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746 Nichtamtlicher Teil. 29, 5. Februar 1894. Seite beschafft werde, doch auchInur als Vorschuß gegeben und genommen werden. Es sei nicht schwer, diese Summe von Privaten zu erhalten; er sei aber der Ansicht, daß der Verein eine private Hilfe nicht nötig habe. Herr Adolf Rost brachte hieraus seinen Antrag schriftlich ein. Er lautete: Der Vorstand wird beauftragt, einen außerordentlichen Ausschuß zu ernennen, der die Einrichtung einer Bestell- anstalt für Buchhändlcrpakete nach de» bei der Bestell- anstalt für Buchhändlerpapiere geltenden Grundsätzen zu beraten und einer zu diesem Zweck einzuberusenden Hauptversammlung baldmöglichst Bericht darüber zu er statten hat. Der Ueberschuß der Bestellanstalt von 1893 im Be trage von 3000 ^ möge als besonderer Fonds gebucht werden, um im Falle der Ausführbarkeit der Bestell- anstalt für Pakete nach diesbezüglichem Hauptversammlungs beschluß für jenen Zweck eventuell vorschußweise zur Verfügung zu stehen. Herr Liebeskind (zur Geschäftsordnung): Er habe vorher anders verstanden. So viel er gehört habe, habe es sich nach dem Vorschläge des Herrn Rost bisher nur um eine ander weitige Buchung des lleberschusses aus der Bestellanstalt ge handelt. Nun aber schiene es ihm, daß gleichzeitig Beschluß über die Verwendung dieses Ueberlrags aus dem Konto Bestell anstalt für eine vielleicht einzurichiende Pakelbesöiderung gefaßt weiden solle. Er könne sich damit nicht einverstanden erklären. Vorsitzender Herr vr. Eduard Brockhaus: Er glaube doch, daß der erste Teil des Antrages nicht als neuer Antrag ausgesaßt werden könne, zumal sein wesentlicher Inhalt ja ge nügend besprochen worden sei; er könne ganz wohl als Moti vierung des zweiten Teiles betrachtet weiden. Herr Rost werde wohl auch diese Auffassung haben. Auf die Frage des Herrn Vorsitzenden fand der Antrag Rost ausreichende Unterstützung, wurde aber nach einer Gegen bemerkung des Heu» Liebeskmd, der um Ablehnung des An trages bat, vom Antragsteller zurückgezogen. Herr Rost be gründete die Zurückziehung des Antrages damit, daß ihm das lebhafte Interesse, daS seine Anregung bei der Hauptversamm lung gesunden habe, vollkommen genüge. Es sei zu hoffen, daß sie nun auch weiter in Fluß bleiben werde. Ein anderer, von Herrn Credner eingebrachter Antrag: Tie Hauptversammlung ermächtigt den Vorstand, aus der Vereinskasse eine Summe bis zu 3000 ^ zu Vor arbeiten für die Einrichtung einer Paketbcsörderungs- anftalt in Leipzig zu verwenden, wurde nach einer lebhaften Debatte, an der sich außer dem An tragsteller die Herren Streller, Staackmann und Schatz, meister Kommerzienrat Wagner beteiligten, mit 50 Stimmen gegen 37 Stimmen abgelehnt. Ter Hausbaltplan der Bestellanstalt für 1894 wurde hieraus genehmigt, ebenso der für die Lehranstalt. Es folgte Punkt 6 der Tagesordnung: Antrag des Herrn Hermann Credner: Die ordentliche Hauptversammlung des Vereins der Buchhändler zu Leipzig ersucht den Vorstand des Börsen vereins, aus die Tagesordnung der nächsten ordentlichen Hauptversammlung den Antrag zu setzen: »Die Buchhändlermesje beginnt alljährlich mit dem dem ersten Montag im Mai vorausgehenden Sonntag und endet mit dem Sonnabend dieser Woche.