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4, 7. Januar 1909. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt s. d. Dtsch». Buchhandel. 189 »Regensburger Hofes«, Augnstenstraße 53, einen Familienabend, verbunden mit Weihnachtsfeier, unter gefälliger Mitwirkung der Konzert- und Oratoriensängerin Frau Oehl-Ducrue, des Rezitators Herrn Julius Beck und des Liederhort-Solo-Quartetts. Ein reich ausgestatteter Glückshafen und Tanz vervollständigen das Pro gramm. Beginn 8^ Uhr. Eintrittskarten kostenlos durch den Vorstand. Der Vorstand. Personalnachrichten. * Jubiläum. — Am 1. Januar d. I. waren 25 Jahre ver gangen, seitdem Herr Otto Lauterbach, Prokurist der Firma Berth. Siegismund in Leipzig, in diese bekannte Papier großhandlung eingetreten ist. Ebenso wie der Gründer der Firma aus dem Buchhandel hervorgegangen, hat er sich mit rast losem Eifer dem Papierfach gewidmet, dessen gründliche Kennt nis, gepaart mit eingehendem Verständnis für die Bedürfnisse des Buchhandels und der graphischen Betriebe, ihn nach verhältnis mäßig wenigen Jahren auf den ersten Posten im Hause Berth. Siegismund aufrücken ließ. Um den Jubilar zu ehren, veranstaltete der Inhaber der Firma in einem Saale des Buchhändlerhauses am 3. Januar eine Feier mit anschließendem Festessen. Dem Jubilar wurden dabei unter ehrenden Ansprachen in freier und gebundener Rede von dem Inhaber, dem Personal und von Freunden des Hauses wertvolle Gaben überreicht. Bis in späte Nachtstunden blieben die Festteilnehmer bei Musik, Gesang und Tanz in fröhlicher Russische Nekrologe. — In Moskau starb am 4. (17.) De zember der Schriftsteller Graf Jewgenij Andrejewitsch Salias de Turnemir. Er wurde am 12. (24.) April 1840 in Moskau geboren als Sohn der unter dem Namen Jewgenija Tur bekannten Schriftstellerin Gräfin I. W. Salias, geborenen Suchowo- Kobylin (1815—1892); der Vater war Franzose. Der Sohn schrieb zuerst unter dem Pseudonym Wadim eine Reihe von Erzählungen, dann unter eigenem Namen (Salias) »Briefe aus Spanien«, an die sich zahlreiche historische Romane anschlossen, wie »Die Ge nossen Pugatschews« (4 Vde. Moskau 1874), »Die Brüder Orlow«, »Die Pest in Moskau«, »Die Prinzessin Wolodimirskaja«, »Eine Million« (aus dem Leben Potemkins; deutsch übersetzt: Berlin 1887) usw. Eine 1890 begonnene Sammlung von Salias' Werken umfaßt gegen 30 starke Bände. Deutsch übersetzt erschienen ferner noch: »Der Doppelgänger« (Leipzig 1890), »Die Fürstin Pauline« (Dresden 1893), die Kriminalnovelle »Leonida« (Heil bronn 1907). Am 6. (19.) Dezember starb nach langer Krankheit in Gatschina der Zeichner und Schriftsteller Nikolaj Nikolajewitsch Karasin im siebenundsechzigsten Lebensjahr. Er nahm als Offizier an den Kriegen in Turkestan teil, machte dort zugleich ethnographische Studien und zeichnete Genre- und Schlachtenbilder. Später widmete er sich ganz der Kunst und der Literatur. Er war ein vorzüglicher Zeichner und Aquarellmaler. Viele russische und einige ausländische Werke wurden von ihm illustriert, besonders Fürst Uchtomskijs »Orientreise des Groß fürsten - Thronfolgers Nikolaus Alexandrowitsch von Rußland 1890—91«, die bei F. A. Brockhaus in Leipzig erschien und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Er schrieb auch selbst mehrere mit eigenen Zeichnungen versehene Erzählungen (davon erschienen deutsch übersetzt in Hartlebens Lesebibliothek, bezüglich Kollektion: »In den Dschungeln-, »Der zweibeinige Wolf«, »Der Brahmane«, »Das Drama im Grenzfort«), sowie einen Roman (»Im Pulverdampf«) aus dem Serbisch- Türkischen Kriege 1876—77, an dem er als Berichterstatter teil- uahm. Die reiche Phantasie, verbunden mit Kühnheit und Schärfe der Darstellung, die den Bildern Karasins eigen sind, brachten ihm den Beinamen des russischen Dore. Am 12. (25.) Dezember starb der russische Slawist Anton Semjonowitsch Budilowitsch nach einer Operation in einem Krankenhause in St. Petersburg. Geboren am 24. Mai (5. Juni) 