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mit bestem Erfolge ausgeführt wurden. Sie hatten als Ziel, bei allen Holzgewächsen, die sonst nicht durch Stecklinge vermehrt werden, durch besondere Maßnahmen eine Bewurzelung anzuregen. Er berichtet darüber folgende interessante Einzelheiten: Die Be wurzelung wurde zunächst in zwei Fällen durch einen bereits zu anderen Zwecken im Obstbau bekannten Eingriff, nämlich durch die Ringelung erreicht. Es wurden die Seiten- triebe an ihrem unteren Teil geringelt, aber diese geringelten Triebe an der Mutterpflanze vorerst noch belassen. Dazu wurden junge Pflanzen des Erbsenbaumes (Laragana arbo- rescerw) und des Gemeinen Goldregens (La- burnum vuIZare) als Versuchsobjekte ver wandt. Sie wurden entstandenen, gut belaubten Austrie be im August des folgenden Lahres kurz über ihrer Entstehungsstelle geringelt. Hierauf wurde der Topf so tief in die Eide gebracht, daß die geringelten Stellen noch 10 cm unter dieErdekamen.Be reits im November zeigten sämtliche geringelten Triebe oberhalb der Rin gelung zahlreiche Wurzeln, dagegen hatten sich an den nicht geringelten Seitentrieben keine Wurzeln gebildet. Unmittelbar über der Ringelung war ein starker Wulst und aus dessen oberem Rand ein sog. Kallusring ent standen, aus dem sich die Wurzeln entwickelt haben. Diese bewurzelten Seitentriebe wurden dann von der Mutterpflanze entfernt und jeder für sich eingetopft. Sie waren bereits im Frühjahr sämtlich gut angewachsen und haben sich weiter günstig entwickelt. Der Ver such war also in jeder Weise gelungen. Da durch ermutigt, wurde nun im Frühjahr 1926 der Versuch auf eine größere Anzahl Kern- und Steinobstunterlagen, sowie von Zier gehölzen,Park- und Waldbäumen ausgedehnt. Ein Bericht über das Gelingen dieses zweiten Versuches liegt noch nicht vor. Dieses einfache Verfahren kann sich bei entsprechendem Aus bau zu einer in Baumschulbetrieben unent behrlichen Maßnahme mit der Zeit entwickeln. wer sich recht des Lebens freut, 4 Lr5gt leichter, was es Schlimmes beut. Bodenstedt. Wachsende Häuser aus lebenden Bäumen entstehend von Arthur Wiechula. Verlag Naturbau-Gesellschaft m. b. H. in Berlin-Friedenau. So ist ein Buch des reichsdeutschen Natur bauingenieurs Arthur Wiechula betitelt. Wer die in Mitteleuropa herrschende, ent setzliche Wohnungsnot und ihre wirtschaft lichen und sozialen Folgewirkungen kennt, der muß dieses Buch als eine, ja als „die große Tat" begrüßen, die wesentlich zur Er lösung beiträge und die hoffnungsvolle Aus sicht auf eine ungeahnte, schöne Zeit bringt. Worum handelt es sich? — Es handelt sich um eine grundstürzende Neuerung, die darin besteht, daß man Bauwerke schaffen kann, ohne das heute so schwerwiegende Baugeld in der üblichen Weise zu benötigen. Schon viele nahmhafte Baufachleute haben nach ähnlichen Ergebnissen gesucht. Man ging aber immer wieder die ausgetretene Straße, die bekannten Baustoffe zu ver wenden. Ganz anders Wiechula! Die Genialität seiner Erfindung liegt darin, daß er aus das Einfachste, auf die Natur zurückging und diese selbst aus Baumtrieben die Bauwerke mit Wänden, Decken und Dach, also aus lebendem und wachsendem Holz bauen läßt. Lm wesentlichen baut sich sein „Naturbau- Dcrfahren" auf zwei bereiis bekannten und allgemein geübten Gärtner-Kunststücken auf: Erstens auf die Zucht von Formbäumen, zweitens auf das Veredeln von Gehölzen. Er setzt Bäumchen von stark-wachsender Art dicht nebeneinander und verbindet alle Triebe zu einem Wandgeflecht miteinander, das im Laufe von einigen Jahren zu einer festen, lückenlosen, sich stets erneuernden, wasser dichten und wetterfesten, Jahrhunderte über dauernden Holzwand oder einem ebensolchen Holzdach verwächst. Die Oekonomie dieser Bauweise ist ein leuchtend. Das Material ist billig, die Arbeit ist eine leichte, anregendeGärtnerbeschäftigung, die an keine besondere Zeit gebunden ist, und nur Liebe, Verständnis und Aufmerk samkeit erfordert. Reparaturen bedarf ein solches „lebendes Haus" nicht, im Gegenteil es liefert — wenn es z. B. aus Obstbäumen gebaut wird — nicht nur den Wohnraum, sondern auch die Nahrung! Man denkt, wenn man dies liest, unwillkürlich an Heiligen legenden oder Märchen. Und doch ist alles, was das Buch bringt, nüchternste und realste Wirklichkeit. Diese Häuser sind nicht nur billig, sie sind auch von einer wundervollen Aesthetik, wie eingetopst und die neu