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748 Nichtamtlicher Teil. 29, 5. Februar 1894. sei natürlich, daß der Leipziger Buchhandel, der zur Ostermesse die Freude habe, als Wirt den Besuch der auswärtigen Kollegen zu empfangen, und der für deren Behaglichkeit doch eine gewisse Verantwortung trage, daß dieser vor anderen darüber zu wachen habe, ob sich der Festlegung des Abrechnungstermins nicht irgend ein ernstliches Hindernis in den Weg stelle. Nachdem sich nun Herr Credner auf Veranlassung des Vorstandes der Aufgabe unterzogen habe, diese Frage zu prüfen, habe der Vorstand seinem Berichte und seinem Vorschläge zugestimmt und auch seinerseits^erklärt, daß er für die Ausführung des Antrages kein ernstliches'Hindernis sehe. Bisher sei es nämlich immer Leipzig gewesen, das gegenüber den aus auswärtigen Kollegenkreisen hervortrctenden Wünschen auf Festlegung der Ostermesse^ seine Einwände erhoben und zur Geltung gebracht habe. Herr Richard Schulze: Diejenigen, die am meisten mit der Messe zu thun hätten, das seien die Kommissionäre. Ihm als Kommissionär sei es kein Zweifel, daß die frühzeitige Er ledigung des Abrechnungs- und des Schulbüchergeschästes praktisch unmöglich sei. Wer jemals diese beiden Perioden im Kommissions geschäft durchgemacht habe, der werde auch wissen, daß ihre Zusammenlegung inopportun sei, da jede für sich die äußerste und ausdauerndste Anstrengung jedes Einzelnen im Geschäfte bean spruche. Man solle doch auf diese praktischen Schwierigkeiten Rücksicht nehmen. Er bitte, den Antrag abzulehnen. Herr Streller: Er stelle den Antrag, den Antrag des Herrn Credner, betreffend die Fest legung der Oslermesse, an einen außerordentlichen Aus schuß zu verweisen, mit dem Aufträge, das Ergebnis seiner Prüfung einer demnächst zu berufenden außer ordentlichen Hauptversammlung vorzulegen. Herr Staackmann: Er könne sich denjenigen Herren Vor rednern, die die praktischen Schwierigkeiten für die Kommissionäre hervorgehoben hätten, nur anschließen. Man wisse zwar, daß Herr Credner die Kommissionäre nicht als eigentliche Buchhändler gelten laste» wolle. Herr Credner werde ihm aber doch nicht in Abrede stelle», daß er (Redner) wenigstens als Kommissionär sich ein Urteil zutrauen dürfe, und nur als solcher wolle er reden. Bei einem späten Osterfeste werde der Kommissionär zu Anfang Mai kaum eine Zahlungsliste haben. Lebhafte Geschäfts wochen könne man nicht abschütteln, wie die Aepfel vom Baume; sie müßten durchgemacht werden, und wenn den Sortimenter das Schulbüchergeschäft dränge, so sei es erklärlich, wenn anderes zunächst liegen bleibe. Gegenüber dem Credner'schen Vorschläge würde er einen Termin, der in den März falle, noch vorziehen. Durch Annahme dieses Vorschlages und seine Einbringung in der Börsenvereins-Hauptversammlung werde man sehr bei den Sortimentern anstoßen. Man werde sich nicht erklären können, wie gerade Leipzig dazu komme, diesen Vorschlag zu empfehlen, man werde sagen, daß man in Leipzig keine Rücksicht auf die auswärtigen Sortimenter nehme. Wer allerdings einen Vorteil davon habe, das seien die Verleger. Er sei aber nicht dafür, daß sich der Leipziger Verein in die Bresche stelle. Das möge ein Verlegerverein thun. Er sei gegen den Antrag und empfehle seine Ablehnung. Herr Heitmann: Er halte es nicht für opportun, daß der Leipziger Verein in dieser Sache Beschluß faste, und zwar aus dem Grunde, weil sich bereits der Meß-Ausschuß der Leipziger Handels kammer ernstlich mit der Frage der Verlegung der Ostermesse beschäftigt und deren Regelung u. a. auch deswegen für schwierig befunden habe, weil er bei seinen Erwägungen selbstverständlich auf die Buchhändlermesse habe Rücksicht nehmen müssen. Dem