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2. das abnorme und unzweckmäßige Wachs tum der Fruchtzweige in eine normale, durch rationellen Schnitt herbeigeführte Entwicklung des Fruchtholzes umzuwandeln. In jedem Falle wird der Baum mit möglichst vielen Wurzeln ausgegraben werden müssen, um seinen Trieb radikal zu mäßigen. Ob man ihn dann an einen anderen Stand ort setzt oder ihn wieder dorthin setzt wo er früher gestanden, nachdem man den Boden durch Lüftung, Kalkzugabe und ähnliche Maßnahmen verbessert hat, ist gleichgiltig. Dieses „Umpflanzen" ist aber in allen Fällen das wirksamste Fruchtbarkeitsmittel. Der Schnitt besteht in einer möglichst radikalen Entfernung der regellosen Holz zweig-Anhäufungen. Mancher dieser Weiden köpfe wird an seiner Basis oder in deren Umgebung einen mehr oder weniger langen Seitenzweig besitzen, und dieser wird uns Gelegenheit geben, das verknorpelte Gebilde zu verjüngen. Wir schneiden einfach den Weidenkops bis auf diesen Seitenzweig (Sproß) zu rück, und be handeln diesen dann weiter regelrecht wie einen jungen Fruchtzweig. Ist kein Ersatz vorhanden, so schneidet man einfach den Weidenkops glatt aus Ast ring weg und hofft auf Ersatz aus verbor genen Knospen. Es entstehen allerdings große Wunden, doch kann man durch ihre Ver- streichung mit Baumwachs zur baldigen Ueberwallung viel beitragen. Jas Verjüngen der Stachelbeer bäumchen und deren Pflege. Von Oberlehrer Josef Ehrenreich. (Schluß.) Es ist wirklich nicht genug getan, wenn man sich nun der Früchte freut. Ein mit großen Früchten überladenes Bäumchen braucht einen starken Pfahl, der ihm über die Krone ragt und starke Bänder, weil sich das Bäumchen selbst nicht erträgt. Von Un verständnis für diese Sache zeugt es, wenn in Büchern und Abbildungen gelehrt wird: „Pfahl bis zur Krone." Freilich, schön ist der Anblick nicht, aber so ein langer Pfahl ist notwendig. Bedenke, daß die Dicke des Stämmchens zu feiner Länge und Breite und dem Gewicht der Krone in keinem ge sunden Verhältnis steht, daß der Stamm seine Krone selbst im Winter nicht aufrecht stützenlos erträgt. Der nächste Gewittersturm bricht es, weil das Holz sehr spröde ist, wie einen Eiszapfen ab. Oester gründlich jauchen fördert das Wachstum der Früchte und des Bäumchens und sichert die künftige Ernte. Abraupen! Die Stachelbeerspannerraupen sind gar gefräßige und bucklige Tierchen. Ihre Vertilgung geschieht am besten, sicher sten und bequemsten mit den Fingern. Alle anderen Vertilgungsmittel gleichen dem Ein graben. Die in die Krone wachsenden und alle ungünstig stehenden Sommerzweige entferne sobald als du ihrer gewahr wirst an der Stelle, wo sie entstanden sind, ganz. Sie nehmen Licht und Nahrung den anderen weg, sind ihnen im Wege und müßten doch im Winter weggeschnitten werden. Ihr Wachsen bedeutete viel Saftvergeudung. All ¬ zustark wüchsige Zweige, wenn du sie als Reiser nicht zu brauchen glaubst, zwicke mit dem Nagel deines Daumens ab. Schone und fördere die günstigstehenden Zweige. Sie bilden die junge Krone und sind die Träger vieler Früchte. Vor allem denke bei dieser, wie bei jeder anderen Arbeit. Beobachte den Erfolg deines Schnittes, kannst du, so zeichne dir ihn ab, damit du später noch Vergleiche zwischen Gewolltem und wirklich Gewachsenem ziehen kannst. Dein bester Lehrmeister ist immer dein Pflegling. Habe nun recht acht auf seine Winke. Gehe nie in deinen Garten als Faulenzer oder Kommandant, sondern als dein bester Arbeiter herum. Verlasse dich nie auf jemanden andern. Dann wird der Erfolg nicht ausbleiben. Biele große oollentwickelte Früchte zieren den Garten im Sommer und sind dir hochwillkommen und eingeweckt munden sie doppelt im Winter. Nächstens über die Vermehrung der Stachel- und Johannisbeere u. über den Schnitt der Iohannisbeerbäumchen. Bei der Pflanzung von Johannis beersträuchern vergesse man die große, weiße, holländische Johannisbeere nicht. Sie ist wegen des reichen Zuckergehaltes ihrer Beeren sehr zu empfehlen. Figur 5. Derselbe Schnurbnum, beschnitten.