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Ueber das Umveredeln alter Sbft- bäume. Von Ambros W o n k a - Sternberg. Viele Leser des „Gartenfreundes" Klagen über Unfruchtbarkeit einzelner Obstbäume, oder bei Aepfel und Birnen über starken Fig. 1. Umveredelter Buschbaum. sich für gesund und fruchtbar erweisen, was man leicht durch Umfrage in der Umgebung, noch besser durch Selbstllberzeugung er mitteln kann. Das Alter und die Größe des umzuoeredelnden Baumes spielt keine Rolle, nur muß er noch Halbwegs in guter Lebens kraft stehen. Als Veredlungsart ist in hiesiger Gegend nur das Spaltpfropfen im Gebrauch, durch das auch sehr gute Resultate erzielt werden. Die Veredlungszeit beginnt mit den ersten halbwegs warmen Tagen, sei es im Feber oder März und endet mit dem Austrieb der Laubknospen. So lange die Augen noch nicht stärker angetrieben sind, kann man mit Vorteil frisch geschnittene Edelreiser ver- wenoen, während in vorgerückter Zeit nur noch gut aufbewahrte, aus der Vegetationsruhe stammende zu verwen den sind. Beim Abwerfen der Krone ist darauf zu sehen, daß man dem Baume eine möglichst gleichmäßige, etwas pyramidale Krone gibt. Müssen zu diesem Zwecke Aeste über 6 cm abgeschnitten werden, so werden dieselben nicht mehr veredelt, da diese große Wunde am Ende des Ast stummels sehr schwer verheilt; sondern man schneidet ihn knapp an der Aus gangsstelle eines schwächeren Seiten astes ab, verschmiert die Wunde mit Baumwachs und veredelt den schwäche ren Ast. Grundsatz sei, möglichst viele Pfropf stellen (Köpfe) zu machen, da oft Um stände eintreten können, sei es durch Nichtanwachsen einiger Edelreiser oder durch Abbrechen bei Stürmen, die dann eine große, schwer mehr auszubessernde Lücke in der Krone verursachen. Im günstigsten Falle, wenn alles an wächst, kann man ja in den nächsten Jahren, was zu dicht steht, heraus schneiden. Sogenannte Zugäste, mit Ausnahme kurzer bleistiftstarker Aestchen, bleiben Befall der Früchte durch kumclactium (Schorf) und fragen an, wie dem Uebel abzuhelfen sei. keine stehen, da dieselben nach meiner Erfahrung nur auf Kosten der Edelreiser wuchern. In der Regel liegt die Ursache nicht allein in der feuchten Witterung der Sommer monate, sondern auch viel in der Sorte des betreffenden Baumes, die für diese Gegend oder Boden nicht paßt. Das beste Mittel was wir in der Hand haben um diesen Uebeln abzuhelfen ist das Umpfropfen dieser Bäume mit Sorten, die Das Verteilen des Umveredelns aus mehrere Jahre ist verwerflich, da man dann selten einen Baum mit einer ordentlichen Krone erhält und wenn man ja dazu, durch Mangel einer genügenden Anzahl von Edelreisern, gezwungen ist, so müssen im ersten Jahre die oberen und im zweiten Jahre die unteren Partien der Krone veredelt werden.