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Lie bisherige« Auswirkungen der italienische« Note a« Frankreich. Am Sonnabend hat der französische Außenminister Bonnet in einem Ministerrat die Mitglieder der Regierung über den Staad der Beziehungen Frankreich» zu Italien und Deutschland unterrichtet und die französische Antwort auf di« Lot» de» Grafen Liano unterbreitet. Bonnet Kat ferner seine Ministsrtollegen über Besprechungen unterrichtet, die er kürzlich mit dem britischen Botschafter kn Pari« wegen der Leis« Chamberlains nach Rom gehabt hat, ferner über eine Unterredung mit dem polnischen Botschafter in Paris. Der Ministern« hat nach. Hava« einstimmig hi» Ausführungen des Außenminister» gebilligt. > - . . " Der französische Botschafter in Rom hat nun gestern im italienischen Außenamt die Antwort seiner Regierung auf die italienische Mitteilung überreicht und, wie verlautet, den fran- zösischen Botschafter in London, Torbin, beauftragt, dem Foreign Office die französische Haltung näher zu erläutern. Der Inhalt der französischen Antwortnote an Italien ist bisher nicht bekanntgegeben worden. Am heutigen Dienstag geben die Blätter einige Hinweise auf den Inhalt der Antwort und be tonen, daß die französische Regierung nach wie vor und solange kein neuer Vertrag vorliege, die Abmachungen vom Januar 1935 als gültig betrachte. Journal" bemerkt, die Antwort enthalte den historischen und juristischen Standpunkt des Quai d'Orsay, nach dem die Abkommen von 193k noch gültig seien. „Excelsior" spricht von Italien als von der „weniger denn je zufrieden gestellten Macht" und von den „wesentlichen Vor teilen" des französisch-italienischen Vertrages von 1935, denen gegenüber Italien jetzt viel weitergehende Zugeständnisse ver- lange. Die Methode des „reinen Tisches" habe doch zwischen zwei Schwesternationen keinen Wert. Weiterhin verlautet, daß AtL WOG OG sich hMUdOtt. DK französisch-italienischen Abkommen, bk am 7. Januar 1ÜK5 von d«m französischen Außenminister Laval und dem italienischen Regierungschef Mussolini abgeschlossen wurden, und dl«, «le der ,/k. B." mitteilte, von Italien al» nicht mehr in Kraft befindlich betrachtet werden, enthalten neben einer Ueberelnkunst über europäische Fragen, die heute längst durch die Ereignisse übeicholt ist, ein Abkommen zur Regelung der strittigen kolonialfragen in Rord- und Ostqfrika. Dabei handelt es sich um eine Grenzbestlmmuna einmal »wischen Libyen und den angrenzenden französischen Kolonien und dann -wischen ErythrSa und der französischen Küste des Somalilandes, di« unter Berufung auf den Artikel 13 de» Londoner Vertrage« vom 26. April 1915 getroffen wurde. Darin trat Frankreich an Italien südwestlich von Libyen in der Richtung auf Tibesti ein größere« Gebiet ab, ohne daß jedoch damu die Italiener einen Zugang -um Tschad-See erhalt«» hätten. Durch die neue Grenzbestimmung zwischen Lrythräa und der französischen Küste des Somalilandes erhielt Italien einen küstenstrenfen längs der Meerenge von Bab el Mandeb, erhielt aber dadurch nicht einen Zugang nach Djibuti, dem Endpunkt d«r Bahn von Addi» Abeba an» Rote Meer. Außerdem erkannte Frankreich die Hoheit Italiens Über die Insel Doumerrah an und gewahrte Italien eine finanzielle Beteiligung an der Eisenbahnlinie von Addi» Abeba nach Djibuti. Don dem in französischem Besitz befindlichen Aktien- paket der Bahngesellschaft wurden 20 Prozent an Italien ver- kaust, da» damit 6L Prozent des gesamten Aktienkapitals der Bahnlinie besitzt, lieber die staats- und völkerrechtliche Etel- lüng der Italiener