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Bekanntmachung. Infolge Ablebens des derzeitigen Inhabers ist die Stelle eines Einnehmers für Centralstcuern und Schulgeld neu zu besetzen und wollen sich kautionssähigc Bewerber bis zum 25. dieses Monats schriftlich melden. Die näheren Bedingungen rc. sind in hiesiger Gemeindcexpcdition zu er fahren. Oberlungwitz, am 10. Februar 1887. Der Ge mein berat h. Oppermann, Gem.-Vorst. Bekanntmachung, die Reichstagswahl betreffend. Nachdem durch allerhöchste Verordnung von, 14. vor. Monats der 21. Februar a. e. zur Vornahme der Neuwahlen zum Reichstag festgesetzt worden, wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Gemeinde Abtei-Oberlungwitz aus einem Wahlbezirke besteht, der Unterzeichnete zum Wahlvorsteher und der Gem.-Aclt. Herr Hermann Benter zu dessen Stellvertreter ernannt wurden ist, das Wahllocal sich iin Gast hof zum Lamm befindet. Die Wahlhandlung findet nm genannten Tage von 10 Uhr Vormittags bis Nachmittags 6 Uhr statt. Insbesondere wird auf das Wahlreglement verwiesen. Abtei-Oberlungwitz, den 11. Februar 1887. Lange, G.-V. Bekanntmachung. Durch allerhöchste Verordnung vom 11. vor. Monats ist zur Vornahme von Neuwahlen sür den Reichstag der 21. Februar dieses Jahres als Wahltag festgesetzt worden. Für die Gemeinde Gersdorf, welche in zwei Wahlbezirke cingctheilt ist, ist u) sür den 1. Bezirk (von Nr. 1 bis mit 130L) der Gemeindcältcste, Herr Ernst Fanghänel, und zu dessen Stellvertreter der Friedensrichter, Herr Fr. Kempt, und als Wahllocal der Gast hof zum grünen Thal hier, d) für den 2. Bezirk (von Nr. 13l bis mit 232) der Unterzeich nete, zu dessen Stellvertreter der Hausbesitzer Herr Christlieb Röhner, und als Wahllocal der Gasthof zum blaue« Stern hier bestimmt worden. Dieses wird den hiesigen Wahlberechtigten mit dem Hinzuiügen bekannt gemacht, daß die Wahlhandlung am obengcdachten Tage um 10 Uhr Vormit tags beginnt und um 6 Uhr Nachmittags geschlossen wird, sowie, daß zur Theil- nahmc an der Wahl nur Diejenigen zugelasscn werden, welche in der Wähler liste Aufnahme gesunden haben. Gersdorf, den 7. Februar 1887. Der Gcmcindevorstand. Jorvan. Tagcsgelchichte Hohenstein, 11. Februar. Bei den bekannte» engeren Beziehungen, welche sich in mancher Hinsicht zwischen Deutsch-Freisinnigen und Socialdemonatcn herausgebildet haben, dürste es ganz angemessen sein, auf Urtheile zu verweisen, welche in früheren Zeiten von Herrn Eugen Richter über die sogenannten „socialistischen Größen" gcsällt worden find. Im Mai 1877, als cs galt, die Wahl Hasen- rlcver's im 6. Berliner Wahlkreis zu hintertreiben, äußerte Richter in einer öffentlich gehaltenen Rede, daß der Kampf der Fortschrittspartei gegen die Con- servativen nur als Nebensache zu betrachten sei, wenn die Socialdemokratie in Frage komme. „Mag man hier dazu kommen — so heißt es dabei wörtlich — neben der Fortschrittspartei andere Candidaten aufzu- stcllen oder nicht, das ich sage von meinem politischen Standpunkte aus, lassen Sic uns den Kampf der Fortschrittspartei mit den anderen politischen Parteien nach Rechts hin immer als Nebensache betrachten, und verweisen wir unsere Freunde, wie andere politische Parteien, darauf, daß es unsere Hauptaufgabe ist, den uns allen gemeinsamen Gegner, die Socialdemokratie, zu besiegen." Ebenso interessant und des Wieder hervorsuchens Werth ist dann auch Richter's damalige Auslassung