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ErsAeirrl jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und koste! durch die Expedition und durch die Träger Mk. I.LL, durch die Poft MI. 1.00 frei ins Haus. für Inserate nehmen die Exv d tion bis Boriniltag II Uhr, fonne die Austräger, desgleichen alle Annoncenexpeditionen zu Originalpreisen entgegen. WM-ßrOU, MtllsWLß, Miei-AerllülWitz, Kelh^lf, Hkrmsksrf, ZWenberg, Mmsiiörf, MckM, Wzch, KirOtrg, !?lUük'g, ZMHörs, AtiWch, T'rslühn'üi, zichschilGkl, püttWrunS tt. Amtsblatt für dim Verwaltrrngsbezirk des Madtraths ;« Hshcrrftüin. 9!r. 230. Dienstag, den 16. dtovember 1886. 36. Jahrgang. Wiitcrirnns-AttssitUt «uf Dienstag, den Hi. Novcrnber: Veränderliche Bewölkung unt leichten Niederschlägen bei mätzigem Westwind und wenig veränderter Temperatur. Tages-Ordnung für die öffentliche Sitzung des Stndtgemernderaths Dienstag, am L6. November 1»K6, AbenSS li Uhr. Vcrhandlnngsgegenstände: 1. Wahl von noch 2 Mitgliedern in die Eiukommeustcuer-Eiuschätzuiigs-Cvnnuission und 2 Stellvertreter für dieselbe, auf Grund Dccrets des Königlichen Finauz- ministcriums Vvm 5. laufenden Monat-, 2. Wahl der Mitglieder zur Couuunuanlagcu Einschätzung. Pfotenhauer. ötach der StadtgcmeiuderathSsitzung öffentliche Sitzllttg der Stadtverordneten. Tages-Ordnung: l. Mittbcilung des Raths, 2. Die Stadtverordneten Wahlliste. G. Neiäsardt, stellverir. Bors. S'ächiia?!to. Hohenstein, .15 November 1886. Vergangenen Sonnabend abends sprach im hiesigen Erzgcbirgsverein Herr Lehrer Sebastian über „Ent stehung und Entwickelung von Hohenstein". Obgleich der Vorstand des Erzgebirgs-Vereins seine Einladung auch au Nichtmitglicdcr gerichtet, war doch der Besuch ein nicht so zahlreicher, wie man bei dem allseitigen Interesse, was das angeführte Thema bei der hiesigen Einwohnerschaft erwecken mußte, hätte erwarten können. Daß der Sonnabend zn diesem Vortrag erwählt, mag auch etwas zurVcrmiudcrung derZuhörcrzahlbeigetrageu haben, da an diesem Tage Verein-Versammlungen in größerer Zahl stattfiudcn. Wir hoffen, Herr Sebastian "wird uns den Vortrag überlassen, damit wir selbigen unverkürzt unsern Lesern werden im Druck verlegen können, cinestheils nm das Interesse der hiesigen Ein wohnerschaft an unserer Hcimath auznregcn, auderu- thcils, Herrn Sebastian in seiner mühevollen Arbeit, Material zu sammeln zu einer Chronik Hohensteins, zu uützen, denn hoffentlich findet sich doch Der und Jener, der Einiges hcrbcizuschaffcn weiß, um Lücken auszufüllen und Zweifel zn beseitigen. Nachdem der Herr Vorsitzende im Namen der Anwesenden Herrn Sebastian für das Gebotene gedankt, erfolgte Schluß der Versammlung. Erwähnt sei noch, daß während des Abends mehrere Bilder aus Hohensteins Ver gangenheit im Versammlungslokale (Hotel Drei Schwa nen) ausgestellt waren. Dieser Tage hat wieder eine größere Sendung echt russischer Stcppcnpferdc per Bahn unser Sachsen, auch Hohenstein-Ernstthal, passirt. Dieselben kamen aus dem Innersten Rußlands, ans den Kosakcnsteppcu über Brest-Litowsk, und gehörten einem größeren Roß händler in München, wohin sie auch befördert wurden. In Freiberg fand ein Tränken der schönen Thicre statt. Jeder der vier Begleiter hatte sich einen russischen Stcppcnhund — Bastard von einem Windhund und einem Wolfshund — eine eigenartig aussehcude große Rasse, mitgcbracht nnd mit diesem treuen Begleiter in seinem Wagen, so weit als thunlich, sich für die lange Reise häuslich