in Tunis wurde ein besonderes Abkommen getroffen. In ihm wurde das Statut, das die Italiener im Jahre 1896 nach der unglücklichen Schlacht bei Adua mit Frankreich abgeschlossen hatten und das dann nach dem Welt- rLieg von den Franzosen gekündigt und seitdem ständig um «in Drerteljahr verlängert worden war, bi» zum Jahre 1968 al» gültig erklärt. Danach sollen alle Neugeborenen italieni scher Eltern in Tunis bi» zum Jahre 1965 italienischer Nativ- nalität sein; die zwischen 1948 und 1965 Geborenen sollen jedoch da» Recht haben, bei ihrer Volljährigkeit für die fran- -ösische Staatsangehörigkeit zu optieren. Die italienischen Schulen in Tunis sollen bis zum 28. März 1955 beibehalten werden und danach in italienische Privatschulen umgewandelt werden, die den französischen Schulgesetzen von Tunis unter stehen. , Chamberlain und Lord Halifax von Daladler etngeladen war- den sei««, auf dar Reise nach Rom Aufenthalt m Park» zu nehmen. -Stalie«- Ansprüche stehe« rmerschütterUch fest." In Form ein«, an Bonnet gerichteten Offenen Briefe» nimmt die Wochenschrift „Relazioni Internazionali" Stellung zur Tunisfrage. Gegenüber der Erklärung Bonnet» „Richt eine Handbreit^ wird betont, daß Frankreich nicht» gelernt habe. Es werde die» vielleicht eine» Tages bereuen. „Frankreich möge wissen, daß dl« italienischen Ansprüche unerschütterlich feststehen.? Italien, glaub« unbedingt an die eigene Sache und an die eigenen moralischen und militärischen Kräfte.. Tunis sei eine alte italienische Provinz, im Laufe der letzten Jahrzehnte sei selbst von französischer Seite der italienische Charakter von Tunis anerkannt worden. Italien denke nicht an eine Auf teilung Frankreich», sondern stelle seine Ansprüche auf die afrikanischen Gebiete ab. Afrika sei heute der einzige Konti nent, der flr den Bevölkerungsüberschuß Europas und insbe sondere Italiens in Frage kommt." Der Einwand, daß Tunis in italienischer Hand für Frankreich eine Gefahr darstelle, sei nicht stichhaltig, denn Frankreich sei zu zwei Dritteln auf den Ozean und zu einem Drittel aus da« Mittelmeer eingestellt. Bonnet nehm« mit seinem schroffen „Nein" gegen di« Ge schichte Stellung. — „Regime Fascista" verwahrt sich empört gegen eine kn der „France militaire" ausgestellt« Behauptung, daß „Stallen de« französischen Soldaten dk« Einheit seine« Staate» zu verdanke« habe". Dies« Behauptung sei «i«e in Frankreich verbrettete uugehener« Geschichtsliige, da die ita- llenische Einheit von Frankreich immer aus da» schärfst« be kämpft worden sei. Da» Blatt zählt dann die Fälle auf, in denen Fra«kreich dl« Stärkung Italien» zu verhindern bemüht war. D Die Beziehungen Frankreichs -« Sowjetrnßland und Pole«. Allerlei interessant« Frag««. Unter der Ueberschrift „Die Verpflichtungen Frankreich»" schrieb gestern der „Temps" unter Anspielungen auf die tschecho-slowakische Angelegenheit, die Franzosen müßten klar wissen- wo ihre Interessen und Pflichten seien. Man dürfe den Wunsch aussprechen, daß die Regierung die erste Gelegenheit zum Anlaß nehmen werde, um die öffentliche Meinung zu unterrichten. Wenn es sich um das Blut seiner Kinder, um die Wohlfahrt, die Würde und sogar seine Zukunft handele, habe das Land das Recht, nicht in die Dunkelheit geführt zu werden. Die europäische Lage habe eine gewaltige Verschiebung de» Gleichgewichts erfahren. Es eraäbe sich deshalb u. a. die Frag«: In welchem Maße seien die Pakte mit Rußland und Polen in allen ihren Teilen noch gültig? Sei es ange- bracht,, sie zu verstärken oder aufzulockern? Wie sei gegen- ° wärftg. bas Verhältnis