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"OA gewährten. Jemehr uns jetzt ein unerwarteter kalter Nachwinter um fangen halt, desto mehr entzück! uns das Walten einer Natur, die uns einen herrlichen Frühling mit allen seinen Blüthen und Blumen erschei nen läßt. Deshalb versäume man nicht einen Gang nach „Elisens Ruhe", er ist belohnend für Auge und Gemüth, er versöhnt uns mit so manchen Dornen, welche Zeit und Leben in den Kranz des Daseins flechten. — Der wegen des Telegraphenwesens zwischen Sachsen unv Preußen geschlossene Vertrag ist am 9. d. M. ratificirt worden, und da er 8 Tage nach der Ratification zur Ausführung kommen soll, so wird mit dem ver flossenen Sonntage das Telezraphenwesen vollständig an Preußen über gegangen sein. Meißen, 18. März. Heute wurde hier der älteste Mann Meißens, der das Alter von 93 Jahren ziemlich erreicht hatte, zur Erde bestattet, und ist der ungewöhnliche Fall eingetreten, daß ihm dessen Pflegerin und Enkelin gestern schon im Tode nachgefolgt ist. Zittau, 15. Marz. Nach Beschluß des Stadtraths ist an Se. Maj. den König wegen Ablebens der Frau Herzogin Sophie in Bayern, Herzogin zu Sachsen, eine.Trauer- nnd BeileidS-Adrssse gerichtet und am heutigen Tage nach Dresden abgelassen worden. (Von Dresden, Leipzig, Chemnitz, Meißen und anderen Orten sind dem kzl. Hofe aus Anlaß des letzten erschütternden Todesfalles ebenfalls Beileidsadressen zugegangen.) Berlin, 18. März. Im Handelsministerium finden jetzt Conferen- zen zwischen Commissarien der preuß. Regierung und den übrigen Staa ten des Norddeutschen Bundes statt, welche sich auf die Herstellung einer Einheit des Eisenbahnwesens im Norddeutschen Bunde beziehen. Berlin, 19. März. Die heutige (15.) Sitzung des Reichstages wurde von dem Präsidenten lO Uhr 12 Minuten eröffnet. Die Tribünen sind überfüllt. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen Seitens des Präsidenten trat das Haus in die Tagesordnung ein: Vorbericht im Ple num des Reichstags über den Entwurf der Verfassung des Norddeutschen Bundes — zunächst Abschnitt 2. (Bundesgesetzgebung), resp. den Art. 2 des Abschnittes 2., welcher lautet: Innerhalb dieses Bundesgebietes übt der Bund das Recht der Gesetzgebung nach Maßgabe des Inhalts dieser Verfassung und mit der Wirkung aus, daß die Bundesgesetze den Landes gesetzen vorgehen. Die Bundesgesetze erhalten ihre verbindliche Kraft durch ihre Verkündigung von Buudeswegen, welche vermittelst eines Bundesge setzblattes geschieht rc. Nach Feststellung der Rednerliste eröffnete die Ge- neral-Discussion über den Abschnitt 2 ter Abgeordnete I)v. Schwarze. Er erklärte einen von dem Abg. Zachariä einzebrachten VerbesserungSan- lrag für überflüssig; Redner führt aus, die von den einzelnen Staaten zu bringenden Opfer seien zum Nutzen des Ganzen, ein starkes Deutsch land, eine feste und stramme Centralgewalt, fester und strammer als in Nordamerika, ist für Norddeutschland nothwendig, und dann werde der europäische, der Weltfrieden gesichert sein. Gesund muß der Staat sein, und das ist das intelligente Deutschland. In einer Befürwortung des Zachariä'schen Antrags liege ein Mißtrauen gegen die Verfassung: wenn man sich auf den Boden der Thatsachen, des Rechts, der Treue, des ge gebenen Wortes in guten und bösen Tagen stellt. Das ist nicht particu- larisch gesprochen, damit bin ich auf dem nationalen Boden. Das Recht muß aus dem Volke herauswachsen, es darf ihm nicht aufzenöthigb wer den; das geschieht aber, wenn wir seine Eigenthümlichkeiten nicht schonen, wenn wir seine Rechtsgewohnheiten, die ihm so lieb sind wie seine Reli gion, alteriren. Ein gemeinsames Strafgesetzbuch erachtet er derzeit für unmöglich, eben so eine gemeinsame Strasproceßordnuug. Hannover, 15. März. Der größte Theil der im Landwehr-Ver- hältniß stehenden, zur Ableistung des Eides auf den 13. nach Celle be rufen gewesenen Reservisten der ehemaligen hannoverschen Armee hat lumultuirend den Eid verweigert. An anderen Orten scheint der Act ruhig verlaufen sein. (Am 15. d. sind von diesen Tumultuanten 145 Mann unter militairischer Escorte nach Stade abgeführt worden, um in das Militaireingereiht zu werken. Wien, 18. März. Bei Gelegenheit der Krönung des Kaisers zum Kö nig von Ungarn wird zur Erinnerung an dieses denkwürdige Ereigniß ein eigener Orden gestiftet, dec den Namen „Ungarischer Sternorden" er halten wird. Wien, 19. März. Die „Ne:>c freie Presse" meldet, Oesterreich habe Preußen den österreichisch-deutschen Mnnzvertrag gekündigt. Paris, 15. März. In seiner gestrigen Interpellation über die aus wärtige Politik der Regierung schilderte Herr Thiers, auf Deutschland kommend, die innere Lage dieses Landes, wie er sich dieselbe vorstellt, mit großer Ausführlichkeit; er meinte, man hätte die Politik der liberalen Par tei, das