eingerichtet. Unsere Wetterpropheten sind in Heller Verzweiflung, da alle ihre Beobachtungen nnd daran geknüpften Verheißungen durch den wirklichen Verlauf der Dinge über den Haufen geworfen werden. Zuerst mußte man glauben, daß zn Martini factisch schon der Schlittschuh in Action treten würde; nnn aber ist gerade dasGc- genthcil der Fall, da linde Lüfte wehen und das Blühen in der weiten Natur absolut kein Ende nehme» will, obwohl uns nur noch sechs Wochen von dem Weih- nachtsfcste trennen. Mit der „Erkältnng" unseres viel geliebten Planeten, mit welcher uns verschiedene kühne Hypothetikcr L la. Falb die Daseinsfrcnde zu vergällen suchen, scheint es mithin noch seine guten Wege zu haben. Die Zeit, wo der schmackhafte Gänsebraten in den Haushaltungen wieder eine bedeutende Rolle spielt, ist wieder gekommen. Da nun viele Frauen die Gänse nicht selbst mästen, sondern lebend oder entfiedert ans dem Markte kanfen, so dürfte ein Hinweis zum Unter schied junger Gänse von alten, zähem Vielen willkommen sein. Die Kennzeichen sind: weißer Ring um die Pupille des Auges (während er bei den Alten blau odergelb aussicht),blaßgclbcr Schnabel,spitze Nägel,leicht zerguetschbare Flügel nnd Gurgel (während diese bei den alten sehr hart sind; die dicken Federn sind bei den jungen Gänsen viel weicher wie bei den alten, die Zehen leicht zcrreißbar. Da nicht selten 5 bis 10 Jahre alte Brutgänsc zu Markte gebracht werden, so mögen namentlich junge Hausfrauen sich an der Hand dieser Kennzeichen Vorschein „Es ist alles schon dagewesen," sagt bekanntlich der alte Ben Akiba, nnd dieser Ausspruch bewahrheitet sich auch, wenn mau den Verlauf den jetzt so häufigen Arbeitseinstellungen betrachtet, welche nach ihrer englischen Begründung „Strikcs" genannt werden. Dieselben sind keineswegs eine Folge unserer jetzigen socialen Zustände, sondern bereit» vor Jahrhunderten vvrgekommcn, haben aber damals für die Streikenden niemals auf die Dauer den gewünschten Erfolg ge habt. Um ein ältestes Beispiel anznführen, neunen wir die „Streikes" der Mausfcldischen Bergarbeiter von 1556 bis 1564, wo deren nicht weniger als vier 'tattfandcu. Im Jahre 1556 ließen die Bergleute alles stehu und liegen nnd forderten höheren Lohn. Sie wurden mit Vertröstungen beschwichtigt. Dasselbe geschah 1557 und 1559, wo'esihnen ebcnfallsnichtgclang hrc Forderungen durchzusetzen. Die Noth zwang die Meisten, wieder zn arbeiten; eine Anzahl Hartköpfe wendeten sich ab und nahmen Kriegsdienste. Die vierte Arbeitseinstellung erfolgte 1564 und dauerte echsthalbe Wochen. Auch jetzt verstanden sich die Bcrghcrren zn keiner Lohnerhöhung, doch bewilligten sie jeden Bergarbeiter der wieder zur Grube kam, ein Geldgeschenk. Damit waren die Mansfeldcr „Streikes" zn Ende. — Der erste „Streik", welcber in Lcipzic vorkam, war der der Schuhmachergcsellcn im Inn 1699. Der Rath schritt aber hier sofort energisch ein. Es war von den Gesellen auf der Herberge eine Vcrsammluug veranstaltet worden, welcher der Nath auseinander zn gehen befahl und zwölf der Ver anstalter beim Kopfe nehmen und einspcrren ließ. Zugleich wurde den Thorwacheu die Weisung, keinen Sckjuhmachergesellcn aus der Stadt hinaus zu lassen. Als einige Furchtsame dies dennoch versuchtem wurden sie gefaßt und den zwölf Gefangenen beigescllt. Weil kein Gesell die Arbeit wieder ansnehmen wollte, bc- kam der Herbergsvater Befehl bei Strafe den Ge sellen keine Speisen oder Getränke zu verabreichen. Gleichzeitig