Volltext Seite (XML)
glaubten, daß ihr Wert sich immer noch er höhen werde. Es wird unseren Lesern gewiß angenehm sein, über diesen merkwürdigen Handelsar tikel etwas näheres zu erfahren. Die Tulpe kam im 16. Jahrhundert zum erstenmal nach Fig. 6. Weitze Tulpe. Europa, und zwar soll sie der gelehrte Diplo mat von Busbecq, der als Gesandter des römischen Königs Ferdinand längere Zeit in der Türkei weilte, um 1554 nach unserem Erdteile gebracht haben. Der berühmte Schweizer Naturforscher Konrad Geßner sah die erste Tulpe 1559 im Garten des Senators Herwart zu Augsburg blühen. Als die Blume im 17. Jahrhundert Verbreitung fand und auch in die Niederlande kam, bewirkte ihr Erscheinen dort einen wahren Aufruhr unler den zahlreichen Gartenfreunden, da sie jeder besitzen wollte. Die hierdurch hervorgerufene Preissteigerung erhob die unschuldige Tul penzwiebel zu einem Spekulationsgegen stande ersten Ranges, von dessen Wertstei gerung jedermann überzeugt war. Vornehm lich in den Städten Amsterdam, Rotterdam, Haarlem, Utrecht und Leyden schloß man Tulpenzwiebelkäufe nach Gewicht, ganz nach kaufmännischen Grundsätzen ab. Ein Aß von der Tulpenzwiebel „Admiral Liefken" kostete 1000 Gulden. Die Sorten „Admiral Eyk" und „Viceroy" waren zwar etwas wohlfeiler, dafür überschritt der eingebildete Wert der „Augustus" genannten Gattung, 2000 Gulden für die gleiche Menge. Die Stadtrechnungen von Alkmar bezeugen, daß 1637, wo die Preise bereits schwankend geworden waren, noch 120 Stück Tulpenzwiebeln zum Nutzen des Waisenhauses öffentlich für 90.000 Gulden verkauft wurden. Daß sich bei diesen Tulpen geschäften mitunter auch tragikomische Vorfälle ereigneten, ist nicht erstaunlich. Ein reicher Kaufmann in Haarlem hatte eine besondere Tulpenzwiebel für 500 Gulden erstanden. Kurz hernach brachte ihm ein Handlungs diener von ihm gekaufte Waren ins Haus, dem er eine Kanne Bier und einen Häring zur Stärkung reichen ließ. Der in der Stube sich allein befindliche Diener sah die teure Zwiebel im Fenster liegen und hielt sie für eine ganz gewöhnliche Speisezwiebel. Er nahm sie an sich, schälte sie und verzehrte sie in aller Seelenruhe samt dem geschenkten Fische. Dieser Mißgriff kostete dem Handels herrn, bei Berücksichtigung des damaligen hohen Geldwertes bedeutend mehr, wie wenn er den Prinzen von Oranien zu Gaste ge laden hätte. Fn Deutschland standen die Tulpen niemals in so hohem Preise wie in den Niederlanden, obwohl man sie selbst im 18. Jahrhunderte noch sehr schätzte und namentlich in den fürstlichen und Privatgärten liebevoll be handelte. , Hans Winter. Das Aufbinden der Zimmerpflanzen. In der Pflege der Zimmerpflanzen liegt ihr Gedeihen. Der Naturfreund wird es bald sehen, an welchen Umständen es liegt, daß manche Pflanzen ein kränkliches Aussehen zeigen. Mich hat es oftmals gefreut, des Sonntags an schönen Sommertagen zum Zimmer- oder Kammerfenster hinausschauend, von den vorübergehenden Leuten hören zu können: Hier sind aber schöne Blumen oder hier blüht aber alles schön, das ist ja eine Pracht. Das war auch ein Funke zu neuem Schaffen. Die Lage dec Räume begünstigt allerdings das Gedeihen. Ich will mir kein allzu großes Lob erteilen, aber eine Petunie hatte ich, die im Sommer (Juni, Juli, August) dreißig Blüten und noch mehr zählte. Dec Grund hiezu war das Sonnenlicht und auch das Aufbinden. Viele Pflanzen können sich von selbst nicht hochhalten und müssen daher unterstützt werden. Pelargonien unterstützt man mit einem Stäbchen. Die Pflanzen werden mittels Bast in 8-Formen an das Stäbchen locker angebunden. Bei Petunien (2—3 Pflänzchen