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Seite 171 Sorgen- und Mühsalvertreiber, meine Spiel- und Arbeitsgenossen in ungezählten Siun- dcn gewesen, meine besten Freunde während des Sommers vom ersten Windhauch, der ihre befreiten Kronen schüttelte bis zum toten Herbste, wenn ich sie in die Erde oder unter Reisig bette. Sie sind mein Arzt, weil ihre Pflege mich stundenlang in die frische Gar tenluft führt und Formen, Farbe und Duft jene Freude geben, die alles Schlechte im Menschen tötet. Doch wie überall im Leben gilt auch von diesen Kindern Floras das Wort: „Nicht, was wir besitzen, sondern wie wir genießen, was wir besitzen, macht den Wert unseres Lebens aus." Wer Rosen kauft, sie pflegen läßt oder gar nicht pflegt, wer nicht täglich um fie ist, wer ihre Schönheit und ihren Duft nur in der geschliffenen Kristallvase auf dem Schreibtisch oder im Zimmer ge nießt, der wird wohl bald sagen: „Rosen sind in unserer nordböhmischen Gegend ein kostspielig und undankbares Vergnügen!" Als königlichste der Blumen behauptet sie auf dem Markie einen ziemlich hohen Preis und als edelste Blume unserer Zone hat sie natürlich auch eine Menge Feinde in der Tierwelt und in den hiesigen Witterungs verhältnissen. Wer sie aber selbst erzieht aus dornigem Strauch am wilden Rain, wer mit blutenden, erfrorenen Händen an nebeligen, nassen Spät herbsttagen mit seinen Wildlingen heimkehrt, wer mit hoffendem Herzen das kleinwinzige Auge dem rauhen Stamme anvertraut, wer sie den Winter über gehütet unter Erde und Reisig, wer mit staunender Ehrfurcht der ersten Blüte entgegengeharrt, dem schenken sie ein wundersam Erleben, das aus allem .fließt, dem sich der Mensch mit Liebe und treuem Herzen hingibt: die Erkenntnis, daß wir unendlich klein sind im unendlichen Kosmos und dennoch so groß sein können, wenn wir ehrlich glauben, hoffen und lieben. Rosen! Es ist eine kleine Seite aus dem unerschöpflichen, urmächtigen Buche der Natur, das uns wieder innig beten lehrt, wenn an derer Glaube um uns versank; es ist ein kleinwinzig, sonnig Fleckchen, das sie haben wollen, diese edelsten Kinder unserer deutschen Heimat und unseres deutschen Gartens; es ist eine unbeschreibliche Freude, wer Rosen zieht mit eigener Hand aus Liebe zu ihnen, aus Ehrfurcht vor ihnen! pflegt das Heimgefühl in euren Kindern! Der Jugend beste Dflan-stadt ist das Haus. Sturm. Jie Rationellisierung des Garten baues. Um dieses Zauberwort zu verstehen, muß man schon zumindestens einige größere Be triebe im Deutscken Reiche aus der Vor kriegszeit gründlich kennen und diese in der Nachkriegszeit wiederholt besucht haben. Die technische Umstellung des gesamten deutschen Gartenbaues hat sich trotz Krieg und dem noch weitaus schlimmeren Zusammenbruch der Valuta mit einer beispielgebenden Schnel ligkeit und einer vorbildlichen Art vollzogen. Gar bald hatte man drüben erkannt, daß nur intensivste Bewirtschaftung mit allen Mitteln, wie sie jetzt geboten werden, die ungeheueren Schäden wieder gut machen können. Alle die bekannten deutschen Großgarten- bauunternehmuugen sind wieder und jetzt erst recht vorbildlich geworden für den Gar tenbau ganz Europas. Wer in den West staaten gereist ist, weiß, daß es dort mit dem Fortschritt im Gartenbau gar traurig aus sieht, wie einst im Mai ist dort alles beim Alten geblieben. Um Paris herum noch die alten Glasglocken, im Süden ist es nicht viel anders. Dagegen hat man in Deutsch land sofort erkannt, daß alle Schäden der vergangenen Zeit nur durch eine planmäßi gere und intensive Bewirtschaftung des Bo dens, besonders aber des freien Landes, weltzumachen sind. Neben der heute bei uns noch lange nicht richtig erkannten, drüben aber für jeden Fachmann schon längst ge lösten Kunstdünqerfrage, legt man einen be sonderen Wert auf die regelmäßige Auf lockerung des Bodens durch Räderhacken (Planete), ja sogar Molorräderhacken, schön schmal gebaut, sodaß dieselben auch in den engsten Reihen Verwendung finden können, sind schon in Anwendung. Der Preis einer erstklassigen Einradhacke, besten reichsdeut schen Fabrikates mit 2 Hackscharen beträgt nurmehr ca. 150 K, weshalb sich jeder Gärt ner oder Gemüsezüchter leicht eine solche an schaffen kann; ich kenne Betriebe, die schon eine ganze Anzahl solcher Räderhacken be sitzen. „Gut gehackt ist halb gedüngt". In diesem alten Gärtnersprichwort liegt eine wahrhaft goldene Erkenntnis. Die stets krümmelige Oberfläche des Bodens, welche wie eine Decke darauf liegt und die alle Feuchtigkeit anhalten läßt und stets das Eindringen der Luft mit ihrer wunderbaren Belebung der Bodenbakterien ermöglicht. Der Grundsatz der amerikanischen Freilandzüchter, das Unkraut zu bekämpfen sobald es mit