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Die Forderungen xj„er Großstadt machen sich in Chemnitz immer mehr geltend; so beschäftigen sich die manche Aussteller zur Erhöhung ihres Verdrusses noch die unangenehme Entdeckung, daß ihnen viele werth- volle Gegenstände verschwunden waren. Und aller Aergcr ladet sich nun auf die Leiter der Ausstel lung ab. Dir Stiefmutter. Erzählung aus dem Mittelalter von Franz Engen. (Fortsetzung 2.) „Hilde, was ist dir? so sprich doch und jasse dich," sagte Matthias halb unmuthig halb besorgt. Es war ein böser Blick, den Maria aus ihre Stieftochter warf, aber sie sagte nichts und nestelte eifrig an dem mit Edelsteinen besetzten Gurtet, der ihren schlanken Leib umspannte. der Hoffnung, den geliebten Prinzen zum nächsten großen Hofball wieder in ihrer Mlttc zu sehen, ge tröstet und cs verfehlten denn auch die von dem Mu- sikchor des Grenadier-Regiments Nr. 101 unter Di- rection des Herr Musikdirektors Trenkler executirten lustigen Tänze nicht, die nöthige Fcststimmung der Gäste hervorzurnscn. In den angeordnetcu Tanz pausen erschienen die allerhöchsten und höchsten Herr schaften nebst Gästen an den Büffets, welche Hofküche, Hoskellcrei und Hvfcvuditorci wieder in der splendi desten Weise ausgestattct hatten nnd deren feenhafter Eindruck bei der reichen Beleuchtung nicht znm klein sten Theil der von der kgl. Gartcndircctwn bewirkten Decoration mit den feinsten Blumen zuzuschrcibcn war. Von Palmen, Hhacinthcn, Kamelien, Alpenveilchen re. umgeben, präsentirte sich im Büffet der Hosküche in der Mitte des Thronsaales ein ans terra ulba zier lich hcrgcstclltcr durchbrochener und mit reichen Figu ren besetzter Tempel, unterhalb welchem ein Bassin mit fünf ans gleicher Masse geformten Seepferden angebracht war, während das Büffet der Hofcondito rei einen großen Aussatz mit der aus Fclscnzucker ge fertigten und mit dem bekannten Thurmc gekrönten Bastei der sächsischen Schweiz nebst dem Erbgericht und einigen Häusern des Ortes Rathen, aus Waffeln hergestellt, darbot, wobei der iinitirte Elbstrom von Schiffen — dem Dampfschiffe „Königin Carola", sowie einem Frachtschiffe — nnd einer Anzahl be mannter Boote der Rudcrclubs aus Tragaut belebt war. Durch das mit grünem Moos belegte jenseitige Stromufer, sowie durch die Dccorarion des Ganzen mit Bäumen und Palmen mar eine wirklich liebliche Idylle geschaffen worden. Als dann die allerhöchsten und höchsten Herrschaften sich zurückgezogen hatten, lichteten sich auch die Reihen der Tänzer niehr und mehr und gegen 2 Uhr des Morgens fand hie Fest lichkeit ihr Ende. Mann des Volkes, hoch und niedrig, arm und reich, selbst dienen soll, aber ein Heer, dessen Kern und Schule die stehende Armee ist, eine Armee mit der denkbar besten Ausbildung und der denkbar strammsten Disciplin, und da diese Ausbildung, diese Disciplin bei den täglich höher gestellten Anforderungen, bei dein mit jedem Jahre wachsenden, mit jedem Jahre gefähr licher werdenden Wettbewerb uns feindlich gesinnter Nachbarn, viel Zeit und viel Mühe kostet, so wollen wir, und unter dem „wir" darf wohl jeder rcichstreue deutsche verstanden werden, diese Dienstzeit um keinen Keis verkürzen, so lange die verantwortlichen Leiter nserer Armee, zu welchen wir eiu unbegrenztes, historisch zum Frieden. * „Du darfst es deinem Vater nicht so sehr ver argen," sagte sie, daß er zu einer zweiten Ehe ge schritten, denn er ist doch noch in guten Jahren, und daß er just die Maria gewählt, ist auch nicht zu verwundern, da er sie so ost gcsehn, denn einem glatte» schönen Gesicht gegenüber sind alle Männer schwach." Hildegard schüttelte den Kopf. „Aber mein Vater, zu dem ich