Volltext Seite (XML)
l oie Kompagnie im Besitz einer freistehenden Leiter j wäre, so hätte der Angriffspunkt von dieser also , näher und in Folge dessen wirksamer als von Hun- aerS Dache genommen werden können. Nachdem Herr Nauck nochmals namens der Commission seine ! ganz besondere Befriedigung über den Eifer und die Leistungen unserer freiwilligen Feuerwehr Ausdruck gegeben und nochmals Herrn Tirschmann für sein Er scheinen gedankt hatte, wurde das Protokoll verlesen und 6 Uhr die Versammlung geschlossen. Weil sich ober herausstellte, daß unversehens jeder Feuerwehr mann selbst zu einem „Braudobject" geworden war, wurde Herr Gastwirth Hübsch mit dem Löschwerke betraut und es soll ihm mit seinen volle Strahlweite gebenden 0,5 I (nicht 0,4) Chemnitzer Schloß gelun- gen sein, den allgemeinen Brand zu löschen. Unsere freiwilligen Feuerwehr aber, sie wachse, blühe und t gedeihe, nicht nur im Interesse der Sicherheit, sondern 'auch zur Ehre unsere? Ortes, ob ihrer vorzüglichen Leistungen und ob ihres leuchtenden Beispieles von Opferwilligkeit und Gemeinsinnes! c Ein Dresdner Blatt wußte dieser Tage zu be- richten, daß die Vermählung Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Maria Josepha, Herzogin zu Sachsen, mit Se. k. k. Hoheit dem Erzherzog Otto Franz Josef von Oesterreich in Wien stattfinden werde. Diese Mittheilung beruht auf einem großen Mistverständniß. Se. königl. Hoheit Prinz Georg nebst hoher Familie werden sich demnächst allerdings nach Wien begeben und einige Zeit dort verweilen, aber nicht — wie von jener Seile behauptet wurde — um die Hoch zeitsfeierlichkeiten vorzubereiten, sondern lediglich um : den verwandtschaftlichen Kreisen des Bräutigams näher zu treten. Wie man ans Hoskreisen zuverlässig f berichtet, wird die Hochzeit des hohen Paares bestimmt / am 6. Octobcr dieses Jahres in Dresden stattfinden. Prinz Wilhelm wird, wie verlautet, sich auch in ' vielem Jahre wieder zur Jagd auf Elchwild in die Jbenhorster Forste begeben; auch der König von Sachsen wird zu einer solchen Jagd im November daselbst erwartet. Durch gewissenhafte Pflege ist der Elchwildsland in der Jbenhorster Forst, welche aus ca. 2000 Morgen höher gelegenen, mit Kiefern, Fichten und Birken bestandenen Landes, 6000 Morgen Torfmoor und etwa 40,000 Morgen Erlenbruch mit ringesprengten Birken und Eschen besteht, bereits , wieder so angewachsen, daß der Bestand auf unge- ' führ 96 Stück geschätzt wird, von denen in diesem Jahre nach einer Bestimmung des Ministers vr. Lucius jedoch nur drei Elche abgeschossen werden sollen. Für unsere Hausfrauen dürfte es interessant sein, von einem Mittel Kenntniß zu nehmen, welches X die Japaner anwcnden, um Fleisch im Sommer ' >'"isch zu erhalten. Sie legen es in eine Porzellan- i -ine und gießen sehr heißes Wasser darauf, so- s das Fleisch davon vollkommen bedeckt ist, daun !en sie Oel auf das Wasser. Die Luft wird ä diese Weise vollkommen abgchalten und das ich bleibt gut. Das Gerinnen des Eiweißes ourch das heiße Wasser auf der Oberfläche des Flei sches scheint dabei ebenfalls mitzuwirken. Daß es bei der Aussetzung der Preise für den .