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228 als RathS-Registrator für die Stadt Königsbrück in Pflicht genommen worden und wird solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königsbrück, am 11. Juli 1867. Der Stadtrat h. Grahl, Brgrmstr. Zeitereignisse. Pulsnitz, 15. Juli. Zu dem heute allhier stattgefundenen Vieh- markte waren 257 Pferde, 1259 Stück Rindvieh und 298 Schweine zum Verkaufe eingebracht worden. Königsbrück, 14. Juli. Dem Vernehmen nach wird unsere Stadt vom 1. October an mit 2 Compagnien vom 3. Bataillon des 4. Infanterie-Regiments belegt werden, während der Stab und 2 Compag nien in Pulsnitz untergebracht bleiben sollen. 8. Großröhrsdorf, 15. Juli. Am letztvergangenen Sonntag, kurz nach Mittag, bildete sich über unserem Orte ein Gewitter, welches solche heftige Schläge entladete, wie sie seit vielen Jahren hier nicht vor kamen. Die Gefahr war groß, da der Blitz im Niederdorfe beim Guts besitzer G. Boden unweit der Gebäude inö Feld schlug und ein gleicher beim Gutsbesitzer F. Boden im Mitteldorfe in ein Haferfeld neben der Scheune fuhr, ein dritter jedoch im Oberdorfe in das Auszugsgebäude des Gutsbes. und Gerichtsschöppen C. Eiselt seinen Weg suchte, wo er nicht nur bedeutende Verletzungen am und im Hause bewirkte, sondern es standen auch Menschenleben auf dem Spiele. In der Oberstube war der Blitz auf der Südseite hereingefahren, hatte sehr starke Holzriegel wie Spähne herausgeworfen, dann durch den Barometer, welcher allerdings nach dieser Catastrophe nichts mehr enthielt, als die Hinterwand und das Drähtchen, woran er hängt und von diesem direct nach dem ungefähr drei Ellen, weit entfernten Spiegel, den er auch in denselben Zustand versetzte, wie das Wetterglas, auch in den Stubendielen Halle er lange Furchen zurück- grlassen; von hier aus nahm er seinen Weg in die untere Wohnstube, wo sechs Personen versammelt waren; nachdem er die massiven Wände mehrfach durchfurcht hatte, fuhr er durch eine Guitarre, welche er zer sprengte und von den übersponnenen Saiten das Metallgewebe völlig schmolz, aber das Innere der Saite, blaue Seide, ganz unversehrt lies. Einen 1j Ellen hohen Baum, auf welchem viel ausgestopfte Vögel an gebracht waren und welcher, apf dem Fenster stand, hatte der Blitz ge spalten, die Bögel alle versengt und unscheinbar gemacht. Bon den sechs in der Wohnstube und in der Oberstube befindlichen Personen wurde, Gott sei Dank, keine verletzt, sondern kamen mit dem blojen Schreck davon. Dresden, 14. Juli. MU Genehmigung des k. Finanz-Ministeriums sollen die für die Angehörigen der in Lugau verunglückten Bergleute be stimmten milden Gaben auf den kgl. sächs. Staatseisenbahncn frachtfrei befördert werden, sobald solche an die kgl. KreiSdirection zu Zwickau oder an eins der unter dem Ausruf Nr. 155 des „Dr.J." genannten Mitglie der des zusammengetretenen Unterstützuugs-Comite adressirt und auf dem Frachtbriefe als für Lugau bestimmte milde Gaben bezeichnet sind. — Ihre Majestät die Königin Marie haben für die hilssbedürf tigen Hinterlassenen der im Lugauer Schacht verschütteten Bergarbeiter heute die Summe von 2M THlr. an die Expedition des „Dr.J." gelange» lassen. Die Summe der an letztere überlieferten Liebesgaben ist davurch auf nahe an 5000 Thlr. gestiegen. Die eingegangenen Gelder werden von der