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Erschein« jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet dnrch die Expedition und durch die Träger MI. 1.2», durch die Post MI. I.bS. Geschäfts Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vormittag II Uhr, sowie die Austräger, desgleichen alle Annoncen-Expedilionen zu Originalpreisen entgegen. HchOin-WA, AecknM, MMtckWitz, GtMrf, HttMch LiiDii ic. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtraths zu Hohenstein. Nr. 74. Sonnabend, den 15. Mai 1886. 36. Jahrgang. Witterungs Aussicht auf Sonnabend, den 15. Mai: M ätzige wechselnde Winde, ziemlich trübes und etwas kühleres Wetter mit zeitweisen Regen. Sächsisches. Hohenstein, 14. Alai 1886. Gestern abends in der sechsten Stunde hat sich in einer hiesiger Familie ein Unglück höchst bedauer licher Art zugetragen. Ein im 12. Jahre stehendes Mädchen wird von ihren Eltern beauftragt, Feuer anzumachcn, und, um dasselbe schneller anzufachen, greift das Kind zur Petroleumflasche und gießt aus dieser direct in das Feuer. Natürlich schlägt die Flamme zurück, bringt das noch in der Flasche sich befindliche Petroleum zur Explosion, dasselbe benetzt das Kind und dieses steht sofort in Flammen. Ueber und über brennend läuft das Kind in seiner Angst nach der Straße, wo ihm von einem zufällig vorüber gehenden Manne ein Sack übergeworfen und das Feuer so unter Mithilfe noch anderer Straßenpassanteu erstickt wird. Das bedaucrnswerthe Kind, dem stimmt- liche Kleider vollständig vom Leibe gebrannt sind, mag schrecklich verbrannt sein, sodaß an einem Wieder auskommen wohl gezweifelt werden kann. Es ist dies wieder ein warnendes Beispiel, wie hart, un säglich hart sich der Leichtsinn beim Umgang niit Petroleum u. s. w. straft. Würde das Kind in diesem Falle zur Petroleumflasche gegriffen haben, wenn es dasselbe nicht schon von Erwachsenen ge sehen hätte? Gestern Nachmittag transportirte man unter Polizeilicher Escorte ein event. Falles viele Gefahren in sich schließendes Colli dnrch Hohenstein. Dasselbe enthielt Dynamit und kam aus der Fabrik von Rudolph Facius iu Lugau und ging nach dem Schachte „Lam- pertus" bei Hohenstein. Mit dem 16. Juni dieses Jahres wird in der Stadt Glauchau eine königliche Bezirkssteuereinnahme errichtet. Der Bezirk derselben wird dnrch Abtrenn ung vom Steucrbezirke Zwickau dergestalt gebildet, daß die Amtsgerichtsbezirke Hohenstein-Ernstthal, Glauchau, Meeraue, Waldenburg und Lichtenstein aus dem Steucrbezirke Zwickau ausgeschieden nnd dem Steuerbezirke Glauchau überwiese» werden. Das „Waldenb.jTgbl." schreibt unterm 13. Mai: Freudige Aufregung verursachte es heute Vormittag bei einem Theile der hiesigen Bevölkerung, als die telegraphische Nachricht hierher gelangte, auf Nr. 88,594 der sächsischen Landeslotterie, welche in allen 10 Zehnteln in der hiesigen Lotterie-Collection ge spielt wird, sei der Hauptgewinn von 500,000 Mk gefallen. Hiervon werden, wie mir erfahren haben, 5 Zehntel in hiesiger Stadt gespielt, und zwar von ca. 20 größtentheils völlig nnbenütteltcu Leuten, zu einem halben Zehntel, beziehungsweise zu noch ge ringerem Theil, von je einem hiesigen Lehrer, einem Haudelsmann, einem Fleischer, einem Tuchhändler Letzterer war zufällig in Leipzig im Lotterieziehungs saale anwesend, als das große Loos gezogen wurde), einem Bäckermeister und einem Kohlenhändler, je ein Zehntel ist nach Allstadtwaldenburg, Langenchursdorf und St. Egidien und 2 Zehntel nach Olbernhau ge kommen. Die letzteren beiden Zehntel sind von einem Reisenden gespielt worden, der sich in hiesiger Collection erst vor Kurzem noch ein Zehntel bestellt hatte, aber ans Versehen zwei Zehntel derselben Nummer