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Seite 316 „Der Garve..;rcmro". Nr. 20 Eine Preisarbeit. Von W. Schneider, Maurermeister, Gotschau bei Plan. Was bietet mir mein Garten? Wenn ich zu dem Thema „Was bietet mir mein Garten?" die Feder ergreife, so will ich gleich erwähnen, daß dies nicht geschieht, um eben anläßlich des Wett bewerbes des „Gartenfreund" auch mit geredet und milgeschrieben zu haben, son dern ich will im allgemeinen meine Meinung, bezüglich des Zweckes und der Nützlichkeit von Gartenanlagen bei den Wohngebäuden oder in deren unmittelbarer Nähe, äußern. Ich will daher in erster Linie das wirt schaftliche Moment in Betracht ziehen und werde versuchen, der vielgesprochenen Aeuße- rung „der Garten zahlt sich ja so nickt aus" entgegenzutreten. Ich bin von meiner Jugend an schon an die Existenz eines Gartens beim Hause, insbesondere bei dem Wohnhause am Lande gewohnt und könnte mir ein Land haus ohne Gemüse-, Obst- oder Ziergarten überhaupt nicht vocstellen. Ich will damit nicht sagen, daß ich ein gewisses Vorurteil in dieser Frage habe, im Gegenteil, ich habe die Wirtschaftlichkeit einer und noch so kleinen Gartenanlage oftmals schon in Frage ge zogen, umsomehr da ich in meiner Heimat in sehr bescheidenen Verhältnissen erzogen wurde und meine Mutter die Ausgabe jedes Hellers vorher genau erwägte, bin aber stets zu dem Schlüsse gelangt, daß sich jeder Gar ten und wenn er noch so klein ist, rentiert. Nur hängt aber die Rentabilität von der intensiven Bewirtschaftung des Gartens selbst ab. Richtige Wahl der Saat, der Setzpflanzen und der Sorten der Obstbäume, das ist das jenige Moment, welches im allgemeinen stets vernachlässigt wird. Nun trägt aber die Schuld an dieser Ver nachlässigung nicht immer der Besitzer eines Gartens allein, sondern der Fehler war, daß im allgemeinen dem Werte von Gartenanlagen viel zn wenig Augenmerk geschenkt wurde und insbesondere in der Schule vorliegende Frage zu wenig beachtet worden war. Ich begrüße es daher insbesondere, daß mit der Herausgabe des „Gartenfreundes" eine Zeit schrift geschaffen wurde, die den Bedürfnissen des kleinen Gartenbesitzers für angemessenes Geld ein Wegweiser und Lehrmeister zu wer den verspricht. Wenn ich in Betracht ziehe, daß ich mit meiner Familie von Monat Mai bis zum Herbst und dann noch während des ganzen Winters fast ausschließlich von Erzeugnissen meines nur 300 Quadratmeter fassenden Gartens lebe und teilweise noch Gemüse an Bekannte und Verwandte verschenke, so wird niemand behaupten können, daß sich ein Gar ten nicht rentiert. Allerdings ziehe ich mir in einem kleinen, selbst angelegten Mistbeet alle Pflanzen selbst und werde in diesem Jahre auch dazu übergehen, mir Obstbäume nachzuziehen. Der gesamte geldliche Aufwand für die verflossenen Jahre betrug für mich durch schnittlich im Jahr 100 Ka. Die Arbeit aller dings ziehe ich nicht in Betracht, da die Pflege von mir weniger als Arbeit, sondern als Erholung während der Abendstunden be trachtet wird und außerdem bei den Kindern, die dabei mithelfen, die Liebe zur Natur geweckt wird. Wenn ich nun noch erwähnen will, daß ein gut gepflegter Garten bei einem Hause sozusagen das Aushängeschild seiner In wohner ist, das heißt, deren Stellungnahme zu der Natur überhaupt bekundet, so glaube ich nicht zuviel zu sagen, wenn ich behaupte, daß gegenwärtig von den meisten Seilen der Gartenfrage überhaupt zu wenig Augenmerk geschenkt wird. Ein gut gepflegter Garten mit einer je nach Platz angelegten Zieranlage ersetzt mir die von vielen so ersehnte Sommerfrische und füllt mir gleichzeitig den Speicher. Ich glaube damit manchem unserer Garten freunde aus dem Munde gesprochen zu haben, wenn ich im Vorstehenden wenigen Worten darzutun versucht habe, daß mir mein Garten an materieller und geistiger Ausbeute eine solche Menge bietet, daß ich auf keinen Fall darauf verzichten möchte oder überhaupt dar auf verzichten könnte. Unkräuter—Heilkräuter. Bon Iulius Parsche. Im Freiland. 43. Die Klette (Kappa oiiiLinalck oder major- groß, kappa-^Klette) ist eines unserer größ ten Staudengewächse, ein zweijähriger Korb blütler mit kräftiger Wurzel, 1 bis 1 Vs m langem, aufrechtem, gefurchtem, rötlichem Stengel, der sich nach oben verzweigt und durch Blatt- und Zweigansätze gegliedert scheint. Die unteren herzförmigen Blätter sind ungemein groß, bis 50 cm lang und 30 cm breit, die oberen bedeutend kleiner, breit und eirund und wie jene auf der Oberseite kahl, unten weißgrau wollfilzig behaart, am Rande mit kleinen Zähnen versehen. Die Dlüten- köpfchen ähneln denen der Distel und bilden