über die Stellung Hasenclevers zur Mi litärfrage, wobei der Führer der Freisinnigen mit nachdrücklicher Betonung Folgendes sprach: „Da kommt Herr Hasenclever bei der Militärfrage und will, abgesehen von zwei Monaten, wo die ganze Aushcbungsklassc in Dienst sein soll, nur 18,000 Mann Militär in Dienst haben, um sic in die Festungen zu legen, damit diese nicht vom Feinde an der Grenze überrumpelt werden könnten. Das sind Anschauungen, Hergenomnien aus Amerika, das sich blos gegen Indianer an der Grenze zu verthcidigcn hat, nicht aber aus unserem heutigen Staatslebcn, wo wir gegen Franzosen und Gott weiß welche andere Völkerschaften auf Wache zu stehen haben. Meine Herren! Was können solche Männer auf die Militär frage ausüben, Männer wie Bebel und Liebknecht, die, als die Franzosen uns die Kriegserklärung ent- gegcnschleudertcn und die Regierung Geld verlangte vom Reichstage um dem frechen Anfall des Kaisers Napoleon zu begegnen, sich der Abstimmung enthielten? Solche Leute haben kein Ansehen, kein Vertrauen, wenn man über die Militärfragc im Reichstage spricht. In einem Falle, wo der Feind uns überfällt, wie cs 1870 der Fall war, würden wir selbst einer social- demokratischen Regierung, wenn sie gerade am Ruder wäre, Geld bewilligen, weil cs vor Allem darauf an kommt, das Vaterland zu verthcidigcn gcgcn dcn An fall dcs Feindes." Deutsches Reich. Der officiöscn Wiener „Pol. Corresp." wird aus Berlin, 8. Februar, geschrieben: In der vergangenen Woche hat so Mancher an dcn unmittelbar bevorstehenden Ausbruch dcs Krieges ge glaubt, oder zu glauben vorgegeben, während Ändere nicht müde geworden sind, Friedensbotschaft anFriedcns- botschaft zu reihen und die Lage beruhigend darzu- stcllen. Eines ist beinahe so unrichtig wie das Andere. Die Wahrheit liegt auch diesmal wieder in der Mitte — oder so ziemlich in der Mitte, möchte ich sagen; die Lage ist eine ernste, sicherlich eine bedenklichere, als Diejenigen behaupten, welche sie aus Unwissenheit oder im Dienste besonderer Interessen als eine ganz befriedigende bezeichnen. Der Umstand, daß in den maßgebenden deutschen Kreisen die ernstesten Be mühungen gemacht werden, die drohende Gefahr zu beseitigen, berechtigt zu der Hoffnung, daß der Frieden noch aufrecht erhalten bleibe; das Vorhandensein einer großen Gefahr ist aber unbestreitbar. Wenn die öffentliche Meinung sich an die Worte dcs Fürsten Bismarck und des Grafen Moltke halten wollte, an statt dcn Schwankungen der Börse zu folgen, die heute de» Ausbruch des Krieges sieht, morgen dcn tiefsten Frieden prophezeit — und immer zu weit geht, indem sic starke Hebel aussctzt, um große Be wcgungen hcrvorznrufen — so würde sie keiner Au klärung bedürfen und man würde in ganz Europa wissen, daß der Friede» in diesem Augenblicke zwar Gefahr läuft, der Krieg aber keineswegs als unver meidlich erscheint. Dieses Wissen würde heilsame Folgen haben und nach allen Seiten hin zur Vorsicht mahnen. Das Ableugnen der bestehenden Gefahr ver größert dieselbe, kann sie aber nun mid nimmer bc scitigcn. Zur Begründung der optimistischen Au sassung der Lage weist man daraus hi», daß man i Frankreich fricdsertig sei. Dies ist sicherlich wahr — was die große Majorität des Volkes und was das gegenwärtige Regime betrifft; aber wie Fürst Bis marck gesagt hat: die Minorität ist cs, die dcn Krieg machen wird, und was diese verschloßene Minorität will, das sagt sic