Expedition des „Dr. I. in täglichen Sendungen dem Hilfsconule überliefert. Dresden, 14. Juli. Allerhöchstem Befehle zufolge wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Durchlaucht des Fürsten Maximilian, Erbprinzen von Thurn und Taxis, am königlichen Hofe von heute an eine Trauer auf zwei Wochen angelegt. — Nicht uninteressant dürfte eS sein, daß man, als Se. Majestät Anfangs Juni auch Oberwiesenthal passirte, eine aus zwei Schneejäuleu mit grünen Zweigen umwundene Ehrenpforte errichtet hatte. — (D. N.) Dem Vernehmen nach soll die Enthüllung des Denk-, mals des Königs Friedrich August am 3. August d. I. erfolgen. Dresden, 14. Juli. Das k. Finanzministerium hat heute eine Bekanntmachung, den Unglücksfall bei Lugau betreffend, erlassen und zu gleich das Protokoll veröffentlicht, in welchem die in Lugau zusammen- getretene Sachverständigen-Commission ihr Gutachten über den wahren Sachverhalt und über die zur Rettung der Verunglückte» gemachten Ver suche niedergelegt hat. Wie aus diesen Actenstückcn zu ersehen ist, haben die anzestellten Rettungsversuche, trotz der dabei bethäligten hohen Energie und muthvcllen Ausdauer, sich leider als völlig erfolglos erwiesen und sind infolge dessen nunmehr gänzlich eingestellt worden. Der eingestürzte Schacht ist somit den Verschütteten — wie gleich Anfangs gefürchtet wurde — in traurigster Weise zum Grabe geworden. Möge den hilfsbedürftigen Hinterlassenen der Verunglückten von Seiten edler Menschenfreunde recht ihatkräftige Unterstützung zu Theil werden, was namentlich in Bezug auf die Erziehung und Versorgung der zahlreichen Kinded dringend zu wün schen ist. — In vergangener Nacht haben wiederum 21 Brüche, darunter mehrere sehr starke, stattgefunden. Es bleibt nunmehr nichts anderes übrig, als den Schacht bis oben herauf zuzufüllen und von Neuem abzu teufen. Hierüber kann aber mehr Zeit als ein Jahr vergehen. Dresden; 15. Juli. Wegen erfolgten Ablebens Sr. Durchlaucht deS regierenden Fürsten von Reuß-Schleiz, Heinrich L.XVU, soll am königlichen Hofe eine Trauer auf eine Woche, von Sonnabend den 13., bis mit Freitag, den 19. Juli, in Verbindung mit der bereits ange ordneten, getragen werden. Se. Majestät der König haben allerznädigst geruht, den Portepee junker von Posern des Garde-Reiter-Regiments zum Leutnant zu er nennen. Chemnitz, 14. Juli. Der Berliner Pianofortefabrikant Biese hat ein treffliches; aus 230 Thaler geschätzter Pianino zu dem nächsten, für die Lugauer veranstalteten Concert zur Verfügung gestellt, und zwar so, daß dasselbe nach dem Concert zum Besten des ConcertzweckeS verloost werden soll. (In Zittau hat Herr Rud. Harder einen neuen Nuß- baumsecretär, das Meisterstück eines jungen Meisters, für die Lugauer geschenkt, welcher ebenfalls verloost werden soll.) Chemnitz, 14. Juli. Gestern Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr sind auf dem Eisenbahnbau in der Gegend von Falkenau 10 Eisenbahn arbeiter verschüttet worden. Keiner von ihnen ist jedoch unter den Erd massen stecken geblieben, sondern alle wurden sehr bald zu Tage gefördert. Nur einer hat nach Aussage des Arztes einige Contusionen erhalten, die ihn 3—4 Wochen arbeitsunfähig machen. Berlin, 14. Juli. Der „St.