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— 196 — ligten die Einsichtnabme dieser Liste an hiesiger RathSexpediüonSstelle freisteht und etwaige Rcclamationen gegen besagte Liste bei Vermeidung dessen, daß solche bei dem Schluffe der Liste unberücksichtigt bleiben muffen, im Laufe dieses Monats hier anznbringen sind. Königsbrück, am 13. Juni 1867. Der Stadtrat h. i. v. Riemer. Zeitereignisse. ) PulSnitz, 17. Juni. Bei dem in voriger Woche vom 10. bis mit 14. d. M. allhier stattgefundenen Kö ni gSschießen hat beim Schießen nach dem Adler Herr Kaufmann Dietrich den Königsschuß und Herr H. Bubnick den Marschallsschuß gethan, beim Scheibenschießen aber Herr Gastwirth Grützner die Königswürde, und wiederum Herr Heinrich Bub nick die Marschallswürde erlangt. Auch wurden wegen ihrer 50 jährigen Mitgliederschaft bei der Schützengesellschaft die Herren: Kupferschmiedemei ster Karl Haase, Drechslermeister Karl Ehrenfried Hause, Bandfabrikant Gottlob Hübner, Beutlermeister Johann Traugott Junge, Webermeister Gottfried Rammer und Bandfabrilant Gottlieb Rammer dnrch die Schützen deputation und das Iägercorps feierlich als Iubilare begrüßt. Dresden, 14. Juni. Dem „S. W." zufolge sollen im Laufe dieses Sommers in den Amtshauptmannschaften Chemnitz, Rochlitz, Grimma und Leipzig noch mehrfache geodätische Erörterungen angestellt werden Behufs der Gewinnung der technischen Unterlagen zu Bearbeitung eines den im Herbst d. I. wieder zusammentretenden Kammern vorzulegendcn Planes einer directen Eisenbahnverbindung zwischen Leipzig und Chemnitz. Dresden, 16. Juni. Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin sind heute Nachmittag Z3 Uhr nach PariS)gereist. Berlin, 14. Juni. Die hiesige Stadtvoigtei beherbergte Ende voriger Woche 250 Untersuchungsgefangene. — Die Schwaben sind tiefgründige Leute, schießen aber leicht um die Ecke. Damit sie das nicht mehr thun, bekommen sie von Preußen 6000 Zündnadeln geborgt. Glogau, 13. Juni. Man schreibt der „Schl. Ztg." von einer dreifachen Hinrichtung, die heute im Hofe des hiesigen Jnquisitoriats stattgefunden hat. Die Hingerichteten waren: 1. der Häusler Friedrich Wilhelm John aus Neudorf bei Polkwitz, der am 3. März 1865 seine 11jährige Stieftochter Henriette Kläjsig erhängt hatte; 2. der Reservist der 2. Comp. 5. Pommer.-Jnf Nr. 42 Karl Ludwig Eduard Wadiczewski aus Schlcchau, Regierungsbezirk Marienwerber, der am 13. Juni 1866 den Hauptmann v. Petersdorf erschossen hatte, und endlich 3. der Füsilier des westfälischen Füsilierreziments Nr. 37, Peter Franz Wilhelm Dolle aus Voßwinkel, Kreis Arnsberg, schuldig eines am 18. August 1865 an dem Schwarzviehhändler Gottfried Pannewitz aus Sarnowlo verübten Raubmordes. — fUnwetter.s Aus der Gegend von Lüben in Schlesien wird von einem schrecklichen Hagelwetter berichtet, das am 7. d. Mts. eine lange Strecke gänzlich vernichtet hat. Binnen 15 Minuten war der ganze Strich von Lüben bis Bojanowo, fast eine Länge von 7 Meilen, in der Breite von einer halben Meile, durch den furchtbaren Hagel voll ständig zur Oede gemacht. Im Guhrauer Kreise allein sind 15 Dörfer davon getroffen worden. Der Hazel siel in Stücken wie Hühner-, ja wie