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Früchte bleiben in ihrer Ausbildung zu rück und bekommen bitleren Geschmack. Der Schorf der Birne unterscheidet sich in seinem Auftreten etwas vom Apfelschorf. Die Blätter zeigen die Schorfflecke vielfach auch auf der Unterseite, obzwar die Blätter nicht so häufig befallen werden. An den jungen Zweigen erscheint ein ähnlicher Grind wie beim Apfel, nur wird die Rinde hier noch mehr zerfressen, die Oberhaut klafft viel fach und löst sich in Blättchen ab. Am meisten abweichend ist der Befall der Früchte. Diese werden oft so verunstaltet und ver dorben, daß sie kaum als Biehfutter ver wendet weiden können. Die mehr krustigen, rußigen Schorfflecke verlaufen hier ganz un regelmäßig, in ihnen entstehen tiefe, scharf umrandete Risse. b) Vorbeugung und Bekämpfung. Dadurch, daß die verschiedenen Apfel- und Birnensorten dem Pilze gegenüber verschie dene Empfindlichkeit zeigen, ist uns ein Mittel an die Hand gegeben, Schorfbefall zu verhüten durch Wahl widerstandsfähiger Soiten. Zur Schorferkrankung neigen be sonders folgende Apfelsorten: Roter Herbst kalvill, Graue Herdstreinette, Weißer Winter kalvill, London Pepping, Winter-Gold-Par- mäne, Karmeliter-Reinette usw. Man wird daher diese Sorten in Lagen, welche das Auftreten des Schorfs begünstigen (rauhe, feuchte Lagen), nicht anpflanzen. Bäumen, welche bereits befallen sind, muß man eine besondere Behandlung angedeihen lassen. Die Düngung mit Fauche und Stall mist ist gänzlich zu unterlassen, dagegen sollen mehr Kalk-, Kali und Phosphorsäure dünger gegeben werden. Befallene Blätter und Früchte sind zu vernichten. Daneben müssen Bespritzungen mit Kup- fervitriolkalkbrühe vorgenommen werden. e) Herstellung der Kupfervitriolkalk brühe. Die Herstellung von 100 Litern der 2prozentigen Flüssigkeit wird folgender maßen vor sich gehen : 2 Kilo Kupfervitriol- Kristalle („Blaustein") werden sein zerstoßen und in warmem, gewöhnlich aber in kaltem Wasser aufgelöst. Das geschieht am schnellsten in der Weise, daß man das Kupfervitriol in ein Leinensäckchen füllt und dieses in ein Gefäß mit 10 Litern Wasser auf 24 Stun den hineinhängt. (Fig 11.) Diese Lösung wird dann durch Zugabe von Wasser auf 50 Liter gebracht. In einem anderen Ge fäße wird gebrannter Kalk in 50 Litern Wasser gelöscht. Nach dem Erkalten wird die Kupfervitriollösung in die Kalk brühe gegossen und gründlich umgerührt. Die Brühe darf in keinem Metallgefäße angemacht und muß vor Gebrauch durch Sackleinen durchgeseiht werden. Bei geringen Mengen müssen die betreffenden Verhältniszah len errechnet werden. Für einen 10 jährigen Hochstamm kann man IV2 Liter Spritz flüssigkeil rechnen. d) Anwendung der Kupfer- vitriolkalkbrühe. Man spritzt nicht nur die be fallenen Bäume, sondern vor beugend alle Bäume des Gartens regel mäßig, da die Kupfervitriolwittel gegen alle Pilzkrankheiten wirken. Die erste Be spritzung findet vor dem Austrieb im März (2°/oige Brühe) statt; die zweite Bespritzung erfolgt nach dem Verblühen (V--°/»ig) und eine eventuelle dritte Bespritzung drei Wochen nachher (1°/»ig). Die Flüssigkeit muß am selben Tage, an welchem sie gemischt wurde, verwendet werden. Man wählt zum Be spritzen einen sonnenlosen Tag, bespritzt je doch nicht, wenn Regen zu erwarten ist. Die Hauptsache ist dabei die rechtzeitige Anwendung, denn es muß gerade dann gespritzt werden, wenn die Sporen des Pilzes schwärmen. Zum Bespritzen verwendet man Schäd lingsspritzen, wie sie in der Folge 7 des 1. Jahrganges beschrieben wurden. Im klei nen Garten kann man auch Handspritzen verwenden. Fig. 10. Links schorfige Birne, rechts schorfiger Apfel.