ließ der Nath durch die Stadtknechte alle Schnhmachergescllen deren sic habhaft werden konnten, auf das Rathhaus holen. Hier mußte Maun für Manu sich erklären, ob sie wieder in ihre Werkstcllcn gehen und den Austrag der Sache mit den Meister» daselbst abwarten wollten oder nicht. Die ersten elf Befragten verneinten dies »nd wurden sogleich in das Gefängnis; abgeflihrt. Als nun die Uebrigen hörten, daß Befehl gegeben wurde, auch die Landcs- krvue au der Peterskirche uud deu Pulverthurm im Brühl, zwei gefürchtete Gcfäugnißthürme, zur Aufnahme der renitenten Schnhmachcrgcsellcn vvrznrichtcn, wurden sie zaghaft und traten zusammen und einigten sich zur Unterwerfung, woraus mau sie entließ. Wenige Stunden nachher herrschte in den Werkstätten wieder die alte Thätigkcit. Von den verhafteten Rädels führern wnrden zwei zu dreijähriger Landesverweisung nnd drei zu mehrwöchcutlicher Gefüuguißstrafc ver- urthcilt. „Weil aber die Meister uud andere ehrbare Männer für die Verurtheilten ein gntes Wort ein legten, wurde das Urtheil iu eine leidliche Geldstrafe nmgcwaudclt. Solcher Gestalt ward dieser besorgliche Aufruhr gcstillct uud der Schuhkncchtc gemachtes Verbüuduiß, daß sie alle mit ciuaudcr fortzichen wollten, zernichtet, gestalt sie fast alle wieder an ihre Arbeit gingen und des Abzugs vergaßen." In der Dresdner Straße zn Leipzig erregte vor einigen Tagen Nachmittag ein dort wohnhafter, von plötzlichem Irrsinn befallener Privatmann dadurch großes Aussehen, daß er die Fenster seiner Wohnstube zerschlug uud sein Geld aus die Straße hinauswarf. Es wurde natürlich sosort von der Behörde einge schritten und der bedaucrnswcrthc Maun aus seiner Wohnung und in der Jrrenklinik nntcrgcbracht. Die srattgcsnndcnen Erörtcrnngeu nach der angeb lich verschwundenen Lionville v. Scpingnin geb. Prin zessin Galizin haben ergeben, daß die Betreffende keines wegs wie früher angenommen nnd von uns berichtet wurde, spurlos verschwunden, sondern anscheinend wegen verschiedener Geldverlegenheiten von Dresden heimlich davongcgangen, sich nach Pirna gewandt und von dort aus wieder abgcdampft ist. Später hat die Ge nannte in Blasewitz Schwindeleien verübt und ist wahr scheinlich eine Hochstaplerin, welche von der Polizei verfolgt wird. Ein Ranbanfall wurde kürzlich in Gablonz in Böhmen verübt. Der sechzehnjährige Graveurlehrling Gustav Pvchmaun aus Neudorf wurde auf dem Wege nach Gablonz von zwei Strolchen überfallen, geknebelt und ins Dickicht geschleppt. Dort entkleideten ihn die Unmenschen, banden ihn fest au ciucu Baum und zer- schuitteu nun seine Kleider, ans Rache darüber, daß sie nichts Wcrthvolles in seinem Besitz fanden, in kleine Stücke. Der arme Mensch mußte drei Stunden in dieser Lage verharren. Zufällig kam ein Arbeiter aus Neudorf,' der das Wimmern des Gefesselten hörte und ihn befreite. Als er seiner Bande ledig war, fiel er ohnmächtig zu Bvdeu; er wurde bewußtlos in die Wohnung seiner Eltern gebracht. Ein Bergarbeiter hatte mit einem in Zwickau dienenden Mädchen, dem gegenüber er sich für einen Hüttcilbcamten ausgab, ein Liebesverhältnis; augekuüpft nnd dasselbe nach einiger Zeit unters dem Vvrgeben daß er 200 Mark verloren habe, dazu vermocht, ihm ein Sparkassenbuch über .810 Mark zu geben, worauf er die angeblich verlorene Summe erhob; bald darauf erhielt er von dem Mädchen, da er behauptete, daß er als Beamter eine Kaution von 1M Mark stellen müsse, die Genehmigung auch den Rest der Spar-