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r) Wie arbeiten und was erzeugen die Viktoria-Baumschulen? Die Viktoria-Baumschulen ziehen die Obst gehölze nach modernen, bisher nur selten angewendeten Grundsätzen. Vor allem hat es die Genossenschaftsform ermöglicht, das Grundübel von Standbaumschulen, die Be nützung ausgesogenen Bodens zu vermeiden. Durch die Beteiligung der Schöll- schitzer Landwirte ist es ermöglicht worden, Wechselwirtschaft in aller größtem Maß stabe zu betreiben, indem abgebaute Baumschul flächen gegen geeignete Aeck er der Landwirte eingetauscht werden können, und so immer wieder jungfräulicher Boden zur Verfü gung steht. Das erklärt die Schönheit und Gediegenheit der Schöllschitzer Erzeug nisse auf das deutlichste. Der Betrieb erstreckt sich nicht nur auf die Kultur von Obstbäumen und Sträuchern. Wir finden auch Stauden- Rosen- und Ge hölzkulturen vertreten und als neueste Er rungenschaft eine Samenabteilung und eine Saatkartoffelvermehrungsstelle, die unter der bewährten Leitung des Dr. Fr. Frimmel arbeitet. Derzeit unterliegen ungefähr 200 verschiedene Kartoffelstämme der wissenschaft lichen Beobachtung, der Vorrat an abgeb- barem Kartoffelsaatgut betrug 1926 rund 16.000 kg. Die Viktoria-Baumschulen haben auch ein Tochterunternehmen in Retz, N.-Oe. Mit einigen Worten: Ein Betrieb auf der Höhe der Zeit. Josef Sobischek. Eine Preisarbeit. Bon Johann Hruschka, Wien XI. Was bietet mir mein Garten? Bei dem Wettbewerb ihrer geschätzten Fachschrift „Der Gartenfreund" kann ich meine bis jetzt gehegten Gefühle und Ge danken so recht miedergeben. Ich war schon in der Vorkriegszeit Liebhaber von Klein tieren und Blumen, da mir der zustehende Raum aber sehr beschränkt gewesen ist, war immer mein sehnlichster Wunsch ein Stück chen Erde, welcher Weg jedoch für einen Unbemittelten versperrt war. So mußte ich mich mit meinen zwei Zimmerfenstern für Blumen und einem kleinen Lichthof für Kaninchen und Hühner zufrieden geben. Als ich jedoch als Invalide im Jahre 1917 mit einem Lungenschuß nach Hause kam und nach frischer Luft schnappte, auch die Frau und meine zwei Kinder blaß und abgehärmt vor mir sah, war mein erster Gedanke nach einem Schrebergarten. Ich begab mich ins Rathaus, füllte dort ein Formular aus und wartete geduldig ab, bis ich im Jahre 1918 eine Zustellung auf die Simmeringer Heide bekam. Somit war ich einer der ersten Schrebergärtner, welche auf dem harten, zer stampften und von der Artillerie zerfahrenen Boden ihr Heil und Glück versuchten. Trotz Unkenntnisse, harter Arbeit und Spott sah ich schon das zweite Jahr die Früchte mei nes Fleißes. Durch verschiedene Vorträge und dem großen Entgegenkommen des ver storbenen Garteninspektors Herrn Silier ge lang es mir in zweijähriger, jede freie Stunde ausnützender harter Arbeit, woran sich die ganze Familie rege beteiligte, ein ganz net tes Gartenhäuschen zu bauen, welches ich derzeit als ständigen Wohnsitz inne habe. Auch habe ich für die Aneiferung vorüber gehender Personen gesorgt und auf der Stirnwand des Daches einen kleinen Spruch angebracht: „Durch Fleiß zum Ziel", welcher auch von jedem gelesen wird. Obwohl in den ersten Jahren das Gemüse die Haupt rolle spielte, unterließ ich es nicht, nach vor wärts zu schauen und befaßte mich auch schon mit Blumen und kleinen Obstbäumchen, so daß ich heute schon ganz ansehnliche Obst bäume verschiedener Gattungen nebst Wein stöcken und Beerensträuchern habe. Mein Stolz steht vor meinem Zimmerfenster, eine 7 jährige, vierarmige, selbst gezogene Palmette „Goldreinette van Peasgood", welche Früchte bis zu einem halben Kilo trägt und mir in der Bezirksausstellung den 1. Preis einbrachte und von der Garten baugesellschaft ein Diplom erhielt. Auch in der Blumenzucht wollte ich nicht der letzte sein und besitze so manches Prachtstück in meinem Garten. Abgesehen von meinen eige nen Interessen und den ruhigen Stunden, die ich nach meinem Dienst als Straßen bahner in dem Garten verbringe, müßte man ein hartes Herz haben, wenn man das Trei ben der Kinder beobachtet, wie sie sich um die Schätze der Mutter Erde interessieren und bei jeder neu hervorkommenden Blüte oder Obstgattung mit leuchtenden Augen und fröhlichem Gesicht zu mir kommen und mich auf das Gesehene aufmerksam machen. Ja sogar auf die diversen nützlichen und schäd lichen Insekten und anderen Kleintieren sind sie achtsam. Ein Beispiel: In meinen Brun nen sind einige junge Kröten gefallen, mein Bub sah sie und fischte sie heraus, gab sie in sein Erdbeerbeet, damit sie ihm später die Früchte vor Schnecken schützen. Also wie man sieht, kein Vergleich zu den Kindern, welche in großen Wohnhäusern zwischen den