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.-ß 47. 26. Februar 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2507 „en 6e 1a msreanoia" abzufertigen oder aber in der Kon sulatsfaktur die Ware nach Beschaffenheit, Material, Verwen dung usw. möglichst ausführlich zu beschreiben. (Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft.) Deutsches Buchttewerbemuseum. — Im Saale der alten Drucke wurde vorige Woche eine Ausstellung von Karikaturen des englischen Zeichners Thomas Rowlandson (1766 bis 1827) er öffnet, die alle aus der Sammlung des Herrn Eduard Fuchs in Zehlendorf stammen und wegen ihrer ungewöhnlichen Reich haltigkeit besonderes Interesse beanspruchen dürfen. Neuer Preußischer Lehrerverei,». — Im letzten Leipziger Brief (Nr. 41) ist dem Verfasser bei Erwähnung des »Preußischen Lehrervereins« insofern ein Irrtum unterlaufen, als die neue Firma richtig Volks- und Jugendschriftenverlag des Neuen Preußischen Lehrervereins lautet. Für den 4. Stuttgarter Buchhiindler-Fachkurtz hielt Herr Hofrat Petzendorfer, Bibliothekar der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel, in dem prächtigen Saal des Landes- gewerbemuseums eine Vortragsserie über die Entstehung und Entwickelung der Schrift. Der gewandte Redner, als Fach gelehrter und Herausgeber des »Schriftenatlas« wohlbekannt, ver stand es, an drei Abenden in schöner, formvollendeter, manchmal poetischer Weise seine zahlreichen Zuhörer durch das weite Gebiet der Schreib- und Druckschrift von ihren Uranfängen, die heute nur noch teilweise entziffert werden können, bis zur Gegenwart zu führen. Durch eine Menge von Lichtbildern, die eigens zu diesem Zwecke angefertigt worden waren, wurden die Aus führungen wirkungsvoll unterstützt, während durch Vorführung an der Tafel, bei denen sich der Vortragende als Künstler des Schreib rohrs zeigte, das Charakteristische in der Entwicklung besonders beleuchtet wurde. Eine Ausstellung aus den graphischen Schätzen des König!. Landesgewerbemuseums und des Linden-Museums, die Herr Hofrat Petzendorfer zur Verfügung gestellt bekam und die bei jedem Vortrag gewechselt wurde, rief das Entzücken der Beschauer hervor. Auch die aktuelle Frage, ob Antiqua oder Fraktur für Bücher im allgemeinen künftig verwendet werden solle, behandelte der Referent und wies nach, daß, obgleich die Fraktur keineswegs eine ursprünglich deutsche Schrift sei, seine Losung laure »Antiqua und Fraktur«. Stürmischer Dank wurde dem Redner am Schlüsse der Vorträge dargebracht, und wohl alle stimmten dem Vorsitzenden des Fachkurses bei, als er dem uneigennützigen Redner für seine ausgezeichneten Darbietungen, die kolossale Vorarbeiten bekundeten, den wärmsten Dank aus sprach und ihn, der aus dem Buchhandel hervorgegangen, als eine Zierde desselben bezeichnete. 8. DaS älteste Buch der Weltliteratur. — Durch die Tages- zeitungen geht die nachstehende Mitteilung: Bei den deutschen Ausgrabungen auf der Nilinsel Elephantine an der ägyptischen Südgrenze ist neben Dokumenten von höchster religionsgeschicht- licher Bedeutung auch das älteste erhaltene Buch der Weltliteratur ans Tageslicht gekommen. Das ist das interessante Ergebnis von Untersuchungen, die Geh. Rat Eduard Meyer, der ausgezeichnete Geschichtsschreiber des Altertums an der Berliner Universität, so eben in einer kleinen Schrift über den Papyrusfund veröffentlicht. Was bei den Ausgrabungen an Papyrusurkunden und Texten von Tonscherben aufgefunden wurde, bezieht sich alles auf eine jüdische Militärkolonie auf der Nilinsel, deren Freud und Leid uns hier lebendig vor die Augen tritt, und ist im 6. vorchristlichen Jahrhundert in aramäischer Sprache geschrieben, dem nördlichsten Dialekt unter den semitischen Sprachen, der von den Persern als Reichssprache für die Westhälfte ihres Besitzes gebraucht worden ist. Dank der Geschicklichkeit von Hugo Jbscher sind die Texte jetzt in der Papyrussammlung der Berliner Museen zusammen gefügt worden, und Geh. Rat Sachau vereinigte sie jüngst in Die «rüud»ug eines KnnstauSste!l«ngsverba«deS für Sachsen ist seit längerer Zeit in Vorbereitung. Der geplante