1846 im Gouvernement Grodno, war er Professor am Historisch- Philologischen Institut in Njeshin, dann an den Universitäten Warschau, zuletzt (bis 1900) Dorpat, lebte darauf in St. Peters burg und übernahm Ende 1907 in Moskau nach dem Tode Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. Gringmuts die Redaktion der einst unter Katkow berühmten »Noskov^ki^a ^VjeäomoZti« (Moskauer Nachrichten). Seine ge lehrten Arbeiten beziehen sich auf Sprache, Geschichte (auch histo rische Geographie) der Slawen. T. Pech. Sprechsaal. Preisunterbietung. Die Firma Ernst Fiedler in Leipzig, Weidmannstr. 4, bringt in der dritten Einführungsnummer der Halbmonatsschrift »Weg zum Licht« folgende Anzeige: »Heute erlaube ich mir nun, dem geschätzten Leserkreise eine Weihnachts-Preis-Ermäßigung zu unterbreiten, und gebe hiermit bekannt, daß ich an Abonnenten meiner Zeitschrift »Weg zum Licht« von heute ab bis zum 31. Januar 1909 alle meine Verlagsartikel mit 50A Rabatt, also zur Hälfte des üblichen Preises liefere. Ferner gewähre ich während derselben Zeit auf alle übrigen, nicht in meinem Verlage erschienenen spiri tistischen, theosophischen oder sonstigen Bücher, Lexika, Musikalien And sonstige Geschenkartikel einen Rabatt je nach Möglichkeit von 50A abwärts bis mindestens 10A; diese Vorzugsofferte er streckt sich sogar auf bereits im Preise herabgesetzte Artikel. Von 5 ^ an erfolgt Franko-Zusendung. Bücherverzeichnisse bitte ich bei Bedarf zu verlangen »Ferner empfehle ich, von der Vergünstigung für Vereine mehr Gebrauch zu machen. Diese zahlen z. B von 5 Exem plaren an pro Exemplar 1 ^ 50 H jährlich anstatt 3 75 H einhalbjährlich anstatt 1 60 Dies ist für 5 Exemplare 3 ^ 75 ^ halbjährlich. Dieser Betrag entspricht nicht einmal 3 halbjährlichen Abonnements L 1 ^ 60 H (Summa 4 ^ 50 -H.) Eine Anzahl von nur 3 Gesinnungsfreunden tut also gut, anstatt 3 Abonnements L 1 50 ->) halbjährlich (4 ^ 50 H) gleich 5 ä 75 H halbjährliche zu nehmen, was nur den Betrag von 3 ^ 75 ^ ausmacht, eine Einrichtung, die scheinbar noch viel zu wenig bekannt ist « Nach dem Offiziellen Adreßbuch, Jahrgang 1909, gehört die Firma dem Börsenverein und dem Verein der Buchhändler zu Leipzig an. Leipzig, den 24. Dezember 1908. Verein Leipziger Sortiments- und Antiquariats- Buchhändler. Eduard Pfeiffer, Der deutsche Buchhandel vor der Entscheidung. Eine Neujahrsbetrachtung. Der Beginn eines jeden neuen Jahres führte zu einem Rückblick auf das verflossene und einem Hinblick auf das noch ver schleierte kommende. In unserm Berufe war das Jahr 1908 reich an glückverheißenden Erwartungen, gestaltete sich aber durch die Enttäuschungen in denselben zu einem für unsere Fort entwicklung ungünstigen. Trotzdem können wir von neuem für das Jahr 1909 hoffen, da das Verlangen des deutschen Volkes nach Büchern nicht erloschen, vielmehr im Steigen begriffen ist und noch nicht alle Buchhändler bei den zu fassenden Entschlüssen ihre edlen Berufspflichten schweigen lassen. Aber trotz alledem ist die Zeit überaus ernst, ja kritisch, und der Gesamtbuchhandel steht vor der Entscheidung, von deren Ausfall es abhängt, ob er in seiner heutigen, Wissenschaft und Kunst dienenden Gestaltung noch weiter bestehen wird oder, dem Geldgötzen preisgegeben, keine Kulturarbeit mehr leisten kann. Einerseits ist durch einen langsamen Rückgang des dem Sortimentsbuchhandel bewilligten Rabatts, der nach dem neuesten Jahrgange der »Weltwirtschaft« innerhalb des letzten Menschen alters 10 Prozent betragen soll, und anderseits durch die beständig wachsende Vermehrung der Geschäftsunkosten (Ladenmiete, Gehälter, erhöhten Zinsfuß, Steuern und Lebensmittel zum eigenen Bedarf) ein beunruhigendes schnelles Fallen des Rein gewinnes eingetreten. Es wird dieses noch stark beeinflußt durch den beim Publikum beliebten und fleißig benutzten Mitbewerb am Bücherverkauf sowohl durch die Warenhäuser als auch durch ein direktes Angebot an Private durch einzelne Ver- 27