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DerDeutidpeErwetbsgartenbau Wochenschrift des Reichsverbandes Berliner Gärtner ■ Börse * des deutschen Gartenbaues e.V. Gärtner-Arbeits- u. Grundstücksmarkt Verkündungsblatt der Gartenbau-Berufsgenossenschaft Silz Cassel und der Gärtnerkrankenkasse Sitz Hamburg Vereimisie BHäier für dem deuischem Gerienbeum 40. Jahrgang der Wochenschrift des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues e.V. / 42. Jahrgang der Berliner Gärtner-Börse Auszüge aus dem Inhalt des «Deutschen Erwerbsgartenbaues* nur bei ausführl. Quellenangabe, Nachdruek von Artikeln nur mit Genehmigung der Sehriftleitung gestattet. Nummer 33. — Jahrgang 1925 ♦ Berlin, den 14. August 1925 Schriftleitung: Berlin NW 40, Kronprinzenufer 27. Fernsprecher: Hansa 3428/29. Postscheckkonto: Berlin 906. Sommertagung des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues in Düsseldorf 1925.*) Der 3. Deutsche Gartenbautag. Die rheinische Jahrtausendfeier, das große Bekenntnis des Rheinlandes zum deutschen Vaterlande, war für den Reichs verband des deutschen Gartenbaues die Veranlassung, den 3. deutschen Gartenbautag in Düsseldorf, der schönen Garten- und Kunststadt ,zu eranstalten. Gern und zalhreich sind die deutschen Gärtner aus allen Gauen zum Rhein geeilt, um ihrerseits zu bekunden, daß der Rhein deutsch sei und auch für alle Zukunft deutsch bleiben muß. Wirtschaftliche Fragen von großer Bedeutung für den Gartenbau gaben der ganzen Veranstaltung das Gepräge. Nachdem durch mäßigen Zoll für die Zukunft dem deut schen Gartenbau der notwendigste Schutz gewährt, wird, muß jetzt die Selbsthilfe der Gärtner einsetzen, um den Beweis, zu erbringen, daß der deutsche Gartenbau in der Lage ist, den inländischen Markt in ausreichendem Maße mit seinen Erzeugnissen zu versorgen. Die richtigen Wege hierzu zu finden, war der Hauptzweck der Düsseldorfer Tagung. Am 1. August fand bei zahlreicher Beteiligung der Be grüßungsabend im Kaisersaal der Tonhalle in Düsseldorf statt, der beredtes Zeugnis ablegte von dem großen Interesse der Mitglieder am Verbände und dem Willen zur tatkräf tigen Förderung aller Berufsarbeiten im Interesse der ge samten Volkswirtschaft. Den stärksten Eindruck machte der am Sonntag, den 2. August, im selben Saal stattfindende 3. deutsche Garen- bautag, der ganz eiindeutig den Willen der Verbandsnut- glieder kund tat, die Arbeiten der Führer zu unterstützen und zu fördern. Die Tagung eröffnete der die Geschäfte führende Vorsitzende des Reichsverbandes, Herr Gärtnereibesitzer Schetelig-Lübeck. Er begrüßte besonders herzlich die Vertreter der Ministerien, der Regierungsbezirke des Rhein landes, den Herrn Bürgermeister der Stadt Düsseldorf, die Vertreter der Landwirtschaftskammern, der Gärtnerischen Lehr anstalten und der Presse sowie die Vertreter berufsverwandtet Verbände. Auch alle Kollegen, die so zahlreich aus allen Gauen Deutschlands. Oesterreichs sowie Polens und den abgetretenen Gebieten eingetroffen waren, bewillkommnete er aufs Herz lichste. Er dankte der Stadt Düsseldorf für den großartigen, Empfang am Rhein und führte zur Begrüßung unserer rheini schen Kollegen folgendes aus: „Es ist uns allen ein Herzensbedürfnis, Ihnen, deutsche Männer und Frauen, am Rhein dlie Hand zu drücken und Ihnen zu danken für die Treue und Liebe, die Sie in schwerster Zeit und Bedrückung dem Vaterlande be wahrt haben. In diesen wenigen Tagen haben auch wir erkennen müssen, daß der Monate-, ja jahrelange mora lische und seelische Druck schwerer auf Ihnen lastet und in spontaner herzergreilfender Weise am Freitag abend zum Ausdruck kam, als die uns allen sichtbaren äußeren Erscheinungen der ungebetenen Gäste. Wir wollen deshalb immer wieder mit Ihnen betonen: Deutsch war der Rhein, deutsch ist der Rhein und deutsch soll er bleiben bis in alle Zeiten, und