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bloß des obersten Auges, oder ein stärkerer Austrieb einiger Augen sein. In ersterem Falle pinziecen entspitzen) wir Fig. 10. Winterschnitt im zweiten Winter, c) wenn drei Holztriebe entstanden sind, d) wenn vier Holztriebe entstanden sind. den neuen Trieb, u. zw. auf 2 Blätter, im zweiten Fall schneiden wir den ganzen oberen Teil bis auf den untersten Laugtrieb zurück und pinzieren diesen selbst auf wenige Augen. In beiden Fällen bleibt nach dem Ver holzen des Zweiges im Herbst ein ein facher, un gegabelter Zweig, vielleicht in den unteren Partien mit einem oder dem anderen Fruchtsproß besetzt, zurück. Dieser einfache Fruchtzweig wird jetzt beschnitten, u. zw. auf 4Äugen, wobei etwa vorhandene Frucht sprosse oder Fruchtspieße als Augen zählen. Dasselbe gilt von den gedrehten Trieben. („Gartenfreund" 1926 Nr. 15). Behandlung der Fruchtzweige im zweiten Winter. Die Wirkungen des ersten Winterschnittes können mannigsaltige sein. In den meisten Fällen wird die oberste Knospe des Zweiges einen Langtrieb bilden und die anderen werden Fruchtsprosse bringen, oder es treiben mehrere Knospen stark aus und nur aus dem untersten Auge kommt ein Fruchtsproß, oder es treiben die unterste und oberste Knospe stark aus, und die zwei Zwischenknospen machen Kurztriebe usw. In allen diesen Fällen, mit Ausnahme desjenigen, wo die unterste Knospe einen Langtrieb bildet, während sich in der Mitte Kurztriebe befinden, gilt dieselbe Regel wie für den Sommerschnitt: Der Fruchtast wird auf den un tersten Holzzweig zurückgenom men und dieser selbst auf 2—3Kno- spen gekürzt (Fig. 9, 10.) Treibt das Gebilde oben und unten stark, in der Mitte aber schwach, ,so wird der unterste Zweig ganz weggeschnitten, der obere Holzzweig aber auf 2—3 Augen ge kürzt (Fig 11.) Bilden alle vier Knospen Kurztriebe, so ist gar nicht zu schneiden. In jedem Fall ist darauf hinzuwirken, daß der Fruchtast nur einen einzigen passend, d. h. am oberen Ende des Frucht astes gestellten Hvlzzweig behält, denn eine Gabelung von Holzzweigen darf beim stren gen Spalierschnitt nicht vorkommen. Alle Holzzweige müssen natürlich im Sommer so wie im ersten Jahre aus blätter pinziert werden. Mit dieser Anleitung ifr manches und doch nicht alles klargemacht. Denn die ein zelnen Sorten verhallen sich im Bezug auf Fruchtansatz nicht ganz gleich. Aber der Reiz des Gartenlebens beruht nicht in letzter Linie auf der Beobachtung, auf dem Studium der Pflanzen. Wer seinen Fig. 11. Winterschnitt im zweiten Winter, wenn oben und unten ein Holztrieb entstanden ist. Bäumen die letzten Geheimnisse ihres Wachs tums, ihre verborgendsten Bedürfnisse und ihre individuellen Fähigkeiten selbst abge lauscht hat, dem werden die notwendigen Eingriffe in ihr Leben zu einem Genuß ganz sonderbarer Art. Beobachtet, lernet von der Pflanze! (Fortsetzung folgt.)