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74 Der Deutsche Erwerbsgartenbau Nr. 7. 13. 2. 1925. Obstausstellung Trient. Vorführung der Firma Ferrari. Vorzügliches, sehr gut gepacktes Obst, jedoch übermäßig verziert durch bunte Papierspitzen, die im Großhandel meist nicht zur Anwendung gelangen. Züchter war und ist noch bedroht von vielen unlauteren Machenschaften von Handelskreisen, die skrupellos dem Augen blickserfolge nachjagen und denen die Zukunft des deutschen Anbaues und das wirkliche Wohl der Bevölkerung völlig gleich gültig sind. Hat es aber Sinn, nun blind gegen den Handel als Ganzes zu wüten oder ist es nicht richtiger, eine Ver ständigung wenigstens mit den vernünftigen Handelskreisen zu suchen, die allein auf die Dauer allen Teilen nutzen kann? Ist es richtig, sich in kleinlichem Schreien zu erschöpfen, statt den Kampf aufzunehmen unter höchster Entfaltung der uns gegebenen Möglichkeiten? Kann der deutsche Anbau sich überhaupt erhalten, wenn er nicht konkurrenzfähig wird? Rafft unser Anbau unter entsprechendem Zol'schutz, den wir allerdings unbedingt gebrauchen, seine Entwicklungsmög lichkeiten und Kräfte zusammen, nutzt et alle Vor teile, so wird er sich behaupten. Aber auch nur dann! Unsere Erzeugnisse sind gut, aber nicht marktfähig aufge arbeitet, nicht handlich, nicht schnell beweglich, einheitlich und übersichtlich. Wir müssen sie in guter handels mäßiger Aufarbeitung auf den Markt bringen und so dem regulären Handel daran Verdienstmöglich keiten geben. Wir müssen Anschluß suchen an den Handel, der heute mit ausländischen Erzeugnissen arbeitet, um unnützen Druck vom deutschen Markte fernzuhalten. Kann auch dieser Handel mit unserem Erzeugnis als mit einem vollwertigen kaufmännischen Markenartikel rechnen, so bekommt er daran Verdienstmöglich keit. Dies steigert sein Interesse an der Erhaltung des deutschen Marktes durch Abdrosselung ent wertender Zufuhren, an denen niemand Vorteil hat. Fremdkörper im Kreise des deutschen Handels werden dann bald als solche erkannt werden. Ihnen gegenüber ist eine besondere Einstellung nötig. Auch in den vorstehend angedeuteten Richtun gen liegen wertvolle Entwicklungsmöglichkeiten. Wir müssen mit uns selbst ins Reine kommen. Klarheit ist nötig. Wir sind noch weit entfernt von richtiger Einstellung: riesige Schwierigkeiten liegen noch vor uns. Wir müssen die wirtschaft lichen Zusammenhänge erkennen. Dabei mag das Ausland uns Maßstab und Vorbild sein. Wo Gegensätze bestehen, die nicht niederzureißen sind, da müssen wir nach Ausgleichen suchen. Ver ständigung ist nötig.. Wer solche sucht, dient allen Teilen am besten. eigentliche Warenumschlag nach Deutschland er folgt jedoch nicht mehr in Kufstein, sondern in München, das sich immer mehr als Riesenum schlagsplatz für südeuropäische Erzeugnisse ent wickelt. Ab München erfolgt Verteilung nach den deutschen Märkten und auch eine starke Durchfuhr in die Nachbarländer. Die Entwicklung des Umschlagplatzes München an Stelle von Kufstein wird von Bayern stark ge fördert. Um sie zu ermöglichen, erfolgt die Fracht- behandlung der italienischen Waren ab München so, als ob sie schon an der Grenze, also in Kuf stein umgeschlagen würde, wie es im Einfuhrhandel sonst stets der Fall ist. Es wird also bei Versand ab München die Frachtberechnung unter den für Kuf stein geltenden Voraussetzungen vorgenommen. Infolge der sehr billigen italienischen Fracht tarife für Obst und Gemüse erfährt das italieni sche Erzeugnis auf den italienischen Bahnen, also bis zum Brennerpaß, eine Frachtbelastung in kaum nennenswerter Höhe. Die Fracht für die Durch fuhr durch Oesterreich unterliegt einem günstigen Sondertarif, der zwischen Italien und Oesterreich vereinbart wurde. Etwas höher ist die Frachtbe lastung auf deutschem Gebiete, entsprechend den Frach ten, die auch das deutsche Erzeugnis zu tragen hat Ueber die günstigsten Beförderungsmöglichkei ten stehen die drei beteiligten Eisenbahnverwaltungen miteinander im Benehmen. Der italienische Groß handel hat seine Interessen hierbei gut entwickelt. Der Durchgangsverkehr des für die nordwest lichen Länder Europas, namentlich Holland und England, bestimmten italienischen Obstes durch Deutschland ist Gegenstand eines Konkurrenz kampfes zwischen der deutschen und der französischen Eisenbahn, die beide diesen Verkehr an sich ziehen wollen. Der Handel versteht es, diese Konkurrenz auszunutzen. Der innerdeutsche Markt wird dadurch merklich berührt in sofern, als jene Auslandsmärkte bei günstiger Gestaltung der Transitfrachten dem italienischen Erzeugnis immer mehr ver fallen und damit an Aufnahmefähigkeit für deutsches Obst ver lieren. 11. Die Obstausstellung in Trient 1924. In Verbindung mit dem italienischen Pomologen-Kongreß fand in Trient im September 1924 eine große Obstausstellung statt. Ich führe einige Bilder aus dieser Ausstellung vor, die zeigen, wie die Italiener die Ausstellungsfrage auffassen. Das vorgeführte Obst war glänzend beschaffen. Es gab reiche und ungemein anschauliche Sortenzusammenstellungen in allen Obstarten vom Kernobst bis zum Feigenkaktus. Man sah Obstarten und Sorten, die man in Deutschland nur selten zu 10. Versand. Fracht- und Zollbelastung. Verkehrsregelung. Dank weitgehenden Entgegenkommens der ita lienischen Regierung ist der Abtransport der Ware aus Südtirol auf schnellsten Betrieb eingestellt. Ausfallspforte ist vornehmlich die Brennerbahn, Einfallstor für Deutschland also Kufstein. Der Obstausstellung Trient. Schöne und reichhaltige Vorführung von Einzelsorten, wenig gestört durch Namenschilder usw. Zu beachten ist die nette und vielgestaltige, trotzdem har monisch wirkende Art der Vorführung vieler kleiner Obstmengen und die zweck mäßige Ausnutzung der Rückwand mit bildlichen Darstellungen aus dem Betriebe