Gänseeier groß. In Köben wurden zwei Menschen getövlet, in Lüb- chen liegen mehrere dem Tove nahe, viele sah man blutig geschlagen. Auf den Feldern wurden alle Thiere getödtet, Hasen, Hühner, Lerchen, Kibitze, Sperlinge lagen tcdt umher, selbst Mäuse und Maulwürje und im Wasser getödtete und betäubte Fische. An den Bäumen blieb lein Blatt, oft kein Zweig, selbst die Rinde wurde von den Bäumen geschlagn, so daß dieselben nackt und weiß dastehen. Ganze Schonungen und Walv- streckcn wurden vernichiet, starke Bäume umgebrochen, Häuser schwer be schädigt, kein Fenster blieb ganz. Die ganze Ernte ist vernichtet, das Getreide auf vielen Plätzen durch das Wasser förmlich vom Boden ver schwunden, große Strecken waren zu einem See geworden! Ein solches Wetter hat seit Menschcngedenken nicht getobt. Die Aussichten der armen Bewohner sind trostlos. Trier, 12. Juni. Der Mainzer Schwimmkünstler und Rivale Ernst Mahners, Konrad Siebert, der um 'Neujahr in den eiskalten Fluthen des Rheins eine Schwimmpartie durch die Mainzer Schiffbrücke machte, ist cm 11. d. M. bei einer Schwimmtour im Rhein, wobei er sich einen Zuber anzehängt hatte, welcher seine Kleider enthielt, in der Nähe von Mombach ertrunken. Hamburg, 15. Juni. In Ergänzung der vorgestrigen Andeutung der Berliner „Nordv. Allz. Ztg." bezüglich neuer Friedensbürgschaften telegraphirt ein gewöhnlich wohlunterrichteter Pariser Correspondent der „Hamb. Nachr.": Kaiser Napoleon habe seinen hohen Gästen eine Mi- Utärreduction vorzeschlagcn. Rußland und Preußen hätten ihre Bereit willigkeit ausgesprochen, darüber zu verhandeln, und Frankreich habe sich alsdann bestimmte Vorschläge Vorbehalten. Hannover, 15. Juni. Geh. Rath v. Stockhausen ist gestern seiner Haft in Minden entlassen worden. Stuttgart, 14. Juni. Zu Ehren des hier anwesenden Kaisers von Rußland hat gestern Abend auf der Villa des Königs in Berg ein glänzender Hofball stattgefunden. Die Villa und die daran stoßenden H Gärten waren glänzend erleuchtet. Nach einem Gala-Diner setzte der Kaiser heute Abend seine Reise über Darmstadt nach Berlin fort. Wien. Die „Pr." schreibt: Nach den bisher getroffenen Disposi tionen wird Se. Majestät der Kaiser in Begleitung Ihrer Majestät der . Kaiserin sich nach Paris begeben. Als Tag der Abreise ist der 26 Juni I oder 2. Juli festgesetzt. Wie verlautet, werden Ihre Majestäten in Paris in den Hiuilerien wohnen. Auch Freiherr von Beust wird sich mit mehreren Beamten der geheimen ExpeditionSkanzlei im kaiserlichen Gefolge befinden. Paris, 15. Juni. Man schreibt der „Köln. Ztg.": Die Depesche der Agentur Havas, welche meldet, daß Kaiser Maximilian vor ein Kriegs gericht gestellt werden solle, hat nicht vollständig publicirt werden dürfen. h Man ließ den Nachsatz weg, nachdem das Kriegsgericht am 29. Mai zu sammentreten sollte. Marquis de Moustier hat unmittelbar darauf nach Washington telegraphirt, um den französischen Gesandten Herrn Bcrlhemy > auszuforven, sich dringend und energisch bei Seward zu verwenden, um die Intervention der Vereinigten Staaten bei Juarez wirksamer zu machen. Herr Berthemh hatte vorher nach Paris gemeldet, daß es Herr» Campbell noch nicht gelungen war, Juarez selbst