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^ 302, 80. Dezember 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhanbel. 14955 sucht die Lösung darin, daß zu der tatsächlichen,.Aushändigung noch der Wille des Empfängers hinzutreten müsse, das Erlangte als Leistung gelten zu lassen. Ober-Postassistent Langer. * Postscheckkonten. (Vgl. Nr. 291, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 300, 301 d. Bl.) — Weiter gemeldete Postscheck konten: Firma: Po st scheckamt: K o n t o - N r. Agentur des Rauhen Hauses Hamburg 159 A. Asher L Co. Berlin 1586 Berlinische Verlagsanstalt G. m. b. H. Berlin 1162 Friedrich Brandstetter Leipzig 939 Helwingsche Verlagsbuchhandlung Hannover 78 W. Herlet Berlin 1088 Johannes Herrmann (Zwickau i. S.) Leipzig 1044 Robert Hoffmann Leipzig 1147 Otto Holtzes Nachfolger Leipzig 940 Albert Koch L Co. Stuttgart 24 Koch L Oetinger G. m. b. H. Ernst Muschket's Buchhandlung Stuttgart 515 (Bunzlau) Breslau 644 * Born »Tendenzroman« mit der Schwindelreklame (Vgl. Nr. 296, 297, 298, 299, 300, 301 d. Bl.) — Dem »Berliner Tageblatt« wird zu dieser Angelegenheit aus Zürich gemeldet: Uber den Reklameschwindel Ganters erfahre ich folgendes: Die Angestellten Ganters waren ausschließlich Kaufleute oder solche, die seit Jahren im kaufmännischen Beruf tätig waren. Welchen Zweck diese »blauen Briefe« verfolgten, war ihnen unbekannt. Von der Geschäftsleitung in Zürich, die ein gewisser Kurt oder Max Hamburg führte, erfolgte nie die geringste Auf klärung darüber, und so herrschte bis zuletzt ein geheimnisvolles Dunkel über den Zweck des Ganzen. Bevor die Angestellten Kenntnis von der zu schreibenden Arbeit erhielten, mußten sie einen zwanzig Folioseiten langen Vertrag unterzeichnen, in dem sie sich zu hohen Abzügen verpflichten mußten, eventuell zum Verlust der Kaution, wenn vom Inhalt der Karte etwas in die Öffentlichkeit gelange. Ferner waren den Angestellten 100 bis 500 Francs Gratifikation zugesichert für den Fall, daß der Vertrag bis zu Ende gehalten werde. Ein Bericht, den eine Züricher Auskunftei über Ganter gab, lautete verhältnismäßig günstig. Es ging daraus hervor, daß Ganter vermögend und im Perlagsfache erfahren sei. Der Zweck der Karte, deren Unter schrift und der Reklameroman waren den Angestellten vollständig unbekannt. Den Angestellten schuldet Ganter an Arbeitslöhnen, Kautionen usw. zurzeit noch 20(X-0 Francs. Ganter bewohnte in München-Nymphenburg eine Villa und lebte mit seiner zweiten Frau, einer Berlinerin, die ein Vermögen von einer Million Mart besitzen soll, in Gütertrennung. Die Frau unterstützte sein Unter nehmen jedoch mit Geld. Ganters Mittel sind, wie die »Münchener Neuesten Nach richten« melden, vollständig erschöpft. Mitte Dezember fuhr Frau Ganter nach Berlin zu ihren Eltern, um Geld für den Ankauf der notwendigen Marken zu erbitten, die dann Frau Ganter in Ulm kaufte. Sehr interessant ist die Angabe eines der Angestellten Ganters, der erzählt, das bayerische Verkehrsministerium habe sich noch im letzten Moment ins Mittel gelegt, um — natürlich ohne zu wissen, um was es sich handle — Ganzer die Wege zu ebnen. Ganter hatte die Briefe in Paketen durch die Bahn in die betreffenden Städte gesandt; die Briefe waren anfangs nur mit Fünfpfennigmarken frankiert. Die Post anstalt in Ehemnitz machte Schwierigkeiten und wollte Ganter wegen Portohinterziehung belangen. Daraufhin erkundigte sich Ganter bei einem Rechtsanwalt und dann bei der Ober- postdireltion. Es klingt wie eine Satire, daß gerade durch die Vermittelung des Verkehrsministeriums die Schwierigkeiten, die sich der Abstempelung der Briefe in die