zugr- sandt erhielt, die er, diesen Umstand vielleicht für ein günstiges Omen haltend, auch behielt. Nun hat er seine Hiinderttansend weg. Nun, möge der Ge winn zn allseitigem Segen gereichen. Im Juni d. I. findet in Dresden eine Ausstellung solcher Erzeugnisse der sächsischen Industrie statt, welche sich für den Export eignen. Dieselbe wird am Sonnabend vor Pfingsten eröffnet und zunächst von einer größeren Anzahl der bedeutensten Expor teure von Hamburg und Bremen, als delegirten Mitgliedern der dortigen Handelskammern, besucht werden. Dieselben sind von den Handelskammern von Dresden, Leipzig und Chemnitz auf Anregung mehrerer sächsischer Industrieller eingeladen morden, sich von dem Stande, der Entwickelung und der Leistungsfähigkeit der sächsischen Industrie' in directem Verkehre mit den einzelnen Industriellen, beziehentlich dnrch Besichtigung einer Reihe von hervorragenden Jndustnewerkstüttcn genauere Kenntniß zu verschaffen, um auf diese Weise den Grund zu späteren frucht- bringenden Geschästsbeziehungen zu legen, wie auch ähnliche Besuche der hanseatischen Kammern in anderen Theilen Deutschlands erfreuliche Resultate gezeigt haben. Da die hanseatischen Herren über mehr als eine Woche nicht verfügen können, so ist es ihnen nur möglich, eine beschränkte Anzahl von industriellen Etablissements zu besuchen. Um ihnen gleichwohl einen vollständigen Ueberblick über die so außerordent lich mannigsaltrge sächsische Industrie zu ermöglichen und ihnen dieselbe in angemessener, den Jnterresseu einer möglichst großen Zahl von Jndnstriellcn ent prcchenden Weise vorzuführen, hat der Export-Verein ür das Königreich Sachsen im Einverständniß mit >er Handels- und Gewerbekammer Dresden das Ar rangement einer Ausstellung in die Hand genommen, auf welcher sowohl Industriezweige, welche nicht in einzelnen Etablissements concentrirt sind als auch ölche, welche wegen Zeitmangels nur iu einer einzigen Fabrik oder wegen zu großer Entfernung gar nicht vorgesührt werden könnten, ein Bild ihrer Leistungen zu geben im Stande sind. Der Export-Verein Mrd mit der Ausstellung sein bereits bestehendes Export- Musterlager zur Completirung verschmelzen. Durch besondere Munifizenz Sr. Majestät des Königs ist das Max-Palais für diese Ausstellung bewilligt wor den, auch hat, falls diese Räume nicht ausreichen, die Gartenbau Gesellschaft „Flora'' ihre Gebäude in Aussicht gestellt. Zwar ist die Zeit für. die Vorar beiten sehr kurz bemessen, allein sie wird gewiß ge nügen, wenn die Industriellen sich schnell entschließen. Beim Vorstand des Export-Vereins haben ferner für allernächste Zeit verschiedene größere Import- und Export-Interessenten ans Bombey, Melbourne, New Jork, Baltimore und vielen anderen ausländischen Exportplätzen ihren Besuch angcsagt, und wird der Verein das Ausland noch besonders auf diese Aus stellung aufmerksam machen. Für die Industriellen dürste die Ansstellung eine willkommene Gelegenheit zur Anknüpfung neuer Verbindungen und Ausbreit ung ihres GcschäftskreifeS bieten. Der allgemeine Handwerkerverein zu Dresden und der JnnungSausschuß zu Dresden erlassen an alle Sächsischen Handwerker einen Aufruf (unseren Lesern schon mitgetheilt) zur Betheiligung am Stich fischen Handwerkertag zu Dresden am 27. bis mit 29. Juni 1886 Geschäftsstelle und BerstmmluugS- ort: Meinholds Säle, Moritzstraße 16. Zar Äe- rathnug der Tagesordnung wird um Entsendung von Delegirten und Theilnchmeru gebeten. Die Vorbe sprechung findet Sonntag, den 27. Juni, Vormittag 11 Uhr statt. Eine Delegirtenlarte berechtigt zur Theilnahme au den Verhandlungen des Handwerker- tageS^mit Sitz und Stimme, und der Preis für cme solche ist auf 8 Mark festgesetzt. Theilnehmerkarlen