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DerDeutstheGrwetbsgarteubau Wochenschrift des Reichsverbandes Berliner Gärtner - Börse des deutschen Gartenbaues e.V. Gärtner-Arbeits- u. Grundstücksmarkt Verkündungsblatt der Gartenbau-Berufsgenossenschaft Sitz Cassel und der Gärtnerkrankenkasse Sitz Hamburg Vereiniste Blamier für dem deuisckem Gerienbau 40. Jahrgang der Wochenschrift des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues e.V. / 42. Jahrgang der Berliner Gärtner-Börse Auszüge aus dem Inhalt des »Deutschen Erwerbsgartenbaues* nur bei ausführl. Quellenangabe, Nachdruck von Artikeln nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet. Nummer 14. — Jahrgang 1925 * Berlin, den 3. April 1925 Schriftleitung: Berlin NW 40, Kronprinzenufer 27. Fernsprecher: Hansa 3428/29. Postscheckkonto: Berlin 906. Der erste Schritt zur Errichtung einer selbständigen gärtnerischen Versuchsstation auf Niederungsmoor. Von Johannes Reinhold, Direktorialassistent an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Dahlem. Ein halbes Jahrhundert ist verflossen, seitdem die Land wirtschaft eifrige Förderung auf dem Gebiete der Moorkultur seitens des Staates durch Errichtung zunächst einer, später zahlreicher Moorversuchsstationen resp. -Wirtschaften er fahren hat. Die Erfolge, die diese Institute erzielt haben, be weisen, daß man dort auf dem richtigen Wege ist. Mit fort schreitender volkswirtschaftlicher Entwicklung und der durch sie bedingten Verkleinerung und Intensivierung der Betriebe wird der Gartenbaubetrieb jedoch zweifellos mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Es ist daher das Bestreben durchaus berechtigt, auch dem Gartenbau eine der Landwirtschaft ent sprechend ebenbürtige wissenschaftliche Durchforschung zuteil werden zu lassen. Der Rechtmäßigkeit dieser Anschauung wird sich auf die Dauer niemand mehr verschließen können. Die Lehr- und Forschungsanstalt in Dahlem ist nun im Begriff, die Vorarbeiten zu leisten, die ein wichtiges, neues Arbeitsgebiet erschließen sollen. Am 15. August 1924 wurde der Anstalt anläßlich ihres 109 jährigen Bestehens seitens der Stadt Berlin ein rund 70 Morgen großes Moorgelände süd östlich von Großbeeren zur Durchführung gärtnerischer Ver suche auf Veranlassung des Herrn Oberbürgermeisters B ö ß - Berlin und nach Rücksprache mit Herrn Prof. Echtermeyer, Direktor der Lehr- und Forsehungsanstalt für Gartenbau in Dahlem, überwiesen. neu erwerben mußte, brachten manche Mißerfolge ein, die nur dann vermieden werden können, wenn recht zahlreiche, beweiskräftige Versuche nach dieser Richtung hin angestellt werden und wenn deren Ergebnisse der Oeffentlichkeit zu gänglich gemacht werden. Sie werden den Gemüsebau, Obst bau und das Baumschulwesen umfassen müssen, wie auch die Kultur der Ziergehölze, Stauden und Sommer blumen. Die Versuchsanstellung und Beratung wird eine der wichtigsten Aufgaben der Station sein; weiterhin; wird die praktische Ausbildung gärtnerischer Moorfach leute gefördert werden und Musterkulturen werden zu schaffen sein, die mehr zu wirken vermögen, als Wort und Schrift. Schließlich soll der Erforschung der Niede- rungsmoore in der Nähe Berlins vornehmlich zum Zwecke gärtnerischer Nutzung gedient werden, um dieses von Natur aus so hochwertige Kulturland in einer derart vorteilhaften, wirtschaftlichen Lage dem Gärtnereibetrieb zuführen zu helfen. Das sind Arbeiten, die sich über viele Jahre hinaus erstrecken; kein einsichtiger Fachmann wird von heute auf morgen Er folgeerwarten. Man wird sich darauf gefaßt machen müssen, daß hier und da Mißerfolge eintreten, die dem Praktiker in Zukunft noch mehr als bisher erspart bleiben sollen. Die bisherige Nutzung des Moorlandes erfolgte durch Natur wiese, die z. T. alljährlich im Winter mit Abwässern der Großbeeren ist mit der nach Halle führenden Fernbahn von Berlin aus in einer halben Stunde zu erreichen. Das Ver- suchsgelände stößt unmittelbar an das Dorf an und erstreckt sich als ca. 1,3 km langer und 100—250 m breiter Streifen nach Südosten hin. (Abbildung 1.) Es wird Aufgabe dieser ersten deutschen gärtnerischen Versuchsstation auf Niederungsmoorboden sein, durch Fest stellung zweckmäßiger Kulturverfahren und Sortenwahl dazu beizutragen, daß die für gärtnerische Kulturen geeigneten Niede rungsmoore, vornehmlich in der Nähe großer Städte, einer mög lichst intensiven Nutzungsweise zugeführt werden. Die ge ringen vorliegenden Erfahrungen mit Gartenbaukulturen auf Moorboden, die sich vor nicht allzu langer Zeit jeder Siedler Stadt Berlin überrieselt wurde und bei zweischüriger Mahd im Durchschnitt jährlich ca. 20 Ztr. Heu vom Morgen brachte. Der Boden ist nach dem Urteil der Moorversuchsstation Bremen ein sehr guter, kalk- und stickstoffreicher, sandiger Niede- rungsmoorboden (gut zersetzter, muddeartiger Seggentorf und stellenweise Bruchwaldtorf). Die Moorversuchsstation schreibt u. a.: „Der Gehalt des Moores an Phosphorsäure ist in den Oberflächenschichten etwas höher, als er im Durchschnitt ge funden wird, der an Kali ist wie in der Regel bei allen ton- freien Niederungsmooren gering. . . . Die Flächen werden durch zweckmäßiges Verfahren zu hoher Ertragsfähigkeit ge bracht werden können.“ — Die Mächtigkeit des Moores schwankt innerhalb des Versuchslandes außerordentlich; es