-Anz." enthält einen allerhöchsten Er laß vom 5. Juli, welcher bestimmt, daß die Landeslotterien in Hannover und Osnabrück, sowie die Lotterie in Frankfurt a. M., und zwar eine jede derselben nach Beendigung ihrer zweiten, im lausenden Jahre spie lenden Kassenlotterie, aufgehoben werden. Köln, 14. Juli. (Köln.iZtg.) Für seine Dampf Chocoladen-Brust- bonbonö und Zuckerwaaren ist dem hiesige» Fabrikanten Franz Stoll- werck auch in diesem Jahre die Preis-Medaille zuerkannt worden. Diese Auszeichnung ist um so ehrender, als die Erzeugnisse gleicher Branche aus allen Ländern, darunter von etwa vierzig der bedeutensten pariser Häuser, mit einander concurrirten und eS die einzige Medaille ist, welche hierfür auf ganz Preußen fällt. Besonders wird die Vielseitigkeit der Fabrikation, wie sie wohl keines der vertretenen Häuser auszuweisen hat, so wie die vorzügliche Arbeit und Preiswürdigkeit der ausgestellten Waaren selbst Sei tens der französischen Concurrenz auf dar lobendste anerkannt. Obige ! Thatsachen dürften wohl geeignet sein, die in Deutschland noch vielseitig > wurzelnoen Skrupel, daß nur Paris Vorzügliches in Chocoladen und Con- fituren liefern könne, zu beseitigen, um so mehr, als der Verlauf der Stollwerck'schen Fabrikate in der Ausstellung selbst ein ganz bedeutender ist. Die vor kaum einem Jahre dem Betriebe übergebene neue größere Fabrik des Herrn Stollwcrck vermag die einlaufenden Aufträge nicht zu bewältigen, und steht derselbe im Begriffe, ein größeres Etablissement zu errichten, wozu bereits die neuesten und vorzüglichsten in der pariser Aus stellung befinvlichen Maschinen acquirirt sind. Würzburg, 14. Juli. Die Untersuchung bezüglich der Brodver- giftung energisch und umsichtig geführt, hat ergeben, daß Bäcker Sauer gänzlich schuldlos, und daß überhaupt lein Verbrechen vorliegt. Dagegen stellte sich heraus, daß, weil seit einiger Zeit kleinere Quantitäten Mehl entwendet wurden, ohne daß der Thäter bekannt, die Haushälterin be müht war, diesem aus die Spur zu kommen und deshalb im Hause Um schau hielt, bei tvelcher Gelegenheit sie in einem Winkel einen Blumen topf voll Mehl fand und solches den Gesellen übergab. Es liegt nun die Bermuthuug nahe, daß das vermeintliche Mehl Arsenik war und aus Unlenntniß zum Bestreuen der bereits ausgewirkten Wecke benutzt ward. Wie aber der Arsenik ins Haus gekommen, ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden. Reichenberg, 14. Juli. Soeben ist über Requisition des Bizirks- amtes in Böhnusch-Aicha eine Compagnie Jäger dahin abmarschirt, aus Anlaß von Arbeiterunruhen in der dortigen Fabrik. — Aus Ober-Steier wird mitgetheilt, daß eS dort in einigen Hoch- gebirge» dieser Tage wieder massenhaft geschneit habe. Paris, 14. Juli. Von einer Person aus der Umgebung deS Sultans erfahre ich, daß dieser vollständig betäubt und verwirrt (»>" "ü neunen eS die Franzosen) von der sür ihn so fremden Welt ist, in die er mit einem Mal versetzt worden; er macht den Eindruck, als ob er seine fünf Sinne verloren habe, so daß oberflächliche Beobachter sein Wesen für einfache Stupidität halten. Bei seinen Fahrten durch die Straßen betrachtet er die einfachsten Gegenstände mit einer zwar sprachlos, aber so Ungeheuern Verwunderung, als ob er sich in einem der Gulliverschen Länder besände. Als er am Tage der Preisvertheilung an der Seite des Kaisers und der Kaiserin auf dem Fest erschien, bewahrte er eine gute Haltung und grüßte