heißt der Partei der Decentralisation und Föderation unterstützen sollen; man habe es nicht gethan. Preußen habe es geeignet gefunden, sich zu vergrößern und man habe es gewähren lassen. Von Herrn von Bismarck müsse man sagen, was Bossuet von Cromwell: „ein Mann hat sich gefunden." Dieser Minister sei von einer seltenen Kühnheit und Euer- 96 — gie; denn wie hätte er ohne diese Eigenschaften ein Reich von 38 Mil lionen mit einem Volke von 19 Millionen anzreifen können? Aber Oe sterreich sei nicht kampfbereit gewesen und Italien habe durch seine Theil- nahme am Kampfe Frankreich gelähmt. Dios habe Herr von Bismarck sich zu Nutzen gemacht. Frankreich habe auf keinen Gebietszuwachs rech nen können, denn Deutschland halte leidenschaftlich Alles fest und Preußen hätte selbst nach der Schlacht von Sadowa Frankreich nichts geben kön nen. Frankreich hätte auf Italien drücken und den Angreifer des deut schen Bundes mit Krieg hedrohen müssen, so wäre der Frieden .erhalten geblieben. Die Regierung habe gezaudert, eine Chance abgewartet und so Anlaß zur Größe Preußens gegeben. Jetzt habe Preußen 31 Millionen Einwohner und auch Mainz, dar Napoleon 1. den Schlüssel des europäi schen Continent nannte. Paris, 16. März. In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers ergriff der Staatsminister Rouher das Wort zur Beantwort ung der Interpellation Thiers. Der Staatsminister äußert im Wesent lichen : Die Regierung habe in ihrer auswärtigen Politik keineswegs Feh. ler begangen; Frankreichs Beziehungen zu allen Mächten seien durchaus freundschaftlicher Natur, wie denn zwischen den Mächten das beste Ein vernehmen unv nirgends feindselige Gesinnungen Herschten. Man habe keinen Grund, irgend weiche Unruhe zu hegen. Frankreich sei nur damit beschäftigt, die Entwickelung des nationalen Gedeihens und Wohlstandes zu fördern. — Auf Deutschland übergehend erklärte der Minister, der ehemalige deutsche Buno sei Frankreich in einom höheren Grade unbe quem gewesen, als das gegenwärtige Deutschland. — Jules Favre, welcher nach Rouher das Wort ergriff und sich namentlich über die ge genwärtige Lage der Dinge in Deutschland aussprach, warf im Laufe sei ner Rede die Frage auf, weshalb die Regierung eine gesetzliche Reorgani sation der Armee für nothwenvig gehalten habe, wenn die politische Si tuation in dec That so sei, wie Herr Rouher ausgeführt habe. — Die Depatte über die Interpellation wird am Montag fortgesetzt werden. Paris, 17. März. Ernste Unruhen sind in Roubais (Nord departement) ausgebrochen. Es ist zum Kampf zwischen der Gendarmerie und den belgischen Arbeitern, die in dieser Stadt beschäftigt sind, gekommen. Diese Arbeiter, die sich an die Grenze begeben haben, ver langen die Annexion Belgiens an Frankreich, und machen große Demou strationen zu Gunsten dieses Landes. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Brüssel, 16. März. Ein Telegramm der „Jndependance" ans Wien meldet, Frankreich, England und Oesterreich seien übereingekommen, der Psorte den Rath zu ertheilen, Kandia an Griechenland abzutreten. Die bezügliche Erklärung sei bereits erfolgt. London, 16. März. Im Oüerhanje machte Graf Derby die Mit- theilunz, daß die Belgrader Festung von den Türken geräumt werde und eine serbische Garnison erhalte. Die türkische Flagge bleibe. Serbien, im Wesentlichen unabhängig, werde die Souverametät der Türkei aner- keuneu. Graf Derby theilte ferner mit, daß die Psorte die verheißenen Reformen bezüglich ihrer, christlichen Unterthanen ohne Verzug ausführen werde. Oer Slaatsconseil habe bereits drei christliche Mitglieder erhalten, unter denen sich der Finanzminister und Bankvirector befinde. London, 16. Mär;. Von der furchtbaren Explosion vor Hong kong erzählen die Berichte, daß das Pulverschiff „Zephyr" und der Bremensche Schooner „Themis", nebeneinander vor Anker liegend, zu- sammen N5 Tonnen Pulver an Bord halten, als am 17. Januar das Unglück sich ereignete; 36 Menschen wurden augenblicklich gerövtet, wäh rend eine große Anzahl Anderer durch das Umschlagen von Kähnen ums Leben kamen. K i r ch e n n a ch r i ch t e n. Pulsnitz, den 22. März 1867. Beerdigungen: 19. Mär;, die ledige Johanne Springer, Armenhansbewohnerin in Böhm.-Ohorn, 67 Jahr alt. — 22. März, die verw. Fran Johanne Eleonore Richter ans Obersteina, 59 Jahr alt. Bußtag, den 22. März, predigt Vorm. Herr Oberpfarrcr U Richter, Nachm. Herr DiaconuS Kretschmar. Sonntag, d. 24. März, predigt: Vormittags Herr Oberpfarrer U Richter, Nachm. Hr. Pfarrer Kühn a. Oberlichtenau. Mariä Verkündigung, d. 25.März: Vorm. Herr Oberpfarrcr >l Richter, Nachmittags Herr DiaconuS Kretschmar. Königsbrück, den 22. März 1867. Sonntag, den 24. März, sowie Montag, den 25. März, predigt: Vormitttags Herr Oberpfarrcr Kirsch, Nachmittags Herr DiaconuS Kyaw.