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212 kommen sind, sowie in besonderer Beachtung der durch die Vorsicht gebotenen Maaßregeln gegen die Tollwuth der Hunde sieht das unterzeichnete Gerichts amt sich veranlaßt, in den sämmtlichen Ortschaften des Gerichtsamtsbezirks die durch das Mandat vom 2. April 1796 geordneten Maßnahmen in Anwen dung zu bringen. Demnach aber sind alle Hunde, wenn selbige nicht eingesperrt gehalten werden, zunächst für die Dauer von 12 Wochen an Ketten zu legen oder, wenn selbige nach auswärts mitgenommen werden, an kurzen Stricken und mit Maulkörben versehen, zu führen. Zuwiderhandlungen werden mit Geld und beziehendlich Gefängniß bestraft werden. Königsbrück, am 24. Juni 1867. Das Königliche Gerichtöamt daselbst. Hartung. AuctionS-Bekanntmachung. Auf Antrag der betr. Erben sollen den 6. Juli 18VV Nachmittags A Uhr verschiedene zu dem Nachlasse des Herrn Schullehrer Angermann in Lomnitz gehörige, im guten Stande befindliche Mobilien gegen sofortige baare Be zahlung an den Meistbietenden in der Schulwohnung zu Lomnitz versteigert werden. Königliches Gerichtsamt Radeberg, am 28. Juni 1867. Gröbel. Gössel. Zeitereignisse. U Pulßnitz. Der Gutsauszügler Johann George Mager in Ohorn, 83 Jahre alt, verheirathet und Vater von 6 erwachsenen, versorgten Kindern, hat sich in einem krankhaften GemüthSzustande am 28. Juni selbst entleibt. — Mager war seit mehreren Jahren körperlich leidend, ohne Aussicht auf Genesung zu haben. Dresden, 28. Juni. Wie das „Dr. I." vernimmt, beabsichtigt die Regierung zu Erledigung der Zweifel, welche sich bei Ausführung der mittelst Verordnung vom 25. d. M. publicirten Reichsverfassung des Nord deutschen Bundes der bestehenden innern Gesetzgebung gegenüber ergeben könnten, demnächst eine Ausführungsverordnung zur Reichsver fassung zu erlassen. — (Dr. N.) Auf der Rundreise über Kallnberg, Meerane, Glau chau, Zwickau, Schwarzenberg rc., wo Se. Majestät überall mit den ge bräuchlichen und herzlichen Festlichkeiten empfangen wurde, besuchte der König in Meerane die Werkstatt des Herrn Webermeisters Weber. Rührend war,es, die Leutseligkeit Sr. Majestät an diesem Orte zu beobachten. Eine Weberstube hatte Se. Maj. noch nicht gesehen. Ueberraschend mußte es demnach für Höchstdenselven sein, zu sehen, wie jedes Glied der Fa milie vom Vater an bis zum fünfjährigen Kind herab für den Erwerb der Familie mitarbeitet. Beim Besuch der Maschiuenweberei der Herren C. F. Schmieder u. Comp. war kein Maschinenwebstuhl unbegrenzt, jede Arbeiterin hatte es sich zur Aufgabe werden lassen, durch Blumen und Kränze zu Ehren Sr. Majestät die Fabriksäle festlich zu schmücken. Beim Eintritt in die Fabrik ward Sr. Majestät durch die kleine vierjährige Enkeltochter des Gründers derselben ein Bouquet mit kurzer Ansprache überreicht. Die reizende Naivetät dieses Kindes erfreute Se. Majestät so, daß er das Kind anfaßte, es mit beiden Händen hoch in die Luft hob und unter Thräuen küßte. — Heute früh ist auf der Stiftsstraße, Weißeritzstraße und Friedrich straße die Probefahrt mit einer Straßenlocomotive vorgenommen worden. Letztere befindet sich am Haupteingange zum großen Gehege zur Ansicht des Pablicums aufgestellt und ist so construirt, daß das Umlenken und Ausweichen mit derselben sofort und ohne Schwierigkeiten erfolgen kann. Dresden, 1. Juli. Gestern ist hier das Verzeichniß der Preis metaillen eingegangen, welche bei der Pariser Weltausstellung den Ausstellern des Königreichs Sachsen zuerkannt worden sind. Wir bringen dasselbe umstehend zur Kenntniß unserer Leser. Es sind hiernach 6 goldne, 27 silberne und 37 bronzene Preismedaillen, sowie 19 ehren volle Erwähnungen auf Sachsen gefallen. Leipzig, 29. Juni. In der gestrigen Sitzung der Stadtverord neten wurde unter Anderm die Verordnung des Ministeriums des Innern wegen Fortbestandes der Communalgarve mitgetheilt; der Rath gedenkt dagegen anderweit vorstellig zu werden und namentlich darum nachzu suchen, daß von der Neuwahl eines Coinmandauten abgesehen werde. Er erklärt zugleich, daß er das Budget der Coinmunalgarde soweit mög lich erleichtern werde. Berlin, 30. Juni. Die neuen RcichstagSwahlen werden Mitte Juli ausgeschrieben werden, die Wahlen selbst werden nach dem bisherigen Wahlgesetze, nach dem bisherigen Wahlreglement