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WMmm Tageblatt. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtraths zu Hohenstein. n 10. und Donnerstag, den 23. December 1886. 36. Jahrgang Witterungs-Aussicht auf Donnerstag, den 28. December nicht eiugcgangen ll. M 2«, N »he 4.50, 4.50, 5.50, Packung, ung Sanz frei. :uüber st wieder ahl für I't»- >lN. Jusrrate nehmen die Expedilion bis Bormillag II Uhr, sowie die Ansträger, desgleichen alle Annonccn-Exveditioncn zu Originalpreise« entgegen. lagerte m ver- m dk- als «in henk. Bei Schneefall hat jeder Grundstücksbesitzer die Fußwege, bez. Trottoirs, längs seines Grund stücks vom Schnee, bei cintretcndem Thnuwcttcr von dem darauf gefrorenen Schnee und vom Eis zu reinigen und bei stattfindeuder Glätte mit Sand, Asche oder anderem die Glätte abstnmpfenden Material mindestens in der Breite einer Elle zu bestreuen. Lockerer Schnee ist über die ganze Fahrbahn gleichmäßig, gefrorener Schnee und Eis wegzuschaffcn. Das Hcrausfchasfen von Schnee nnd Eis ans den Höfen ans die Skaße darf nur dann stattfindcn, wenn Beides alsbald abgefahren wird. Die Nichtbcfolgnug dieser Vorschriften wird unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 15 Mark oder vcrhältuißmäßigcr Haft geahndet. Hohenstein, den 22. December 1886. Der Stadtrat h. Pfotenhauer. Geschäfts-Anzeiger für ^6 auge- man in dcrstubc, die nm die Weihnachtszeit gar sonderbar anssah. Meine Eltern, die außer mit Kolouialwaarcn auch mit Porzellan und Spielzeug haudcltcu, vor allem mit Puppen, veranstalten alljährlich etwa 14 Tage vor dem Wcihnachtsfeste eine Ausstellung von Weihnachtssachen nnd dazu wurde eben die Vorderstnbc, unser bestes Zimmer, ansgeränmt. Für unsere heutigen Begriffe war jene Ausstellung natürlich herzlich un- bcdentcnd, vor zwanzig Jahren aber, in einem kleine» Landstädtchcn von kaum 4 000 Einwohnern, hatte sie sogar eine Zeit lang einen gewissen Ruf. Für mich war sic ein treffliches Erziehungsmittel. So lange das Geschäft gut ging, hatten die Eltern vor dem Feste natürlich den ganzen Tag vollauf zu thuu, und mein Bruder uud ich mußten, so lange wir noch zu Hause waren, bald mithclfen. Da lernten wir denn die Spiel sachen von innen nnd außen kennen nnd wurden auch in die Geheimnisse des Ein- und Verkaufs ciugeweiht. Ich half besonders bei der Herstellung der Puppen, welche mit Ausnahme der Köpfe ganz im Hause angeiertigt wurden. Meine Mutter schnitt die Rümpfe zu aus weißem Zeug, eine Tante, welche nns in der Weihnachtszeit half, nähte sie, nnd der Vater und ich stopften sie nach allen Regeln der Kunst mit Sägc- spähncn ans, wobei sehr viel darauf nukam, den einzelnen Körperthcilcn die richtigen Proportionen zu geben. Das hat mir anfangs viel Mühe gekostet, auch Puppenschnhe verstand ich vortrefflich anzufcrtigen, d. h. nur solche für Puppen geringeren Standes; sie wurden sehr einfach dadurch hcrgcstellt, daß man die Füße bis zur geeigneten Höhe mit schwarzem Lack bepinselte. Meine Mutter war die Directricc bei der Anfertigung der ost kostbaren Kostüme, doch mischte ich mich oft auch in diese Sphäre weiblicher Thätig- Locales. Hohenstein, 22. December. Allzuviel ist ungesund. Dies bemerken jetzt die Geschäftsleute ohne Ausnahme, dieweil aller Verkehr ! stockt. Ganz nahe gelegene Orte sind vom Verkehr mit der Stadt abgcschnitten, besonders empfindlich aber macht sich die gänzliche Stockung des Bahn- bez. Pvst- vcrkchrs. Der Bahnbetrieb ist gänzlich eingestellt nnd folglich auch die Pvstvcrbiuduug unterbrochen. Pallete kann, da die Postränmlichkcitcn mit Palleten schon überfüllt sind, die Post bis auf Weiteres nicht mehr annchmcu. Seit gestern Abend liegt in der Nähe des Logcnhauscs ein Personenzug im Schnee, und war cs bis heute Mittag nicht möglich den ganzen Zug wieder fahrbar zu machen, obwohl ununterbrochen daran gearbeitet wird. Wie viele Wcihuachtssrcudcn mögen vernichtet werden, wenn die Verkehrsstockungen nicht bald gehoben werden? Außer de» Gcschä'ts- lcutcn, welche alle Verkehrsmittel momentan ent behren, ist cs der Staat, dem ebenfalls die Weihnachts- cinnahme bedeutend geschmälert werden dürfte, denn nicht mir in unserer Gegend ist der Verkehr eingestellt, sondern alle sächsischen Staatsbahncn leiden unter dieser Kalamität, wie es in anderen Staaten anssieht, können wir nicht sagen, da alle Nachrichten fehlen. — Der Straßenverkehr in unserer Stadt ist ebenfalls ein sehr beschwerlicher, vorzüglich für die Damenwelt, denn obwohl die Stadtvertrctnng und die Bürger schaft alles Mögliche thut, um einigermaßen „Bahn zu machen", ist 'es doch schwer, fortznkommen, so daß Kinder, selbst solche innerhalb der Stadt wohnhaft, heute mit bedeutender Verspätung zur Schule kamen, mehrere auch derselben gänzlich fern blieben. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Expedition und durch die Träger Mk. 1.25, durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Mein Eannenbaum. Von Helmuth Giese. Einen richtigen Weihnachtsabend kann ich mir nicht denken ohne Tannenbanm. Nur einmal — so viel ich mich erinnere — habe ich ihn entbehren müssen; es ist kein glückliches Jahr gewesen. Als ich noch ein ganz kleiner Junge war, wurden mein Bruder uud ich am Nachmittage znm Nachbar geschickt, und wenn das Mädchen uns wieder holte, prangte der Christbaum in blendendem Glanze vor unseren entzückten Blicken. Als ich acht oder nenn Jahre alt war, mußte ich schon selbst mithclfen, den Baum aufputzen, nnd von meinem zwölften Jahre an habe ich cs fast immer allein ge- than. Wie stolz machte mich das, wie glücklich war ich dabei! Vielleicht hat keine andere Beschäftigung mich je so befriedigt. Im Geiste sehe ich mich in unserer kleinen Vor- »sier. il "Nr. 261 Sch. -EL, Das täglich in nnscrcr Stadt verkehrende Milch- fuhrwerk des Rittergutes Callenberg kam am gestrigen Abend in ziemliche Gefahr. Dasselbe mit 4 Pferden bespannt, wollte, da die Badstraße nicht vcrkehrbar, seinen Weg durch den Hüttengrnnd nehmen. Dasselbe fahr daher die Lerchcnstraße entlang und wollte kurz vor der Brücke nach dem Hüttcngrund rechts nmbicgcn. Dabei geschah cs, daß eins der vorderen Pferde der tiefen Bahnböschung zunahe kam und mit sammt seinem Reiter in die Tiefe fiel. Erst spät abends gelang es, nach dem man ans der Stadt Hilfe regnirirt, das Pferd wieder auf die Beiue zu bringen. Mann und Pferd sind glücklicherweise ohne Schaden zu uchmcu davougckominen. r«. Wenßtiii-ßrHA, LkckWitz, MMtcksM AMf, htms^rf, »ileck 18aMbtrn Men, Meinsdorf, Wenbronb, Wach, Kirchberg, Ursprung, Bernsdorf, Reichenbach, AMem, KMliWl, Mtengrund re. n der Kgl. I iohenstein- I Gott der Herr lasse auch durch diese Feier den Segen der Weihnachtsfreude in die Häuser uud Herzen der Gemeinde hinein leuchten. Höhenstein, 10. December 1886. Der Kirche n vor st and. Zimmerman», Pf., Vorsitzender. Bürgerschule zu Hohenstein. Die Anmeldung der Ostern 1887 schulpflichtig werdende» Kinder findet statt in der Expedition des Direktors am 3., 4. nnd 5. Januar von Ist—12 nnd 2—3 Uhr. 1. Schulpflichtig werden Ostern alle die Kinder, welche bis mit dem 31. Mürz 1887 das sechste Lebensjahr erfüllt haben. 8 4 des Schul-G. 2. Auf Wunsch der Eltern und Erzieher werden auch solche Kinder aus genommen, welche bis mit dem 30. Juni 1887 das sechste Lebensjahr vollenden. 8 4. 3. Anzumclden sind auch diejenigen Kinder, welche wegen Krankheit, körperlicher oder geistiger Schwäche nm rechtzeitigen Eintritt in die Schule verhindert sind. Hierbei ist ein ärztliches Zeugnis bedingt. 8 8 der Ausf.-B. 4. Über jedes nnfznnchmcnde Kind ist der Impfschein vorznlegen. 8 6 A.-V. 5. Bei auswärts geborenen Kindern ist die Bescheinigung des Standes amtes nnd das Taufzeuguis vorznzeigen. 6. Nur von Erziehern, welche über die Wahl der Schule, ob mittlere oder einfache, bestimmte Auskunft zu erteilen uud über Rcligionsvcr- hältnisse Erklärungen abzugebcn imstande sind, auch das Kind genau nach dessen körperlicher und geistiger Beschaffenheit kennen, werden die An meldungen cntgcgcngcnvmmen. 7. Sehr wünschenswert ist cs, das schulpflichtige Kind mitzubringcn. 8. Die Anmeldung solcher Kinder, welche nach dem 30. Juni 1887 das sechste Lebensjahr erreichen, ist nutzlos, da deren Aufnahme unbedingt untersagt ist. V. Abigt, Bürgerschuldirektor. Die Entrichtung der Ablösungs-Renten betr. Die auf den 4. Termin dieses Jahres fällige» Ablösungs-Renten sind spätestens bis 31. Deeembcr d. I. an unsere Einnahme für Staatsstcucrn zu entrichten. Gegen etwaige Restanten wird das Mahn- bez. Bcitreibnngsverfahren unverzüglich ciugeleitct werden. Hohenstein, am 22. December 1886. Der S t a d t r a t h. Pfotenhauer. Bekanntmachung. Die diesjährige Feier des heilige» Wcihnachtsfcstes soll am erste» Feiertage früh versuchsweise mit einer Christmette cingeleitet werden. Von früh 5 Uhr an wird das Fest cingeläutct. Um 6 Uhr beginnt der Mcttengottcsdienst. Zur Beleuchtung der Kirche wolle Jung und Alt sich sein Lichtlciu mitbringen.