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Seite 90 „Der Gartenfreunv" Nr. 6 Die Sämlinge werden in 10 cm Abstand pikiert nnd im August mit Erdballen an ihren Platz gesetzt. Abstand 15 cm. Zu be ziehen durch größere Gärtnereien, worüber unser Inseratenteil Aufschluß gibt. S. zwei Wettbewerbarbeiten. 11. Preis. Anton Merhaut, Graz. Was bietet mir mein Garten? Nun erzähle du, mein Wüstensprößling, von deinem Urzustände, der dir so gar keine Hoffnung ließ, dich je zum Gegenstände eines Themas zu machen: „was du bieten magst", erzähle von deinem Werdegang, der begann, als ich dich zu meinem Eigen, zur eigenen Scholle machte. Glücklich über deinen Besitz, glücklich in Träumen über dein Werden, ging ich an deine Kultivierung; es schwand der Bren nesselwald, der dich überwucherte, es schwan den die Steinhausen, die dich bedeckten. Bald trennten dich Hecken- und blumenbesäumte Wege in Obst-, Gemüse- und Ziergarten, Bäumchen und Sträucher kamen zum Grünen, sowie aller Art Gemüse und Blumen schon gediehen. Als das fehlende Lebenselement, „das Wasser" kam, zierte dich auch schon ein GeräKhaus mit Unterschlupf und Laube; wie fein es dann war, wie schnell zum Danke über Beefe und Laube Girlanden sich wanden zum festlichen Empfang der ersten Gäste, in den Herbstwinden noch wogten deine Blumen und Blüten. Das folgende Jahr galt deiner Veredlung und Vollendung, da kam auch der liebe „Gartenfreund", dem du aus vielen seiner Winke und Ratschläge so manches ver dankst, es kam weiteres Geräte für die Be arbeitung, eine kleine Rosen- und Baum schule und das besonders ersehnte Mistbeet zur eigenen Heranzucht von Baum, und Pflanze. Wie konnte ich mich nicht nur am Wachstum der vom Gärtner bezogenen Pflanzen, sondern auch an der Entwick lung und Heranzucht von allerlei Gewächsen und Blumen erfreuen, welche Genugtuung, wenn ein Auge angegriffen hat, Verbände von Pfropfstellen gelöst oder die selbstgezo genen Pflanzen ausgesetzt werden konnten! Viele Verehrer schon zogst du heran und keinen ließest du fortan ohne Strauß oder leerer Tasche ziehen, das Lob über dich wurde deines Herrn Stolz. Manchen, der vorerst nicht aus Interesse für dich kam, hast du bekehrt. Du bist nun auch im Urteile jener Zweifler kein Sorgenkind mehr, die Mühen gelten nicht nur ein Paar Salat stauden, du beanspruchst nicht nnbelohnt freie Stunden und Tage, bist die Quelle steter Freude, steter Ueberraschung, bist ein Gesundbrunn für den. der an dir schafft, der in dir weilt, kein anderer Arbeitserfolg ver mag das Geschaffene so aufzuzeigen wedu! Das war auch meine Erkennln-s, als ich noch selbst nur Beobachter sein konnte, ich mußte dich haben, dein Besitz war das Ziel, nach dem ich strebte. Was bietest du mir, seit ich dich habe? Erst waren es die Pläne über deine An lage, jetzt ist es deine alljährliche Verjün gung, dein immer von neuem wieder werden der Zustand, die immer wieder neu die schönsten Träume mir bringen. Welch fanta- sieoolle Zukunftsbilder schafft nicht schon die Auswahl der Samen! Wieviele Freude, wenn sich das Pslanzenleben mit den vor zeitigen Trieben der Knollengewächse zu regen beginnt, die ersehnte Tätigkeit im Freien beginnen kann, wie viel Freude am Schaffen nach eigenem Willen! Jeder Tag, jede Stunde an Arbeit schaffen Neues und hinterlassen ihre Spur. Die Saat geht auf, die ersten Frühlingsboten gehen in Blüte, Baum und Strauch grünen, bringen Kno spen und Blüte und Frucht. Alles wetteifert im Wachstum, die Küche, die noch von deinen vorjährigen Vorräten zehrt, wird fortan mit deinen mannigfaltigen Erträg nissen versorgt. Es kommt dec Sommer mit seinem Flor. Wie wiegst du doch alle Mühen vielfach auf, wie wird das Schaffen mir zur Erho lung, wie erfrischst du doch Geist und Kör per, verwandelst Allta^ssorgen zu Frohsinn! Bleibe doch in deinem Zustand, verbleibe doch in deinem Werden! Halt' ein mit deiner Lebenskraft! Zu früh kommtuns die Ernte zeit. Du hältst nicht ein, willst reichen Segen spenden, willst Vorratskammern wieder füllen. Nun habe Donk für Alles was du gege ben hast und werde wieder was du warst, mein Zufluchtsort, mein Iungborn! Was bietet mir mein Garten? Von Rudolf Kreß, Oberlehrer, Nallesgrün, Post Elbogen a. d. Eger. Im Frühling das Erwachende, Im Sommer das Lachende, Im Herbste das Vollendete, Im Winter das Werdende. Eine Fülle von Freuden und Segen im Geben, Ein nie ersterbendes, ewiges Leben!