Wege stellten, überwunden wurden. Der bayerischen Post ist dadurch ein sehr bedeutender Portoausfall entstanden. Je näher der für Sonn abend sestgelegte große Coup kam, desto nervöser wurde Ganter. Er hatte Grund dazu. Das Geld war vollständig auf die Neige gegangen, und die Hamburger Postverwaltung hatte Ganter einen Strich durch die Rechnung gemacht, da sie nicht, wie Ganter ge beten, die Briefe erst Freitag nacht, sondern schon am Dienstag zur Abstempelung und zum Versand brachte. Da die Hamburger Presse und der Großbuchhandel, der auch diesmal ein Zeugnis seiner Ehrenhaftigkeit gab, Stellung gegen den Schwindel nahmen, wurde Ganter sehr aufgeregt. Während er sonst seine Münchener Angestellten — in der Nymphenburger Villa waren in allen Zimmern, sogar im Stall 40 Frauen mit dem Auf- und Um kleben von Marken beschäftigt — sehr freundlich behandelte, wurde er zum Schluß oft grob. » Der Marinebaurat a. D. Janke hat, wie die »Danziger Zeitung« mitteilt, in einem bei offizieller Stelle eingegangenen Gattin der Roman vollständig überrascht habe, daß er an der Herausgabe nicht beteiligt sei und ganz selbstverständlich auch keinen Geschäftsanteil habe und die Tendenz des Romans sowie die Reklame für ihn aufs schärfste mißbillige. — Der Reklame roman Ganters behandelt, wie gemeldet, eine Angelegenheit (Gutskauf), an der Marinebaurat a. D. Janke in Danzig-Langfuhr leidend beteiligt gewesen sein soll. (Berliner Tageblatt.) * Remittendenfattur-Vordrucke O.-M. 1SÜS. (Vgl. Nr. 299, 300, 301 d. Bl.) — Weitere Eingänge: Allgemeiner Verein für deutsche Literatur, Berlin. Georg Bondi, Berlin. Carl Dülfer, Breslau. Wilhelm Ernst L Sohn, Berlin. Franckh'sche Verlagshandlung W. Keller L Co., Stuttgart. Carl Jügel's Verlag, Frankfurt a. M. Benno Konegen Verlag, Leipzig. Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung, Berlin. Hermann Paetel, Berlin. Moritz Schauenburg, Lahr. Franz Siemenroth, Berlin. Alfred Töpelmann, Gießen. I. I. Weber,.Leipzig. Leipziger Buchbinderei-Aktiengesellschaft vorm. Gustav Fritzsche in Leipzig mit Zweigniederlassung in Schöneberg bei Berlin. (Vgl. auch Nr. 301 d. Bl.)*) —Handelsregistereintrag: Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts zu Berlin-Mitte. Abteilung U. Bei Nr. 980: Leipziger Buch.binderei-Actiengesellschaft vorm. Gustav Fritzsche mit dem Sitze zu Leipzig-Reudnitz und Zweigniederlassung zu Schöneberg bei Berlin. Die durch die Generalversammlung der Aktionäre vom 21. September 1908 beschlossene Abänderung und Neufassung der Satzung. Danach wird die Gesellschaft vertreten gemein schaftlich durch zwei zur Zeichnung berechtigte Personen, das find Mitglieder des Vorstandes und Prokuristen. Alle von der Gesellschaft ausgehenden Bekanntmachungen erfolgen in dem Deutschen Reichsanzeiger und dem Leipziger Tageblatt durch die hierzu zuständigen Organe in derjenigen Form, welche für die Urkunden und Erklärungen derselben vorgeschrieben sind. Berlin, den 19. Dezember 1908. (gez.) Königliches Amtsgericht Berlin-Mitte. Abteilung 89. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 304 vom 28. Dezember 1908.) I. M. Heberte (H. Lempertz Söhne) G. m. b. H. in Eöln. — Handelsregistereintrag: In das Handelsregister ist am 22. Dezember 1908 eingetragen: Nr. 1216 die Gesellschaft unter der Firma: »I. M. Heber le (H. Lempertz Söhne) Gesellschaft mit beschränkter *) Dieselbe Anzeige, betreffend Einladung zu einer außer ordentlichen Generalversammlung am 25. Januar 1909, wie in Nr. 301 d. Bl. aus dem Leipziger Tageblatt mitgeteilt, findet sich im Deutschen Reichsanzeiger Nr. 304 vom 28. Dezember 1908, 6. Beilage, Seite 1. Red. 1947*