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WhMeimr Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet vierteljährlich durch die Expedition und durch die Träger Mk. I.2L, durch die Post M. I.LO frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserat« nehmen die Expedition bis Bormittag ll Uhr, sowie die Austräger, desgleichen alle Annoncen-Expeditionen zu Originalpreisen entgegen. Wchck-ÄsWal, NkliniiDitz, Witi-AtckiiOitz, 8trs)srs, Htmsprf, 8iz«, LWkckrg, Fülktü, Ntinsdiilf, Wüstendrend, krlbch, Wbm, Ursprung, ZtMorf, AtilhtnSalh, Arslhhtim, WschnnMl, Hnttengrunri lt. 2lmtsb!att für den Verwaltungsbezirk des Stadtraths zu Hohenstein. Nr. 195. Donnerstag, den 25. August 1887. 37. Jahrgang. Witterungs-Aussicht auf Douuerstag, den 2». August: Fortdauer der heiteren, trockenen und ruhigen Witterung ohne wesentliche Wärmeändcrung. ZMNW liisf SB Kchchmr MMt für den Monat September werden in der unterzeichneten Expedition, sowie von alle» »nseren Austräger» zum Preise von 4.'» Pfg., von allen Postämtern zum Preise von 51) Pfg. entgegengenornmen. Die Expedition des Hohensteiner Tageblattes. o-. Kr-o.^.1-. Togesgeschichte. Hohenstein, 24. Augu Deutsches Reich. Der „Pol. Corr." wird ofsicii aus Berlin, 21. August, geschrieben: Die vor einigen Tagen an dieser Stelle gemachte Bemerkung, daß das Vorgehen des Prinzen Ferdinand von Kobiirg von allen Mächten in seltener und vollständiger Uebercin stimmung als ein ungesetzliches verurthcilt werde, i noch heute vollkommen richtig; auch darf noch immc zuversichtlich gehofft werden, daß das kvburgsche Aben teuer den europäischen Frieden in keiner Weise stören werde; anderseits ist jedoch nicht zu verkennen, daß die Wendung, welche die Dinge in Bulgarien ge nommen haben, langwierige und unliebsame Folgen haben dürfte, da mit der einstimmigen Verurtheilung, welche die Handlung des koburgschen Prinzen findet, noch keine Mittel gegeben oder auch nur angcdcutct worden sind, auf welche Weise die bulgarische Frage wieder auf den gesetzmäßigen Boden, der durch den Berliner Kongreß geschaffen worden ist, gestellt werden könnte. Die türkische sowohl wie die russische Circu larnote enthalten in dieser Beziehung keine praktischen Vorschläge und die anderen Mächte werden sicherlich keine Initiative in einer Frage ergreifen, welche in erster Linie die Interessensphären Rußlands und der Türkei berührt. Eine Thatsachc und sicherlich erfreu licher Natur tritt schon heute zu Tage, nämlich, daß die guten politischen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland, trotz aller Verhetzungen der pansla wistischen und der französisch-chauvinistischen Presse, unverändert sortbcstchcn und daß die russischen Vor schläge, in so fern dieselben nicht österreichisch-unga rische Interessen verletzen sollten, was nicht zu be fürchten ist, sicherlich die Unterstützung der deutschen Politik finden werden. Bei dieser Gelegenheit möge darauf hiugewiesen werden, daß ein bcmcrkenswerthcr Theil der österreichischen Presse gewisse Seiten der deutschen Beziehungen zu Rußland richtiger bcurtheilt hat, als dies hier, im Allgemeinen wenigstens, der Fall gewesen ist. Während nämlich hiesige Blätter in den guten politischen Bczichungeu zwischen Rußland und Deutschland eine Bürgschall dafür erblicken wollen, daß der auf wirthschaftlichem Gebiete gestörte Friede zwischen beiden Ländern bald und vollständig wieder hergestellt sein und daß man somit auch davon Ab stand nehmen werde, die Fragwürdigkeit des russischen Credits in einer Weise zu beleuchten, wie dies wäh rend der letzten Wochen der Fall gewesen ist, hat man in der österreichischen Presse seit geraumer Zeit bereits richtig erkannt, daß die politische und volkswirthschaft- liche Frage hier vollständig von einander getrennt werden und daß man um so weniger gesonnen sein kann, auf letzterem Gebiete Zugeständnisse zu machen, als seitens Rußlands in dieser Beziehung bisher nic das geringste Entgegenkommen gezeigt worden i Es ist gewiß, daß gemeinsame wirthschaftliche Int ressen erheblich dazu beitragen, die Beziehungen zwischen den Völkern zu befestigen und die Aufrechterhaltung des Friedens zwischen ihnen zu sichern; auf der andern Seite sind jedoch ökonomische und finanzielle Fragen, in Europa wenigstens, nicht mehr im Staude, die Gefahr eines Krieges näher zu rücke». Die deutschen Inhaber russischer Wcrthe, sei cs mobiler, sei cs immobiler Natur, sind durch gewisse Vorgänge in Rußland darauf hiugewiesen worden, die Sicherheit ihres Besitzes zu prüfen. Eine jede Regierung, welche derartigen Untersuchungen