^demnächst in Altenburg statlfindenden Scatcongreß an Humor nicht gefehlt hat, beweist Folgendes. Herr Kaufmann Schlenzig in Altenburg hat ein Service als Ehrenpreis für den unglücklichen Spieler ge- V kfftet, welcher die wenigsten Points erzielt hat und xX-i seinen 3 Mitspielern bezeugt erhält, daß er sein Pech mit Humor, aber doch mit Geduld und Würde ertragen, nicht gejammert, raisonnirt oder Leichen reden gehalten hat. Zum Consularagenten für die Vereinigten Staa- ) ten von Amerika in Glauchau ist der dortige Rentier Gustav Rueff ernannt worden. Der türkische Botschafter in Berlin ist vor leinigen Tagen zur Kräftigung seiner Nerven in /„Schweizermühle" (sächsische Schweiz) eingetroffen; / Sonntag den 25. d. M. wird auch der russische Ge- .. schäftsträger in Dresden zu längerem Aufenthalte >dort erwartet. ' In den Abendstunden des 20. Juli rettete Herr Lehrer O. Werner in Limbach einen Herrn, welcher des Schwimmens nicht kundig, sich zu weit in das Wasser gewagt hatte, vom Tode des Ertrinkens. Vergangenen Sonnabend versuchte ein Mitglied des Dresdner Velocipedisten-Clubs, Herr E. Wölske, die Strecke Dresden-Leipzig und retour, 230 Km., »nerhalb 24 Stunden zurückzulegen. Er fuhr Sonn- 5end Abend 8 Uhr von Stadt Metz aus ab, war -wnntag früh 4 Uhr in Leipzig, wo er sich seine ,. jeit bescheinigen ließ und langte Sonntag Nachmit- ig 4'^ Uhr wieder in Dresden an. Seine Reise- t betrug demnach 20'/z seine Fahrzeit nur 13'/, - unden. Ungünstiger Wind bis Leipzig und leider ach zurück bis Oschatz hatten seine Schnelligkeit er- jeblich gemindert. Dem „Zwickauer Wochenblatt" wird von Augen- ugen mitgetheilt, daß sowohl am vergangenen Sonn- g Abend als auch amDienstagMorgen imSchwancn- V M in Nähe Ides großen Ständers ein männlicher Auvan einen feisten Karpfen zerfleischte und seinen 7 - . ! drei Jungen als Leckerbissen präsentirte, ,die dieser ungewöhnlichen Kost auch wacker zusprachen. Ob die Karpfen das Opfer eines Raubzeuges sind und schon vorher verendet waren oder ob in dem Schwane auch zugleich der Karpfentödter zu erblicken ist, war bis her noch nicht festznstellen. Daß auch in Leipzig recht sonderbare Erfindungen gemacht werden, beweist die folgende Korrespondenz des „Berl. Tgbl.", welche diesem Blatt von Leipzig aus zugeht: „Ein Schaffot der Zukunft", welches die Delinquenten durch Elektricität besorgen soll, ist in Leipzig von einem Herrn W. construirt worden. Das Modell präsentirt sich folgendermaßen. In der Mitte eines etwa einen Meter hohen hölzernen Blockes dessen Oberfläche ungefähr neun Quadratmeter beträgt und zu dem fünf Stufen in die Höhe führen, befindet sich ein Stuhl, auf welchen der Delinquent sich zu setzen hat; hinter diesem ist eine künstlerisch ausgeführte Statue der Justitia mit Schwer und Waage ange bracht. Die Waage ist jedoch beweglich und durch sie wird die eigentlich Procedur bewirkt. Unter dem Blocke nämlich befindet sich die electrische Batterie, deren Drähte in zwei Beinen des Stuhles in die Höhe führen und zwar so, daß der eine seinen Ab schluß findet in einer kleinen Platinaplatte, die in der Mitte des Sitzes angebracht ist, während der andere Draht ebenfalls in eine kleine Platinaplatte ausläuft, die jedoch au der Stuhllehne ihren Platz findet. Nachdem der Staatsanwalt, wie jetzt üblich, das Urtheil vorgelescn hat, soll der Delinquent sich auf den Stuhl fetzen, auf dem Widerspänstige event. sestgeschnallt werden. Der Scharfrichter soll über den Verurtheilten den Stab brechen und diesen in die Waage der Justitia werfen; dadurch wird mittelst eines überaus einfachen Mechanismus die electrische Batterie in Thätigkeit gesetzt und im selben Augen blicke ist der Delinquent dem Tode überliefert. Herr W. will sein Modell in den nächsten Tagen den Herren vom Reichsgericht vorführen, und hofft, event. auf deren Gutachten gestützt, die Maschine im Ge brauch genommen zu sehen." Ein jetzt in Thonberg bei Leipzig wohnhafter, früher in Zwickau angestellter Kaufmann, machte in letzterer Stadt den Versuch, zwei auf den Namen seines früheren dortigen Prinzipals ausgestellte und mit gefälschter Unterschrift und ebenso mit einem falschen Stempel versehene Wechsel an einer Kassen ftelle zu