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Seite 332 „Der Gartenfreund". Nr. 21 Unkräuter—Heilkräuter. Bou Iulius Pursche. Im Garten. 43. Der Alant (Inula kelenium, nach der Sage aus den Tränen der Helena ent standen), Helenenkrarn, Kolkenwurzel, ein bis zwei Meter hohes Gewächs aus der Familie der Korbblütler (Kompositen), das im Freien nur selten verwildert vorkommt, in Gärten aber häufig als Zier- und Heil pflanze gezogen wird, im großen zu Arznei zwecken in einigen Ortschaften in der Nähe von Jena. Der ausdauernde Wurzelstock ist kräftig, außen gelbbraun, innen weißfleischig, der aufrechte Stengel ziemlich stark und schwach verzweigt. Die Blätter sind unge mein groß, nicht selten bis 30 cm lang, die unteren gestielt, länglichrund, spitz zulaufend, ungleich gezähnt; die oberen sitzen ungestielt am Stengel, werden kleiner und haben eirunde Gestalt; alle sind auf der Unterseite wie der untere Teil des Stengels weißfilzig behaart. Die am Ende der Zweige stehenden, im Juli und August erscheinenden Blüten köpfe prangen groß und goldgelb. Die schmalen Randblüten streben, dreizähnig und wellig, nach außen hervor. Die Wurzel riecht kampferartig (Alantkampser), schmeckt scharf bitterlich und unangenehm würzig. Der Ab sud der Wurzel bewirkt, in größeren Mengen genossen, Erbrechen. Man kocht in 1 l Wasser 15 bis 30 g. Er wird innerlich gegen Husten, Katarrh, äußerlich zu Waschungen und Auflagen bei Krätze, Räude und anderen Hautausschlägen verwendet. Auf Most aufgesetzt, liefert die mitgärende Wurzel den Alantwein. Früher war der Gebrauch dieses Heil gewächses viel mannigfacher, namentlich bei Kolik, daher der Name Kolkenwurzel. Sie treibt nach alten Berichten den Harn und fördert die Monatsblutung, wurde gegen Krämpfe, Seitenstechen, Atemnot, Blutspeien, zur H erzstä rku n g, Reini gung dec Nieren und Blase, Ent fernung des zähen Schleimes und über flüssiger Galle im Absud, Saft, in Lat werge und Wein eingenommen. Die in Wein gekochten Blätter legte man bei Hüftweh auf die schmerzenden Stellen, frischer Wurzel brei diente gegen giftige Bisse und zur Erweichung von Geschwülste n. Die Wurzeln mehrjähriger Pflanzen sammelt man im Frühjahr und Herbst, zerschneidet sie der Länge nach, trocknet sie und ver wahrt sie in Holzgefäßen. Die zahlreichen anderen Inula-Arten kommen als Heilkräuter nicht in Betracht. Als Verwandte des echten Alants sei hier die Sonnenblume oder Sonnenrose (Heliantkcm annnu8, von bolic>8—die Sonne, antbo8---Blume, 3nnuu8^einjährig) erwähnt. Sie kam aus dem tropischen Amerika zu uns und ist die größte unserer Garten blumen. Der Absud von 10 g gepulverten Samens in 1 l Wasser ist ein vorzügliches Mittel gegen den von Erkältung herrühren den Husten. Manche Gartenfreunde säen die Pflanze an Zäunen und unbebauten Stellen des Gartens an, damit die bei uns bleibenden Singvögel sich an den nahrhaften Körnern der tellergroßen Blüten im Winter laben können. Diese von gutem Herzen zeugende Wohltätigkeit gegen unsere gefieder ten Lieblinge verdient volle Anerkennung und sei zur Nachahmung empfohlen. SbMume in Grasflachen. Nur zu häufig sieht man Obstbäume in Grasflächen, auf Wiesen oder in Grasgärten stehen, ohne daß das Gras im Bereiche der Kronentraufe entfernt ist. Von Vorteil ist eine mit dichtem Grase bewachsene Baum scheibe für das Gedeihen des Baumes kei neswegs, denn es besteht kein Zweifel, daß ein offen gehaltener Boden für die Obstbäume viel zuträglicher ist, da durch die wiederholte Bearbeitung des Bodens, um das immer wieder hineinwuchernde Gras zu beseitigen, äußerst günstige Wachstumsbedingungen ge schaffen werden. Vor allem wird der Luft ungehindeter Zutritt ermöglicht und damit den Bodenbakterien der zu ihrem Leben un bedingt nötige Sauerstoff zugeführt. Dadurch wird aber ihre Tätigkeit, den Wurzeln die Nabrung zu vermitteln, wesentlich gefördert. Ferner vermag die Winterfeuchtigkeit leichter in den Boden einzudringen und ihn durch die Bearbeitung desselben besser erhalten werden. Endlich werden die Düngergaben vollkommener ausgenützt. Aus allen diesen Gründen sollte man die Baumscheiben offen hallen, wenn auch die Hoch- und Halbhoch stämme im allgemeinen den Graswuchs schein bar gut vertragen. Nur in Ausnahmefällen ist dies tatsächlich der Fall, besonders in Ge genden mit starken Niederschlägen, also in