Meß-Ausschuß sei dabei nicht bekannt gewesen, daß die Buchhändler selbst eine Abtrennung von der kaufmännischen Messe wünschten. Er empfehle aber die Annahme des Streller'schen Antrages. In der Abstimmung wurde der Antrag des Herrn Credner mit großer Mehrheit abgelehnt. Hierauf wurde der Antrag des Herrn Streller, der die Prüfung einer Festlegung der Ostermesse an einen außerordent lichen Ausschuß verwies, mit großer Mehrheit angenommen. Der Vorsitzende, Herr I)r. Eduard Brockhaus gab hierauf das Ergebnis der Wahlen in den Vorstand und die Ausschüsse bekannt. Von 115 Anwesenden waren 101 Stimmzettel abgegeben worden, davon 4 unbeschrieben. Es wurden gewählt: In den Vorstand: als Mitglieder die Herren O. Har- rassowitz, vr. C. Lampe, A. Rost; als Stellvertreter die Herren Alfred Ackermann, vr. A. Dürr, R. Voigtländer, A. Voerster. In den Ausschuß der Bestellanstalt: die Herren M. E. Cyriacus, R. Einhorn, A. Röthing, Richard Schulze, R. Thomas, A. Titze. In den Rechnungsausschuß: die Herren R. Linne- mann, O. Nauhardt, L. Staackmann. Vorsitzender Herr vr. Eduard Brockhaus: Erhöbe heute zum letztenmale die Hauptversammlung des Leipziger Vereins geleitet und danke allen Mitgliedern herzlich für das Vertr ?n, das sie ihm 30 Jahre lang durch fortwährende Wiederwahl in den Vorstand entgegengebracht hätten, und ebenso danke er seinen Vorstandskollegen recht aufrichtig dafür, daß sie ihm 14 Jahre lang den Vorsitz übertragen hätten. Aber er habe allen Mit gliedern auch dafür zu danken, daß sie seiner Bitte entsprochen und ihn seines Amtes nunmehr enthoben hätten, da er wohl Anspruch darauf haben dürfe, sich zurückzuziehen und die Leitung des Vereins anderen zu überlassen. Er sage allen nochmals herz lichen Dank! Herr vr. Kirchhofs: Den Rücktritt des langjährigen ver ehrten Vorsitzenden, Herrn vr. Eduard Brockhaus, bedauerten mit ihm (Redner) gewiß alle Mitglieder. Aber an ihnen sei es, ihrem scheidenden Vorsitzenden herzlichen Dank für seine Mühewaltung und Aufopferung zu sagen. Wer je das Vergnügen gehabt habe, mit Herrn vr. Eduard Brockhaus zusammen zu arbeiten, der kenne auch die peinliche Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, mit denen er sich allen seinen Aufgaben unterziehe, und diese habe er auch in seiner langjährigen Vorstandsführung allezeit aus das ernstlichste bethätigt. Er bitte die Versammlung, sich zum Ausdruck ihres Dankes von den Sitzen zu erheben! (Geschieht. Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Auch Herrn Carl Voerster, der nach langjähriger Amts führung aus dem Vorstande schied, sprach die Versammlung infolge einer Aufforderung des Herrn Vorsitzenden ihren ein mütigen Dank aus. (Schluß der Hauptversammlung.) Die Festlegung der Ostermeste. (Vgl. Börsenblatt Nr. 17. 20. 22. 26.) Den Ausführungen des Herrn Streller im Börsenblatt Nr. 26 können wir vom Standpunkte des Verlegers nur bei stimmen. Auch wir sind der Ansicht, daß eine schon so oft ver suchte, aber bisher stets gescheiterte Fixierung des Abrechnungs termins unter Anlehnung an die Leipziger Ostermesse nicht ge eignet ist, den vielfach widerstreitenden Interessen gerecht zu werden. Wir präzisieren daher unsere Vorschläge folgender maßen : 1. Das buchhändlerische Rechnungsjahr läuft vom 1. April bis zum 31. März. 2. Die Zahlung der Saldi erfolgt am dritten Montage im Juni. Zur Begründung dieser Vorschläge verweisen wir zunächst aus die Ausführungen des Herrn Streller. Der Sortimenter gewinnt drei Monate für den Vertrieb von Novitäten, und zwar drei Wintermonate, in welchen das Publium noch am ehesten geneigt ist, Bücher zu lesen und zu kaufen. Der Verleger braucht die Ausgabe seiner Novitäten nicht zu überstürzen, denn jetzt