Verband wird zunächst mehrere Mittelstädte umfassen. Weitere sächsische Städte und größere Landgemeinden oder die in solchen Orten begründeten Kunstvereine sollen zur Mitglied schaft ausgefordert werden. Der Verband hat sich die Aufgabe gestellt, die Kunstpflege außerhalb der Großstädte durch einen ständigen Au^stellungskreislauf von Gemälden und plastischen Arbeiten und durch Vorträge zu fördern und zu erleichtern. Buckhäudler als Herrenhausmitgtteder. — In Nr. 24 schrieben wir anläßlich der Ernennung des Herrn Kommerzienrats Johannes Klasing zum Mitglied des Preußischen Herrenhauses, daß der Genannte unseres Wissens der erste Buchhändler sei, dem diese Auszeichnung zuteil geworden ist. Wie uns Herr Walter Lambeck in Thorn mitteilt, ist dies nicht der Fall, da bereits sein Vater Ernst Lambeck, Stadtrat und Ehrenbürger der Stadt Thorn, Anfang der siebziger Jahre ins Herrenhaus berufen worden sei und ihm bis zu seinem 1892 erfolgten Tode angehört habe. Aufsirrdrnrg der Bibliothek Wilhelm von Humboldts. — Durch die Tagespresse geht nachstehende Notiz: Auf Günthers dorf bei Neusalz ist jetzt im Besitze des Herrn von der Lancken- Wakenitz die Bibliothek Wilhelm von Humboldts aufgefunden worden. Humboldt hatte sie ursprünglich auf seinen Sohn Hermann vererbt. Der Fund förderte ein bisher verloren ge glaubtes Werk Humboldts zutage, die bis zur Widmung ganz druckfertige Schilderung der baskischen Reise, die Humboldt im Jahre 1801 unternommen hat. Dank dem Entgegenkommen des Herrn von der Lancken-Wakenitz wird die Handschrift in dem für Supplemente bestimmten 13. Bande der von der Berliner Aka demie der Wissenschaften herausgegebenen »Gesammelten Schriften Wilhelm von Humboldts« erscheinen. «K. Vom Reichsgericht. Das »nationale Lesebüchlein« der Polen vor den Gerichten. (Nachdruck verboten.) — Der Schriftsteller Joseph Choeiszewski in Gnesen ließ im eigenen Verlage ein in polnischer Sprache abgefaßtes »Nationales Lesebüchlein« erscheinen, das Schilderungen aus der polnischen Ge schichte, Taten polnischer Nationalhelden, Gedichte, Rätsel u. a. enthielt. CH. versandte eine große Anzahl dieser Bücher nach den verschiedensten Städten des Deutschen Reiches an polnische Gesinnungsgenossen — so festgestelltermaßen nach Posen, Spandau, Bochum usw. Bei einer Revision in der Wohnung des CH. wurden auch noch Exemplare der Schrift ge funden. In den Erzählungen wird der Hoffnung auf baldige Wiederherstellung des polnischen Reiches Ausdruck gegeben und zur Arbeit für das Vaterland ermahnt; jeder müsse bereit sein, nötigenfalls sein Leben für das Vaterland hinzugeben. Durch das ganze Werk geht der Gedanke, daß die Annexion Polens seitens der Teilungsmächte ein drückendes Joch für jeden patriotisch denkenden Polen sei. Der wirtschaftliche Boykott wird gegen jeden empfohlen, der nicht nationalpolnischer Ge sinnung ist. — Wegen Veröffentlichung und Verbreitung dieses Werkes wurde Anklage gegen CH. auf Grund des § 130 des Strafgesetzbuches beim Landgericht Gnesen erhoben. Das Ge richt war der Ansicht, daß das Ziel der Schrift nicht die kultu- relle und sittliche Hebung der polnischen Standesgenossen sei, sondern die Wiedergewinnung der Selbständigkeit des Polentums. Diese könne aber nur auf dem gewaltsamen Wege der Revolution oder des Krieges erlangt werden und sei auf fried lichem Wege undenkbar. Mithin sei der Inhalt des Werkes ge eignet, in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise ver schiedene Klassen der Bevölkerung zu Gewalttätigkeiten gegen einander aufzureizen, und der Angeklagte wurdedaher wegenderVer- öffentlichung und Verbreitung desselben zu 100 Geldstrafe verurteilt. — Gegen diese Entscheidung legte CH. Revision beim Reichs gericht ein, in der er Verletzung materieller Rechtsnormen rügt. Der höchste Gerichtshof verwarf indessen das Rechtsmittel gemä dem Anträge des Reichsanwalts als unbegründet. (Aktenzeichen: 4D. L27t/11.) «erre Bücher» «ataloge »sw. für B»chhä«dler. I^sipLi^. 49. Lanck, 8skt 1. Januar 1912. 30,6X23,5 ow. 8. 1—32 w. 8 LsilaKSn. Inbalt: Le!ranntniaclinv§ (Neue Nitxlisäsr). — Ois Inter- 327-