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Nr. 13 „Der Gartenfreund". Seite 203 Helfer geworden und ich danke ihm Vieles, daß er mir aber die Gelegenheit gibt, hier niederzuschreiben, was mir mein Garten alles ist, macht ihn mir zum wirklichen Freunde, dem ich Treue gelobe. Wiener Brief. Etwas spät komme ich diesmal dazu, den versprochenen Bericht über die große Blumen schau zur Jahrhundertfeier der Wiener Gar tenbaugesellschaft einzusenden. Aber da das Gesehene noch heute wie ein Wundererlebnis in mir ist, glaube ich es nicht versäumen zu dürfen, Ihnen doch noch davon zu sprechen. Man schätzt die Besucherzahl während der drei Ausstellungstage auf mindestens 50.000 Menschen und außerdem waren es noch Un zählige, die sehen wollten und nicht mehr in die großen Ausstellungsräume der neuen Hofburg Hineinkommen konnten weil deren Fassungsraum hiefür noch zu gering war. Karl v. Hügel, der Gründer der Gartenbau gesellschaft hat sich gewiß vor hundert Jahren in seinen kühnsten Träumen keine Vor stellung von der Pracht, Fülle und Ver wendungsmöglichkeit der Blumen machen können, die hier das Entzücken aller Besucher hervorriefen. Azaleen gab es in einer wahren Farben symphonie, 1)ie wie der Garten Eden wirkten. Darunter als Merkwürdigkeit ein 150jähriger Azaleenbaum, voll herrlichster Blüten. Rosen, Cinerarien.Calceolarien, Pelargonien, Horten sien und Orchideen füllten Säle und japanische Gärten neben Riesenkakteen sahen aus wie Puppenspielereien. Das höchste Interesse der Besucher aber erweckten mit Recht die Räume, in denen die Blume als Begleiterin des menschlichen Leben, vom Geburtstage ange fangen bis zum Tode, in allen Lebenslagen, zu Festzwecken, und auf sinnigste Weise durch Farbe, Duft, Namen und Deutung arrangiert worden war. Die Veranstalter dieser Blumen schau können sich mit Genugtuung sagen, daß sie damit der Wiener Gärtnerzunst neue Wege gewiesen, aber auch dem Publikum viele neue Anregungen zur Schmückung des Lebens mit dem schönsten aller Naturge schenke, der Blume gegeben haben. Da die Gartenbaugesellschaft für den Herbst eine große Obstausstellung plant, dürfte sie auch auf diesem Gebiete wieder viel Neues und Hervorragendes bringen und Manches davon zu lernen sein. Man will mit dieser Ausstellung aber auch einen billigen Einkauf für die Wiener Haus frau einrichten, denn unter den Ausstellungs gruppen, die u. a. die Leistungsfähigkeit des einheimischen Obstbaues, die Belehrung dar über, dessen Ertragsfähigkeiten usw. zeigen werden, soll auch eine über den Bezug des einheimischen Obstes direkt vom Produzenten unterrichten und das Versandgeschäft mit diesen in Gang bringen helfen. Daß die Weinbauer mit einer Gruppe in dieser Obst schau vertreten sind, ist in Oesterreich, dem Lande vortrefflicher Weine natürlich, und hier, wie in dem „alten Obstmarkte vor 100 Jahren" werden sich gewiß zur „Sor tenkost" viele Liebhaber einfinden. Nun bleibt mir wohl nicht viel Platz mehr für andere Neuigkeiten. Wir sind alle in der regsten Gartenarbeit und freuen uns des guten Wetters, das Heuer besondere treffliche Obsternte verspricht. Schon ernten wir die Beerenfrüchte. Leider war im Mai stark die Kräuselkrankheit der Pfirsichbäume hier aufgetreten, die die Ernte einer der Lieblingsfrüchte der Wiener stark beeinträch- tigewwird. Erst im Juni, nachdem der Schade schon ziemlich groß war, kamen von maß gebender Seite Belehrungen über die Be kämpfung dieser Krankheit. Es wäre wohl zu wünschen, daß man da rechtzeitig ein griffe. Der sogenannte Lorettefruchtholzschnitt, für den Obergärtner Eipeldauer anscheinend nicht viel übrig hat und der, nach seiner Darstellung von Deutschen aus Frankreich nach dem Kriege heimgebracht und gelehrt wurde, wird viel in den Wiener Gärtner zeitungen und Kleingarlenmitteilungen ge schrieben, ohne daß man sich darüber recht klar werden kann. Vielleicht versuchen Sie da eine richtige Feststellung. Winter-Schottenfeld. Unkräuter—Heilkräuter. Von Iulius Porsche. Im Freiland. 36. Der heilsame Ehrenpreis (Veronica oMcirmlck, vermutlich zu Ehren der Veronika oder nach vera unica, d. i. die einzig Wahre, benannt, oiiicinali8-^in Apotheken gebräuch lich), ist eine unserer gepriesensten Heilpflanzen und wird zu den Rachenblütlern oder Braun wurzgewächsen (8Lropbularmceen) gezählt. Der rauhaarige Stengel des Krautes ist ver zweigt, liegt auf dem Boden, richtet nur die Gipfeln in die Höhe und ist eine Fortsetzung des ausdauernden Wurzelstockes, der aus den Knoten nach den Seiten hin Würzelchen treibt. Die Pflanze wird 15 bis 30 cm lang. Die gegenständigen, umgekehrt eiförmigen