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So träumte und sehnte sich mein Kinder herz, doch als armer Leute Kind wußte ich doch, daß ich solches nur träumen dürfte, nicht einmal reden wollte ich davon. Wer hätte auch für meinen kindlichen Wunsch Verständnis gehabt? Die Eltern, die den ganzen Tag arbeiten mußten, um uns zu ernähren, die hatten doch andere Sorgen. So blieb ich mit meinen Wünschen allein. Meine Gartenpachtung fällt in die erste Nachkriegszeit. Schwere Mühe hatte es mich gekostet, den Boden nur urbar zu machen und gar stolz war ich, als die ersten, felbst- gepflanzten Gemüse aus dem Tisch standen, und die so wertvollen Kartoffeln. Stolz und froh war ich und erinnerte mich mit einem ganz eigenen Gefühl der ersten Zeit meines „Bauerntums", wo ich kaum gerade stehen konnte ob der Schmerzen im Rücken, verursacht durch die doch unge wohnte Arbeit. Bin ich in meinem Gärtchen fern von der Großstadt entfernt an der Arbeit, dann zieht Friede in mein Innerstes ein, dann vergesse ich die Mühsale des täglichen Lebens, die Sorgen um den Alltag in der Arbeit, die ich freudigen Herzens leiste, da ich weiß, daß ich durch die Natur selbst im Herbste dann belohnt werde. Bald wird das Leben und die Arbeit wieder beginnen in meinem Gärtchen, was mir viel Freude und jedes Jahr neueUeber- raschung bietet und von Anfang Mai bis September zugleich einen bescheidenen Land aufenthalt gewährt, wo es Licht, Lust und Sonne genügend gibt und zugleich auch ein Gratiskonzert von unseren gefiederten Sängern. Und kommt dann der Herbst, verabschiedet sich in der freudigen Erwartung, für das nächste Jahr wieder zu kommen, die ganze Familie mit sonngebräunten Gesichtern und gekräftigt, besonders die Kinder, die wachsen mit den Pflanzen um die Wette. Doch soll ich sagen, was mir heute mein Stückchen Erde lieb und wert macht, so ist es lediglich mein Blumenparadies. Mir sind diese Blumenkinder ein Stück meines eigenen Ich geworden. Ich kenne und liebe diese Blümchen alle, seien es nun die Stiefmütterchen im Frühling, die Rosen, Dahlien und Lilien im Sommer und die Astern im Herbst. Um über die Hungerjahre hinwegzukommen, Gemüse und Kartoffeln bauen zu können, bemühte ich mich, den Garten zu bekommen, und heute, heute steht in der Mitte meines kleinen Paradieses mein Häuschen, von Gemüsebeeten und ein paar Zwergobstbäumchen, einem Weinspalier und Beerensträuchern, sowie viel, viel schönen Blu men und Rosen umgeben. Hier sind meiner Kindheit Träume erfüllt. Nun, lieber „Gartenfreund", dies alles und noch viel tausendmal mehr bietet mir mein Garten. Ich kann dir nur Dank sagen für diese Anregung, da ich durch den Wett bewerb über das Thema „Was bietet mir mein Garten?" dir das Herz ausschiitten konnte. Unkräuter—Heilkräuter. Von Iulius Porsche. Im Freiland. 28. Das wohlriechende Veilchen (Viola oäorata, Viola—Veilchen, oäorata^duftend, wohlriechend), Märzveilchen, Blauveilchen, Blauvalken, bildet mit mehreren Verwandten die Familie der Veilchengewächse (Violaceen) und ist wegen seines lieblichen Duftes die Lieblingsblume der meisten Menschen. Dieses kleine, niedrige Gewächs gilt als Sinnbild der Bescheidenheit und Demut, weil es, ob gleich mit Farbe nnd Duft herrlich begabt, im Verborgenen an Hecken, Zäunen, auf Wiesenplänen und ähnlichen Orten wächst. Manche Spielarten zieht man in Gärten, wie die Rioieraveilchen u. a. Das Veilchen grünt die schneefreien Jahreszeiten hindurch und blüht vom März bis Mai, treibt im Sommer unscheinbare Blüten und entfaltet selbst im Herbst seine duftige Pracht; man kann manchmal im November oder selbst im Christmond blühende Veilchen sehen. Dieses Pflänzchen entwickelt sich so rasch und früh im Lenz, weil es ausdauernd ist und seine Teile daher schon vorgebildet sind. Der Stengel befindet sich zum größten Teil in der Erde, wo er nach den Seiten hin zahl reiche Wurzeln entsendet, die ihn gewisser maßen hinabziehen, wo er nach und nach abstirbt und verwest. Die in Büscheln stehen den Blätter sind herzförmig und gekerbt, an den Blattstielen befinden sich unten zwei kleine Nebenblättchen. Aus den Blattachseln am Erdstengel wachsen langgegliederte Aus läufer, die auf dem Boden liegen bleiben und Wurzeln in die Erde senden. Das unterste der fünf dunkeloioletten, bisweilen weißen Blumenblätter endet mit einem Sporn, in dem sich der süße Saft sammelt, den die Bienen und Hummeln aussaugen, wobei die Befruchtung der Blüten vonstatten geht. Die Wurzeln der Veilchen (auch die der Stief mütterchen) werden zum Vorteil der Pflanze gemieden, weil sie Erbrechen bewirken. Der Blätterabsud ist ein treffliches Mittel