empor gesehen wie zu einen Hcillgen, durfte nicht schwach sein wie die andern! O Wal burg, Walburg!" . . . . „Was meinst du damit?" fragte die Muhme betreten. „Ich meine," sagte Hilde in überströmender Bitterkeit, „daß, wie er einst die Walburg um meiner Mutter willen verrathen, so hat er mich jetzt um Marias willen vergessen." „Kind, Kind, so darfst du nicht reden," sagte Afra erschreckt, „du bist nicht deines Vater Rich terin, und von der Walburg war cs nicht recht, daß Volksheere, nicht stehende Armeen wollen die Socialdemokratc» haben, das wissen wir längst. Aber das ist wenigstens eine ehrliche Wahlparole, ein Kamps mit offenem Visier, den auch hier die Socialdemokratic im Gegensatz zu Acren Richter und Genossen führt. Nicht weniger offen ist unsere Antwort. Ein Heer, bestehend aus Männern des ganzen Volkes, wollen auch wir; das haben wir längst, haben cs zuerst von allen europäischen Staaten gehabt. Ein Heer, in dem jeder waffenfähige dortigen städtische» Collegic» mit der Errichtung einer I berechtigtes Vertrauen, uns sagen, daß dieses Ziel vor Markthalle, für welche der Neustädter Markt als der der Hand nicht bei einer geringeren als der jetzt be- günstigste Platz in Vorschlag gebracht wird. Die stehenden Dienstzeit erreicht werden kann. Oder wie Herstellungskosten werden auf eine halbe Million Mark Fcldmarschall Moltke sagt: Ein Hcrabsetzc» der Dienst- angegeben. zeit würde eine Vermehrung der Zahl, aber eine Vcr- Bei einer am 8. d. in Zwickau vorgenommcnen schlcchtcrung der Qualität sein, und damit ist uns Butter-Revision wurden einerHändlerin nicht weniger nicht gedient. Unter den „Civil-Mvltkes" des vcr- als „ncmmndncmizig" Stückchen minderwichtcgcr Butter I stoffenen Reichstags, welche so gern ihr militärisches weggenvmmen. Die Butter war aus Plauen i. V.I Wissen über das unseres Gcncralstabschcss und anderer gekommen. militärischer Autoritäten stellen, mag ja nun allerdings Die Leipziger Kochkunst-Ausstellung hat trotz der kaum einer sei», der in irgendwelcher noch so untcr- glänzcnden Frequenz, die sie gefunden, doch so man- geordneten Stellung an den letzten großen Kriegen ches Unbehagen hinterlassen. Jeder Einzelne hat na- theilgenommen hat. Wir fragen aber alle Diejenigen, türlich geglaubt das Beste ausgestellt zu haben, die " Prämiirung blieb aber aus und mm herrscht bei Vielen Unzufriedenheit und Erbitterung. Es dürste wohl augezeigt sein, bei derartige» Ausstellungen nur wenig Preise sür wirklich hervorragende und außer ordentliche Leistungen zu gewähren, statt, wie es oft vorkvmmt, die Hälfte der Aussteller zu prämiircn. Beim Abräumen der Ausstcllungsobjecte machten so In diesem Jahre erfüllen sich zwei Jahrhunderte daß in Sachsen die erste Anregung zur Errichtung einer Cadettenlehranstalt gegeben wurde. Es war der Geheime Kriegsrath v. Bose, welcher 1687 einen Entwurf fertigte, wie sechzig junge Leute adeligen Standes mit einem jährlichen Aufwande von 7000 ! welche Augenzeugen davon gewesen sind, in welch bc- jammernswcrthcr Weise die sranzösischcn Mobilgardcn 187071 „hingeschlachtct" worden sind, auf ihr Gc- wissen, ob sie die Verantwortung dafür übernehmen wollen, daß in einem künftigen Kriege unsere Lands leute — weil militärisch ungenügend ausgebildet — in ähnlicher Weise in hoffnungslosem Ringen abge- schlachtct werden? Wir lehnen diese Verantwortung ab und überlassen sie Volksbeglückern vom Schlage Bebel-Richter. ergangen zahlreichen Einladungen des kgl. Obcrho Marschalls nur etwa 500 Gäste erschienen waren, nahm doch derselbe einen nicht minder glänzende Verlauf, als sein Vorgänger. Zwar wurde vielfach dem aufrichtigen Bedauern über den Unfall, welcher