« Vorsitzender Herr vr. Eduard Brockhaus: Der Antrag sei der Versammlung wohl aus dem Börsenblatte bekannt, wo er in diesen Togen (Nr. 17 vom 22. Januar. Red.) ab- gedruckt gewesen sei. In der Form, wie er nunmehr vorliege, habe er gegen die frühere Fassung im Börsenblatte eine redak» tionelle Aenderung erfahren, insofern die Worte »findet im Mai statt und« nunmehr weggelassen worden seien, da der Antrag ja auch die Möglichkeit einschließe, daß die Ostermesse im April beginne, wenn einmal der 1. Mai ein Montag sei. Der Vorstand habe sich mehrfach mit dieser Angelegenheit beschäftigt, da er sich den unleugbaren Vorteilen eines feststehenden Abrechnungsdatums nicht habe verschließen können. Demzufolge sei Herr Credner vom Vorstände veranlaßt worden, sich eingehender mit der Frage zu beschäftigen und die Möglichkeit ihrer Lösung zu prüfen. Herr Credner glaube nun eine geeignete Lösung gesunden zu haben. Seine Vorschläge lägen der Versammlung vor. Der Vor stand habe diese Vorschläge geprüft und gebilligt und schließe sich ihnen an. Herr Credner: Er selbst verkenne am allerwenigsten, daß durch Annahme des von ihm gestellten Antrages kein idealer Zustand geschaffen werden würde; denn wenn dies so leicht wäre, so würde die Frage im Lause der letzten 106 Jahre — so lange schon habe sie Erörterungen veranlaßt — längst gelöst worden sein. Man habe stets nach einem vollkommenen und einwandfreien Zustande gestrebt, und weil man diesen nicht habe finden können, so seien die Bestrebungen zur Lösung der Frage, jedesmal wenn sie ernstlich im Vordergründe des Interesses gestanden hätten, nach endlosen Diskussionen ohne Resultat ver laufen. Wenn nun sein Antrag auch keinen idealen Zustand schaffen könne, so bedeute er doch einen wesentlichen Fortschritt gegenüber den allgemein anerkannten Nachteilen, wie sie seither durch das wandelbare Osterfest bedingt seien. Der Fortschritt erscheine ihm so groß, daß die Mängel, die der Neuerung noch anhaflen, dagegen zurückträten. Im Börsenblatte (Nr. 20 vom 25. Januar. Red.) seien, wie es im Laufe von 106 Jahren üblich gewesen und auch natürlich sei, sofort wieder Bedenken zum Ausdruck gebracht worden. Er halte kein einziges von diesen Bedenken für stichhaltig. Dort werde gesagt, es könnte der Fall eintreten, daß die Arbeiten für das Schulbücherge- schäst und für die Ausstellung der Zahlungslisten beim Sor timenter zusammenfielen. Er verstehe nicht, wie man sich so den Kopf des Sortimenters zerbrechen lönne. Ganz ab gesehen davon, daß er aus seiner Thätigkeit in sehr großen Sorlimentsgeschästen wisse, wie in diesen ohne Ueberanstrengung ein Tag genüge, um die Zahlungsliste aufzustellen, so sehe er auch nicht ein, warum die Zahlungsliste erst gerade dann ausgestellt werden müsse, wenn das Schulbiichergeschäst begonnen habe. Könne das denn nicht früher geschehen? Es erscheine ihm sogar für jedes rationell betriebene Sortiment durchaus not wendig, die Zahlungsliste sobald wie nur irgend möglich auf zustellen, um thunlichst bald die genaue Höhe der zu erfüllenden Verpflichtungen kennen zu lernen. Aber es würde zu weit führen, auf alle diese Details einzugehen. Er wolle nur kurz erwähnen, daß die Leipziger Handelskammer beim sächsischen Ministerium beantragt habe, den Beginn der Ostermesse ans den 15. März festzusetzen, ferner, daß Leipzig jetzt so viele gute Hotels habe, daß man jederzeit ohne Schwierigkeiten werde Unter kommen können. Hotel Hausse und Hotel Hentschel hätten dem Meßausschuß mitgeteilt, sie würden fernerhin keine Meßpreise mehr in Ansatz bringen, sondern zur Messe dieselben Preise be rechnen wie im übrigen Jahre. Das scheine man übersehen zu haben. Infolge seiner Mitteilung im Börsenblatte seien ihm zu seiner großen Freude verschiedene zustimmende Briefe von Kollegen zugegangen. Er wolle nur zwei von ihnen mitteilen; sie kämen von Kollegen, die im ganzen Buchhandel des höchsten Ansehens genössen. Herr Theodor Demuth, Chef des Hauses Gerold L Comp, in Wien, schreibe ihm: »Verehrter Herr Kollege! Erlauben Sie, daß ich Ihnen — ich bin sicher, im Namen des größten Teils gewissenhafter Sortimenter — für die abermalige Vorbringung des Antrags wegen Festlegung der Oster messe meinen herzlichen Dank sage. Wer heule bei der