wir werden dieses Treubekenntnis immer wieder in alle Lande hinausrufen weit über die Grenze unseres Vaterlandes, daß die Nationen Europas diesen Ruf hören . und eingedenk werden, daß wir mit beiden Füßen auf dem Boden unbestreitbaren, jahrtausendaltem Rechte stehen. Möge auch diese Kundgebung dazu beitragen, den Gedanken in alle Welt zu tragen, der Rhein ist Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenz e“. Der Redner ging dann auf die schwierige Lage der 1 , deutschen Wirtschaft ein und betonte, daß auch der deutsche Gärtnerstand mit allen Kräften mitwirken wird, um der Wirt schaft über die Klippe hinwegzuhelfen. Jeder Gärtnertag stand bisher unter einem besonderen Zeichen. 1923 in Erfurt galt es, dem Zusammenschluß der nord- und süddeutschen Ver bände nach außen hin Ausdruck zu verleihen und zu betonen, daß ein einheitlicher gärtnerischer Verband den im Wieder aufbau begriffenen Beruf an allen amtlichen und staatilichen Stellen zu vertreten habe. 1924 in Stuttgart galt es, erstens die Forderungen des Berufes bei der Regierung öffent lich zu vertreten, um dem Gartienbau den notwendigen Schutz zu verschaffen gegen die Erdrückung und Ueberflutung mit ausländischen Produkten, zweitens den Berufsgenossen den Weg der Selbsthilfe zu weisen, um aus dem Berufe heraus Maßnahmen zu ergreifen, die dem Zwecke der Abwehr dienen sollten, und Düsseldorf stand untier dem Zeichen der Auswertung der Selbsthilfe. In zweitägigen ernsten Beratungen haben die berufenen Vertreter des Verbandes die Vorschläge des Hauptvorstandes geprüft und diesen ihre Zustimmung gegeben, so daß die großen wirtschaftlichen und technischen Fragen, die in stiller ernster Arbeit soweit vorbereitet sind, . nunmehr zur Aus führung gelangen können und müssen. Ganz besonders wurde durch den Redner dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß der am Nachmittag stattfindende erste Jung-Gärtnertag des Reichsverbandes zu einer bleibenden Ver anstaltung weiden möge, um auch den jungen Nachwuchs in die wirtschaftliche Bedeutung des Gartenbaues einführen zu können. Der Redner eröffnete den deutschen Gärtnertag und schloß seine Rede mit den Worten unseres großen Dichters Goethe: Alten Gewalten zum Trotz sich erhaltien. Nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen, Rufet die Arme der Göttler herbei. Unter lebhaftem Beifall wurde beschlossen, dem Herrn Reichs präsidenten Grüße von dem deutschen Gärtnertag zu über mitteln. Namens des Landesverbandes Rheinland hieß der Vor sitzende, Herr Baumschutenbesitzer Lohse (Kirchen-Sieg), die Teilnehmer am Rhein willkommen. Er dankte den Vertretern der unbesetzten Gebiete, daß sie in so großer Zahl nach 1 Düsseldorf gekommen seien. Es folgten dann die Ansprachen der Regierungsvertreter und in langer Reihe die Ausführungen fast aller politischer Parteien und zahlreicher gärtnerischer Verbände, die ihre Ver treter zum 3. deutschen Gartenbautage geschickt hatten. Für das Reilchsernährungsministerium sprach der Vertreter des selben. Herr Regierungsrat Dr. Rieder. Er wies darauf hin, daß bei 'allen zur Zeit schwebenden Handelsvertrags- Verhandlungen dlie gärtnerischen Erzeugnisse eine Haupt rolle spielten. Selt der Markbefestigung sei die Einfuhr von gärtnerischen Erzeugnissen von Monat zu Monat gestiegen, während die deutschen Erzeugnisse kaum für die Gestehungs kosten abzusetzen waren. Der Wert dieser Einfuhr gärtneri- scher Erzeugnisse habe 1924 rund 400 Mionen Mark be tragen gegenüber 318 Mionen Mark im Jahre 1913. Drin gend notwendig sei die Steigerung der Erzeugung, ver- bunden mit einer besseren Absatzregulierung. Daß die Aus. llandsware trotz vielfach höherer Preise vom Publikum be vorzugt wird, liegt an der besseren Verpackung und Sortierung, *) Ein weiterer Bericht über die Veranstaltungen außer halb Düsseldorfs folgt üin der nächsten Nummer.