am letztvergangencn Montage Se. Kgl. Hoheit den Prinzen Friedrich August beim Exerciercn in Großen hain betroffen und behindert batte, zum Balle z» er scheinen, feiten der Gäste Ausdruck gegeben, wie man auch die Abwesenheit der des allbclicbten und verehr ten Prinzen insbesondere Seiten der tcmzlustigcn jungen Damen schmerzlich empfand; da indessen die Ungc- fährlichkcit der Verletzungen des Prinzen auch durch das Erscheinen Ihrer Köuigl. Hoheiten des Prinzen Georg nebst Prinzessin-Tochter Mathilde aus dem Ball bestätigt wurde, so fanden sich die Gäste mit Die Bewohnerschaft von Dohna wurde vorgestern Abend gegen 7 Uhr von dem Signalistcn der dorti gen Feuerwehr alarmirt; zur allgemeinen Heiterkeit teilte es sich dann aber bald heraus, daß in keiner Weise eine Gefahr vvrlag, indem der feurig aufge gangene Mond als Flammenheerd betrachtet worden war. An schlechten Witzen über diese Verwechselung soll es, wie man schreibt, im Städtchen alsdann nicht gefehlt haben! ... Das Gerücht, nach welchem ein aus Geyer Die Nachricht von deiner Vcrheirathung hat sic lammender Soldat — es handelt sich uni den in überrascht," sagte beschwichtigend die Muhme, „und Metz stationirt gewesenen Hermsdorf — in Mctz stand- die anstrengende Reise mag nach der langen Krank- rechtlich erschossen worden sein sollte, welches wir nach hcit auch zu viel für sie gewesen sein. Laßt mich dem „Ehrenfriedersdorfer Anz.u.Wochcnbl." inittheilten, jetzt sic allein in ihr Gemach geleiten, und morgen, bestätigt sich nicht. Es steht nur fest, daß Hermsdorf, wenn sie geschlafen hat und ausgeruht ist, wird sie defertirt ist, steckbrieflich verfolgt wird, bereits einmal Euch schon cm ander Gesicht zeigen." in Luxemburg ergriffen, jedoch abermals flüchtig wurde, „Die Muhme hat recht," stimmte Maria schnell ohne daß cs bis jetzt gelungen wäre, ihn wieder fest ein, „Hilde bedarf vor allem der Ruhe, und cs ist da zu nehmen. her am besten, wenn wir uns durch ihre Ankunst Aus Großenhain wird berichtet, daß im dortigen nicht abhaltcn lassen, zu dem Bankett zu gehen, auch Amtsbezirk in einer ganzen Anzahl von Ortschaften würde Peter Overstolz cs sicher übelnehme», wenn )ie Ueberlassung von Sälen zu socialistischcn Ver- wir noch in der letzten Stunde ihm eine Absage ammlungen verweigert wurde. Der socialdemokratische sendeten." So redend, war sie zu ihrem Gatten gc- Landidat Friedrich Geyer sand sich daher auch außer treten, und den vollen Arm um seine Schulter legend, Stande, sein rhetorisches Licht dort leuchten zu lassen, sah sic bittend zu ihm aus. „Ja, geht nur," sagte Eine segensreiche Fügung erfuhr vor einiger Zeit die Muhme, „heute abend dürftet ihr doch nicht mehr der 17jährigc Sohn einer wenig bemittelten Wittwel lange Zwiegespräch halten mit der Hilde, dazu ist in Schilbach. Derselbe hatte einen vom Fußgelenk I sic zu müde." . aus nach innen stehenden Fuß. Dieses Gebrechen „Gute Nacht, Vater," sagte Hilde, ohne den Blick machte ihn fast zu jedem Handwerk untauglich und zu ihm zu erheben, als er sie zärtlich auf die Stirne ließ ihn kurze Wegcstrcckcn nur mit großer Anstrcn- küßte, und verließ dann, die ausgestreckte Hand Marias gung zurllcklegcn. Mutter und Sohn reisten auf An- nicht beachtend, mit Afra hastig das Gemach. „O rathcn nach Zwickau und wendeten sich Hilfe suchend Muhme, Muhme," rief sie die Hände ringend, als an mehrere dortige Nerzte, mußten aber erfahre», daß sic mit dieser allem war, „ist das die Heimkehr, nach eine Heilung unmöglich sei. Jeglicher Hoffnung bc- der ich nach Monden so sehnlich verlangt! Wie raubt, kehrten Beide »ach dem Bahnhofe zurück, um konnte mein Vater mir das anthun und mein