anzutreffen. Paris, 15. Juni. Der König von Preußen ist abzcreist. Der Kaiser begleitete ihn zum Bahnhof, wohin die hohen Herrschaften nebst der Suite sich in fünf Wagen ohne Escorte begaben. Der Kaiser nahm im Inneren des Bahnhofs Abschied vom Könige. Der Zug setzte sich um Punkt 10 Uhr in Bewegung. Auf dem Wege nach dem Bahnhöfe » wogte eine große Volksmenge und vielfach erscholl der Ruf „Vive l'Empereur" und Hurrah. Der Kronprinz von Preußen ist bereits gestern Abend nach Baden-Baden abgereist. — Die „Patrie" schreibt: Der auf Befehl Esccbedo'S erschossene Ge- l neral Mendez war einer der eifrigsten Anhänger der kaiserlichen Sache iu Mexico. Er hatte nach dem Abzug des Generals Marquez aus Que retaro den Posten eines Geueralstabschess bei Maximilian übernommen. Ueber das eventuelle Schicksal des Kaisers lägt sich keine Muthmaß- u»g aufstellen. Das Kriegsgericht wird ihn ohne Zweifel zum Tode ver- urtheilen; allein man hofft, daß Juarez dies Urthell benutzen werde, um seine Gnade desto werthvoller und leuchtender zu machen. , — Pikant war folgende kleine Episode der gestrigen Verhandlungen des gesetzgebenden Körpers: Picard beklagte sich, daß nie die Original depeschen über Mexico vorgelegt worden seien. Jedenfalls müßten die selben der Budgctcommissiou zur Verfügung gestanden haben, denn nur dadurch könne die Commission in den Stand gesetzt worden seien, sich über die Situation eine Ansicht zu bilden. Präsident Schneider (ihn unterbrechend): „Gehen wir jetzt nicht nach Mexico, Herr Picard!" (Beifälliges Gelächter. Sehr gut, sehr gut.) Picard: „Ihre Bemerkung, Herr Präsident, wäre vor fünf Jahren noch viel richtiger gewesen!" (Bewegung.) — An einer Straßenecke in Paris lag ein Bettelknabe und schlief. Der Kronprinz von Preußen geht vorüber, drückt dem Knaben ein glän- zcudes Silberstück in die Hand und gehl weiter. Der Knabe erwacht, ist überglücklich über das Geld und weiß nicht, wie er zu solch einem Gsiick gekommen ist. Der Herr giebls den Seinen im Schlaf. London, 15. Juni. Auö 'New-Jork meldet eine durch das atlan tische Kabel einzetroffene Depesche, daß die kriegsgerichtliche Untersuchung gegen den Kaiser Maximilian von Mexiko geheim geführt wird. , Türkei. Die provisorische Regierung Kreta's hat durch die Consuln der Stadt Canea eine neue Protestatio« an die Mächte Europas gerichtet, in welcher sie gegen die Handlungen der Barbarei und Grausamkeit, mit welcher dieser Krieg von den Türken gegen die Christen geführt werde, protestirt. Das Ceniralcomite für Kreta in Athen hat ebenfalls eine neue Proklamation an die Hellenen auf dem Erdenrund er lassen, um sie zur weiteren Unterstützung der Kämpfenden und ihrer Fa milien aufzusordern. New-Jork. Nach Berichten aus Mexico erlagen die Generale Miram o n u. Castilla dem klimatischen Fieber. Mejia wurde erschossen. Süd-Amerika. Aus Peru wird gemeldet: I« L inia sind Un ruhen auSgebrochcn, welche im röligiösen Fanatismus ihren Grund haben. Die Protestanten wurden mißhandelt, ein englischer Tempel und die Freimaurerloge von Callao in Brand gesteckt. Es ging das Gerücht: f der Congreß sei aufgelöst, und Prado habe sich zum Diktator aus 6 Jahre prcclamiren lassen.