discontiren. Da man sich dort entsann, schon ähnliche Wechsel discontirt zu haben, war man vorsichtig, nahm zwar die Wechsel an, bestellte den Manu aber unter einem unverfänglichen Vorwande später wieder zur Empfangnahme des Geldes. In zwischen stellte man die Fälschung fest, benachrichtigte die Polizei, und als der Fälscher wieder erschien, wurde seine Verhaftung vorgenommen. Der Mann gestand sein Verbrechen ein, auch, daß er bereits mehrere falsche Wechsel verausgabt hatte, und wurde dann der Königl. Staatsanwaltschaft zugeführt. Gohlis bei Leipzig muß eine Anleihe von 35000 Mark aufnehmen, um — ein neues Ortsgefängniß zu erbauen. Das alte erweist sich bei der lebhaften Frequenz durchaus nicht mehr genügend. Vor der Ferienstrafkammer zu Plauen fand am 20. dss. die Hauptverhandlung gegen den Tischler meister August Franz Bechert aus Adorf wegen Körperverletzung statt. Bechert war ursprünglich be schuldigt, am 3. Juni d. I. den Tod des Tischler gesellen Wilhelm Spieske aus Ottendorf dadurch herbeigesührt zu haben, daß er denselben in seiner Behausung mit einer Leiste und bez. mit einem Stocke geschlagen hat. Bei der Section des am 8. Juni gestorbenen Spieske ergab sich nämlich, daß dessen Schädeldecke mehrfache Sprünge hatte. Es hat sich aber nunmehr zur Evidenz herausgestellt, daß Bechert an dieser Verletzung keinerlei Schuld hat. Spieske war 2 Tage vor dem Vorfälle bei Bechert gefallen und ist dabei mit dem Kopfe auf ein eifer nes Geländer aufgeschlagen. Nach dem Falle äußerte Spieske wiederholt: „Mir ists, als wenn der Kopf zerbrochen wäre." Bechert hatte Spieske bei dessen Anwesenheit das Meistergeschenk verabreicht und Spieske sich darnach entfernt. Letzterer kehrte aber, taumelnd wie ein Betrunkener, noch dreimal wieder. Beim dritten Male versetzte Bechert dem Spieske einige Hiebe mit einer schwachen Leiste, die übrigens noch eingesägt war und daher brach, auf das Gesäß, das vierte Mal schlug er ihn mit einem Stocke auf den Rücken. Bechert' wurde wegen gefährlicher Kör perverletzung zu 8 Tagen Gefängniß verurtheilt — eine Strafe, die durch die von demselben verbüßte 8tägige Untersuchungshaft für verbüßt erachtet wurde. Der Bäckereibesitzer Werner in Krumbach bei Mittweida, der vor Kurzem während eines Gewitters ein Wohnhaus anzündcte, um den Glauben zu er wecken, der Blitz habe eingeschlagen, ist vom königl. Landgericht Chemnitz zu 5 Jahren Zuchthaus verur theilt worden. Tagcsgrschichtc. Hohenstein, 22. Juli 1886. Ein sehr bedeutsamer und politisch wichtiger Moment steht unmittelbar bevor. Während Sc. Majestät unser Kaiser das Wildbad Gastein aufsucht, um die bisher so glücklich begonnene Badccur dort zu Ende zu führen, reist der österreichische Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoky, zu unserm „eisernen Kanzler" nach Kissingen. Daß cs sich dabei nicht um einen bloßen Höflichkeits-Besuch des österreichi schen Ministers des Auswärtigen handelt, steht wohl fest. Diese von Jahr zu Jahr sich wiederholenden Zusammenkünfte der beiden leitenden Staatsmänner Oesterreichs und des deutschen Reiches haben ihr Gutes. In directer Unterredung werden etwaige Mißverständnisse schnell als solche erkannt und be teiligt. Die Politik der Verständigung von Fall zu Fall, welche seiner Zeit dem Dreikaiscr-Bünduiß zu Grunde lag, hat sich bewährt. Man erinnert sich, daß dieser Bund im Laufe der Zeit durch mannig fache Zwischenfälle zu einem Dreikaiser-Verhältniß verblaßt war und erst später die ursprüngliche In nigkeit und Festigkeit wiedergewann. Im Jahre 1879 schuf Fürst Bismarck auf seiner Wiener Reise das mitteleuropäische Kaiserbündniß, welchem sich dann Rußland anjchloß. Dieses Bündniß