Hindernisse in den Weg legen wollte, würde damit den Gläubigern Rußlands gegen über eine Verantwortlichkeit übernehmen, welche die deutsche Regierung sicherlich nicht zu tragen geneigt ist. Die Beendigung des sogcnanmcu Feldzuges gegen die russischen Wcrthe hängt deshalb nicht von der deutschen Regierung ab, sondern einzig und allein von russischen Maßnahmen, durch welche die dcutschcr- cits erhobenen Bedenken gegen die Sicherheit russi- cher Wcrthe beseitigt würden. lieber die Haltung der Consuln in Bulgarien und Ostrumclien gegenüber dem Prinzen Ferdinand laufen in den Blättern widerspruchsvolle Meldungen um. Bald heißt cs, sie hätten au dem Empfange des Prinzen Theil genommen, bald wieder, sie hätten dies unterlassen und bei dem Prinzen als Privatper- oner. vorsprccheu wollen, der jedoch einen derartigen Besuch anzunehmcu abgelehut habe. Letztere Nach richten klingen sehr unglaublich, denn die Wahrschein lichkeit spricht dafür, daß die Consuln, entsprechend der Haltung der Mächte, aus ihrer Reserve nicht her- ausgetreten sind. Was wenigstens die Haltung des österreichischen Vertreters in.Philippopcl anbclangt, so geht aus Wiener Berichten hervor, daß derselbe weder ossicicll noch privatim mit dem Prinzen Fer dinand in Beziehung getreten sei. Der Prinz 'ann also gar nicht in die Lage kommen sein, den Besuch des Cvnsuls abzulehncn. Hieraus darf inan wohl einen Schluß auf den Werth der andere» einschlägigen Meldungen ziehen. ' Berlin, 23. August. Die Meldung von einem bevorstehenden Congreß der deutschen Socialdemokraten in Zürich erweist sich als unrichtig. Das hiesige „Volksblatt" bezeichnet dieselbe als eine irrige Ver- nuthung und das Dementi wird den Thatsachen cnt- prechcn, da die Nachricht von einem Harteicongreß ediglich aus der gleichzeitigen Anwesenheit Grillen- berger's und Singers in Zürich gefolgert worden. Wenn das Blatt sich aber darüber hinaus noch gegen das „alberne Gerede" von Spaltungen innerhalb der socialdcmokratischen Partei ereifert, so scheint es ganz vergessen zu haben, daß vor wenigen Tagen Herr Schippel in der socialdemokratischen „Bolkstribüne" zur Vorsicht und Zurückhaltung ermahnte, nm nicht eine Lage, deren Schwierigkeiten die Genossen nicht zu übersehe» vermöchten, durch voreiliges Eingreifen zu verschärfen. Währungen und Meinuiigsverschiedcn- heiten innerhalb der socialistischen Partei sind ent schieden vorhanden gewesen. Ueber die Bedeutung derselben für den Bestand der Partei Betrachtungen anzustellen, das möchte allerdings auch ims als eine müßige Arbeit erscheinen, so lange allen Spaltungen und Währungen zum Trotz die socialdcmokratische Partei bei jeder Wahl einen Stimmenzuwachs erhält. Die Svcinldemokraten bereiten zum zehnjährige» Bestehen des Socialisteiigcsetzes eine Denkschrift vor, welche eine genaue Statistik aller Verbote vonZeitungen, Vereinen und die Nauum der Ausgewiesenen enthüll. Gegen den Reichstagsabgeordneten Hasenclever ist jetzt die Voruntersuchung wegen Theilnahme an einer geheimen Verbindung cingeleitet. Mit der Entlassung von Arbeitskräften aus den königlichen Gewehrfabrikeu wird ziemlich in der ganzen preußischen Monarchie gleichmäßig vvrgegaiigcn. Es hängt dies damit zusammen, daß der Bedarf an neue» Gewehren nahezu gedeckt ist. Auf ei» Gesuch Berliner Petroleum-Händler um Aufhebung des Disfcrenzzolles für Petroleumfässer ist unter dem 8. August seitens des Handelsministeriums eine endgültig ablehnende Antwort erfolgt und zwar ist dieselbe damit begründet, daß die von jenem Zoll erwartete günstige Wirkung aus die Lage des deutschen Böttchergewcrbes thatsüchlich grvßenthcils eingetretcii ei und daß gegenüber diesen günstigen Erfahrungen >e» „anfechtbaren und in der Hauptsache uncrwicscncu Anführungen der Gcsuchsteller" eine genügende Ver anlassung auf eine Abänderung der Bundesraths- bcstimmungen vom 25. September 1885 hinzuwirken, zur Zeit nicht entnommen werden könne. Berlin, 23. August. Ueber das Befinden Sr. Majestät des Kaisers erfährt man von Schloß Babels berg, daß der erlauchte Monarch eine recht gute Nacht gchavi und die Besserung in erfreulicher Weise fon- chreitet. Im Laufe des heutige» Tages ließ Mcr- öchstdcrsclbe vom Ober-Hof- »nd Hausmarschall Grafen Perponchcr sich Vortrag halten und arbeitete mit dem Chef des Militärcabinets, General der Cavalleric und Gcncral-Adjutanteu v. Albedyll Ani Nachmittag hatte der kürzlich hier eingetrosfcne königl. preußische Gesandte beim päpstlichen Stuhl, Wirkt. Geh. Rath v. Schlözer, die Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser auf Schloß Babelsberg empfangen und