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Nr. 14. 3. 4. 1925. Der Deutsche Erwerbsgartenbau . m vermehrten Gemüseproduktion Rechnung, indem sie sich reich lich mit Versandkisten versehen. So hat z. B. eine Veiling, welche rund 250 Mitglieder zählt, sich schon 20 000 Kisten angeschafft. Ebenso wie in Holland macht man auch in Italien und Frankreich solche Anstrengungen, denn diese beiden Länder haben auch von den Gemüsepreisen in Deutschland profitiert. Da wird man sicher fragen: Haben denn die französischen Gärtner auch Nutzen davon geihabt trotz der unerhörten Ruhr- besetzung? Es hat doch sicher kein deutscher Großhändler Gemüse aus Frankreich importiert! Nein, holländische Kauf leute. sind nach Frankreich gefahren, haben dort Salat gekauft und den nach dem holländischen Grenzort Roozendaal senden lassen. Dort ist der Salat in holländische Kisten verpackt worden und ging dann nach Deutschland hinein. Das. von den Franzosen schikanierte deutsche Volk verbrauchte franzö sisches Gemüse, natürlich nicht wissend, daß es aus Frankreich kam, und der deutsche Gemüsegärtner kämpfte um sein Dasein. Wie kann man sich nun in Deutschland gegen den großen Verbrauch von ausländischem Gemüse schützen? Da denke ich, man muß eine, geschickte Reklame machen für „deutsches Gemüse“. Viele der Leser werden sicher der Meinung sein, daß die ausländischen Gärtner auch Nutzen davon haben. Da muß man sich die englischen Gärtner als Vorbild nehmen, welche auch gegen französische und holländische Konkurrenz kämpfen müssen. Die englischen Gärtner fordern das Publikum durch Plakate und Anzeigen in Zeitungen auf, englische Er zeugnisse. zu kaufen, da diese besser und auch frischer sind als eingeführtes Gemüse. Und so gaben die englischen Gärtner im Jahre 1922 12 000 Pf. Sterling für eine gewinnbringende Reklame aus. Auch die holländischen Gärtner haben im vorigen Jahre Reklame gemacht, spezial für Tomaten. In di t e Gemüseläden wurden Plakate gehängt, welche vorstellten, wie ein Kind seine Mutter um Tomaten bittet, welche in einer Schüssel lagen. Darunter stand: „Eet tomaten, gezond voor ond en jong“ (Eßt Tomaten, gesund für Alt und Jung). Die rotgefärbten Tomaten auf dem Plakat zogen auch sehr die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Dann wurden an die Käufer kleine Rezeptbücher gratis abgegeben. Daß diese ihr© Wirkung auch nicht verfehlten, kann man aus folgendem Beispiel sehen. Ein Gemüsehändler in Amsterdam verkaufte vor der Reklamekampagne wöchentlich ungefähr 30 Pfund Tomaten. Als die Reklame, einige Zeit gewirkt hatte, täglich bis 60 Pfund. Dieser vermehrte. Tomatenverbrauch ist hauptsächlich den Rezeptbüchlein' zuzuschreiben. Dann muß man auch dem Publikum klarmachen, daß Gemüse ein gesundes und kräftebringendes Nahrungsmittel ist, mehr noch als Fleisch und Brot. Z. B. Darwin sagt im „Journal of researches" auf Seite 314: „Die Arbeiter in den Bergwerken Südamerikas, deren tägliches Geschäft (das schwerste vielleicht in der Welt) darin besteht, eine, Last Erz im Gewicht von etwa zwei Zentnern aus einer Tiefe von 405 m auf ihren Schultern zu Tage zu fördern, leben nur von Brot und Bohnen; sie würden das Brot allein als Nahrung vorziehen, allein ihre Herren, welche gefunden haben, daß sie mit Brot nicht so gut arbeiten können, behandeln sie wie Pferde und zwingen sie. die Bohnen zu essen. Die Bohnen sind an Knochenerde weit reicher als Brot“. Natürlich kann man nicht alles durch Reklame erreichen. Es muß, und das ist auch dringend notwendig, ein Einfuhrzoll auf ausländisches Gemüse erhoben werden. Aber um sich damit bei der Regierung durchzusetzen, müssen sich alle deutschen Gemüsezüchter in einen Bund zusammenschließen, wie die Holländer und Engländer es tun, und müssen sich gegenseitig unterstützen. In Deutschland betrachtet vielfach ein Gärtner den anderen als Konkurrenten, und hat er eine gute Saat oder irgend ein anderes Geheimnis, so sucht er es so lange wie, möglich für sich allein zu behalten, wo es doch eigentlich seine Pflicht ist, den anderen Kollegen aufzu klären. Denn wenn jährlich für über 50 Millionen Gulden Gemüse und Obst allein aus Holland eingeführt wird, ist der deutsche Gärtner dem andern noch lange kein Konkurrent. O. Sp. [1406 Die Kernobstpackung in Dänemark. Von Michael Gram in Kopenhagen. Wir veröffentlichen folgenden Aufsatz des nordischen Fach mannes sehr gern deshalb, weil es sich hierum einen Berichtsuber Erfahrungen beim Versand von europäischem.Obsteainosameri kanischer Verpackung handelt, die schlagend die neuerdings mehr- fach hervorgetretene Behauptung widerlegenaadassdeutsches Obst nach amerikanischer Art nicht verpackt Schriftleitung. Als ich meinen Artikel: „Die a m e r i k a n i s c h e Kern- obstpackung“ schrieb, hatte ich eigentlich die Absic , dem Artikel verschiedene Bilder beizufügen. Da ich aber nicht wußte, inwieweit die Redaktion für solche Illustrationen das notwendige opfern könnte, so unterließ ich es. Nachdem ich später den ganz außerordentlich interessanten Artikel von Poenicke: „Vom Südtiroler Obstbau“ gelesen habe und die den Artikel begleitenden zahlreichen Illustrationen sah, habe ich mich entschlossen, einige Bilder zu veröffentlichen, um mit diesen zu zeigen, daß man nicht nur in Tirol, sondern ■■ Obstausstellung im „Tivoli“ in Kopenhagen