sollte zu nächst eine fünfjährige Dauer haben, und in diesen fünf Jahren hat es sich nicht blos bewährt, sondern auch Anziehungskraft auf andere Mächte ausgeübt. Italien schloß sich dem Kaiserbunde an. Als im Jahre 1884 der Vertrag abgelaufen war, herrschte unter den Betheiligten allseitiges Einverständniß, daß es gut sei, die bewährten Beziehungen fortdauern zu lassen. Der Bund vom Jahre 1879, zunächst auf ein Lustrum bestimmt, hat im Jahre 1884 eine Ver längerung erfahren, welche diesmal nur zwei Jahre mähren sollte, und jetzt, da die zweijährige Frist vorübergegangen, soll eine neue Verlängerung ein treten. Daß man so kurze Fristen gewählt hat, entspringt nicht etwa einem Mißtrauen gegenüber den obwaltenden Verhältnissen; der Grund ist viel mehr darin zu suchen, daß einerseits Kaiser Wilhelm bei seinen hohen Jahren Scheu trug, Abmachungen zu treffen, welche eine kommende Regierung hätten verpflichten können, und andererseits, was jedenfalls weit mehr in's Gewicht fiel, in der Erinnerung daran, daß Friedensschlüsse „auf ewige Zeiten" doch nur eine leere Form sind. Sehr sympathisch spricht sich das leitende Wie ner Blatt, die „N. Fr. Pr." über die Begegnung aus: Fürst Bismarck empfängt den Besuch des Grasen Kalnoky in Kissingen. Die politische Tragweite dieser Begegnung springt in die Augen. Nirgends besteht zwischen zwei Staaten eine solche Intimität, wie zwifchen Deutschland und Oesterreich-Ungarn, die sich bereits so auch in die Beziehungen der Völker ein gelebt, daß die alljährliche Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph,' sowie diejenige der beiden leitenden Staatsmänner fast schon wie unverrückbare Institutionen betrachtet werden. Dem „Prager Abendblatt" schreibt sein officiöser Wiener Correspondent: „Daß Graf Kalnoky und Fürst Bis marck auch über Politik sprechen und die allgemeine Lage zum Gegenstand ihrer Unterhaltung machen werden, liegt in der Natur der Sache. Specielle Anlässe zu irgend welchen besondern positiven Ver einbarungen liegen aber nicht vor und sind auch Angesichts der Beziehungen der beiden Reiche zu einander nicht nothwendig". Das wird wohl die richtige Auffassung der Sache sein. Angesichts dieser Situation erregt es einen doppelt kläglichen Eindruck, wenn man das deutsche Czechenblatt, die Prager „Politik", über die Haltung unserer sächfiscken Turner und die Reden ihrer Führer in Graz raisonniren hört. Wir können nicht umhin, die gallige Auslassung des genannten Blattes hier in ihrem Wortlaute wiederzugeben: „Wenn die Reichsdeutschen", so schreibt das citirte Blatt an leitender Stelle, „welche foeben aus dem gastlichen Boden Oesterreichs weilen, in ihrer Eigenschaft als Gäste mit Recht gewisse Rücksichten fordern dürfen, so haben sie auch andererseits die Ver pflichtung, wenigstens während der Dauer ihres Auf enthaltes in Oesterreich die Gefühle der Majorität der Völker dieser Monarchie zu schonen. Wenn nun vr. Hermann aus Dresden in der Metropole dieses Völkerrciches declamirt, das Deutschthum kenne keine Schranken und sei entschlossen, im Fall der Noth nicht nur mit den Waffen des Geistes, sondern auch mit denen des Streites zu kämpfens, und wenn vr. Götz als Geschäftsführer des Ausschusses deutscher Turner es als das Ziel des deutschen Strebens er klärt, daß das Deulschthum überall zur Herrschaft gelange: so sind das Aeußerungen, welche unzweifel haft den Wünschen der betreffenden Redner ent- fprechen, aber sich gerade deswegen als durchaus muthwillige Provokationen präsentiren, gegen welche Einsprache zu erheben wir umsomehr für unsere patriotische Pflicht halten, als sie ganz merkwürdig das austro-deutsche Bündniß charactcrisiren, das, um