stattfinden, d. h. in jedem Bundesstaate »ach dem Modus, der bei den ersten Reichstagswahlen be folgt worden ist. — Heute Morgen ist hierselbst der General der Infanterie z. D. und Generaladjutant Sr. Majestät deS Königs, v. Kleist, plötzlich am Schlagfluß gestorben. — Am 25. d. M. ist in Frankfurt a. M. der Receß über die im Friedensvertrage vom 3. September vor. Jrs. zwischen Preußen und dem Großherzogthume Hessen vorbehaltene Auseinandersetzung bezüglich der gegenseitig abgetretenen Gebietsteile zur Vollziehung gelangt. Berlin, 30. Juni. Auch die neuen Posttarife, welche mit dem 1. Juli d. I. bei dem Verkehr von und nach dem ehemaligen Thurn- und TaxiS'schen Bezirk in Kraft treten, sind jetzt festgestellt. Selbstverständ lich tritt von genanntem Tage ab ver preußische Portotarif in Kraft. Es fällt demnach unter Anderem der Zuschlag für uufrankirte Briese (1 Szr. oder 3 Kr.) weg, der nur im Verkehr mit dem Auslande erhoben wird. Bei schwereren Briefen wurde bisher von Loth zu Loth der ursprüngliche Portosatz zugescklagen, so daß also beispielsweise eine Sendung von 14 Loth von Frankfurt nach Berlin 14 Mal 9 Kr. — 2 Fl. 6 Kr. kostete, während eine solche Sendung künftig nur das Doppelte des einfachen Satzes, also 6 Sgr. oder 18 Kreuzer kosten wird. Das Maximum veS Briefgewichts beträgt H Pfund. Eine sehr wesentliche Erleichterung bil det auch die Aufhebung deS Recommandations-Zwanges für Expreß-Briefe; denn namentlich Briefe dieser Art, welche also die schleunigste Expedirung verlangen, werden ost erst in den letzten Moment vor Abgang der Post nothwendig. Ihre Absendung war dann nicht mehr möglich, da sie län gere Zeit vor Abgang der Post recommandirt werden mußten. Eine an dere Erleichterung ist die Einführung des sich als nützlich bewährten Post anweisungs-Verfahren, sowie der Postkarten an Stelle der Kreuzbandsen dungen. Alle Erleichterungen, die eben aufzeführte» und noch manche andere, treten jedoch nur für den Verkehr mit dem gejammten bisherigen preußischen Postgebiete, einschließlich Hannover und Schleswig-Holstein, in Kraft; im inneren Verkehr des bisherigen Thurn- und TaxiS'schen Post- Bezirks bleiben die bisherigen Tarife vorläufig noch bestehen. Köln, 30. Juni. In der heute stattgehabten Generalversammlung der Köln-Mindner Eisenbahngesellschaft wurde deren Direction zum Baue einer Eisenbahn von Osnabrück nach Bremen nnd von Bremen nach Hamburg, sowie zum Baue der Brücke über die Elbe und zur Ausgabe der erforderlichen Obligationen und Actien l,!tt. N ermächtigt. Thorn, 29. Juni. Die „Gazeta Tornuska« erklärt sich in ihrem heutigen Leitartikel für eine allgemeine Betheiligung der Polen an den Wahlen zum norddeutschen Reichstage. Hannover, 29. Juni. Für den heutigen Jahrestag der Schlacht bei Langensalza scheint man, wenn auch nicht ernstliche Ruhestörungen, so doch Demonstrationen größern Umfangs befürchtet zu haben. Bekanntlich war das Gerücht von der Rückkehr des Königs Georg ausgesprengt wor den, das eine in der hiesigen Spiegel'schen Buchdruckerei gedruckte Schrift: „Enthüllungen der Wahrsagerin Marianne Lenormand", welche polizeilich mit Beschlag belegt wurde, unterstützte. Die nöthigen VorsichtsmaSregeln waren von den Behörden getroffen worden. München, 27. Juni. Die soeben erschienene „Bayr. Ztg.« meldet: Nach Berichten aus Regensburg ist Se. Durchlaucht der Erbprinz von Thurn und Taxis daselbst gestern Abend verschieden. (Erbprinz Maximi lian von Thurn und Taxis war geboren am 28. September 1831 und seit 1858 vermählt mit Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Helene, Her zogin in Bayern, Tochter des Herzogs Maximilian in Bayern und ältere Schwester der Kaiserin von Oesterreich.) München, 1. Juli. Der Kaiser von Oesterreich ist auf die Nachricht von dem Tode Maximilian'S (seines Bruders) sofort mit Extrazug nach Wien zurückzekehrt. Wien, 30. Juni. (W. T. B.) Hier eingetroffenen Nachrichten zu folge, deren Authenticität leider nicht anzuzweifeln ist, wurde Kaiser Maximilian am 19. Juni erschossen. (Die „Jndependance belge« meldet ebenfalls, daß der österreichische Gesandte in Washington dem Ca« pitain des österreichischen Kriegsschiffes „Elisabeth« in einer officiellen Depesche die Anzeige gemacht habe, daß der Kaiser Maximilian am 19. Juni in Vera-Cruz erschossen worden sei.)