nicht und man kann ihre Inten tionen nur nach ihren Handlungen auslegcn. Die französische Presse stellt sich in diesem Augenblick das Zeugniß aus, daß ihre Ruhe und Mäßigung die Welt zur Bewunderung zwinge und den Fürsten Bismarck coiistcrnire. Wem, mit der „Welt" gemeint ist, was man an dcn Ufcrn der Seine und hier und da auch an denen der Newa, der Themse und der Donau von der Haltung der französischen Presse denkt oder sagt, so hat die Aelißerung ebenfalls eine gewisse Berechtigung. Au der Spree ist man weder con- tcrnirt, noch voll Bewunderung. Das plötzliche Auf- ;ören der Agitation in den Revancheblättern über rascht Niemand; man erwartete hier nichts Anderes. Wie lange wird aber diese unter der Einwir kung der Haltung Deutschlands entstandene Ruhe dauer»? Man hat hier nicht vergessen, daß Hunderte von französischen Broschüren und Büchern noch vor Kurzem von dem Krieg mit Deutschland, als von dem „unvermeidlichen" und „nothwcndigen" sprachen. Schon Gambetta predigte dies, und bis vor Kurzem wurde es beinahe täglich an verschiedene» Stellen, in Paris und in der Provinz, wiederholt. Es täuscht ich hier Niemand über den Werth der Ruhe, die eit vierzehn Tagen znr Schau getragen wird. Sechzehn jährige Agitation hat in Frankreich einen Zustand der Gcmüther erzeugt, der nicht durch merzehn- tägigcs Schweigen verändert werden kann. Erst nach dem die französische Presse Jahre lang erklärt haben wird, daß sie den Zustand, wie ihn der Frankfurter Friede geschaffen hat, bona ticke acccptirt, erst nach dem sie Jahre lang dem französischen Volk gepredigt haben wird, sich in diesen Zustand zu fügen — erst dann ist die feste Ruhe zu erwarte», nicht eher! Deutschlands gaiizcs Jntcrresse ist darauf couccntrirt, dcn bestehenden Zustand aufrecht zu erhalten. Da kann von kriegerischen Absichten Deutschlands füglich nicht die Rede sein. Nur gezwungen werden die Deutschen zu dcn Waffen greifen, um ihren Besitz zu vertheidigen. Wer in Frankreich den Frieden will, müßte seine Stimme erheben, um dem Volke zu sagen, Frankreich solle von Bestrebungen Abstand nehmen, welche die Wiederherstellung der Grenzen Frankreichs vor dem Jahre 1871 bezwecken. Unter diesen Um ständen erachtet man hier, daß die Entscheidung der ^ragc:„ob Krieg oder Frieden" jenseits der Vogesen liegt. Was jetzt hier geschieht und die öffentliche Meinung beunruhigt, ist Vorbereitung auf die Even tualität, daß die Antwort auf die Frage „Krieg oder Frieden" „Krieg" lauten könne. Dies sind ohne Voreingenommenheit und Uebertrcibnng und unter Berücksichtigung dessen, was darüber in maßgebenden Kreisen verlautet, die hiesigen Ansichten über die Lage. Berlin, 10. Februar. Während Herr Windthorst ortfährt, die Discretion, die er und Herr v. Francken- tkin sich aus leicht begreiflichen Gründen bezüglich >cs mit dem Cardinal Jacobini gepflogenen Brief wechsels aufcrlegt, weiter zu beobachten, ist, wie es scheint, auf Veranlassung der päpstlichen Nuntiatur in München auch der Wortlaut des ersten, vom Cardinal erlassenen Schreibens bekannt gegeben. Aus die Friedenspolitik des Ccntrumsführers, sowie aus dcn von ihm und dem Centrum nach seiner Ver sicherung errungenen Triumph wird grade durch dieses Actenstück ein interessantes Streiflicht geworfen. Nach dieser authentischen Kundgebung des obersten päpstlichen Beamten ist cs dcr Abgcordnctc Windt horst, der nicht nur durch seine Thätigkcit im