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Aber alle diese erwähnten Mittel sind nur von beschränkter Wirkung, die nur so lange anhält, bis sich die in ihnen vorhandenen aromatischen Stoffe verfluchtet haben. Sie müßten also, um die Schädlinge dauernd abzuhalten, immer wieder einmal erneuert werden. Wir müssen uns deshalb schon nach andern Notbehelfen umsehen, die von längerer Wirkung sind. Nun bieten uns eine Anzahl Pflanzen mit starkriechenden Absonderungen einen guten Ersatz. Jedenfalls gibt es genug solcher Pflanzen, die wir wegen des ge wünschten Zweckes Kurzweg Schutzpflanzen nennen wollen. Dieses Gebiet des Pflanzenschutzes durch Pflanzen ist noch viel zu wenig erforscht, trotzdem die kurz skizzierte Methode wenig stens einen Teil unserer Schädlingsbe kämpfung in neue Bahnen zu lenken berufen ist. Die nachfolgenden Beispiele sollen nicht nur zur Nacheiferung dienen, sondern auch Anregung zu neuen Beobachtungen und weiteren Forschungen geben. Ein wenigstens in ländlichen Kreisen be kanntes Beispiel ist der Hanf, der zwischen Weißkohl oftmals in der Absicht gesät wird, die Schmetterlinge des Kohlweißlings von der Eiablage an die Blätter dieses Gemüses abzuhalten, so daß es von den gefräßigen Raupen verschont bleibt. Nur dürfen nicht zu wenig Hanfpflanzen, wie es häufig ge schieht, in diesen Abwehrdienst gestellt werden, sonst versagen sie. Einen gleichen Dienst leisten uns die stark riechenden Tomaten, auch sie halten die Schmetterlinge von dem in ihrer Nähe stehenden Kohl ab. Daß auch die Ameisen keine Freunde dieser Blattdüfte find und sie meiden, ist bekannt. Die Erdflöhe, deren Bekämpfung oft große Mühe macht und nicht immer von Erfolg begleitet ist, verschonen gänzlich die jungen Kohlsetzlinge, wenn sie auf ein mit Spinat bestelltes Beet gepflanzt werden. Ratsam ist, den Frühjahrsspinat in Reihen zu säen und später zwischen die Reihen die Kohlpflanzen zu setzen. Ob der Geruch der Spinatblätter die Erdflöhtz von dem Kohl oder die unter dem Spinat länger anhaltende Feuchtigkeit sie davon abhält, dürfte noch näher unter sucht werden. Tatsache ist, daß solcher Kohl zwischen dem Spinat vollständig von den Erdflöhen gemieden wird. Ferner sollen Salatpflanzen als Zwischenkulturen zwischen Kohl diesen vor Erdflöhen schützen. Indessen widersprechen sich hier die gemachten Erfahrungen und sie bedürfen noch eingehenderer Versuche. Auch Sellerie und Lauch sind wegen ihres aufdringlichen scharfen Geruchs gewiß geeignete Schutzpslanzen, die von Insekten ängstlich gemieden werden. So berichtet die „Zeitschrift für angewandte Botanik", daß Blattläuse Spalierobst nicht befallen, wenn Zwiebeln und Lauch in ihrer Nähe ange pflanzt sind, und daß diese Tiere vonAepfel- und Pflaumenbäumen vertrieben werden, wenn Kapuzinerkresse an ihren Stämmen emporrankt. Als Schutzpflanzen, wenn auch im andern Sinne als die erwälmten, seien noch Radies chen, Raps und Salat erwähnt. Radies chen, die frühzeitig auf ein Beet zwischen Kohlpflanzen zu säen sind, werden bald nach dem Erscheinen ihrer ersten Blätter von den Erdflöhen heimgesucht, während der Kohl im allgemeinen verschont bleibt. Raps tut in diesem Falle dieselben Dienste. Aehnlich verhält es sich mit dem Salat, den wir in Erdbeerbeete zum Schutze gegen Engerlinge vflanzen. Diese Larven ziehen die Wurzeln des Salats denen der Erdbeeren vor. Sobald nun die eine oder andere Salatpflanze zu welken beginnt, so missen wir, daß wenig stens in den meisten Fällen die Ursache in dem Befall der Engerlinge zu suchen ist, deren wir dann leicht habhaft werden können. 3m Kampfe mit den Wespen. Schon manche Hausfrau mutzte die Be kanntschaft mit den Wespen teuer bezahlen, wenn sie ihre mit Apfelgelee gefüllten Gläser an das Fenster zur Abkühlung stellte. In kurzer Zeit fanden sich zahlreiche Wespen von weither ein durch den oersübrenschen Geruch des Gelees angelockt und labten sich nach Herzenslust an dem köstlichen Leckerbissen. In kurzer Zeit hatten sie bei ihrem großen Heiß hunger nach Süßigkeiten dem Inhalte der Gläser stark zugesetzt und somit als schlimme Räuber sich entpuppt. Als solche zeigen sie sich auch im Garten, besonders wenn sie in der Nähe oder gar in dem selben selbst ihr kunstvol les Nest aus einem grauen, Fig. 9. papierähnlichen Stoff in einem Busch oder Baum oder sonst einem Schlupfwinkel er richtet haben. Dann werden sie den Wein trauben, die sie, wie sich denken läßt, mit Vorliebe heimsuchen, gefährlich. Auch die süßen Zwetschken und die frühreifen Birnen, deren weiches Fleisch sie mit ihren scharfen Freßzangen leicht benagen können, lassen sie sich schon am Baume gut schmecken. Bei