der tatsächlichen Kräfte? Könne Frank reich die Unversehrtheit seines Kolonialreiches verteidigen und gleichzeitig die Gefahr laufen, auf dem Kontinent in gefähr liche Abenteuer hineingezerrt zu werden? Könne Frankreich den italienischen Absichten eine notwendige Unnachgiebigkeit entgegensetzen und gleichzeitig in Osteuropa eine gefährliche Politik treiben? Wo sei das wahrhafte nationale Interesse? Das Land sei uneins und unentschlossen angesichts all dieser Probleme. Es sei die Pflicht der Staatsmänner und aller der- ienigen, die einen Einfluß auf die, öffentliche Meinung hätten, das Land zum Wohle Frankreichs und seiner Bürger aufzu- klären. * „Gin Jahr voller Prüfungen für Frankreich." Pari s, 27. Dez. Henry de Kerilli» stellt i« der „Actio« Francaise" fest, daß die Lage i« Katalonie« recht trübe sei. und erwägt die französische Stellung gegenüber Rational- spani«« im Falle eines Sieges Francos. Rach dem Irrst«« bei Begi«« de» Bürgerkriege« auf de» Sieg der «ote» zu setze», ft» Frankreich >Ucht geschickt aeuua «wese«, später fett»« Halt»,« zu berichtig«, kknlli, spricht da», »wer -iumei« auf die Reise Lhamberloi«, «ach Rom mm ei«« „Erleichte rung der Partie Mussolini," durch «t»rn Sieg Franco«, dem» di« Engländer «ü^e« damit eine» ihre, wenige» rausch- gegeustLnd« verliere«. Für Frankreich beritte sich «i« harter Wß im Mittelmeer »or. Die FälligkeUtterml« der ««hell- volle» PolttTtte Frankreich seU1S86 von Spanten bi, zu« Orient geführt hab«, überstürze« sich. Hitler hab« seinen alte» Kampfer« gesagt, daß für Deutschland da, Jahr 1939 sich hoffnungsvoll ««kündige. Für Frankreich «erd« er «in Jah,. voller Prüfungen fett». Fra«röstsche Sozialist-« für die Sri-s«h--- des S«de« Bl«m. Bari», 27. Dez. Trotz Beschränkung der Rednerliste und Verkürzung der Redezeit zogen sich die Beratungen des sozial demokratischen Landesparteitages, die am Sonntag begonnen haben, über den ganzen Montag bis heute 3 Uhr morgens hin. Wiederholt wurden Versöhnungsversuche zwischen den Ent- schließungsentwürfen der Mehrheit (Blum) und der Minderheit (Paul Faure) gemacht; was jedoch auf die schärfste Ablehnung der Kreise um gyromski, dem Verbindungsmann zur dritten Internationale, stieß. Der Redner Lebas wandte sich gegen die von Paul Faure empfohlene Prüfung aller gegenseitigen Bei- standspakte Frankreich» und trat besonders für den französisch, sowjetrusftschen Pakt ein. Der Delegierte Le Beil (Richtung Paul Faure) kennzeichnete die pazifistische Haltung des Juden- tums al» einen Deckmantel. Bedenklich sei e», daß in der Ent schließung Blum» bezüglich de» Münchner Abkomme«, die Rede sei von einer „Revanche für die Niederlage Frankreichs". Dies könne peinliche Rückwirkungen im Auslande haben. Der Krieg sei nicht unvermeidlich. Die Meinungsverschiedenheiten über da« Münchner Abkommen spielten auch weiterhin eine große Rolle. So wurde ein Untersuchungsausschuß gege« Daladier verlangt, der die Verantwortlichen für diese« „Desa- stre" feststellen solle. Der berüchtigte jüdische Marxist Grum bach ließ in der Hitze des Streites dann die Maske sollen und bezeichnete sich sogar selbst offen als Kriegstreiber (Belliciste)! Auch Jude Blum ergänzte sein Bild als Friedenssaboteur mit der Erklärung, daß jetzt in erster Linie bei England und in USA. eine Anstrengung für eine Annäherung dieser Staaten a« die Sowjetunion gemacht werden müsse. Der Generalsekretär der Partei, Paul Faure, erklärte zum Schluß, daß trotz aller Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und Leon Blum die Ein- heit der Partei intakt bleibe. Die friedensfeindliche Entschlie ßung de» Juden Blum vereinigte bei der Abstimmung 4322 Mandate auf sich, während Raul Faure 2837 Mandat« «rzi«lt«. 