Volltext Seite (XML)
Nr. S. D. Dudweis, 1. März 1927. H. Jahrgang. Liebe Teilnehmer am Wettbewerb! Die Arbeit der Beurteilung der 253 eingelangten Aussätze war schwer. Fast alle Kategorien der schaffenden Stände, vom Fabriksarbeiter bis zum Professor und Seel sorger, Männer sowohl als Frauen, haben sich beteiligt. Es ist klar, daß es schwierig ist, Faktoren mit so verschiedenen Vorbedingungen für die Schriftstellerei sozusagen unter einen Hut zu bringen. Keineswegs wird die Aufgabe dadurch erleichtert, daß fast jede der Arbeiten das Bestreben zeigt, das Innerste des Verfassers bervorzukehren, beim Leser Teilnahme an seinen Idealen, Erfolgen und Hoffnungen, an Dingen, die ihm am nächsten stehen, zu erwecken — kurz, daß die Verfasser ihre Seele hergeben. Welch' schöne Worte finden wir z. B., wenn sich manche Wettbewerber mit dem Gartenleben ihres Teuersten, ihrer Kinder befassen! Oft mit ungelenker Hand geschrieben, sind diese Darstellungen doch den edelsten Ergüssen menschlichen Gefühls zuzurechnen und würden, in dieser Richtung beurteilt, vielfache Anerkennung verdienen. Auch tiefe Einblicke in Schicksale von nicht alltäglicher Tragik sind uns zuteil ge worden, und immer erscheint hier der Garten als Tröster, Linderer alles Harms, als letzte Zufluchtsstätte des körperlich und seelisch wunden, gehetzten Menschen. Daneben gibt es sachliche, mit dem Rechenstift geschriebene Aufstellungen des Ertrages von Gärten, mit Stolz registrierte Erfolge und mißmutig eingestandene Mißerfolge. Dann auch humoristisch angehauchte, mit Sarkasmus gewürzte Feuilletons, die in Wettbewerben Bescheid zu wissen glauben, Schulaussätze von Gymnasiasten und Fachschülern und selbst verständlich auch Gedichte: Mitunter recht herzige, gut gereimte Lyrik. Wir hätten am liebsten allen den lieben, aufrichtigen Arbeiten einen Preis zugesprochen. Das war natürlich unmöglich. Um jedoch wenigstens den Kreis der prämiierten Arbeiten mög lichst weit zu ziehen, haben wir zu den schon bestehenden 25 Preisen noch Anerkennungs preise, bestehend in verschiedenen, in unserem Verlage erschienenen Werken, teils fachlichen, teils heimatkundlichen Inhaltes, gestiftet. Sie.sollen die Empfänger daran erinnern, daß sie der „Gartenfreund" in ihrer Liebe zum selbstbearbeiteten Stückchen Erde versteht und daß sie in ihm jederzeit einen treuen und bereitwilligen Helfer finden werden. Verteilung der Preise umseitig!