für sämmtliche Vn-Haudlungen werbe» z»m Preise von 1 Mark verabfolgt. Die Anmeldung und Ent nahme der Karten möchte möglichst bald' bei Herrn Nadlerobermeister Beyer, Badergasse Nr. 2, bewirkt werden, um den Delegirten womöglich Wohnungs Vergünstigungen zu sichern. Anträge, welche zur Verhandlung komme» solle», müsse» spätestens bis mit den 15. Ium an den Vorsitzenden des Zentral- ausschnsses, Herrn Ed. Wetzlich, Dresden, Am See dir. 8, eingesendet werden, an welchen auch alle An fragen und Mittheilungen zn richten sind. Die am gestrigen Donnerstag auf dem Alaun platze in Dresden stattgefundene KönigSparave ver lief ihrem Programm gemäß in wahrhaft glänzender Weise. Haltung nnd Aufmarsch der Truppen waren vorzüglich, wie auch das Wetter nicht günstiger sein konnte, als es in Wirklichkeit der Fall gewesen. Se. Majestät der König erschien mit feinem zahlreichen militärischen Gefolge, unter dem auch einige fremde Offiziere zu bemerken waren, punkt 11 Uhr und nahm dann alsbald die Parade ab, indem der ju belnd begrüßte Monarch zuerst die Fronten langsam abritt und dann die Truppen desiliren ließ, was bei den Infanterie-Regimentern in Regime»ts-Cölonnen und bei den Jägern und dem Pionier-Bataillon in Compagniefronten erfolgte, während die Cavallerie mit halben Escadron-Fronten und die Artillerie mit ovppelten Batterie-Fronten desilirte. Das Train- Bataillon folgte dann wieder in Compagnien. Der Borbeimarfch erwies sich in jeder Beziehung als ein niusterhafter, wie denn auch Se. Majestät der König den Truppen seine volle Zufriedenheit aussprechen ließ. Bei der Abfahrt der Mäjestäteii, sowie der Prinzlichen Herrschaften brachte das maffenhaft ver sammelte Publikum stürmische Hochs aus. In den Steinkohlenbezirken Zwickau, Oelsnitz, Lugau u. s. w. ist neuerdings reger Absatz und für die Kohlenarbeiter volle Arbeit vorhanden. Der Ver dienst dieser Arbeiter beträgt bei lOstündiger Schicht täglich 2 bis 2>/z Mark. Die Zahl dieser meist jugendlichen kräftige» Arbeiter beläuft sich gegen wärtig in den Zwickauer Kohleugebiete» auf ungefähr 12000, in denn: von Oelsnitz und Lugau auf etwa 9000. Der Circus Herzog wird im August d. I. zu einem mehrmvnatUchen Aufenthalt in Chemnitz ein- treffen nnd seinen Platz wieder auf dem Neustädter- markt finde». Die zum Aufbau und zu den Vor- stellimgen erforderlichen Geilehmigungen sind Herrn Herzog bereits e theilt worden. Gestern gegen Abend in der fünfte» Stunde wurde nahe bei Waldenburg auf Remser Flur ein Leichnam aus der Mulde gezogen. Die Persönlichkeit schien dem Arbeiterstunde angehört zu haben und hatte der Leichnam fchon lange im Wasser gelegen. Ueber das Vermögen des Productenhündlers Carl August Hentschel in Lichtenstein ist unterm 10. Mai das Cvucursverfahren eröffnet worden. Concurs- vertreter ist Herr Rechtsanwalt Hiloebrand daselbst. Vorgestern kamen zu einem Leipziger Pfand leiher zweiMtmncr, deren Aeußeres nicht ans Wohl habenheit schließen ließ nnd boten einen Wechfel über eine beträchtliche Summe zum Kauf an. Der Pfand leiher schöpfte Verdacht und benachrichligte die Po lizei. Bei den hierauf angestellten Erörterungen er gab sich, daß der Wechsel gefälscht war. Die beiden Leute, ein ehemaliger Schreiber aus Döbeln und ein schon bestrafter Lvhnk.llner von Leipzig kamen in Haft. Das „Lind.-Plagwitzsr Wochenbl." meldet fol genden nnerhörten Vorgang aus Lindenau: Ein Act geradezu beispielloser Rohheit spielte sich am Nach mittag des letzten Sonntages im Hause Markt Nr. 6 ab. Der Besitzer dieses Hauses, der Schlosser und Grünwaarenbesitzer Horbat, lockte in Gemeinschaft mit dem in Neuschleußig wohnenden Grünwaaren- händler Keune den Handarbeiter Fiedler, einen sei-