1614 Mandate enthielt«« sich der Stimme. * Der hauptsächlichste Streitpunkt zwischen den beiden leitenden Männern der soz. Partei, dem Parteivorsitzenden Blum und dem Generalsekretär der Partei Paul Faure, be stand in der Frage der automatischen Auflösung der von Frankreich in den Verträgen übernommenen Verpflichtungen. Während Paul Faure diesen automatischen Charakter av- lehnte und sogar die Revision gewisser Verträge forderte, und darüber hinaus ein etwaiges Eingreifen de» französischen Heeres von einer Einigung mit England abhängig machte, stellte sich Leon Blum auf den Standpunkt, daß die Ver pflichtungen, di« Frankreich in den Verträgen übernommen habe, unter allen Umständen eingehalten werde» müßten und daß Frankreich gegebenenfalls die damit verbundenen Gefahren auf sich zu nehmen habe. E. B. Pari», 26 Dez. Ein großer Teil der Eisenbahnarbeiter von Lyon und Umgebung ist aus der marxistischen CGT.» Gewerkschaft ausgetreten und hat eine neue unabhängige Berufsorganisation gegründet. — In Lyon wurde ein Bau arbeiter zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er am 13. September an einer „Strafexpedition" von Streikenden teil nahm und dabei einen Arbeitswilligen schwer mißhandelte. Wenn Juve« Politik mache«. Pari-, 26. Dez. In der Stadtverordnetensitzung stellte der Stadtverordnete Brade fest, daß die „Sozialgesetze" Blums der Stadt eine zusätzliche Last von 1,3 Milliarden Franken auserlegt hätten. Die- sei zweieinhalbmal so viel wie der Fehlbetrag während de- Krieges. * Paris, 27. Dez. Die Besitzer der Filmgesellschaft Pathe Natan, die Juden Bernhard Natan, Jean Lerf und Alexander Iohanides, sind verhaftet worden, nachdem sie Betrügereien in Höhe von über 7 Millionen Franken verübt haben. Weihnacht im -eilige« Lande. 10 Tot«, zahlreiche »erietzte. Jerusalem, 27. Dez. Palästina hat in den Weihnachts- feiertagen leinen Frieden gehabt. In Jerusalem, Haifa und Nazareth hat der der arabischen Bevölkerung des Landes auf- gezwungene Kampf bis Sonntag einschließlich sechs Arabern und einem Juden das Leben gekostet. Dier Araber, drei Juden und ein britischer Polizist wurden verwundet. Am Montag wurde in Jerichow die Leiche eines Arabers gefun den, der einer bekannten Jerusalemer Familie angehörte. In Jerusalem wurden in einem Hause ein britischer Polizei, inspektor und «ine Jüdin tot aufgefunden. E« soll sich um Mord und Selbstmord handeln. Der japanische Reichstag eröffnet. Tokio, 27. Dez. Der Reichstag wurde gestern eröffnet. Der Kaiser verlas eine Botschaft, in der es u. a. heißt: „Wir stellen mit Genugtuung fest, daß die Beziehungen zu den be freundeten Mächten sich im Geiste der Freundschaft weiter vertiefen. Um eine neu, Ordnung in Ostaflen zu schaffen und einen dauernden Frieden im Fernen Osten sicherzustellen, ist es nötig, daß der nationale Geist und die vereinigten Kräfte der Nation noch mehr zur Entfaltung gebracht werden. Pir verlassen uns auf di« Treue unserer Untertanen . . ." Berli», 2«. Dez. Durch Erlaß de, Führer« wurde der Sanitätschef der Marine, Admiralstab»arzt Dr. Moosauer. -um Admiraloberstaburzt befördert. — Der Führer hat dem Arzt Dr. Theodor Morell-Berlin den Titel Professor verliehen. Rom, 27. Dez. In Italien wurde am Weihnachtsabend der „Mutter, und kindertaa" begannen, an dem 185660 Preise an kinderreich« Familien verteilt wurden. In Rym nahm di« Verteilung di« Königin und Kaiserin Elena vor.