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Nr. 16 „Der Gartenfreund". Seite 251 2. Eine unerschöpfliche Quelle der Freude und Erholung. Gar ost finden Bekannte, die mich be suchen wollen, die Haustür verschlossen, wissen «ber meist schon, daß sie mich dann im Gar ten oder bei den Bienen antreffen. Und nicht immer ist es die Arbeit, die mich dahin ruft, sondern gar oft ist es die Freude, die Er holung. Vom Frühlinge angefangen, wenn der Seidelbast seine duftenden Blüten öffnet, Schneeglöckchen, Krokusse und Leberblümchen ihre Blütenköpfchen zeigen, die roten Pinsel- chen dec Haselnüsse hervorgucken usw. bis in den Spätherbst hinein, alle Tage, nein, jeden Augenblick kann man neue Freuden finden, wenn man es versteht, sie zu suchen. In meinem Garten, wohl etwas abseits von der Gemüseabteilung, steht ein großes, gut besetztes Bienenhaus. Die Beobachtung des Lebens und Treibens der Immlein beim Bienenhause, aber auch im Garten selbst bietet mir Freuden ohne Zahl. Wenn der Garten in voller Blütenpracht steht, täglich neue Rosen ihre prächtigen Knospen entfalten, wenn die reifen Beeren und Kirschen schon von fern zum Lecker mahle winken, wenn das Obst sich prächtig entwickelt und Auge und Herz erfreut, wenn bunte Schmetterlinge von Blüte zu Blüte gaukeln, wenn ... ja, alles kann ich nicht aufzählen, was da Freude bietet, das muß jeder Gartenfreund selbst finden. Und wenn des Lebens Bitternisse das Herz bedrängten, im Garten suchte und fand es oft Ruhe und Frieden wieder. Und wenn ich im rauhen Winter vom Fenster der warmen Küche die Meisen be obachte, die sich tote Bienchen holen, Spechte, Nußhacker und Baumläufer auf der hohen Eiche oder auf den Obstbäumen herumhacken, Zaunkönige munter und flink Herumhuschen, oft auch die Spatzen sich lärmend ein Körn chen holen und ich meinen Enkelchen dieses Winterleben zeigen kann, macht es mir nicht wieder Freude? Indem meine Liebe und auch andere Leute sich in und an meinem Garten erfreuen, wird auch meine Freude erhöht, denn ge teilte Freude ist ja doppelte Freude. 3. Einen wirtschaftlichen Nutzen. Das ist nun allerdings ein wunder Punkt für mich, denn ich kann denselben nicht durch kaufmännische Buchführung nachweisen, da ich niemals darüber Buch geführt habe. Des Geldes wegen habe ich noch keinen Garlen angelegt, denn Arbeit, Gesundheit und Freude galten mir immer mehr als Geld: aber wenn ich bedenke, wieviel Ge müse, wieviel Beeren und Obst wir, unsere Kinder und Enkel alljährlich im Garten ernten, wieviel Blumensträuße wir dort holen, wieviel Obstbäumchen und Sträucher ich schon verkauft oder verschenkt habe, wenn ich be denke, daß der Verkauf von Gemüse und Beeren mitunter ja auch bares Geld ein brachte, so denke ich, wird die Schlußrechnung nicht Minus, sondern ein Plus ergeben. Na, wenn ich wieder auf die Welt komme, lege ich mir gewiß wieder einen Garten an und werde dann — vielleicht — genau Buch führen. 4. L e i d e r a u ch ^m a n ch e'n A e r g e r. Wenn Spätfröste viele Hoffnungen zunichte machen, wenn Stürme, Überschwemmungen oder Hagelschläge ihr Bernichtungswerk im Garten vollbringen, wenn Wühlmäuse, Rau pen, Schnecken und andere Tiere mitunter Unheil anrichten, wenn man sieht, daß manche da geerntet aber nicht gesät haben, ja, dann kommen wohl auch Zeiten, wo man nicht gern in den Garten geht. Ich habe einen alten Freund, der sagt in solchen Fällen: Aenderts! — Ja, da läßt sich nicht viel ändern, sondern man muß sich dem Geschick ergeben. Geht es denn nicht gar oft im Leben so? — Des Lebens ungemischte Freude' ward keinem Irdischen zuteil. Troüenmauern und ihre Be pflanzung. Nicht immer ist es möglich, eine ebene Fläche als Gartenland, insbesonders als Ziergarten oder Parkanlage zu erwerben. Mit diesen Unregelmäßigkeiten im Bauge lände muß man stets rechnen. Dieser Um stand darf jedoch keineswegs ein Hindernis sein, von der beabsichtigten Grunderwerbung vielleicht Abstand zu nehmen. Mittlere und kleinere Gärten sind mit vorhandenen Un ebenheiten ein Anreiz zur Gestaltungskunst. Der Berussgärtner, der heute ein Auge für die lebende Natur hat, wird mit gro ßem Interesse einen solchen Platz zur Be arbeitung übernehmen, da er abwechslungs reiche und ursprüngliche Szenerien schaffen kann. Selbst geringe Terrainunterschiede geben schon Anlaß zu reizvoller Anlage des Ge ländes ohne massige Erdbewegung. Sind Stufen notwendig, so verschönern sie stets den Gesamteindruck. Hier ist nun die Trok- kenmauer je nach Höhe oder Länge die Helferin in wirtschaftlicher und ästhetischer Hinsicht. Sie wird angelegt, um die Boden-