mir?" > „Ich entsinne mich dessen, allein gerade Sic haben diese Bedingung nicht eingehakten, wie es sich soeben jetzt wieder zeigte." „Nun gut, so wist ich jetzt offen und wahr zu Ihnen reden. Anka, meine Freundin, die nun Ihre Frau sein wird, lege ich Jhueu aus Herz, Tine . . . Ich denke, daß ich mit Ihnen sprechen kann, wie mit einem Bruder, ohne Hinterhalt. ... Ich habe erkannt, daß Sie ein gutes Herz, Gefühl, seelisches Empfinden und alle Eigenschaften besitzen, die ein junges Mäd chen zu beglücken vermögen! Deshalb freute es mich, daß Sie meine liebe Freundin glücklich machen wer den. Sie ist ein wirklich gutes Mädchen, uud ich zweifle nicht, daß Sie das aus ihr machen werden, was Sie selbst zu Ihrem Glücke brauchen und was Sie verdienen. Sie ist noch — wie soll ich sagen — ein Kind, ein liebenswürdiges Kind, aber doch ein Kind. Darum hat cs mich recht herzlich gefreut, als ich bemerkte, daß Sie selbst offene Augen haben nnd wissen, wo es uothwcudig, daß Auka noch etwas lerne. Nur dürfen Sie nicht ungeduldig werden, besonders jetzt vor der Hochzeit nicht, weil es später nach der selben wohl nicht mehr so leicht und glatt gehen dürfte. Aber vielleicht sind Sic unwillig, daß ich Ihnen solche Dinge vorspreche." „O, es ist nicht möglich, über Sie unwillig zu werden, besonders nicht, wenn Sie mir so aus der Seele sprechen, Fräulein Louise," sagte Tiue, „cr- „Aus ihr? Ist dies denn möglich?" fragte er. „Ich glaube ja, wissen kann ich cs allerdings nicht. Da wir indes, schon so vertraulich darüber reden, kann ich Ihnen nur sagen, daß wir jungen Mädchen empfänglich, weich und gelehrig sind. Sie wissen nicht, wieviel ein so junger Manu, wie Sic sind, mit liebevollen und guten Worten bei uns aus- znrichtcu vermag, wenn er nur will. Handeln Sie so in Ihrer Sache." Das sprachen sic, indem sie wieder stillgestanden waren. „lind werden Sie selbst so sein, Fräulein, wenn Sie einmal Heimchen, wie Sie es mir eben so be- gchreuswerth geschildert?" fragte er jetzt und blieb wiederum stehen. „Ich habe eine zu hohe Meinung von dem ehe lichen Glücke, als daß ich anders handcln könnte," entgegnete sie ernst. „Lieber würde ich immer ledig bleiben, und wenn ich dies sage, dann dürfen Sie nicht glauben, daß ich so spreche, wie jedes junge Mädchen, aber anders denke. Nein, ich sage Ihnen ehrlich und offen, daß ich recht gerne Heimchen werde, wen» ich und nur wenn ich eiucn Mann bekomme, welcher der Liebe würdig und der Liebe fähig ist. Ich kann mir kein größeres, höheres Erdeuglück denken, als eine solche Ehe den Menschenkindern verleiht. Was giebt cs denn Schöneres und Süßeres als die Gewißheit, du hast eine Seele ganz allein sür dich, welche du lieben kannst mit deiner vollen flammenden Liebe, ja liel > mußt, uud welche dich liebe« darf und muß mit glühender Empfindung." „Und ich muß dich lieben!" riei wic außer sich Tiue, erfaßte sic um dic Mittc, preßte leidenschaftlich sein Herz und bedeckte ihren Mund mit heißen Küssen. Da wurden Schritte aus der Straße laut; der Adjunkt war cs, welcher der Schwägerin entgegen kam. Sie rissen sich auseinander, Louise eilte auf ihren Schwager zu, Tiue wankte mehr als er ging nach einem Hause. Aber cs war dies ein anderer Mann als der, welcher dasselbe am Nachmittag verlassen hatte. ich mir damals, als wir gelobten, uns Freunde oder vielmehr Geschwister zu sein, Wahrheit bei diesem Ober ötcin- >wiese t und Htlich :rden dem üisse L>olz- bei- idcrs