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Seite 122 „Ger Gartenfreund". Str. 8 Der Krokus ist vielseitig verwendbar, so wohl für selbständige Blumengruppen als auch für Einfassungen oder zur Ausschmük- kung der Rasenflächen. Auch als Topfgewächs kann er Verwendung finden, wenn man die Zwiebeln von Anfang September bis Mitte Oktober in Töpfe pflanzt und sie weiter wie Treibhyazinten behandelt. Die Knollenzwie beln sind durch alle Geschäfte zu beziehen, welche Blumenzwiebeln, Knollen und aus dauernde Freilandpflanzen führen, zu wel chem Zwecke wir auf unseren Inseratenteil verweisen. S. Eine Preisarbeit. Von Fritz Demolsky, Wien. Was bietet mir mein Garten? Wer diese Frage richtig beantworten will, muß sich erst klar darüber werden, von wel chen, Gesichtspunkte aus er an diesen Gegen stand herantreten will, und da werden sich die Leser sosoit in 2 Gruppen teilen. Die eine Gruppe wird die Frage von der materiellen, die andere von der ideellen Seite beleuchten und bewerten. Ich gehöre zur letzteren. Da mit soll aber nicht gesagt sein, daß ich bei der Bestellung meines Gartens den Rechen stift ganz bei Seite lege, durchaus nicht! Das wird niemand machen, der in seinen Ein nahmen und Ausgaben Ordnung hält, nur würde ich, fnach materiellen Gesichtspunkten wertend, bei meinem Garten einen Soll- Saldo als Resultat feststellen müssen. Wohl ernte ich schon jetzt, trotzdem mein Garten erst vor ^kurzer^Zeit dem Waldboden abge rungen wurde, eine erkleckliche Menge köst licher Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, und, wie ichxhoffe, werde ich in nicht allzu langer Zeit auch an einer bescheidenen Obst ernte mich erfreuen können, aber von einem „Ertrag" im kaufmännischen Sinne kann ich derzeit wohl nicht sprechen. In dem Augenblicke aber, in dem ich nach ideellen Gesichtspunkten werte, schlägt das Pendel nach der „Haben"-Seite aus, und von diesem Standpunkte aus will ich Ihnen und Ihren geschätzten Lesern sagen, was mir mein Garten bietet: In unserer, von Haß, Zwietracht und Rücksichtslosigkeit durchsetzten Zeit, in der nicht, wie es unser großer Dichter sagte, „dem Verdienste seine Krone" zugemessen wird, in der das Wort vom „feindlichen Leben, in das der Mann hinaus muß" bittere Wahrheit ge worden ist, sehnt sich der Mensch nach einem stillen Plätzchen des Friedens und der Ruhe. „Wenn Dir im Ringen des Alltags der Frieden des Herzens verloren gegangen, so ziehe hinaus in den Wald und Du wirst Ruhe finden", so schrieb mir einmal ein Freund. Einmal war dieser gute Rat richtig. Heute? Der Wald im Umkreise der Milli onenstadt hallt wider vom Geschrei und Ge johle unverständiger „Auch"-Wanderer. Zer treten finden wir die Kulturen, Papierfetzen und Konservenbüchsen beleidigen das Auge und wenn ich es fertig bringe, dennoch einen stillen Winkel zu finden, dann winkt die Rückfahrt mit dem Gezanke rücksichtsloser Menschen. Wohin mich also wenden? Da ruft mein Garten: „Komm zu mir, hier ist Ruhe, hier ist Frieden!" Jede Rose, die sich entfaltet, ist ein Tropfen im Becher der Freude, den er mir kredenzt, jede Blume, die sich öffnet, dankt mir meine Arbeit durch ihre Schön heit, durch kein Geschrei gestört, schmettert der Distelfink seine Weisen in den Früh lingstag. Bequem und ungestört Kaun ich mich be seligendem Schauen all der Herrlichkeit hin geben, aber noch tiefer greift mein Garten ein in mein Innerstes: Bor mir, von Tag zu Tag erkennbarer, sehe ich das Wirken und Weben der Allmutter Natur. Jede Ameise läßt mich staunend ihre Wunder erkennen, jeder Falter ihre Kunst, gegen die wir Men schen Stümper sind, und jedes Veilchen ihre Kraft, die noch unter dem Schnee des Win ters schon die Knospe geschaffen zur herr lichsten Blume. Aber nicht nur der Frühling mit seinem Auferstehungswunder, jede Jah reszeit, selbst der Herbst mit seinen grauen Nebeln und seinem scheinbaren Sterben führt mich heraus aus der Enge des Alltags ins Wunderbare. Die Pracht des rubinglühenden Apfels, der zartbehauchten Traube, die Glut der leuchtenden Dahlie, sie bedeuten Erfüllung der Frühlingshoffnung; aber da mahnt mich das welke Blatt des Maiglöckchens an die Vergänglichkeit aller Herrlichkeit, doch schon der nächste Augenblick wandelt Resignation in Hoffnung, Tod in Leben. Der Spaten hat, ungewollt von mir, zu weit in das Beet ein gegriffen und die Wurzel eines Maiglöckchens zu Tage befördert. Haarscharf hat er dabei den Keim durchschnitten und siehe: In dem winzigen Keim steckt schon die fertige Blume, wie sie Dich erfreuen wird im Lenz mit ihrer Pracht und ihrem Wohlgeruch, nur harrend des Auferstehungsrufes des Frühlings. Und ob des Wunderbaren kommt mir all der Streit und Haß der Menschen um nich tige Dinge so klein, so lächerlich vor, ich möchte jubelnd einstimmen in die Worte un seres großen Dichters: „Freude schöner Göt terfunken!" Und die Freude, die ich erlebe