preußischen Abgcordnctenhause und im Reichstage, sondern auch durch directc Verhandlungen mit dem päpstlichen Stuhle die Absichten dcr preußischen Regierung zu verdächtigen und damit die von ihr ausgenommcne Friedenspolitik zu zerstören bemüht ist. Des Weiteren ist jetzt fcstgestellt, daß schon der Inhalt des ersten päpstlichen Anschreibens zur Mittheilung an die Mit glieder des Centruins bestimmt war. „Sic wollen", so heißt cs, „daß dic Führer dcs Centrums auss Lebhafteste dafür interessircn, daß sic ihren ganzen Einfluß bei ihren Collegcn anwenden, und dieselben versichern, daß sie durch Unterstützung des Scptcnnats dem jheiligcn Vater große Freude bereiten." Diese bestimmte Anweisung schließt jede Zweideutigkeit aus und cs wird auch dcr advocatischen Kunst dcs Herrn Windthorst nicht gelingen, angesichts derselben noch dic Fiction aufrecht zu erhaltens als ob jenes erste Schreiben lediglich einen vertraulichen, nur sür etliche Personen bestimmten Charakter getragen habe. Da. ür uns nur dic Wirkung dieser ganzen Vorgänge auf dic Ccntrumspartei von Bedeutung sein kann, v muß abgewartet werden, wenn auch nach diesem Schreiben noch in der klerikalen Presse dic Kund gebungen zu Gunsten des Ccntrumsführers „von Gottes und des Volkes Gnaden" fortgesetzt werden. Es liegen bis jetzt nur wenig Zeichen dafür vor, daß der Versuch, die wclfischen Bestrebungen des Herrn vr. Wiiidthorst von den Bestrebungen dcr Ccntrumspartei abzusondern, einen besseren Ersolg als in früheren Jahren versprechen. Sogar sder ncugcgründctc evangelische Bund wird seitens der ultramontanen Presse bei dem gegen wärtigen Wahlkampf nusgebeutct, um dic katholischen Wähler sür die Stimmen dcs Centrums zu gewinnen. Ei» vor uns liegendes Volksblatt sür das katholische Volk, daß unter dem Namen „Leo" in Paderborn erscheint, berichtet seinen Lesern, cs habe sich in protestantische» Kreise» ein Bund gebildet, dessen Ziel dic Protestaiitisirung von ganz Deutschland sei. Dem Protestantismus solle in ganz Deutschland zum Siege verholfen werden und cs werde durch diesen Bund der katholische Glaube direct in allen Gauen Deutschlands bedroht, ja es handle sich bei dem neu begründeten evangelischen Bunde um nichts Anderes als um dic Losreißung dcr deutschen Katholiken von Rom. „An dieses Ziel", so schließt dcr „Leo" seine Mitthcilungcn über den evangelischen Bund, „wird ich dcr Katholik vor der Wahlurne erinnern", und dic oben erwähnte» Mittheilungcn würden hoffentlich das Ihrige zu dem Resultate dcr Wahl am 21. Februar beitragen. Se. Majestät der Kaiser hatte vorgestern eine längere Konferenz mit dem Fürsten von Bismarck. Straßburg i. E., st. Februar. Bei dem heutigen Gastmahl, welches der Statthalter Fürst Hohenlohe dem Landesausschussc gab, sagte Ersterer: „Je mehr in mir das Gefühl der Anhänglichkeit an dieses Land erstarkt, um so inniger ist mein Wunsch, daß Gott dasselbe bewahren möge vor jeglicher Trübsal, ins besondere vor einem schrecklichen, blutigen Kriege. Wenn ich heute das vcrhängnißvolle Wort aussprcchc, o geschieht cs nicht, weil ich den Krieg als nahe be° wrstehcnd ansehe, aber darüber dürfen wir uns keiner Täuschung hingebcn: Gefahr besteht und wird so lange bestehen, als unsere westlichen Nachbarn sich nicht an dcn Gedanken gewöhnen können, daß der durch dcn Fricdcnsvertraa geschaffene Rechtszustand ein dauernder ist. Die Gefahr wird sofort uns gegenübcrtrctcn, wcnn