Seite 388 „Der Gartenfreund". Nr. 24 men die Eismänner mit ihren Frösten, so daß ein Auswachsen des Kohlrabi bestimmt zu erwarten war, deshalb habe ich am 16. Mai diese Pflanzen durch frische ersetzt; am 26. Mai hatten wir ein Minimum von 0° und am 29. Mai von —05° L. Dem zufolge sind auch die letzten Pflanzen zum Teil in Blüte geschossen, ein Abbrechen der Blütentriebe hat nichts genützt. In den Preislisten ist eine Kohlrabisorte „Prager Treib" und „Dvorsky's Original saat" als unempfindlich gegen Frost ange kündigt. Für den ersten Anbau in rauhen Lagen käme daher diese Sorte in Betracht. Auch Heuer habe ich auf den Pickier- und Pflanzbeeten mit Aetzkalk und Kalkstickstoff Vorkehrungen gegen Kohlhernie getroffen, leider hatte ich das Saalbeet hievon aus genommen, weil auf diesem schon durch 4Iahre kein Kohlgemüse mehr war und gerade auf dem Saatveet wurden die Pflanzen schon infiziert. Man sieht also, daß auch auf sol chen Beeten der Schleimpilz noch nicht ab gestorben ist. Die Wurzelgemüse lieferten einen sehr günstigen Ertrag, die Sellerieknollen waren besonders schön und groß. Aber nicht alle Gärtner waren mit dem Gedeihen die ser Frucht zufrieden, die Pfl nzen sind häu fig in die Blüte geschossen, bei meinem Nach bar vielleicht 75"/« des ganzen Bestandes. Möglicherweise ist diese Erscheinung auch auf die Maifröste zurückzuführen. Meiae erste Aussaat der Radies haben sich die Spatzen zu Gemüte geführt, sie haben die ganz jungen Keime ausgezogen und wenn ich nickt einige ausgezogene Keimjäden ent deckt häite, so hälte ich geglaubt, daß der Same überhaupt nicht gekeimt hat. Die spä teren Aussaaten wurden durch Reisig ge schützt und blieben mir erhalten. Ich habe einige Beete im Halbschat ten und bin immer in Verlegenheit, mit welcher Gemüsesorte ich dieses bestellen soll; Heuer habe ich Karotten und rote Rü ben hiezu ausersehen. Dabei mußie ich die Erfahrung machen, daß besonders die roten Rüben sich im Halbschatten nur langsam entwickeln, aber auch die Karotten blieben in der Entwicklung merklich zurück. Im Herbst habe ich auf diese Beete Himbeeren ausge pflanzt. Bei der Kulturder Erbsen war mein Streben durch verschiedene Aussaaten stets frische Erbsen in die Küche abliefern zu kön nen. Am 21. März wurden im Zimmer herangezogene Pflanzen der Sorte „Aller- früheste Mai" in Freien ausgepflanzt. Am 28. April, 31. Mai und 3. Juli wurden Aussaaten der Markerbse „Senator" gemacht. Tatsächlich hatten wir vom 26. Juni bis 29. Oktober stets frische grüne Erbsen zur Verfügung. Die letzte Aussaat am 31. Juli hat aber nicht ganz befriedigt. Die Erbsen entwickelten sich gut und blühten reichlich, aber dann wurden sie von Mehltau befallen, wodurch die Entwicklung und Reife der Körner sehr beeinträchtigt wurde, die Hül sen blieben flach, die Körner kamen über Linsengröße nicht hinaus. Für diese Aus saat wäre eine Sorte mit rascherer Entwick lung z. B. „Wunder von Amerika" günstiger, damit die störende Wirkung d>s im Som mer unvermeidlichen Mehltaus nicht solange zur Geltung käme. In unserm rauhen Klima gedeihen zwar Tomaten im Freiland, kommen aber am Stock nicht zur Reife, Heuer war die Wit terung im Sommer günstiger und man hatte sogar den seltenen Anblick reifer Früchte am Stocke. Die Gärtner können mit dem heurigen Jahr zufriecen sein. Die Mistel. Dem aufmerksam beobachtenden Natur freunde fällt oft auf großen Pappeln, beson ders nach dem Laubfall, die immergrüne, Fig. 17. vieloerästete Schmarotzerpflanze, die Mistel (Viscum album) auf. Außer auf Pappeln finden wir sie oft hoch oben im Gezweige der Kiefer und auf Obstbäumen lustig im Winde schaukeln, doch vermag man ihr we der mit Stangen noch mit Leitern beizukom men. Diese Schmarotzerpflanze wächst lang-