Ge° heimzukehrcn. Da tritt ein ihnen unbekannter Herr spiel zu meiner Mutter machen? Wohl^hattest du an sic heran, welcher den Gebrechlichen aufmerksam recht mit deiner Warnung, hätte ich dir damals gc- beobachtet hatte. Als derselbe auf Befragen das Anliegen folgt und wäre hier geblieben, dann wäre cs nicht der Beiden erfahren, veranlaßt cr mit Entschiedenheit das geschehen!" Zurückbleiben des Sohnes in Zwickau, da eine Heilung „Mache dir darüber keine Vorwürfe," suchte die durchaus nicht ausgeschlossen sei. Die Mutter fährt Muhme sic zu beruhigen, „wärst du geblieben, jo nun allein zurück, während der Sohn von dein be- hätte er sie doch gefreit, er war schon entschlossen da- trcffcnden Hcrrn jn das Kreiskrankenstift zu Zwickau zu, ehe du gingst." gebracht wird. Geheilt wird er von dort entlassen, „Mein Vater, Marias Gatte! ich kann es noch und jetzt wandelt der junge Mann, dem früher die immer nicht fassen. O wie ich sie hasse, die Falsche Blicke der Vorübergehenden mit Bedauern und Mit- die hinter meinem Rücken ihn mit ihren buhlerischen leid folgten, stramm seines Weges. Nur weniger Künsten zu solcher Thvrhcit verlockt! Minuten hätte cs bedurft, und der Bedauernswerthc Afra haßte zwar das junge Weib ihres Vetters wäre dem Scharfblick jenes Herrn entrückt gewesen f von ganzer Seele, aber sie war zu verständig, um jctzt und vielleicht für sei» ganzes Leben ein " " blieben. Thalern in den Kriegswissenschaften unterrichtet wer den könnten. Diesen Entwurf überreichte der damalige Chef des Artilleriecorps, Obcrsthaupt- und Landzeuc meister v. Klengel, der von 1676—1692 sich um d Organisation der sächsische» Armee bedeutende Ver dienste erwarb, den eben in Preußen versammelten Ständen. Diese wollten jedoch die Nothwcndigkeit einer Schule für militärische Ausbildung nicht aner kennen und so zog sich die auch vom Kurfürsten be fürwortete Angelegenheit längere Zeit hi». Müde der Verhandlung, beschloß endlich der Kurfürst, au eigene Hand eine Compagnie adeliger Cadcttcn zu errichten, was auch im Jahre 1692 geschah. Jetzt zeigten sich die Landstände der Sache ebenfalls geneigt, und während früher von der Regierung nur 7000 Thaler beansprucht worden waren, bewilligten sie nun mehr alljährlich 25,000 Meißnische Gülden, welche Summe man 1699 zu den übrigen militärischen Aus gaben zog. Es wurde aber ausbcdunge», daß nur Landcskinder in die Anstalt ausgenommen werden sollten. Im Jahre 1725 wurde das, erst vor weni gen Jahren seiner ursprünglichen Bestimmung ent zogene Cadctteiihaus zu Dresden, damals „Ritter- und Militär-Akademie" genannt, zu größerer Vervollkomm nung des Instituts vom Gencrnlfeldmarschall Grasen Wackerbarth angelegt und 1730 vom Corps bezogen. Ein Detachement Cadetten, die in früherer Zeit völlig militärisch organisirt waren und zu Dienstleistungen commandirt wurden, hatte schon in den Jahren 1693 und 1694 den Feldzügen am Rheine beigewohnt. Eine Ingenieur-Akademie wurde in Sachsen 1742 und eine Artilleriefchule 1766 errichtet. Die für die Tage vom 6. bis mit 8. Febr. vom Prefessor l)r. Falk prophezeiten heftigen Stürme rc. sind glücklicher Weise nicht eingetreten. Vielleicht gehen die Tage vom 20. bis mit 22. Februar, an welchen ebenfalls verbleichen Naturrcvoltcn statt- findcn sollen, auch in ihrer gewöhnlichen Ruhe vorüber und bleiben wir besorgten Menschenkinder für dies Mal von außergewöhnlichen Naturereignissen ver schont. Krüppel gc- noch Hildegards Zorn gegen die ehemalige Freun din zu schüren, denn Matthias war so verliebt in seine junge Frau, daß sie überzeugt war, die Toch ter würde seine Liebe bald ganz verscherzen, wenn sic jener unfreundlich begegnete, und so redete sic