Volltext Seite (XML)
den sich also genau so gern wie der Mensch dem gedeckten Tische zu. Die Pflanzen holen sich dort soviel als sie nur brauchen und danken dem Gärtner durch freudiges Wachs tum für die Mühe und Kosten, die er sich ihret willen gemacht hat. Und der Mensch zeigt sich den Pflanzen gegenüber auch erkennt lich. Auf schweren Bodenarten muß der Torf mull in anderer Weise verwendet werden. Hier leiden die Pflanzen weniger an Was sermangel. Wohl aber verbackt schwerer Bo de» in heißen Zeiten an der Oberfläche zu einer Kruste, welche den Luftzutritt zu den Wurzeln erschwert oder gar verhindert. Aehnliche Uebelstände stellen sich auf schwe rem Boden bei andauernder Nässe ein. Stets macht der Torfmull den Boden poröser, also leicht durchlässiger und ermöglicht den Wur zeln eine gedeihliche Entwicklung. Die me liorierende Wirkung eines Bal lens Torfmull wird gleichgesetzt der Wirkung zweierWagenladun- gen Komposterde. Wer das Kranken der auf schlecht gelüftetem Boden stehenden Pflanzen kennt, der wird die lockernde Wir kung des Torfmulls richtig zu würdigen verstehen. Torfmull als Stickstoffbinder. Als Nährstoffspender wäre Torfmull an sich von untergeordneter Bedeutung, wenn ilm nicht seine Eigenschaft als Stickstoffbin der weit über seine ursprüngliche Stufe Hinausheden würde. Er hat eine besondere Neigung für Ammoniakspeicherung. In Stal lungen, welche mit Torfstreu versehen wer den schwindet der Ammoniak fast gänzlich, weil das sich bei der Versetzung von Dün ger bildende Ammonik fast restlos von der Torfstreu aufgenommen und festgehalten wird. Das Gleiche gilt von Jauche- und Abort gruben. Welche Folgerungen Tierzüchter daraus ziehen müßten, braucht nicht erst ausgesprochen zu werden. Fäulnishemmende Wirkung des Torfmulls. Wenden wir uns nun einem weiteren Vorzug des Torfmulls zu, der besonders für den Berufsgärtner von ganz hervorragen der Bedeutung ist, der aber auch für unsere Saatbeete und Frühkästen von nicht gerin ger Bedeutung ist. Man schreibt dem Torf eine Art fäulniswidriger Wirkung zu. Wir machen nicht selten die Beobachtung, daß die gestreuten Samenkörner nach oft kurzer Zeit aus dem Boden einfach ver schwunden sind. Bei größeren Samen (Kür biskörnern) findet man die Ursache leichter heraus, besonders bei solchen mit wider standsfähiger Schale. Da sieht man, daß der Same verfault ist. Aehnliche Fäulniserschei nungen treten an sungen Pflanzen, an Steck lingen usw. auf. Die Ursache sind Bakterien, „Bennehrungspilze" nennt sie der Gärtner. Bekannter dürfte wohl der Erfolg ihrer Schädlingsarbeit sein, der sogenannte Wur zelkrebs. Die Naturgeschichte dieser Lebewesen scheint noch nicht geklärt zu sein. Man kann ihnen auch nicht an den Kragen. Selbst starke Lösungen giftig wirkender Mittel — wie z. B. Uspulun — stören sie durchaus nicht. Die Ver mehrungspilze treten mit besonderer Vorliebe in humusreichem Boden auf: in stark verrot tetem Dünger, in Walderde, Grabenschlamm, Straßenkehricht, Wiesenschlamm und in deren Mischungen. Ganze Saatfelder oder Stecklingsanlagen fielen diesen Pilzkeimen zum Opfer. Da ent deckte man zufällig, daß der Torfmull der Entwicklung des „Vermehrungspilzes" eine Schranke setzte. Mit nicht mißzuverstehender Deutlichkeit führen angestellte Versuche den Wert des Torfmulls vor Augen. Scheinbar hat man noch nicht herausge funden, wie diese fäulniswidrige Wirkung des Torfmulls zustande kommt. Man nimmt zunächst an, daß er den Pilzkeimen keinen geeigneten Nährboden bietet, spricht aber auch von einer desinfizierenden, d. h. keim tötenden Wirkung. Ueberlassen wir die Er gründung dieses Rätsels den Fachleuten: uns interessiert die bloße Tatsache, daß im Torfmull die Fäulnispilze nicht so gedeihen, und wenden diese Erkenntnis zu unserem Vorteile an. Mit deutlicheren Worten; Le gen wir unsere Sämereien gleich falls zum Keimen in Torfmull. Freilich darf der Torfmull nicht so, wie er vom Ballen genommen wird, sofort im Gar ten verbraucht werden. Vielleicht sind v'ele Mißerfolge und die Nichtachtung des Torf mulls gerade daraus zurückzuführen, daß man ihn schlankweg in den Boden brachte. Auch muß ausdrücklich hervorgehoben wer den, daß nicht jeder Torfmull oder Torf für die Gärtnerei geeignet ist. ^f^^enn dir die Freude ru trinken beut, Lu einen herzhaften Zug für heutZ willst du den Kelch bis -um Erunde genießen, So wird dir die Hefe dazwischen fließen.